Mutual Attraction
Wieso nur konnte ich nicht wegschauen? Der Mann war angsteinflößend und wie ich widerwillig zugeben musste, hypnotisierend - was meine Angst vor ihm nur verstärkte. Dabei schien es nicht nur mir so zu gehen.
Alle Frauen im Raum (und wenn ich mich nicht irrte sogar ein paar der Männer) betrachteten Eric mit einer Mischung aus Respekt und Interesse. Vielleicht sogar Gier? Erics eisblaue Augen lagen noch immer auf mir, als Bill gefolgt von einem asiatisch aussehendem Mann aus Sam's Büro stolziert kam.
Ich traute Vampiren zwar nicht über den Weg, aber an Bill hatte ich mich soweit genug gewöhnt, dass mich beinahe etwas wie Erleichterung befiel, als er auftauchte. Sookie mochte ihn und vertraute ihm, was ich zwar für ziemlich naiv hielt, mir für den Moment aber reichte.
Die Situation in die ich mich irgendwie manövriert hatte stellte mich vor größere Probleme.
Mit gut zwei Metern Länge stand mir zum Beispiel aktuell mein größtes Problem nur circa etwas mehr als einen Meter entfernt gegenüber und durchlöcherte mich mit Blicken, ein minimales schiefen Grinsen auf den Lippen.
"Spiel nicht mit deinem Essen!", zischte die Blonde ihm ins Ohr. "Iss sie, fick sie oder was auch immer, aber beeile dich! Wir haben nicht den ganzen Abend Zeit!"
Ein Blitzen erschien in Erics Augen bei den Worten der Frau und meine Härchen stellten sich auf.
Bills nutzte in exzellentem Timing für das ich ihm die Füße Küssen könnte genau diesen Moment um zu unserer kleinen Gruppe zurückzukehren.
Der hungrige Ausdruck verschwand aus Erics Gesicht. Stattdessen spannte er seine Schultern und drehte gemächlich den Kopf. "Auf geht's"
"Ich bin gekommen um mit Sookie zu reden!", zischte Bill während er an Eric vorbei und aus dem Merlottes nach draußen rauschte. Sookie folgte ihm, nach einem schnellen Seitenblick auf Eric, durch die Tür. Beinahe wäre mir ein verzweifelte Nein, bleibt hier!, über die Lippen gekommen.
"Drei Minuten", räumte Eric ungeduldig ein ehe er sich ebenfalls auf dem Weg zur Tür machte. Seine Schritte waren dabei jedoch langsam und überlegt. Dann drehte er sich, die Tür versperrend noch einmal um.
"Oh, und noch ein Wort der Warnung..." Seine Stimme war kalt. Jeglicher Charm von zuvor verflogen.
In dem Moment wurde mir klar, wie er es als einer von wenigen Vampiren geschafft hatte 1000 Jahre alt zu werden. Ich verstand, warum es mich Monate gekostet hatte, bis jemand bereit gewesen war diesen Mann, welcher nun in seiner vollen Größe vor mir stand, zu verraten - und sei es nur sein Name gewesen. Ich schluckte.
Er war noch weitaus gefährlicher als ich mir zuvor zurecht gelegt hatte!
"Wir Vampire wissen es, wenn ein Mensch einem von uns Schaden zugefügt hat!"
Sein Blick schweifte berechnend durch die Menge und blieb hier und dort einen Moment länger hängen. Er taxierte sie. Taxierte uns! Es war faszinierend und beängsitigend zu beobachten. Wüsste ich es nicht besser, würde ich sagen er las die Leute. Ihr Absichten und Vergehen. Hoffentlich entsprach das nicht der Wahrheit!
Kaum hatte ich den Gedanken in meinem Kopf gepfanzt, verrat mein Körper mich selbst. Mein Herz raste und meine Handflächen begannen zu schwitzen. Ich hatte getötet. Vampire. Und zwar mehr als einen.
Sein Blick war bei mir angelangt und seine Augen funkelten gefährlich.
"Wir können es riechen!"
Okay, das wars.
Ich dachte über mein Testament nach - oder genau genommen das Fehlen meines Testaments. Ich hatte keins. Aber ich besaß auch nichts, dass es wert war weiter zu geben und ich hatte auch niemanden der meine Dinge würde haben wollen. Oder hatte überhaupt jemanden. Ich dachte an meinen alten roten Toyota und die paar Tausend Dollar aus meiner Zeit als Trickbetrügerin, die auf meinem Konto lagen. Ein trauriger letzter Gedanke eigentlich.
Ich hielt Erics Blick stand, schluckte schwer und atmete flach. Schockiert registrierte ich, halb zu Tode geängstigt, wie ich noch immer wie magisch von ihm angezogen wurde. Ich stand hier, in dem Glauben sterben zu müssen und dennoch reagierte mein Körper auf seine intensive Musterung mit einem Kopfkino wie er sich der länger nach an mich drückte. Mein Mund wurde trocken.
Als sein Blick endlich weiter durch die Runde schweifte, wusste ich nicht ob ich erleichtert oder enttäuscht sein sollte. Intensiv glitten seine Augen weiter zu einem Tisch, an welchem eine Gruppe dämlicher Red Necks saßen. Einer von ihnen zog schuldbewusst den Kopf ein, während sein Freund wie sich ein trotziges Kleinkind reckte.
Er war eindeutig, dass Eric die Oberhand in der Situation hatte.
Innerhalb eines Wimpernschlages hätte er den gesamten Tisch auseinandernehmen und sich die Knochen der Männer als Halskette umlegen können. Doch sein Interesse an ihnen hatte sich schon wieder verflüchtigt.
Ein Tisch mit zwei Frauen in meinem Bereich kicherte nervös während eine auffällig (un-)gekleidete Frau sich ihre blondierten Haare um den Finger wickelte und den Ausschnitt vorschob, wobei ihre Brüste drohten herauszufallen.
Ich schnaubte und verdrehte die Augen, was mir von seiner Begleitung "Pam" eine neugierige gehobene Augenbraue einbrachte. Ihr Blick sagte: "Was interessiert es dich, wen Eric anschaut!"
Gute Frage.
'Krieg dein Leben unter Kontrolle Mädchen, Gott!', schimpfte ich mich selber. Wenn die ganze Sache vorbei sein würde, würde ich mir einen Therapeuten suchen. Einen Guten!
Eric, der die kurze stille Kommunikation zwischen mir und Pam mitbekommen hatte, tauchte in Vampirgeschwindigkeit wieder vor mir auf und nahm mir quasi die Luft zum Atmen.
Fuck, Fuck, Fuck!
Wie eine Wand baute er sich vor mir auf. Hart und undurchdringbar. Dabei beugte er seinen Kopf nach unten und sein Gesicht kam meinem gefährlich nah. Er roch nach teurem Aftershave und kalter Waldluft und noch weiteren Dingen die ich nicht in Worte zu fassen wusste. Kurz gesagt, er roch zum Anbeißen.
Irgendetwas an meinem Gesichtsausdruck musste mich verraten haben, der Eric grinste wissend.
"Anfassen ist gestattet Schätzchen"
Er trat noch näher und mein Herz tanzte Lambada. Vor Angst, vor Lust, weil ich einen medizinischen Herzfehler hatte von dem ich noch nichts wusste? Ich konnte es mir nicht erklären! In meinem Leben hatte ich noch nie jemanden so abgerundtief verabscheut wie diesen Mann. Leider schien das mein Körper einfach nicht verinnerlichen zu wollen und reagierte auf ganz urtümliche Weise auf ihn, die ich nicht unter Kontrolle zu bekommen schien. Stattdessen schluckte ich schwer.
"Seit ich in die Bar gekommen bin hast du mit Abstand den schnellsten Herzschlag aller Anwesenden!", flüsterte er mit tiefer Stimme und in der Stille der Bar für alle hörbar in mein Ohr, wobei seine langen Haare meine Wange streiften. Meine Sinne drehten durch bei dieser unschuldigen Berührung.
"Willst du dich für mich besonders schmackhaft machen?"
Hilfe!
Ein tiefes Grummeln, ja beinahe ein animalisches Knurren entstieg seiner Brust.
"Och du luktar gott!"
Ich sprach kein Schwedisch, aber seinen Blick nach zu Urteilen würde ich als Snack enden, würde ich nicht schleunigst das Weite suchen.
Doch wie lief man nochmal? Oder atmete? Um nicht weiter in seinen Augen zu ertrinken wand ich mich Blick ab und blieb mit meinen Augen an seinen hängen Lippen. Ein Fehler.
Seine Zähne waren vollständig ausgefahren. Entweder er würde mich jetzt töten. Oder vögeln. So oder so, ich war am Arsch. Ich tat das Einzige, was mir in dieser Situation noch einfiel überließ mich meinen Instinkten. Ich musste ihn ablenken, seine Entscheidung in die für mich in die sichere Richtung schubsen oder ich würde sterben.
Und so kam es, zur Überraschung aller anwesenden, inklusive meiner Wenigkeit, dass ich mich nach vorne beugte und mich, wie zuvor in meinem Kopfkino gesehen, der Länge nach gegen ihn drückte. Mit der rechten Hand hielt ich mich an seinem steinernen Bizeps über seinem schwarzen T-Shirt fest, ehe ich mich auf meine Zehenspitzen stellte, ihm die Haare hinters Ohr strich und leise hauchte: "Und wenn es so wäre?"
Ich setzte mein frechstes Grinsen auf, zudem ich noch im Stand war, und auf betete still für ein Wunder. Es war ein verzweifelter, billiger Versuch und eigentlich glaubte ich keine Sekunde es würde funktionieren...
Mein Gegenüber hob eine Augenbraue und gab sich unbeeindruckt - so unbeeindruckt das jeder andere im Raum anhand seines Blickes sein offizielles Desinteresse mir gegenüber ablesen konnte. Ja, sogar mich hatte es überzeugt. Bis etwas um seine Lendengegend an meinem Bauch sich unmissverständlich rührte und mein Blut weiter zum Kochen brachte. Meine Augen wurden groß.
Heilige Scheiße.
Ich erstarrte. Was hatte ich da gerade in die Wege geleitet?
Selbst durch die vielen Schichten Stoff die uns noch trennten konnte ich sagen, dass ich der Situation nicht gewachsen war. Mental, emotional und wie ich feststellen durfte, nicht zuletzt körperlich. Junge, das waren Dimensionen!
Und dennoch, entgegen jeder Logik, war ich versucht...
Mein Gegenüber musterte mich aufs intensivste und ich schluckte trocken. Sprachlos. Entscheidungsunfähig und gelähmt. Den Göttern sei Dank flog in dem Moment die Eingangstür lautstark auf.
Pam erschien in der Schwingtür und starrte uns genervt an.
"Eric. Verhandlung? Magister? Chop Chop!"
Eric trat elegant einen Schritt zurück und hob meine Hand an seine Lippen.
"Auf bald Ms. Simmons!"
Dann drehte er sich um und war in einem Atemzug verschwunden und ließ mich auf zittrigen Beinen zurück als wäre nichts gewesen. Erst ganze zehn Minuten später, nachdem sich der Betrieb wieder normalisiert hatte und ich eine Portion Zwiebelringe durchs Lokal trug fiel mir auf, dass ich ihm nie meinen Nachnamen verraten hatte.
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