𝟐𝟏. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥
»Endlich!«, rief Molly voller Freude und ich als ich mein Zimmer spazierte, erkannte ich es fast nicht wieder. Sie hatte mehrere Kleider auf mein Bett gelegt, da sie eine ziemliche Kleid-Fanatikerin gewesen ist. Mein Zimmer war das reinste Chaos, sie hatte ihre ganze Schminke, all ihre Schuhe und ihren Schmuck in meinem Zimmer verteilt. Eigentlich hätte ich wissen müssen, was auf mich zukam - schließlich eröffnete Molly immer eine Boutique und gleichzeitig ein Kosmetikstudio, sobald eine Feier oder eine Party auf uns zukam. Nur diesmal war ich viel zu verwirrt und in Gedanken versunken.
Natürlich hatte sie wiedermal ihren ganzen Kleiderschrank dabei. Das Einzige was sie mir tagsüber zuschickte waren Kleider, damit ich ihr meine Meinung zu diesen sagen konnte. Ich fand nicht, dass mir solche engen Kleider jemals stehen würden, aber sie liebte diese Kleider. Und sie konnte diese definitiv auch tragen. Ich war übrigens auch immer ihre Fotografin, wenn es darauf ankam, dass wir uns so hübsch machten wie wir es heute machen würden.
Und dann fing der ganze Prozess schon an. Sie entschied zuerst, welche Kleider wir anziehen würden. Natürlich durfte ich ihr sagen, welches mir am meisten gefiel, aber sie bestand darauf sich besser auszukennen und ich vertraute ihr blind. Ich zog ein schlichtes, enges schwarzes Kleid an, welches auf der einen Seite etwas von meinem Oberschenkel freigab, da ich Molly gesagt hatte, dass ich nicht wirklich etwas auffälliges anziehen wollte. Sie hingegen entschied sich für ein rotes, enges, kurzes Kleid mit riesigem Ausschnitt. Danach machte sie sich eine ganze Stunde lang an meinem Gesicht zu schaffen. Sie schminkte mich. Ich musste zugeben, dass ich nie wirklich der Mensch gewesen bin, der sich schminkte. Ich fand es wunderschön wenn Mädchen es wirklich konnten, keine Frage, aber ich konnte keinesfalls mit Kosmetikprodukten umgehen.
Als Molly mich fertig geschminkt hatte begutachtete sie ihr Werk und nickte stolz. Auch ich schaute mich im Spiegel an und stellte fest, dass sie mein Aussehen tatsächlich dezent geändert hatte. Ich hatte einen hellbraunen Lidschatten mit etwas Glitzer und dunkelroten Lippenstift. Sie hatte mein Make-up genauso hinbekommen, wie ich es wollte und mir vorstellte, weswegen ich sie umarmte. »Alles gut, Mauerblümchen. Aus dir kann auch was Vernünftiges werden. Ist natürlich nur ein Spaß. Du bist wunderschön, egal wie du aussiehst«, sagte sie frech und widmete sich nun ihrem Look. Kurz bekam ich den Gedanken, mir vielleicht Locken in die Haare zu machen, jedoch gefielen mir meine natürlichen, glatten Haare mehr und ich beließ es dabei.
Während Molly sich nun schminkte ging ich runter, um uns was zu trinken zu holen. Ich lächelte als ich sah, dass Mary genug Red Bull gekauft hatte, also schnappte ich mir zwei. Sie wusste, dass Molly diese mochte und hatte sie wahrscheinlich extra nur für Molly gekauft. Erst als ich gerade dabei war mir die beiden Dosen aus dem Kühlschrank zu nehmen, erinnerte ich mich an das Gespräch von heute Morgen. Der Tag war noch jung gewesen, aber trotzdem waren zwei Dinge passiert, von denen ich nicht glaubte, dass sie jemals passieren würden.
Als ich auf der Wohnzimmercouch nur meinen Vater liegen sah, ging ich schnell nach oben und klopfte an Marys Zimmertür. Ich hatte nicht vor sie zu stören oder sie großartig aufzuhalten, aber ich wollte ihr nur das Gefühl geben, dass sie auch jetzt nicht alleine war. »Ava, wow. Das Kleid steht dir wirklich sehr.« Sie belächelte mein Aussehen und brachte mich dazu, mich ein Mal um mich selbst zu herumzudrehen, um ihr auch alles gut präsentieren zu können.
»Ich wünsche euch viel Spaß. Alex wird gut auf euch aufpassen.«, fügte sie knapp hinzu und musterte mich freudig. Ich wusste, dass die Beziehung zwischen uns bis jetzt nicht wirklich eine gute Mutter-Tochter Beziehung gewesen, jedoch fing ich an, Mary mehr zu mögen. Ich hatte mich noch lange nicht an den Gedanken gewöhnt, ein Geschwisterchen zu bekommen, aber wenigstens fand ich es nicht mehr so schlimm in ihrer Anwesenheit.
»Geht es dir schon besser?«, fragte ich sie vorsichtig und sie musste schlucken. »Ja, ich traue mich aber immer noch nicht es ihm zu sagen. Ich will es aber nicht abtreiben.«, erklärte sie und verständnisvoll nickte ich. »Das wirst du nicht. Ich bin hier falls du mich brauchst.«
Ich wusste wirklich nicht, woher diese Worte kamen, aber es erfreute mich, dass diese sie zum Lächeln brachten, denn das war mir wirklich wichtig. Dad liebte sie und deswegen hatte ich den nötigen Respekt vor ihr. Und irgendwie hatte sich die Situation geändert, nachdem sie sich mir anvertraut hatte.
Zurück im Zimmer entfloh Molly ein erleichtertes Seufzen, als sie mich anblickte. »Meine Lebensretterin.«, entkam es ihr nur und sie griff schnell nach ihrer Red Bull Dose.
Während Molly sich wieder hinsetze, dachte ich für einen Moment nach. Meine Gedanken waren immer noch ein Chaos und ich wusste nicht, wie ich sie ordnen sollte.
Ich kannte keine Art und Weise, in welcher ich alleine mit diesem plötzlichen Kuss fertig werden konnte. Molly und ich hatten uns, als wir noch sehr jung waren, versprochen, uns alles zu erzählen und bis heute hatten wir uns nichts verheimlicht. Deswegen fing ich an zu sprechen.
»Molly, ich muss dir übrigens noch etwas erzählen.« Fing ich an unsicher zu stammeln und war mir nicht sicher, ob ich es ihr wirklich sagen sollte. Es hatte nichts mit dem Vertrauen ihr gegenüber zutun, es ging um die Tatsache, dass mich dieser Kuss - immer noch - schockierte und ich fragte mich, ob ich ihr wirklich erzählen sollte, dass ich meinen ersten Kuss an den reichen, bekannten Unternehmer Leo Adams verloren hatte.
»Was denn?«, fragte sie während sie mich mit erhobener Augenbraue musterte. »Ich hatte meinen ersten Kuss.. ehm.. mit ehm.. mit Leo. Er hat mich einfach geküsst.«, enthüllte ich mein Geheimnis des Tages und sie blieb mit offenem Mund auf ihrem Stuhl sitzen. Anhand ihrer Miene erkannte ich, dass sie das genauso wenig erwartet hatte, wie ich. Um zu verkraften, was ich da gerade von mir gegeben hatte, trank sie einen großen Schluck aus ihrer Red Bull Dose.
»Wie... Wie er hat dich... ehm... geküsst?«, hakte sie ungläubig nach und ich nickte etwas verlegen. Ich spürte wie die Röte in mein Gesicht stieg, obwohl ich das gerade nur meiner besten Freundin erzählte.
»Das ist ja unglaublich!!«, quickte sie auf, nahm meine beiden Hände und tanzte herum. »Molly, hey Molly!! Beruhig dich! Außerdem müssen wir gleich los!«, schimpfte ich gespielt und sie ließ von mir ab, um sich die letzten drei Strähnen zu locken.
»Okay Mauerblümchen, das kein Mauerblümchen mehr ist!«
Wir beide brachen in schallendes Gelächter aus und ich freute mich, dass sie das so locker aufnahm. Augenblicklich wusste ich, dass es eine gute Idee gewesen ist, dass ich es ihr erzählt hatte. Ich fühlte mich gleich etwas freier.
Als wir beide fertig gewesen sind und ich die ersehnten Fotos von ihr gemacht hatte, gingen wir runter und stiegen in Alex' Auto. Ich freute mich auf die Party und hatte schon von jetzt an super gute Laune.
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