[𝟐𝟎] 𝐊𝐮𝐬𝐬
»Ava. Wie geht es dir?«, fragte Leo, als wir beide auf unseren gewohnten Stühlen saßen. Naja, nicht ganz auf unseren gewohnten Stühlen. Er hatte sich neben mich gesetzt und ich hatte Angst, dass er mir schon wieder eine Frage stellen würde, auf welche ich keine Antwort fand. Er war mir viel zu nah und schon wieder bemerkte ich meine schwankende Konzentration.
»Ganz gut, und wie geht es dir?«, stellte ich ihm die Gegenfrage Frage und er schaute mich an. Ich biss mir nur auf die Lippe, weil ich nicht wirklich wusste, was ich sonst machen sollte. Ich hatte wieder dieses Empfinden in mir. Und das hatte ich immer, wenn er in meiner Nähe gewesen ist. Ich wollte es wirklich in Grenzen halten und ich wollte versuchen, mich unter Kontrolle zu halten. Aber würde ich das noch eine ganze, weitere Woche können? Würde ich es schaffen, Abstand von ihm zu halten?
»Mir auch, danke. Lia hat mir erzählt, dass du am Montag wahrscheinlich mitkommst. Ich freue mich sehr darüber. Für Morgen wollte ich dir nur kurz Bescheid sagen, dass wir in ein anderes Gebäude fahren. Das Meeting findet doch nicht hier statt. Deswegen sei bitte morgen einfach um Sechszehn Uhr vor deinem Haus, Andrew und ich holen dich ab.«
Mein Atem stockte für einen Moment. Er würde mich morgen mitnehmen? Meinte er das ernst? Ich würde mit ihm in einem Auto sitzen?
»Okay. Werde ich machen. Wegen Montag nochmal, bekomme ich noch genaue Infos?«, hakte ich nach und wollte gerade meinen Notizblock rausholen, doch er hatte seine Hand schon direkt auf meinen Arm gelegt und hielt diesen fest.
»Ich schicke dir eine Mail. Oder ist dir eine Nachricht lieber? Dann bräuchte ich deine Nummer.«, erwiderte er und nahm sich schnell einen Block und einen seiner schönen, goldenen Kugelschreiber. »Klar doch ich... checke nicht wirklich meine Mails.«, gab ich ertappt von mir und er belächelte meine Aussage. Er hing wahrscheinlich gezwungenermaßen an seinem Email Account, ich jedoch erinnerte mich nicht einmal, wie genau sie lautete. Ich erinnerte mich aber tatsächlich noch daran eine Email erstellt zu haben, um mir selbst einen Facebookaccount und Instagramaccount zu machen, wozu mich hauptsächlich Molly gezwungen hatte.
Ich schrieb Zahl für Zahl auf und spürte seinen Blick, welcher durch mich hindurchdrang und welcher jeden meiner Schritte beobachtete. Er tat es schon wieder. Er starrte mich an.
»Danke, ich leite so schnell wie möglich alles an dich weiter.«
Als wir nach weiteren, umbesonderen Interviewfragen aus seinem Büro gingen, weil ich endlich Schluss für heute machen konnte, verabschiedete ich mich mit einem netten Winken von Andrew und er schaute uns noch nach, bis er sicherstellte, dass wir am Lift angekommen waren. Unüblicherweise hing Leos blick die ganze Zeit an Andrew und er beobachtete ihn, bis die Türen des Lifts sich endlich schlossen.
Ich schaute mich um und biss mir auf die Lippe, weil ich es immer noch nicht abhaben konnte, alleine mit ihm und zu nah an ihm zu sein. Es war nicht irgendwie unangenehm oder so etwas, es war nur zu reizend. Ich wollte ihm näherkommen, aber ich konnte es nicht, weil ich es nicht durfte.
Doch gerade als sich die Türen des Lifts schlossen und uns von der Außenwelt abschotteten, packte und zog mich Leo mit einem Ruck an seine Brust. Ich schluckte und schaute zu ihm hoch nur um zu sehen, wie er mir eindringlich in die Augen schaute. Das Braun in seinen Augen war gefüllt mit Verlangen und seine Augen lösten sich nur von meinen, um mir auf die Lippen schauen zu können. Und dann geschah es. Voller Eindringlichkeit presste er seine Lippen auf meine, vereinte uns indem er mich küsste. Besitzergreifend führte er eine Hand an meinen Hinterkopf und hielt mich fest, als würde ich jeden Moment verschwinden. Doch das würde ich nicht. Denn gerade genoss ich meinen allerersten Kuss mit Leo Adams.
Innig erwiderte ich seinen gierigen Kuss und wir beiden hatten gerade genau das, was wir schon lange wollten. Ich hoffte instinktiv, er würde nicht bemerken, dass es mein erster Kuss gewesen ist. Aber ich auf meiner Seite hatte mir meinen ersten Kuss genauso vorgestellt. Dieser hier war sogar noch besser, als in meiner Vorstellung.
Er küsste mich als wäre ich die Luft, die er zum Atmen brauchte. Und je länger das andauerte desto wackeliger wurde ich auf meinen Beinen. Ich hatte Angst jeden Moment auf den Boden zu sinken, würde er mich mit seiner anderen Hand nicht festhalten.
Aber ich fing an den Kuss langsam zu genießen und gewöhnte mich an diesen Augenblick. Mit einer schnellen Bewegung hatte er mich gegen die Wand des Aufzugs gedrückt und küsste mich mit noch mehr Gefühl. Seine Hand wanderte von meiner Taille zu meinem Rücken, über welchen er langsam strich und immer tiefer wanderte. Mich hatte noch nie ein Mann auch nur irgendwo berührt, weswegen es für mich neu war, als seine Hand direkt an meinem Hinterteil zum Halten kam. Ich stellte fest, dass mich das nur noch mehr anregte und ich fuhr mit meinen Händen langsam durch seine dunkelbraunen Haare.
Viel zu schnell hatte er sich von mir gelöst und schaute in meine verwirrten und gleichzeitig erregten Augen. Er hatte durch diesen Kuss viel zu viele Gefühle in mir aufgerufen und ich wäre eigentlich einen Schritt nach hinten gegangen aber mein Körper sehnte sich zu sehr nach seinem, wollte, dass ich mich noch einmal gegen ihn presste. Doch es gab einen Grund, weshalb er mich losließ und sich langsam distanzierte. Jeden Moment würde der Aufzug aufgehen.
Ich suchte sein Gesicht zügig nach einem Hinweis ab, weshalb er das gerade eben getan hatte, doch ich erkannte nichts. Ich erkannte nur die Tatsache, dass er jeden Moment wieder tun würde.
»Komm gut nach Hause, Ava.« Waren seine Worte, bevor der Aufzug mit einem pling aufging und ich ihn, immer noch mitgenommen, verließ. Schweratmend schaute ich noch einmal zu ihm rüber, doch er hatte sich schon von mir entfernt und war in die andere Richtung verschwunden.
Erst Mollys Anruf befreite mich endgültig aus meiner Trance.
»Molly... Hey? Ja?«, rief ich verwirrt in den Hörer, weil ich durch den regen Straßenverkehr kaum etwas hörte. »Avaaaaaa, es ist schon fast sechs. Wo bist du?« Aus ihrer Stimme entnahm ich Aufregung.
»Ich... bin auf dem... ehm Weg.«, antwortete und mein Herz klopfte immer noch wie verrückt.
»Dann beeil dich. Wir müssen uns fertig machen, du weißt schon. Für die Party.« Ich bemerkte erst jetzt, wie verpeilt ich gewesen bin, denn ich hatte die Party total verdrängt.
»Ich bin sofort da!«, versicherte ich ihr ehe ich auflegte.
In Gedanken vertieft ging ich nach Hause.
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