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4 Tage bis zum Vollmond
Am nächsten Morgen waren wir so tief in den Wald gegangen, dass uns hoffentlich niemand sah.
Ich hatte darauf bestanden das auch Logan und die anderen mitkamen.
Auch Bane war hier, hatte sich an einen Baum gelehnt und nickte mir aufmunternd zu.
Alle starrten mich an, mein Blut rauschte in meinen Ohren und ich hatte meine Augen geschlossen.
Da es bei mir bekanntlich am besten mit Gewaltfantasien ging stellte ich mir alle Leute vor, die mich jemals heftig verletzt oder sauer gemacht hatten. Stellte mir vor, wie ich ihre Angst roch, wie ich ihr Herz schlagen hörte, mit meinen Zähnen über ihre pochenden Adern fuhr und meine Krallen ihre Muskeln durchtrennten. Ich sah ihnen in die Augen, als sie mich um Verzeihung baten.
Natürlich würde ich so etwas niemals in die Tat umsetzen, aber mich in Gedanken zu rächen tat gut.
Ich spürte wir ruckartig Schmerz durch meinen Körper schoss und öffnete erst meine Augen, als ich die darauf strömende Kraft und Macht spürte.
James blickte mich an. So viele Emotionen fuhren durch seine Augen, aber so sehr ich auch versuchte sie nachzuempfinden oder sie zu spüren, es ging nicht. Er ließ mir keinen Einblick in seine Gefühle.
Die Gefühle der anderen konnte ich allerdings zu deutlich spüren. Staunen, Erfurcht und auch..Angst. Sie alle hatten Angst vor mir, so sehr sie auch versuchten sie zu unterdrücken.
Selbst Logan.
Das ließ mich schlucken.
Kannte mich Logan wirklich so schlecht, dass er Angst vor mir haben musste? Kannten sie alle mich so schlecht? Vertrauten sie mir nicht so wie ich ihnen vertraute?
Das tat mehr weh, als ich es mir jemals hätte vorstellen können.
Bane blickte mich an und als einziger war er völlig offen für mich. Er hatte keine Angst, aber Respekt. Fand mich nicht schrecklich, sondern schön.
,,Ich tue euch nichts und jetzt hört verdammt nochmal auf Angst vor mir zu haben", murmelte ich mit leiser Stimme.
,,Kannst du deine Kraft einschätzen?", fragte James.
,,Nicht wirklich. Sollen wir sie testen?", fragte ich.
James überlegte kurz, bevor er seine Schultern anspannte und vor mich tat.
,,Dad, bist du dir-", wollte Amber gerade fragen.
Ein weiterer Stich fuhr durch mein Herz und ich unterdrückte ein verletztes Keuchen. Amber vertraute mir nicht. Kein Stückchen.
,,Zweifel meine Entscheidungen nicht an, Amber. Und zweifele auch nicht Chloe an, sie wird mir nichts tun. Dafür ist sie viel zu sehr wie ihre Mutter und ihr Vater."
Nur James und Bane hielten zu mir.
Wow.
Der Kampf ging nicht lange, James verwandelte sich halb und setzte all seine Kraft ein.
Er landete ein paar Treffer, aber schaffte es trotzdem nicht gegen mich anzukommen.
Ich versuchte möglichst nicht ihn zu schlagen, sondern einfach nur seine Schläge abzuwehren und ihm auszuweichen, bis er völlig außer Atem auf dem Boden lag. So wie Bane gestern.
,,Es tut mir leid. Habe ich dir wehgetan?", fragte ich, obwohl ich ihn nicht mals geschlagen hatte.
,,Nein", beruhigte James mich und stand langsam auf.
Auch wenn es gut war so viel Stärke zu besitzen, wünschte ich mir plötzlich nichts anderes, als ein normales Mädchen zu sein.
Es tat weh, das meine Freunde und sogar Logan Angst vor mir hatten. So weh, dass ich am liebsten laut losgeheult hätte.
Nachdem ich mich davon überzeugt hatte das es James gut ging, drehte ich mich zu ihnen um.
,,Habt ihr ernsthaft Angst vor mir?", fragte ich und verzog das Gesicht.
,,Beruhig dich, Chloe. Ihr Instinkt sagt ihnen das, du hast doch keine Ahnung wie viel Macht du ausstrahlst." Bane trat auf mich zu. Ich atmete aus und zwang mich dazu, ihm zu glauben.
,,Denkst du, dass du dich am Vollmond unter Kontrolle hast, Chloe? Wenn nicht könntest du zum Monster werden, niemand hat eine Chance gegen dich." James blickte mich an und fuhr fort, ohne mich antworten zu lassen. ,,Selbst gegen Wolfwurz bist du immun, ich weiß nicht was dich zurück halten würde." Ratlos blickte er mich an.
,,Vielleicht kann Bane es mir beibringen." Ich blickte zu dem anderen Hybriden, der grinsend mit den Schultern zuckte.
,,Was kann ich schon nicht? Wird zwar schwierig, besonders innerhalb von vier Tagen, aber nichts ist unmöglich." Zuversichtlich grinste Bane schief.
,,Du kannst die nächsten Tage hier bleiben, zusammen mit Bane. Trainiert weiter." James nickte uns zu, lächelte mich an und ging. ,,Aber die anderen werden weiterhin in die Schule gehen", rief er über seine Schulter und blickte Amber, Jordan, Jackson, Alex und Logan fordernd an.
,,Ich lasse dich nicht den ganzen Tag alleine mit Bane", sagte Logan protestierend.
,,Dir wird nichts anderes übrig bleiben, Großer." Bane zuckte mit den Schultern. ,,Es sei denn du willst das deine hübsche Freundin dich umbringt. Ich meine-"
,,Halt deine verdammte Klappe und nenn sie nicht so", knurrte Logan, der plötzlich vor Bane stand und ihn an den Baum drückte.
Bane legte lachend den Kopf in den Nacken, worauf Logan lauter knurrte und seine Krallen langsam in Banes Oberkörper bohrte.
,,Logan, hör auf! Er heilt nicht so schnell", sagte ich laut und zog an Logans Shirt. Erst dann fiel mir auf, dass ich Logan unnatürlich schnell erreicht hatte und immer noch nicht wieder in meine menschliche Hülle geschlüpft war.
,,Hör doch einfach auf ihn ständig zu verteidigen!", wandte sich Logan jetzt vorwurfsvoll an mich.
Seine Augen blitzten in einem verletzen, kühlen Grün auf.
,,Du sollst ihn doch nur nicht verletzen. Er tut nichts." Verständnislos blickte ich Logan an, worauf er schnaubte.
,,Du gehörst zu mir, nicht zu ihm, also verstehe ich nicht, warum du dich immer nur für ihn einsetzt. Es gibt keinen Grund dafür, es sei denn du empfindest etwas für ihn."
Die Wut die von Logan ausging war greifbar und gefährlich. Er knurrte. Wenigstens hielt Bane jetzt seine Klappe und auch die anderen schwiegen vorsichtig.
,,Bane provoziert dich absichtlich und wenn du darauf eingehst, bist du es selbst Schuld." Ich verzog das Gesicht, als ich Logans Augen golden aufleuchten sah, bevor er sich umdrehte und einfach ging. Mit festen Schritten und angespannten Schultern verschwand er zwischen den Bäumen.
Verdammt.
,,Beeilt euch, sonst kommt ihr zu spät", sagte ich einfach zu den anderen und seufzte.
Amber bewies mir das sie ihre Angst überwunden hatte, in dem sie zu mir kam und mich umarmte.
Die anderen wanken mir, lächelten verkrampft und gingen.
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