15. Mittagszeit
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Du weißt nicht, was du denken sollst. Du musst mit jemandem reden, aber wem konntest du noch vertrauen? Dir fällt nur eine Person ein. Auch wenn es noch recht früh war, musst du ihr schreiben.
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Es tut mir leid, ich weiß, es ist früh, aber es ist viel passiert. Nicht nur die letzte Nacht, heute früh ging es weiter. Ich weiß nicht, wem ich, außer dir, vertrauen kann. Aber ich muss dir was zeigen.
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Es dauert nicht lange, dann klingelt das Handy.
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Ich hoffe, du hast einen RICHTIG guten Grund dafür, mich zu wecken!
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Calvary Friedhof, in einer Stunde.
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Na, es war wohl doch etwas zu früh. Du fährst zurück zu Geenas, hattest Hoffnung, dass Ben inzwischen verschwunden ist. Dann kannst du ihr deine Laune erklären, sie sollte wissen, dass es nicht an ihr liegt. Als du eintriffst, sieht Tina dich überrascht an.
Dich hat sie heute nicht mehr erwartet: „Dein 'Geschäftspartner' ist schon weg."
„Das ist auch gut so."
Sie hat sich scheinbar Gedanken gemacht: „Du warst etwas angespannt, ist alles in Ordnung?"
Du ziehst den Mund schief, bevor du antwortest: „Na ja, die Dinge überschlagen sich etwas."
Sie schaut dich eindringlich an: „Geht es dir wirklich gut?"
Doch du beruhigst sie: „Mir? Klar, mir schon."
Sie nimmt dir das nicht so ganz ab, aber gibt nach: „Hmm, dann ist ja gut." Du kannst an ihrem Blick sehen, dass sie genau weiß, dass bei dir etwas ganz und gar nicht stimmt.
Aber sie belässt es dabei und besinnt sich dann aufs Geschäft: „Was kann ich für dich tun?"
„Ich denke, ich nehme doch dein Sandwich. Der Appetit kam wieder, als er weg war", gibst du ihr zu verstehen.
„Alles klar", sagt sie nur.
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Nach zehn Minuten kommt sie mit dem Sandwich zurück. Selten hat ein Sandwich so gut geschmeckt. Noch besser als das erste Mal.
Nach einer halben Stunde hast du aufgegessen, Tina hat das vernommen, sie eilt zu dir und lächelt dich an: „Ha, wir können es noch."
Du lächelst zurück: „Ich habe nie etwas anderes behauptet."
„Das freut mich."
Doch du willst sie noch um etwas bitten: „Kann ich dich noch um einen Gefallen bitten?"
„Alles!"
„Deine Kaffee-Spezial-Kreation", fängst du an.
Sie ist etwas verwundert: „Äh, ja?"
„Könntest du mir zwei To-Go-Becher davon fertig machen?"
Sie muss lachen: „Ha, aber klar doch!"
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Sie verschwindet, macht sich sofort an die Kaffeemaschine und tänzelt davor herum, dir kommt es beinahe vor, als ob sie ein Lied summt. Als sie fertig ist, kommt sie mit den zwei fertigen Bechern zu dir.
Sie strahlt: „Bitte sehr."
Du dankst artig, gibst ihr ein großzügiges Trinkgeld und machst dich langsam auf den Weg zum Friedhof.
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Du gehst ein paar Meter weit in den Friedhof, hast die beiden Becher und die Zeitung dabei. Setzt dich dann auf eine Parkbank. June ist kurze Zeit später da. Scheinbar hat sie dich schnell entdecken können. Langsam schlendert sie in deine Richtung.
Man sieht ihr an, dass sie eindeutig nicht genug geschlafen hat. Sie hat einen Hut auf, schwarze, legere Kleidung und eine Sonnenbrille. Ohne ein Wort zu sagen, setzt sie sich auf die Bank neben dich. Du reichst ihr einen Becher, sie nimmt ihn an und guckt kurz zu dir rüber. Du weißt, dass weniger mehr ist und sagst nur: „Kaffee."
Sie wendet den Blick von dir ab und schaut auf den Becher. Führt ihn zum Mund und trinkt einen Schluck, ihr schwarzer Lippenstift bleibt ein wenig am Plastikdeckel haften. Du tust es ihr gleich, der Kaffee ist noch warm und die genau richtige Trinktemperatur.
Als sie gekostet hat, stößt sie ein kaum hörbares, „Hmm", aus. Ihre Laune bessert sich zeitgleich. Der Kaffee hat scheinbar geholfen, es war eine gute Idee.
Dann beginnt sie zu reden: „Also, was gab es nach der Nacht noch für Probleme. Hast du eine Ahnung, was danach bei uns los war?"
Ohne ein Wort zu sagen, reichst du ihr die Zeitung rüber und deutest auf den Artikel.
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Sie liest die Anzeige aufmerksam. Schaut dich dann an, ohne wirklich überrascht zu wirken: „Und?"
Etwas erstaunt siehst du sie an: „Ich war das nicht."
„Hätte ich auch nicht erwartet", sagt sie ganz unverblümt.
Du weißt nicht, wie du darauf antworten sollst und bekommst nur ein „Ah..." heraus.
„Ja, was erwartest du? Du hast sie so zurückgebracht. Was macht dann die vielleicht mächtigste Frau der Stadt? Rache!"
Du schaust zu Boden: „Mir war nicht klar, dass sie so etwas in die Wege leiten würde."
Sie sieht dich an: „Dann sollte dir auch klar sein, wenn du dich um Wanda kümmerst, dass es ein Spiel auf Messers Schneide ist. Jetzt hast du es schwarz auf weiß", klärt sie dich auf und schlägt leicht mit der Hand gegen die Zeitung. Doch sie führt das weiter aus: „Sie sind allmächtig, denken wir sind nur ihre Marionetten."
Das willst du nicht wahrhaben: „Das kann und will ich nicht akzeptieren."
June schaut dich durch ihre Sonnenbrille an: „Was willst DU da schon tun?"
Du denkst nach: „Keine Ahnung, die richtigen Leute um mich scharen?" Sie schiebt ihre Sonnenbrille etwas runter: „Und da fällt deine Wahl auf mich?"
Du nickst, während du auf den Boden schaust: „Ja, ich wüsste ja noch jemanden, an sie ist jedoch schwer heranzukommen."
June weiß, auf was du anspielst: „Durchaus ja. War's das jetzt, kann ich jetzt weiterschlafen gehen?"
Du schaust auf: „Klar."
Etwas erleichtert sieht sie dich an: „Gut." Sie trinkt noch einen Schluck Kaffee und bemerkt: „Guter Kaffee."
Du musst grinsen: „Ich weiß!"
Dann steht sie auf und geht wieder Richtung Straße. Du siehst ihr hinterher, als sie auf die Straße abbiegt, stehst auch du auf. Dann siehst du, dass auf der Bank neben dir ein Zettel liegt. Hat sie ihn da liegen lassen, oder lag er vorher schon dort? Du nimmst ihn an dich und gehst zum Auto.
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