
47. Vier Jahre später
Nach der Schlacht um Hogwarts
Langsam legte sich der Staub und erst jetzt war das ganze Ausmaß der Zerstörung zu erkennen. Mittendrin, Victoria.
Sie hatte wie alle anderen mit gekämpft und hatte mit ansehen müssen wie Freunde und Familie starben. So stand sie jetzt gemeinsam mit George neben dem leblosen Körper von Fred. >>Er ist tot...<< sagte sie tonlos. Sie konnte es kaum glauben, dass ihr bester Freund seit sie elf Jahre alt gewesen waren, tot ein konnte...
Victoria blickte auf. Überall standen, saßen oder lagen verletzte. Sie blickte in die Staubverschmierten Gesichter eines jeden einzelnen von ihnen. Voldemort war tot. Aber sein tot hatte viele Opfer gefordert. Zu viele?
>>Mrs Weasley, ich kann Ihnen gar nicht sagen wie leid es mir tut...<<
>>Schon gut, mein Kind.<< sagte diese schluchzend. >>Er hat dich immer als eine zweite Schwester angesehen...<< Victoria umarmte die völlig aufgelöste Mrs Weasley. >>Er war auch für mich wie ein Bruder...<< sagte Victoria.
>>Ich geh schauen, ob ich irgendwo helfen kann.<< sagte sie um der Familie ein wenig Zeit für sich zu geben.
Sie kam an der Stelle vorbei wo ihr Patenonkel und seine Frau lagen. Victoria wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Damals als der Orden des Phönix neu berufen wurde, war Victoria bereits volljährig gewesen und ebenfalls eingetreten, als einer der ersten, ihrem Vater hatte das überhaupt nicht gepasst, denn sie war damals noch nicht mal mit der Schule fertig gewesen, aber sie hatte sich durchgesetzt. Selbst Dumbledore war damals überraschenderweise damit einverstanden gewesen, dass sie dem Orden beitrat.
Victoria hatte Tonks und Remus quasi einander vorgestellt, denn Tonks war später Victorias Ausbilderin bei den Auroren gewesen. Victoria kniete sich neben die beiden. Ihre leblosen Körper lagen nebeneinander und ihre Hände berührten sich nicht, obwohl sie nur wenige Zentimeter auseinanderlagen.
Ganz vorsichtig nahm Victoria ihre beiden Hände und legte sie zusammen, sodass sich ihre Hände doch noch berührten. Es schien so unwirklich, dass beide tot waren. Gerade noch hatten sie Victoria freudestrahlend erzählt das ihr Sohn gesund auf die Welt gekommen war. Und jetzt?
Victoria warf einen letzten Blick auf die beiden und verabschiedete sich von ihnen.
Sie ging weiter, direkt auf Professor McGonagall zu die gerade dabei war eine Mutter zu trösten, deren Kind soeben an seinen Verletzungen gestorben war. >>Victoria, geht es Ihnen gut?<< fragte McGonagall sie besorgt. Victoria schüttelte den Kopf.
>>Nein. Das alles hier... Es ist vorbei, aber dennoch... Es sind so viele, die tot sind. Remus und Tonks und Fred. Es sind so viele... Waren- Waren das jetzt alle?<< Victoria schluckte. McGonagall sah sie an. >>Es sind noch ein paar Gruppen unterwegs um nach weiteren Verletzten zu suchen und um die Toten zu bergen. Es ist vorbei. Voldemort ist fort. Für immer.<< Professor McGonagall ließ ihren Blick durch die große Halle schweifen. Ihre Haare hatten sich aus ihrer strengen Frisur gelöst und hingen jetzt in Strähnen hinunter.
>>Professor? Jetzt wo Voldemort tot ist... Wissen Sie wo mein Vater ist?<< Seit die Schlacht ausgebrochen war, hatte sie ihn nicht gesehen und jetzt wollte sie nur noch zu ihrem Dad, um wirklich sicher zu sein, das es vorbei war. Verblüfft sah die Professorin sie an.
>>Nein ich habe keine Ahnung. Aber hat es den Ihnen-<< In diesem Moment kam Harry in die große Halle. >>Entschuldigen Sie mich bitte ganz kurz. Harry!<< Victoria eilte durch die Halle auf ihn zu.
>>Harry! Warte! Wo ist mein Vater? Hast du ihn gesehen?<< Traurig sah Harry sie an. >>Victoria, hat es dir keiner gesagt?<<
>>Was gesagt? Ich war die ganze Zeit draußen im Kampf und danach habe ich geholfen die Toten zu bergen.<< Harry sah ihr direkt in die Augen. >>Victoria... Snape ist... dein Vater ist tot.<<
>>Nein.<< sagte Victoria mit fester Stimme. >>Es ist war.<<
>>Nein!<< sagte Victoria bestimmt. >>Nein! Das ist nicht war! Es muss ein Irrtum sein!<<
Harry schüttelte den Kopf. >>Ich habs gesehen. Ich war dabei. Es tut mir schrecklich leid.<< sagte Harry.
>>Wo ist er?<< >>Victoria du solltest wirklich nicht-<<
>>Harry!<< schrie sie ihn an.
>>Harry Potter! Du sagst mir sofort wo mein Vater ist!<< Als Harry nicht antwortete, sondern bloß den Kopf schüttelte, wollte Victoria schon zum Eingang der großen Halle zu stürmen.
In diesem Moment kam eine Prozession von einigen Zauberern, gefolgt von Professor Flitwick, in die Halle die eine Trage mit sich brachten, die mit einem schmutzigen weißen Tuch abgedeckt war. Victoria trat beiseite um die Menschen durchzulassen, da kam Oliver auf sie zu. Er zog sein Bein hinter sich her und sein Arm steckte in einer Schlinge. >>Noch mehr Tote...<< sagte er Tonlos. >>Alles okay mit dir?<< >>Nein. Harry behauptet Dad sei tot. Das ist nicht war! Mein Dad lebt, ich muss ihn bloß finden. Vielleicht liegt er irgendwo verletzt, aber Harry will mir nicht sagen wo er ist, und ich geh ihn jetzt suchen.<<
>>Victoria, dein Dad-<<
McGonagall war zu den Trägern der Trage geeilt und hatte ihnen den Rücken zu gekehrt, während Professor Flitwick auf sie einredete. Nun stieß auch George zu Victoria und Oliver. Sie beobachteten wie Professor McGonagall das Tuch ein Stück anhob und es geschockt wieder fallen ließ. Sie drehte ihren Kopf zu Victoria. McGonagall war totenbleich. Diesen Blick den Professor McGonagall Victoria zuwarf, würde sie nie in ihrem Leben vergessen...
>>Da stimmt etwas nicht.<< Victoria wollte schon zu Professor McGonagall gehen, aber George war vor ihr da. Aufgebracht flüsterte die Professorin George ebenfalls etwas zu, der sofort erstarrte und traurig zu Victoria sah. >>Was ist los? Wer ist das?<< ein dumpfes Gefühl beschlich Victoria und sie wollte näher an die Trage heran, aber George stellte sich ihr in den Weg. >>Victoria, vielleicht ist es besser wenn...<< in diesem Moment begriff sie. Harry hatte nicht gelogen...
Sie hatte gewusst, dass es vielleicht so kommen würde. Aber jetzt da es tatsächlich soweit war und in Anbetracht dessen, wie viele Menschen die sie liebte Victoria an diesem Tag schon verloren hatte, war es ihr zu viel.
>>NEIN!<<
Verzweifelt versuchte sie sich aus Georges Griff zu befreien doch der hielt sie eisern fest. Sie kämpfte sich los, sodass auch Oliver herangeeilt kam um sie festzuhalten. >>NEIN! Lasst mich durch! Ich muss zu ihm! DAD!<<
Professor McGonagall warf ihr einen wehleidigen Blick zu. >>Lassen Sie sie durch.<< >>Professor?<<
>>Ich sagte, Sie sollen sie loslassen! Sie muss sich verabschieden dürfen.<< Die Trage wurde auf dem Boden abgelegt und die beiden Jungs ließen sie los.
Victoria ließ sich neben den leblosen Körper ihres Vaters fallen.
>>Daddy...<< hauchte sie mit erstickter Stimme. Das Gesicht ihres Vaters war Blut verschmiert. Sie griff nach seiner Hand, sie war noch nicht ganz kalt. Schluchzend hielt sie sie fest und legte ihren Kopf auf die Brust ihres Vaters, in der Hoffnung ein letztes mal das klopfen seines Herzens zuhören.
Stille.
Victoria weinte, aber kein Laut drang über ihre Lippen. Ihr Schmerz war zu groß, um ihn raus lassen zu können... Ihr Körper wurde von den stillen Schluchzern geschüttelt.
Jetzt war sie in der Lage nach empfinden zu können, wie es für ihren Vater gewesen sein musste Lily, ihre Mutter, tot aufzufinden...
Sanft packte Oliver sie an den Schultern und wollte sie von ihm wegziehen, doch sie hielt ihren Vater fest umklammert. >>Nein! Bitte! Gib mir noch einen Moment.<<
Aus der Tasche seines Umhangs ragte ein Stück Pergament. Verwundert zog Victoria es heraus. In seiner Tasche befanden sich ein Briefumschlag und zwei Fotos. Das eine war das alte Baby Foto das Lily ihm gegeben hatte und das zweite zeigte sie beide zu Hause in ihrem Wohnzimmer. Beide saßen sich in ihren Sesseln gegenüber und lasen jeder ein Buch. Beim Lesen hatten beide genau dasselbe nachdenkliche Gesicht gezogen und beide kauten auf der Innenseite ihrer Lippe herum. Damals, nachdem das Foto entstand, hatte sie gelacht, weil ihr wieder ein ums andere mal bewusst wurde wie sehr sie einander in gewissen Verhaltensweisen ähnelten.
Victoria ließ die Bilder sinken. Immer noch flossen ihr die Tränen über das Gesicht. >>Grüß Mom von mir. Ich hab dich so lieb, Daddy...<< Ein letztes mal drückte sie seine Hand und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange, bevor sie sich von Oliver wegführen ließ.
Liebe Victoria,
ich schreibe dir diesen Brief, weil ich dir das alles nicht mehr persönlich sagen konnte. Vor vier Jahren kamst du zu mir und das waren die schönsten und erfülltesten Jahre meines Lebens gewesen. Voller Stolz kann ich sagen, dass du mir so ähnlich bist...
Du erinnerst dich bestimmt noch an den Abend nach dem Trimagischen Turnier, als wir dieses Gespräch führten. Das schlimme Dinge passieren werden, an denen ich wahrscheinlich nicht unschuldig sein werde. Und an den Schwur den du mir danach gabst. Das egal was du über mich hören würdest und alles was ich tun müsste, zu einem größeren Plan gehören würden. Das du nicht vergessen würdest, wer ich bin und das ich nicht das bin, was alle glauben werden. Ich habe damals sehr viel von dir verlangt, denn so wurden auch du und deine Loyalität zum Orden immer wieder in Frage gestellt. Verzeih mir. Aber hätte ich nicht gewusst, dass du mir glaubst, hätte ich nicht die Kraft gehabt das alles durchzustehen.
Ich weiß, welche Angst du dennoch hattest, als Narzissa und Bellatrix in unser Haus kamen. Selbst als ich gezwungen war Dumbledore zu töten, hast du noch zu mir gehalten, obwohl alle anderen in mir nur einen Mörder sahen der bei Nacht und Nebel floh, denn du allein kanntest die Wahrheit. Du kannst dir sicher mittlerweile denken worin der Plan besteht. Voldemort zu stürzen. Anscheinend werden wir es schaffen.
Dumbledore hat nie erfahren, dass du von allem wusstest, was ich mit ihm ausgemacht hatte. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er es geahnt hatte, denn er bot mir an dich zu verstecken um dich zu schützen. Wenn du diesen Brief liest, wird wahrscheinlich das Schlimmste eingetroffen sein, deswegen fungiert dieser Brief als zwei Dinge.
Als mein Testament: Alles was sich in meinem Besitz befindet gehört nun dir. Das Haus, mit allem was sich darin befindet und mein Verließ bei Gringotts. In diesem Verließ wirst du genug finden um nie in Finanziellen Schwierigkeiten zu sein, für dich und auch für deine Familie, wenn du denn je eine haben wirst. In meinem alten Büro habe ich für dich noch das Denkarium das einst Dumbledore gehört hatte hinterlegt und eine Schatulle mit einigen Erinnerungen.
Aber ich aller erster Linie ist dies mein Abschied. Seit über einem Jahr haben wir uns fast gar nicht gesehen. Nur dann wenn ich es geschafft hatte unauffällig zu verschwinden und nach Spinner's End zu kommen. Dir jetzt zu schreiben fällt mir unglaublich schwer, denn ich weiß wenn du diesen Brief liest bin ich tot... Victoria du ahnst gar nicht wie sehr ich dich liebe. Und wenn es mir möglich wäre, würde ich in der Zeit zurück gehen und dich schon als Baby zu mir zu hohlen. Vielleicht wäre dann alles ganz anders gekommen...
Das Haus in Spinner's End war für mich nie ein Zuhause gewesen, bis zu dem Tag an dem du bei mir einzogst. Du brachtest das Leben und das Lachen in unser Haus. Erst mit dir, wurde mir dieses Haus ein Zuhause, obwohl ich schon mein ganzes Leben dort verbracht hatte. Du warst der Grund für mich Weihnachten Zuhause zu verbringen und nicht, wie all die Jahre davor, allein in meinem Büro in Hogwarts. Ich liebe dich so sehr mein Kleines. Es macht mich unfassbar Stolz, wie ich mit ansehen durfte wie du zu einer wunderschönen, begabten, klugen, jungen Frau geworden bist.
Weißt du warum ich Dumbledores Vorschlag, dich zu verstecken, ausschlug? Warum du nie von den Todessern gefunden wurdest? Weil sie es nicht konnten. Keiner von ihnen wusste, dass es dich gibt. Du hättest ihnen direkt gegenüber stehen können und sie hätten dich nicht gefunden. Diesen Schutzzauber errichtete ich noch bevor du einen Fuß über die Schwelle unseres Zuhauses setzen konntest. Er wird dich dein Leben lang begleiten und beschützen, auch wenn ich nicht mehr bin.
Als du deine Auroren Ausbildung begannst, sagtest du einmal zu mir du fändest es interessant, aber du wüsstest nicht ob das dein Weg sei. Ich versichere dir, du wirst deinen Weg finden und ich werde dich begleiten. Solange du mich nicht vergisst, werde ich immer bei dir sein. Victoria vergiss nie, wie sehr ich dich liebe!
Deine Mutter hatte recht, als sie schrieb, du seist etwas besonders und würdest großartige Dinge vollbringen. Das hast du, jeden Tag. Und du wirst es auch in Zukunft noch tun. Du bist so mutig, mein kleines Gänseblümchen.
In Liebe, dein Vater
Severus Tobias Snape
An dem Tag, als Victoria den Brief ihres Vaters las, veränderte sich die Gestalt ihres Patronus. Von dem Hirschkitz, der er all die Jahre gewesen war, wurde der Patronus zu dem Tier, das schon ihre Mutter und insbesondere ihren Vater begleitet hatte, und von nun an auch sie.
Von diesem Tage an, war Victorias Patronus eine Hirschkuh.
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