
| 0 0 - P R O L O G |
Ich hörte die wimmernde Stimme meiner Mutter. Ihre Hand griff verzweifelt nach meiner. Ihre langen Haare flogen durch ihre panischen Bewegungen durch die Luft. Ihr Blick war quälend.
Doch nichts konnte meinen Eltern dazu verhelfen, nach mir zu greifen und mich aus dem brennenden Cadillac zu ziehen. Schlussendlich umschlossen mich die Flammen und der Rauch versperrte mir die Sicht auf meine zu Tode verängstigten Eltern. Bis zu einem bestimmten Punkt konnte ich sie noch schreien hören, allerdings füllte dann nur noch das Knistern des Feuers meine Ohren. Ich sah nichts außer die tänzelnden Flammen, roch nichts außer den tödlichen Rauch und spürte nichts außer der Hitze, die mich zu verschlingen drohte. Mein Herz raste panisch.
Das, was ich seit meiner Geburt am meisten beobachtet, bewundert und geliebt hatte, drohte mich nun umzubringen. Ich wollte schreien, aber aus meiner Kehle brachte ich gerade einmal ein elendiges Husten heraus, wozu mich das Rauchgas trieb. Meine Stimme - mein Schrei - war nichts außer ein leises Flüstern, welches sofort von den Flammen verschluckt wurde. Nichts in dieser Situation konnte noch mein Leben retten. Ich war als Zehnjährige den Flammen restlos ausgeliefert.
Es dauerte zweieinhalb Stunden, bis die eingetroffenen Rettungskräfte das Fahrzeug endgültig löschen und einen Blick hineinwerfen konnten.
Wenn ich eines in meinem Leben niemals vergessen werde, dann der Anblick der Gesichter, die mich bei dem geglückten Löschvorgang angeschaut hatten.
Ein zehnjähriges Mädchen mit aschbraunen Haaren, dunkelbraunen Augen und einem kirschroten Kleid saß auf dem verbrannten Rücksitz des Cadillacs. Ich konnte vor lauter Verwirrung keine Reaktion zeigen, weshalb ich die Einsatzkräfte nur emotionslos und regungslos anstarrte.
Ich war den Flammen damals um die 150 Minuten ausgesetzt gewesen und hatte es überlebt. Keine Verbrennungen, keine Narben, kein totes Kind auf dem Rücksitz waren verblieben. Meine damals langen Haare waren mir nach wie vor über meine Schultern bis zur Hüfte gefallen, meine Lunge war vollkommen funktionstüchtig gewesen und ich war am leben.
Keiner - nicht einmal meine Eltern - hatten sich aus dieser Situation etwas zusammenreimen können. Wie zur Hölle hatte ich das Feuer mit zehn Jahren überlebt?
Meine Eltern konnten natürlich gar nicht genügend Tränen vergießen, als sie mich umarmt und fest gedrückt hatten. Aber auch sie hatten nicht gewusst, was falsch mit mir gewesen war. Beziehungsweise: was mir auf mysteriöse und unrealistische Weise das Leben gerettet hatte. Ein Schutzengel war das nämlich wohl kaum gewesen.
Seit dem Vorfall hatte sich allerdings ein merkwürdiges Gefühl in mir breit gemacht. Normalerweise sollte ich das Feuer doch hassen, meiden und fürchten - Panikattacken beim Anblick der tanzenden Flammen bekommen oder Anfälle. Aber statt diese Emotionen zu fühlen, lernte ich das Feuer noch mehr zu lieben als vorher.
Und zwei Jahre nach dem Unfall lernte ich nicht nur das Feuer zu lieben, sondern es auch zu benutzen. Es wurde ab dem Tag meines Unglücks - wenn ich es denn überhaupt so nennen konnte - ein Teil von mir, das konnte ich spüren.
Aber noch immer war ich auf der Suche nach einer Antwort auf die Ursache dieser Kraft - auf die Ursache, warum ich noch am Leben war.
Und diese Suche brachte mich schließlich durch ein weiteres Gefühl nach Beacon Hills.
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| P R O L O G | - Ende.
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