ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴇɪɴs
Ich rannte so schnell, wie meine Beine es zuließen.
Meine Herz raste bei jedem Schritt wie verrückt und ich hatte starkes Seitenstechen.
Hinter mir hörte ich meine besten Freund Francis rufen, dass ich langsamer machen soll.
Doch wir konnten jetzt keine Pause machen!
Wir mussten uns beeilen, denn die Ernte konnte jeden Moment beginnen.
Obwohl Distrikt 5, im Gegensatz zu den anderen Distrikten, sehr klein war, brauchte man von unserem Haus ziemlich lange zu dem Platz, an dem jedes Jahr die beiden Namen der Jugendlichen gezogen wurden, die wahrscheinlich nie wieder zurückkehren würden.
Meine Schwester machte sich sicher schon Sorgen, wo ich abblieb.
Meinem Vater würde meine Abwesenheit garantiert nicht einmal auffallen.
Ich merkte erst, dass ich langsamer wurde, als Francis aufholte.
„Wir haben es fast geschafft", keuchte er.
Und tatsächlich, er hatte recht, dort hinten, nicht mehr weit entfernt, konnte man schon ein Teil des Ernteplatzes sehen.
Das einzige Problem war, dass ich schwitzte und meine Frisur komplett zerstört war. Aber ich würde sowieso nicht beachtet werden.
Hoffentlich.
Francis und ich hatten uns wie immer in unserem Baumhaus getroffen und dort total die Zeit vergessen.
Denn wenn er einmal anfing zu reden, hörte er nicht mehr auf.
Nicht das ich etwas dagegen hätte, eher im Gegenteil, ich mochte es, ihm zuzuhören und dabei alles Schlimme vergessen zu können, was in meinem Leben passierte.
Die Sache mit meiner Mutter, die seit Jahren krank im Bett lag. Die Probleme mit meinem Vater, dem es immer schlechter ging, was wohl daran lag, dass er immer abhängiger vom Alkohol wurde.
Und dann war da natürlich noch die Ernte.
Die Auswahl für die Hungerspiele, das schlimmste 'Spiel' der Welt. Ich konnte nicht verstehen, wie Leute sich dabei amüsierten, zuzuschauen, wie Kinder sich gegenseitig ermordeten.
Aber so waren die Leute im Kapitol.
Jedenfalls war ich noch niemandem von dort begegnet, der anders war.
Auch wenn man dazu sagen musste, das ich noch nie jemandem aus dem Kapitol persönlich begegnet war.
Trotzdem hatte ich aufgeben, etwas dagegen zu sagen.
Es hatte keinen Zweck.
Auf jemanden wie mich hörte sowieso keiner.
Auch Francis meinte, ich würde mich damit nur in Gefahr bringen.
Auf dem Platz hatten sich schon viele Menschen versammelt und es grenzte an ein Wunder, dass wir doch nicht zu spät waren.
Es war eine Art unausgesprochenes Gesetzt, dass ich mich immer zu den Mädchen in meinem Alter stellte. So wie alle anderen auch. Auch wenn sie mich alle ignorierten, tat ich es jedesmal aufs Neue.
Nur Myra hob kurz einen Mundwinkel, als sie mich sah.
Sie war ein beliebtes Mädchen aus meiner Klasse und ihr Vater ein sehr einflussreicher Mann aus unserem Distrikt.
Trotzdem war sie nett zu fast jedem, auch zu mir. Sie hatte ein paar mal versucht mit mir Konversation zu betreiben, aber ich war ein sehr zurückhaltender Mensch und nach dem Vierten Mal hatte sie es aufgeben. Und das war gut so, ich hatte Francis. Sonst benötigte ich niemanden und niemand benötige mich.
Der Bürgermeister hielt seine übliche Rede und wie immer hört ihm niemand zu. Wenigstens ein bisschen Normalität, auch wenn es nicht von der positiven Sorte war. Ich versuchte unauffällig meine Hochsteck Frisur zu retten. Gleich mehrere Stränen hatten sich gelöst und hingen mir ins Gesicht.
Ein Mädchen neben mir warf mir einen genervten Blick zu. Obwohl ich mir, allein aus Prinzip, nicht oft was von andern Leuten sagen ließ, hörte ich auf.
Es hatte kein Wert, sondern bewirkte eher, dass sich noch mehr Haare lösten.
Ich musste sowieso nicht aus der Menschenmasse heraus, also würde mich auch keiner entdecken.
Der Bürgermeister hatte endlich fertig gesprochen und ging zur Seite, um unserer Betreuerin Celentha Winterbottom das Podest frei zu machen.
Alle Aufmerksamkeit war sofort auf ihr, jeder der Anwesenden hielt aus diversen Gründen jetzt schon die Luft an.
Gut gelaunt und mit einem Grinsen im Gesicht begrüßte Celentha uns.
„Fröhliche Hungerspiele"
Ich konnte sie noch nie wirklich leiden und damit war ich sicher nicht alleine. Sie versuchte das hier alles schön zu reden.
Sie musste ja auch nicht in die Spiele gehen.
"Fangen wir doch mit den Mädchen an. Ladys First, nicht wahr?", sie kicherte wie ein kleines Mädchen.
Unsere Betreuerin ging lächelnd auf die Glaßkugel zu, in der die Namen der weiblichen Jugendlichen meines Distriktes fein säuberlich auf Zettel geschrieben lagen.
Es waren so viele Zettel, die Chance war nicht hoch, dass meine Name gezogen wurde.
War sie nie.
Er war immerhin nur vier Mal drinnen.
Nur vier Mal.
Wenig im Vergleich zu andern.
Mehr Sorgen musste ich mir um meine Schwester machen, die schon sechs hatte.
Doch die schien wie immer ganz locker zu sein.
Kein Händezittern, kein Luft anhalten, überhaupt keine Angst konnte man in ihrem Gesicht erkennen.
Meine Herz klopfte so laut wie noch nie, als Celentha in die Glaskugel griff und ein Zettel herausholte.
Es war total still, keiner bewegt sich, keiner sagte ein Wort.
Obwohl hier sicher mehr als 200 Menschen waren, hörte man das Rascheln der Zettel.
Celentha ging, mit einem noch breiteren Lächeln als am Anfang der Zeremonie, zum Podest zurück.
Lass es nicht mein Name sein und nicht der meiner Schwester, lass es nicht mein Name sein.
Meine Hände waren vom Schweiß ganz nass und mein Herz klopft lauter den je.
Lass es nicht mein Name sein .
„Der weibliche Tribut aus Distrikt 5 ist..." Sie macht eine kleine, verheerende Kunstpause. "Finch Featherstone"
Finch Featherstone.
Ich kannte diesen Namen.
Ich kannte ihn sehr gut.
Es waren nicht ohne Grund so viele Blicke auf mich gerichtet.
Denn, ich war Finch Featherstone.
Ich war der weibliche Tribut aus Distrikt 5.
Ich war die, die dieses Jahr nicht zurückkehren würde.
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940 Wörter
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