f o u r
"Tief ein und aus atmen Nari. Du kannst das.. das ist dein Traum. Gib dir gefälligst Mühe, ja?"
Seufzend blickte die schwarzhaarige Koreanerin ihr Spiegelbild an, welches sie aus dem Spiegel der Damentoilette anblickte. Seit über zehn Minuten hatte sie sich bereits auf dieser, nicht saubersten, Toilette verkrochen und versuchte sich Mut einzureden.
In weniger als fünf Minuten würde der Gong erklingen und eine Masse von Studenten und Studentinnen die Flure der Universität fluten. Ihre Aufgabe war es dann nur noch, den Professor ausfindig zu machen und ihre Fragen zustellen. Die Kunst daran war jedoch Antworten zu bekommen.
Zwar hatte ihr die freundliche Dame im Sekretariat Auskunft darüber gegeben, wo sich der Professor aktuell befand, doch Antworten zu bekommen war wohl die schwere Aufgabe.
Sie musste das einfach schaffen. Die Angst, dass ihre Abteilungsleiterin sie entlassen könnte war zu groß. Yoongi hatte ihr den ganzen Morgen über versichert, dass sie das schon hin bekommen würde, doch der Zweifel an sich selbst, steckte tief in ihren Knochen.
Gerade als sie sich erneut ermutigen wollte, ertönte der Dreiklang des Gongs. Ohne weiter nachzudenken öffnete Nari die Türe der Toilette und wurde beinahe über den Haufen gerannt. Binnen Sekunden hatten sich die Studentenschaaren aus den Vorlesungsräumen gedrängt, um pünktlich zu ihren nächsten Vorlesungen zu kommen.
Hektisch blickte sich die angehende Journalistin um, ehe sie aus einem der Räume ihre Zielperson entdeckte. "Professor Chun! Professor Chun!" Eilig drängelte sich durch die Masse an junger Menschen, um den älteren Herren nicht zu verlieren.
Dieser schien ihre Stimme zwar zu hören, doch er machte keinen Anstalt anzuhalten. Stattdessen bahnte er sich weiter seinen Weg durch die Studenten und beachtete die junge Frau nicht weiter.
Ehrgeizig drückte sich Nari an einer Gruppe Mädchen vorbei, ehe sie endlich Anschluss zum Professor fand. Etwas außer Atem versuchte sie mit dem Mann Schritt zu halten. "Professor Chun. Lee Nari von Seoul Weekly. Sie vertreten die Lim Corporation in ihrem aktuellen Verfahren. Wie geht der Prozess voran? Gibt es bereits Beweise, die gegen Herrn Lim Byung-Joon sprechen?"
Der ältere Mann blickte etwas belustigt zur jungen Frau neben sich. In seinen knapp 40 Jahre Berufserfahrungen hatte er keinen Journalisten getroffen der, die Dreistigkeit besaß, ihn auf dem Campus der Universität anzusprechen. "Junges Fräulein Sie stehen mir im Weg", antwortete der Professor, ehe er um eine Ecke bog.
Sofort versuchte Nari wieder Schritt mit ihm zu halten. "Professor! Ist es menschlich vertretbar, bei einem solchen Verbrechen den Schuldigen zu vertreten?"
"Das ist meine Arbeit. Im Zweifel gegen den Angeklagten", erwiederte der Mann trocken, ehe seinen Weg zu seiner nächsten Vorlesung weiter antrat.
Die Verzweiflung war der angehenden Journalistin bereits ins Gesicht geschrieben. Ihr war bewusst, dass es nicht einfach werden würden, doch er gab ihr nicht mal die Chance ihn anständig zu fragen. Es interessierte ihn nicht, dass sie ihm hinterher rannte, um Antworten zu bekommen.
"Professor Chun. Einige Kollegen von anderen Verlägen berichten bereits davon, das Herr Lim jegliche Beweise vernichtet und dafür auch einiges an Schmiergelder dafür ausgibt. Eine Aussage von Ihnen dazu?"
Abrupt blieb der ältere Herr, woraufhin Nari gerade noch so strauchelnd zum Stehe kam. Genervt rümpfte der Mann mit den gräulichen Haare seine Nase "Fräulein ich weiß nicht woher Sie die Dreistigkeit besitzen mich solche Fragen auf meiner Arbeit zu fragen. Ich habe einige Studenten, die im Gegensatz zu Ihnen vernünftige Dinge im Leben lernen wollen, die auf mich warten. Zudem weiß ich auch nicht, wer Ihnen erzählt hat, Sie könnten eine Journalistin werden. Mit Tratschblätter als Quellen für Anschuldigen zu argumentieren ist sehr unvorteilhaft. Machen Sie doch mir, Ihren Eltern und allen anderen einen Gefallen und lernen Sie etwas anständiges. Und jetzt entschuldigen Sie mich, im Gegensatz zu Ihnen habe ich Arbeit die auf mich wartet"
Mit diesen harten Worten ging der Professor weiter den Flur entlang und ließ eine sprachlose und schockierte Nari zurück.
Die Worte des älteren Mannes hatten die junge Koreanerin sehr getroffen. Nicht eine Sekunde hatte der Mann sie als ernste Journalistin gesehen. Eher für ein unwissendes Mädchen, das nicht wusste was sie von sich gab.
Niedergeschlagen blickte Nari auf den Boden und konnte bereits die sich anbahnenden Tränen spüren. Schnell wischte sie sich die ersten Perlen der salzigen Flüssigkeit von den Wangen, um den Weg vor sich richtig zu erkennen.
Gerade als sie sich umdrehen wollte, raste bereits auch schon jemand in sie hinein, woraufhin sie ihr Gleichgewicht verlor und zu Boden fiel. "YAH! Kannst du nicht aufpassen wo du hin rennst?", schnauzte sie die Person an, die damit beschäftigt war ihre Notizen zusammen zusammeln.
"Mianhae.", entschuldigte sich der junge Mann, ehe er seinen Kopf hob. Sofort blieb Nari's Herz stehen. Ein leises Lachen entwich den perfekt geschwungenen Lippen des Koreaners. "So wie es aussieht laufe ich wohl gerne in dich hinein. Mianhae Nari", erklärte Namjoon mit einem schiefen Grinsen, ehe er der jungen Frau auf die Beine half.
"Ich bin nur spät dran und konnte nicht rechtzeitig anhalten. Geht es dir gut? Hast du dich auch nicht verletzt?" Stumm schüttelte Nari ihren Kopf, ehe sie diesen etwas zur Seite drehte, sie wollte nicht das ihr Schwarm ihre Tränen sah.
Doch Namjoon hatte sie bereits entdeckt und versuchte erfolglos der jungen Frau ins Gesicht zu blicken. "Sicher? Und wieso hast du dann geweint? Ist etwas passiert?" Besorgt musterte er die junge Frau etwas. Hatte er sie etwa so stark erwischt, dass sie solche Schmerzen hatte?
"Es geht mir gut...", murmelte Nari etwas schniefend und wischte sich mit dem Handrücken etwas durchs Gesicht. "Ich hab nur etwas ins Auge bekommen, das ist alles"
Noch nie hatte es die junge Koreanerin geschafft einen ganzen Satz in der Nähe ihres Schwarm zu bilden, doch sie wollte auf keinen Fall das er dachte, dass er für ihre Tränen verantwortlich war.
Nachdenklich blickte Namjoon erst sie und dann den leeren Gang vor sich an, ehe er fröhlich zu Lächeln begann, wodurch seine Grübchen zum Vorschein kamen. "Ich bin sowieso schon zu spät. Also wieso gehen wir uns nicht einfach ein Eis holen und du erzählst mir was los ist, hm? Nachdem ich dich schon zwei Mal umgerannt habe, schulde ich dir eins."
Schniefend blickte die junge Frau auf und schüttelte etwas zaghaft ihren Kopf. "Nein... ich will nicht das du eine Vorlesung wegen mir verpasst. Mach dir keinen Kopf, ja?" "Unsinn. Diese Vorlesung ist sowieso stinke langweilig. Außerdem ist es gerade wichtiger dir wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zauber, okay?"
"... okay..."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro