Kapitel 7
Den restlichen Tag verbrachten wir tatsächlich auf der Couch. Da ich nun dran war mit Film aussuchen, musste Will sich leider die typischen Disney Klassiker reinziehen und irgendwann war er auf meiner Schulter eingeschlafen. Ich sah mir derweil Robin Hood an, aber mir fiel auf, dass auch mir andauernd die Augen zufielen. Und da war ich auch schon eingenickt.
Ich ging einen dunklen Gang entlang- nur eine Kerze in meiner Hand erleuchtete den Flur ein wenig. Warum eine Kerze? Ich hatte keine Ahnung. Stimmen hallten durch die Wände. Rine davon kannte ich- jedenfalls hatte ich sie schon mal gehört. Es war der lila Typ, dem ich im letzten Traum zu Füßen gelegen hatte. Eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus, doch ich ging trotzdem immer weiter- als würde jemand anderes meinen Körper steuern.
Ich kam an 6 großen Zellen vorbei. Lustigerweise hatte jede von diesen Zellen eine andere Farbe. Da gab es zu meiner linken eine lilane, die doppelt geschützt war, wie die anderen,- sie war leer- daneben eine grüne- auch diese war leer und noch mal daneben eine rote, die auch leer war. Zu meiner Rechten lagen die anderen Farben. Eine orangene, eine goldene und zu guter letzt eine blaue. Auf dem Boden war eine Luke, die in allen Farben gestaltet war. Stirnrunzelnd betrachtete ich die Luke. Was war das? Ein bunter Müllschlucker?
Ein ungutes Gefühl beschlich mich. Erneut erklangen Stimmen. Und zwar aus der blauen Zelle, die einzige bewohnte Zelle. "Eines Tages wirst du es verstehen", sagte Mr. Lila und ich zuckte zusammen. Warum tauchte dieser Typ andauernd in meinen verdammten Träumen auf? Ein wimmern ertönte. Ich lugte hinter dem Torbogen hervor. Drinnen stand Mr. Lila, während ein Mädchen wimmernd auf dem Boden lag. Ihr Gesicht war verdreckt und ihre braunen Haare verstrubbelt. Eine übel aussehende Platzwunde zierte ihre Stirn und ihre ebenfalls braunen Augen zuckten ängstlich umher, bis sie schließlich zu Boden wanderten.
"Loki hat mir vielleicht nicht den Tesserakt gebracht," Ich hörte auf. "aber dich konnte ich trotzdem bekommen. Nun sag mir, Tochter, hilfst du mir nun, oder nicht?", knurrte der lila Typ und kniete sich hin, um ihr Gesicht hoch zu ziehen. Sie spuckte ihm in's Gesicht. "Niemals, Thanos", zischte sie angewiedert. Achtlos ließ 'Thanos' sie fallen und richtete sich auf. Er verließ die Zelle und ging durch mich hindurch. Anscheinend war ich ein Geist. Eine Wache sperrte die Zelle zu und stellte sich zurück an seinen Posten am Ende des Ganges.
Still folgte ich Thanos. Dieser war mittlerweile zurück in seinem Thronsaal angekommen- jedenfalls sah der Saal genauso aus. Ich war mit auf jeden Fall sicher, dass ich mich auf einem Raumschiff befand, denn andauernd wackelte der Boden und ich hatte bisher noch keine einzige Tür gefunden, die nach draußen führte (ich hatte aber auch nicht danach gesucht). Thanos ließ sich auf seinem Stuhl nieder und starrte stur geradeaus. Meine Gestallt begann zu flimmern- ich wurde sichtbar. Sofort bemerkte mich der lila Mann.
"Ich gehe mal davon aus, du hast das Gespräch mitbekommen", riet er mit seiner rauen Stimme. "Wer ist sie?", brachte ich krächzend hervor und verfluchte mich selbst dafür, mich nicht vorher geräuspert zu haben. "Ihr Name spielt keine Rolle. Alles was du wissen musst, ist, dass sie eine Infinity Hüterin ist- genauso wie du", erklärte Thanos gefühllos. "Aber warum ist sie hier? ", wollte ich wissen. Dieses Mal hatte ich meine Stimme unter Kontrolle. Er schüttelte den Kopf. "Auch über dies musst du dir nicht den Kopf zerbrechen, Hüterin", antwortete er ruhig, doch ich wurde so langsam ungeduldig.
"Lass sie frei!", drängelte ich laut. Bedauernd schüttelte Thanos den Kopf. "Das geht nicht." "Und warum nicht?", fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Er antwortete nicht. Wieder begann ich zu flimmern. Na endlich, dachte ich. "Du musst gehen", stellte Mr. Lila unnötigerweise fest. "Ja", zischte ich. "Endlich." Meine Sicht verschwamm, doch bevor ich wieder aufwachte sah ich Thanos noch lächeln- es war echt gruselig.
Ich wurde durch ein Rütteln an meiner Schulter wach. Es war Will, der mich besorgt musterte. Der Fernseher war aus- der Raum in volles Schweigen gehüllt. "Ist alles in Ordnung?", wollte Will besorgt wissen. "Ja, alles bestens", erwiderte ich mit den Gedanken wo anders. Ein Schnipser vor meinen Augen brachte mich wieder in's hier und jetzt. "Du hast im Schlaf geredet. Wen wolltest du befreien?", versuchte Will es erneut. Ich erzählte ihm alles- von meiner Vision in Sokovia, bis zu dieser letzten.
"Du willst mir also sagen, du träumst von einem großen, lila Typen in einem Raumschiff, der so genannte 'Infinity Hüterinnen' sucht und dich für eine hällt?", schlussfolgerte er mit zusammengezogenen Augenbrauen. "So könnte man es ausdrücken", stimmte ich ihm achselzuckend zu. Unwillkürlich nahm er mein Gesicht in seine Hände und sah mir tief in die Augen. Es kam mir so vor, als würde er mir tief in die Seele sehen. "Du bist nicht allein, wenn du das denkst. Ich kann dir helfen mehr darüber zu erfahren. Meinetwegen löse ich meinen Gefallen bei Chaos ein, nur sprich bitte mit mir", bat er.
Ein kurzes Lächeln huschte über meine Lippen. "Ok", hauchte ich. Einige Sekunden verharrten wir in der Position. Dann lehnte er sich zu mich herüber, um mich zu küssen, doch ein Räuspern unterbrach uns. Als wir auseinanderfuhren bemerkte ich meinen Bruder, der in der Tür stand. "Ich wollte nur fragen, wann wir los müssen", meinte er unbekümmert und knirschte mit den Zähnen. "Heute Abend irgendwann", antwortete ich gelassen, obwohl mich sein Verhalten schon wieder gewaltig störte. "Also bald", stellte Jake nüchtern fest, nachdem er einen kurzen Blick auf die Uhr geworfen hatte. "Ach, und zieh dir was anderes an. So gehst du nicht!", sagte er zu mir. Dann drehte er sich um und war wieder verschwunden.
"Was eine Dramaqueen", kommentierte Will mit zusammengebissenen Zähnen. "Du bist manchmal auch so", erinnerte ich ihn und stand auf. "He, wo willst du hin?", wollte er wissen. Ich verdrehte die Augen. "Umziehen", gab ich bekannt und wollte schon meinen Freund- jedenfalls dachte ich, dass er nun mein Freund war- verlassen, als er mich an der Hand packte. "Du befolgst den Rat deines Bruders?", fragte er ungläubig. "Ich hatte das eh vor", verteidigte ich mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Ohne mich?" Ich lachte. "Lass mich los. Natascha könnte jeden Moment kommen." "Soll sie doch", hauchte Will in mein Ohr.
Meine Haut prickelte dort, doch ich riss mich zusammen. "Will", drängelte ich und befreite mich aus seinem Griff. "Na gut", grummelte er enttäuscht. "Aber glaub ja nicht, dass ich fertig mit dir bin", drohte er gespielt. Wieder lachte ich. "Das will ich doch hoffen!"
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro