A Shadow from the Past
Es war still.
Totenstill.
Ein Blick auf die Tische verriet, dass alle in die gleiche Richtung schauten.Ich folgte den Blicken in die Mitte des Raumes und mein Herz setzte aus. Es konnte nicht - es DURFTE nicht wahr sein.
Ein Mann mindestens zwei Meter groß, blonde Haare bis zu den Schultern und einen Körper komplett mit Muskeln überzogen stand mit dem Rücken zu mir gewandt im Merlottes und verteilte Flyer. Er trug schwarze enganliegende Kleidung, die seine adonisgleiche Figur noch unterschrichen, dass einem durchschnittlichem Menschen wie mir doch die Hormone durch die Venen rauschten. Ich wollte es wirklich nicht - zugeben, dass er mir gefiel, aber verdammt!, der Kerl war nicht von schlechten Eltern. Meine Augen lösten sich erst wieder von seinen breiten Schultern, als ich die Frau registrierte (ebenso Blond) welche ihm im gelangweilten Ton etwas ins Ohr murmelte.
Er drehte seinen Kopf leicht in ihre Richtung, seine Haare der Bewegung folgend und sein Gesicht freilegend. Das folgende Keuchen war geradezu peinlich laut und unpassend wobei mir unpassend Stift und Zettel aus der Hand glitten. Die Köpfe der zwei Vampire schossen herum und meine Befürchtung bestätigte sich.Eiskalt gefror mir das Blut in den Adern.
Von einem Moment zum Nächsten fühlte ich mich über zwei Jahre zurückversetzt. Ich merkte wie die Kontrolle über meine Gesichtszüge mir zu entgleiten drohte und holte zittrig Luft während meine Gedanken mir davon galoppierten.
Jetzt bloß keine Fehler machen...
Doch mein Blick, mein Atem oder schlichtweg mein rasendes Herz mussten etwas verraten haben, denn keine Sekunde später stand der Mann, welcher eben noch einen halben Raum von mir entfernt gewesen war keine 30 Zentimeter von mir entfernt und musterte mich eindringlich.Seine stechend blaue Augen fixierten mich und nahmen mir die Luft.
Ich bekämpfte jeden meiner, in den letzten Monaten hart erarbeiteten Kampfinstinkte, und schluckte schwer. Es kostete mich meine gesamte Selbstbeherrschung, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten und sie nicht von meinem Gesicht ablesbar vor mir her zu tragen. Zumindest hoffte ich, dass dies der Fall war.
Nicht so. Nicht jetzt. Noch nicht.
Von außen musste ich zur Salzsäule erstarrt sein.
Das Gefühl welches mich gerade gefangen hielt, ließ sich am Besten mit der Situation vergleichen, von einer Wespe umschwirrt zu werden.Sie umschwirrt einen und droht, sich auf deiner Haut nieder zulassen und du widerstehst dem Impuls panisch aufzuspringen und davon zu laufen, da du weißt, schnelle Bewegungen führen dazu, dass sie zusticht.
Aber du hast eine Wespenallergie und es kostet dich eine große Überwindung bei dem auf dich zukommendem, lauter werdenden Summen ruhig zu bleiben. Selbst atmen ist nur noch flach möglich. Und so setzt sich die Wespe entspannt auf dein Gesicht und testet ein bisschen die Grenzen deiner Selbstbeherrschung. So in der Art - Ach ja, und die Wespe hat die Liebe deines Lebens getötet!
So in etwa nur eigentlich ganz anderes und tausend Mal schlimmer.
Hatte ich auch vorher noch versucht, mich selbst zu bescheißen und mir einzureden es handle sich um eine Verwechslung, so wusste ich doch jetzt mit Sicherheit, dass der Mann, welcher mir nur Zentimeter entfernt gegenüber stand, Eric Northman war. Panik, Hass und Erleichterung trafen mich simultan.
Es hatte mich Monate meines Lebens und meinen halben Verstand gekostet, doch nach scheinbar endlosen Versuchen und Spuren die ins Nichts führten, hatte ich einen brauchbaren Hinweis gehabt. Den Namen des Mannes, der für den Tod meines Freundes verantwortlich war: Eric Northman.
Ich hatte ihn wirklich gefunden. Den Vampir und Mörder meines Freundes.
All die Monate hatte ich es mir nicht erlaubt zu trauern und aus meiner Suche war geradezu eine Obsession geworden. Die Suche nach ihm war mein einziger Grund zum Aufstehen gewesen, mich voran getrieben und mir Energie gegeben. Ihn dann schlussendlich gefunden zu haben, hatte dann doch den mühsam errichteten Damm gebrochen. Ich war an Ort und Stelle heulend zu einem Haufen Elend zerfallen. Es war brutal.
Stundenlang konnte ich mich nicht dazu bringen aufzuhören. Die Tränen flossen einfach weiter und selbst als ich komplett dehydriert war und Kopfschmerzen mich zu schlafen bewegen wollten, waren die Tränen doch noch nicht versiegt. Unter Schluchzern und Schluckauf wie ein erstickendes Kaninchen klingend, kam mir endlich die Erlösung, während ich nach einer schnellen Google Recherche zu Eric Northman den PC an der Wand zertrümmerte.
Wut.
Das Gefühl war so stark, dass es all den Schmerz dämmte und ich mich wieder aufrichen konnte. Also bohrte ich weiter nach Gründen um wütend zu sein. Es gab genug.
Ich war wütend auf mich, dass ich mich so meinem Elend hingab anstatt zu handeln. Ich war wütend auf meinen Körper, in welchem ich Schwach und Unnütz gefangen war und welcher meiner Kontrolle entglitten war.
Ich atmete tief durch und zwang meine Tränen zu versiegen. Es funktionierte.
Vorsichtig tastete ich mich weiter in mein neues Gefühlsspektrum und entdeckte ein neues Quell der Energie. Ich war wütend auf meinen Freund, dass er mich verlassen und in einer grausamen Welt alleine zurück gelassen hatte. Vielleicht nicht unbedingt verständlich, aber ganz eindeutig vorrangig. Er konnte nichts dafür, das er gestorben war - doch der Schmerz über den Verrat gepaart mit dem Verlust ließ mich wütend und atemlos zurück. Mein Puls rauschte mir in den Ohren und betäubte mich von der Außenwelt. Doch da war noch mehr. Ein noch tieferes, stäkeres Gefühl von Hass. Es überraschte mich mit welcher Intensität ich das Gefühl zu spüren vermochte: Ich war alles vereinnehmend wütend auf den Mann, der mir alles genommen hatte.
Eric fucking Northman.
Ich hatte die Informationen die ich brauchte und packte noch am gleichen Abend meine Sachen für Louisianna.
Das war 10 Monate her und nun stand mir der Mann erneut gegenüber und atmete tief ein, ehe er den Kopf schief legte und ein überraschtes Grinsen auf seinen Lippen erschien. Langsam schoben seine Vampirzähne sich vor und er beugte sich bedrohlich mir entgegen. Mein ganzer Körper war von einer Gänsehaut überzogen und meine Sicht wurde erneut von einem roten Schleier überdeckt, doch ich bewegte mich nicht.
Amusement zog über sein Gesicht.
Die Frau mit der er gekommen warf einen Blick in unsere Richtung und hob eine Augenbraue.
"Eric, was machst du schon wieder?", fragte sie genervt und seufzte.
"Något om henne är annorlunda" brummte er und holte erneut tief Luft ohne seinen Blick auch nur eine Sekunde von meinem zu lösen.
Seine Stimme war tief und rauchig. Er war mir so nah, dass sein kalter Atem mein Gesicht streifte und meine Haut zum Kribbeln brachte. Es breitete sich über meinen Körper aus und ich fühlte mich taub und zugleich elektrisiert. Was zur Hölle sollte das?
Die Frau verdrehte die Augen.
"Nicht das schon wieder..."
"Pamela..."
Erics Stimme war ruhig und kontrolliert doch sie zerschnitt die Stille des Raumes mit einer solchen unterschwelligen Autorität, dass Jeder sich ein wenig weg zu ducken schien.
Jeder außer mir.
Erics Augen wurden groß und er legte den Kopf schief. Die Intensität nahm, falls überhaupt möglich, noch zu doch ich spürte meinen Herzschlag, entgegen jeder Logik, langsamer werden. Erst war es schön, die Anspannung zu verlieren. Doch mit dem ruhigeren Puls verließ auch meine Schutzmauer aus Wut meinen Körper - was eine neue Form von Panik auslöste und alles neu sortiere und durcheinander brachte.
Je länger er mir in die Augen schaute, desto mehr spürte ich, wie ich meine Gefühle nicht länger unterdrücken konnte. Es tat geradezu körperlich weh. Ganz voran kam die Wut in mir auf, doch darunter, was viel schlimmer war, lag die luftabschnürende Traurigkeit. Tränen stiegen mir in die Augen und ich versuchte mich mit simplen Gedanken abzulenken.
So beging ich den ersten großen Fehler dieses Abends und musterte sein Gesicht.
Wie wohl jedes Wesen in diesem Universum, registrierte ich die simple Schönheit des Mannes. Es war nicht nur sein kantiges Gesicht oder seine seidigen Haare. Es war noch nicht einmal sein perfekter Körper welcher jeder seiner Bewegungen in einem spielerischem Zusammenspiel auf eine verwirrende erotische Art und Weise tänzeln ließ. Es war die Art, wie seine Intelligenz in seinen Augen funkelte, wie seine sinnlichen Lippen sich zu einem minimalen Grinsen hinreißen ließen, nachdem er etwas interessantes (allem Anschein nach gerade mich) entdeckt hatte. Sein Wissen wie er auf andere wirkte und wie er diese Wirkung einsetzen musste um zu bekommen was er wollte. Ein Mann, der sich nahm was er wollte. Es war seine gesamte Ausstrahlung.
Erschrocken stellte ich fest, das selbst ich seinem Charm gegenüber allem Anschein nach nicht Immun war und bemerkte wie ich mich unbewusste vorbeugte. Ich folgte einem unerwarteten, unerklärlichem Sog. Von ihm ausgehend, zu ihm hin.
Panik stieg in mir auf und meine Augen wurden größer. Was geschah hier gerade?
Meinem Körper war es nicht möglich, meine Augen von seinem durchbohrenden Blick zu befreien. Wie kaltes Wasser ergoss sich über mir das Gefühl der Demut -Doch sein Blick blieb weiter mit meinem auf geradezu obszöne Weise verschränkt. Es war als schaute er mir in die Seele!
Es war demütigend, es war erbärmlich und am alles schlimmsten, einem Teil von mir gefiel es.
Als würde er meine Gedanken lesen grinste er, seine Lippen teilten sich und er entblößten seine Zähne. Als seine Stimme nun erneut ertönte resonierte sein Tempre bis in meine Knochen und ich erschauderte lustvoll und beschämt.
„Warum hast du keine Angst?", fragte er gerade heraus und ich merkte wie ich bleich wurde.
So schnell ich konnte überlegte ich was ich sagen konnte um mein Erkennen seiner Person nicht weiter zu verraten - und bevor ich mir über die möglichen Folgen meiner Antwort bewusst werden konnte hörte ich mich bereits trocken "Ich bin aus New York!" hauchen. Ich hätte mich Ohrfeigen können ihm bereitwillig so viel über meine Herkunft verraten zu haben und wartete angespannt auf die nächsten Fragen als der Vampir als Reaktion auf meine Antwort den Kopf laut lachend in den Nacken warf.
Nun. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Schallend hallte das Lachen in der Stille von den Wänden wieder und der Rest des Restaurants, wenn nicht zuvor schon erschrocken, verfiel geradezu in Schock.
Auch ich zuckte diesmal erschrocken zusammen und machte einen Schritt zurück.
Der merkwürdige Bann war durchbrochen und ich sah zu das ich Land gewann.
Das war nicht der Plan, ich war noch nicht so weit, ich musste weg.
Eric war gerade dabei mich erneut zu fokussieren als die Tür des Merlottes aufgestoßen wurde und eine verzweifelt aussehende Sookie den Raum betrat. Sie war schneller in der Lage die Stimmung des Raumes aufzunehmen und schaute dann besorgt zu mir und im Anschluss wütend zu Eric.
„Verdammt Eric, was hast du gemacht!", schnauzte sie ihn an und wandte sich dann an mich „Alles klar Ash?"
Ich musste furchtbar aussehen. Erschrocken sah ich sie an und mich packte die Angst, Eric würde ihr etwas antun, so wie sie mir ihm Sprach. Das würde übel Enden.
Doch wider meiner Erwartungen drehte er nur den Kopf und schaute Sookie dann wie ein unschuldiger Kirchenknabe an. Doch ich ließ mich nicht täuschen. Als er unerwartet neben meiner Freundin erschien, hatten alle meine Muskeln bereits auf ein Signal von mir gewartet und ich sprang nach vorne um Sookie zur Hilfe zu eilen. Ich kannte sie vielleicht noch nicht allzu lange, doch in der kurzen Zeit hatte ich die verrückte Telepathin erstaunlich lieb gewonnen und sollte der Mistkerl es auch nur wagen daran zu denken, ihr wehtun zu wollen...
„Nur etwas Smalltalk Sookie, meine Sookie!" säuselte er, ehe er sich umdrehte und mich neugierig beobachtete „Ash, hm? Wie Asche?"
Er stürzte die Lippen und seine blauen Augen funkelten gewitzt.
Ich blieb perplex mitten in meiner Bewegung stehen.
„Irgendwie passend."
Eric zwinkerte mir fast kameradschaftlich zu, ehe er sich wieder Sookie zuwandte, während ich von dem ganzen Hin- und Her beinahe ein Schleudertrauma bekam. Ein warmes Kribbeln stieg in meiner Magengegen auf und alles wozu ich noch in der Lage war, war irritiert zu blinzeln und die Beiden mit offenem Mund anzustarren.
Ich war auch so ziemlich alles gefasst gewesen doch das war die einzige Reaktion, mit der ich nun wirklich nicht gerechnet hatte. Ich war eingestellt auf Kampf, Mord und Todschlag aber nicht auf eine kleine Flirterei. Noch weniger, dass ich darauf reagieren würde!
Ich beschloss meine - naja, was waren die Zwei überhaupt?
Freunde schien mir das falsche Wort zu sein...
Auch wenn Sookie offiziell mit Bill zusammen war und allen die es nicht wissen wollten unter die Nase rieben, wie verliebt sie war, so sprühten zwischen Sookie und Eric hier vor mir doch die Funken. Dann andererseits hätte ich das auch von Eric und Arlene behaupten können. Eric und Lafayette, Eric und dem alten Fett, welches auf dem Herd weiter vor sich hinbruztelte und dabei war zu verbrennen...
Sookie, die meine Verwirrung wahrgenommen haben musste, errötete leicht und räusperte sich.
„Nicht deine Sookie. Bills Sookie!", stellte sie klar und richtete sich auf. „Und du hasst Smalltalk"
Erics Blick verfinsterte sich auf die Äußerung hin sie sei 'Bills Sookie', wenn auch nur minimal, ehe er sich vorbeugte um Sookie etwas ins Ohr flüsterte. Erstaunlicherweise errötete sie noch mehr und ich meinte etwas wie Schmeichelei in ihrem Blick zu erkennen.
Ich betrachtete die ganze Situation mit Unglauben. Widersprüchliche Gefühle kämpften in meinem Inneren und die damit einhergehende Verwirrung trieb mir Tränen in die Augen. Ich atmete flach.
Sookie blickte zu mir auf runzelte die Stirn. Eric folgte ihrem Blick mit Interesse und seine Augen fokussierten mich erneut, woraufhin ich hart schluckte.
Bitte nicht noch eine Runde.
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