
"Wer sie tatsächlich sind." | 17
Nicolas Cohen hat keine Ahnung, wem er noch vertrauen kann.
Wären Silver und Ally nicht bei ihm, dann würde er vollkommen den Verstand verlieren oder in seiner Arbeit untergehen. Wobei das wahrscheinlich das Gleiche ist.
Inzwischen schaut er etwa jede Minute drei- oder viermal auf die Uhr - das ist fast schon psychosomatisch. Er kann nicht behaupten, wirklich nervös zu sein, aber er sehnt sich doch den nächsten Tag herbei.
Das bedeutet nicht, dass er Vorfreude dem gegenüber empfindet, was passieren wird. Angst hat er zwar auch nicht, aber er will es schlichtweg so schnell wie möglich hinter sich bringen.
Zwar hat er ihnen bereits angekündigt, was passieren würde, aber irgendwie hat er immer noch das Gefühl, etwas könnte jede einzelne Sekunde schieflaufen. Jemand könnte außer ihnen davon Wind bekommen oder sie würden ihn für verrückt erklären.
"Ich halte das immer noch für eine schlechte Idee", erklärt seine Geliebte entschieden, während Silver nur ein Schnauben ausstößt. Nicolas beginnt, an seiner endgültigen Entscheidung zu zweifeln, lässt sich davon aber nichts anmerken.
"Okay." Mehr sagt er nicht, starrt stattdessen aus dem Fenster, hinter dessen Scheibe gerade die Sonne untergeht. Ein schöner Anblick, wenn er sich darauf hätte konzentrieren können.
Ein paar der Schüler wuseln noch herum, wahrscheinlich gehören viele von ihnen zum Komitee für den 'Willkommens-Ball' in ein paar Wochen. Warum dieser gut einen Monat nach dem eigentlichen Start des Unterrichtes angesetzt wurde, versteht Nicolas sowieso nicht, also denkt er auch nicht weiter darüber nach.
Es sind nicht mehr viele unterwegs. Dafür brennen die Lichter in den Zimmern des Jungenwohnheims gegenüber. Dabei legt Nicolas natürlich nur auf zwei Zimmer ganz besonderen Wert, den Rest blendet er aus.
Dass er sich direkt eingeprägt hat, wo seine baldigen Schützlinge untergebracht sind, liegt wohl daran, dass er abgesehen von seinem großartigen Gedächtnis auch in der Sorge um sie lebt. Wenn sie sterben, dann unter seiner Verantwortung.
In einem der beiden Zimmer, die er beobachtet, brennt schon seit geraumer Zeit kein Licht mehr. Da es jedoch noch zu früh ist, um schlafen zu gehen, fragt Nicolas sich sofort, was da wohl los ist, dass das Licht, das nach Sonnenuntergang definitiv erforderlich ist, schon ausgeschaltet wurde.
"Worüber denkst du nach, Nick?", will Sil wissen, die Stimme leicht gesenkt. Vielleicht erweckt Nicolas den Eindruck, nicht bei seiner Beobachtung gestört werden zu wollen.
"Darüber, dass wir einiges zu tun haben werden, um ihnen klarzumachen, wer sie tatsächlich sind."
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