Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

7. Superwoman

Nari

... zweihundertachtundneunzig, zweihundertneunundneunzig, dreihundert!

Ich spitze die Ohren, halte dabei die Luft an. Kein Mucks dringt von draussen durch die Wolldecke. Jun hat gesagt, dass er rechtzeitig wieder da sein werde. Jedoch ist er es nicht.

Ruby drückt ihren Kopf an meine Brust. Ich habe sie unter meinen Pulli gestopft, obwohl Jun das nicht will, aber ich kann Ruby nicht im Käfig lassen, während ich mich verstecken muss. Sie muss sich auch verstecken.

Sie ist mein Haustier.

Umma hat immer gesagt, dass ich auf sie aufpassen solle. Ich habe sie mir schliesslich gewünscht und sie zum Geburtstag bekommen und weil sie mein Papagei ist, bin auch ich diejenige, die sie füttern und ihren Käfig sauber machen muss.

Ruby ist für mich wie eine kleine Schwester.

„NACHT!", kreischt sie durch meinen Pulli.

Mit der Hand drücke ich sie fester an mich. „Sschhh, Ruby, sschhh." Sie krächzt. „Wir müssen auf Jun-oppa warten", flüstere ich so leise wie eine Maus.

Wir liegen beide unter der Bettdecke, gut versteckt. Die Wolle macht die Luft ganz warm und feucht, was dazu führt, dass ich meinen eigenen Atem riechen kann. Das wird mir zu stickig.

Vorsichtig schiebe ich die Decke von mir, strecke den Kopf in die Luft und horche nochmals.

Es ist still in der Halle.

Jun müsste eigentlich schon längst zurück sein. Er hat gesagt, ich solle bis dreihundert zählen.

Das habe ich – schon zwei Mal!

Ich will nicht wegrennen müssen.

Alleine durch die Strassen zu gehen macht mir Angst. Als ich kleiner war, habe ich Umma einmal in einem Supermarkt verloren. Es waren zu viele Gänge und alles sah gleich aus. Ich hatte solche Angst, dass ich mir fast in die Hose gepinkelt habe, dabei war das nur ein Supermarkt und nicht eine ganze Stadt.

„Metropole", flüstere ich. „Anderes Wort für Weltstadt oder Hauptstadt."

Der Rucksack für den Notfall liegt unter dem Esstisch. Immer griffbereit und nicht weit von meinem Bett. Ich muss nur den Arm ausstrecken, dann habe ich ihn.

„Metropole", wiederhole ich und ziehe den Rucksack zu mir. „M - E - T - R - O - P - O - L - E."

Das Buchstabieren vertreibt die Angst. Ich bin die Beste in meinem Jahrgang und konnte mir Buchstaben schon immer gut merken. Appa will mich zu den landesweiten Wettbewerben schicken ... oder wollte, er wollte mich schicken.

Ich ziehe meine Winterjacke an, die neben mir liegt, zurre sie zu und schwinge den Rucksack über meine Schultern.

Mütze auf, Stiefel an.

Ich bin schnell fertig.

Dann fällt mein Blick auf das riesige Erdnussbutter-Glas, das neben dem Sofa auf dem Boden steht. Das kann ich nicht mitnehmen, weil es in meinem Rucksack keinen Platz dafür hat.

Jun würde nicht wollen, dass ich–

Schwups ist das Glas offen und mein Finger in der Butter.

„Nur ein wenig", verspreche ich Jun, obwohl er mich gar nicht hören oder sehen kann.

Ich schaufle so viel heraus, wie ich kann, und drehe den Deckel wieder zu. Den Finger stecke ich mir in den Mund. Hmmm. Ich liebe Erdnussbutter.

Unten scheppert etwas zu Boden.

Zu einer Statue soll ich werden, oder einen Stein, wenn ich ein verdächtiges Geräusch höre. „Stell dir vor, ich hätte dich mit dem Stupor-Zauber verhext", hat mir Jun einmal gesagt. Ich glaube, dass ich auch darin ganz gut bin – einzufrieren, oder so tun, als ob ich ein Baum wäre.

Aber Ruby kann das nicht. Sie zappelt unter meinem Pullover wie wild, will bei meinem Kragen herausklettern.

„Ruby, nein!", schimpfe ich und presse sie tiefer runter. Ihre Krallen zerkratzen meinen Bauch. „Aua, das tut weh!"

„Mit wem sprichst du da?"

Die Stimme ist hinter mir. Ich wirble erschrocken herum.

Es ist nicht Jun, der in unserem Unterschlupf steht, sondern eine Frau.

Sie ist dünn, aber dick angezogen. Ihre Haare und Augen leuchten hell, jedoch ist ihr Blick finster. Mit ihren Stiefeln und ihrem grauen Pullover, der unter ihrer schwarzen Jacke hervorquillt, sieht sie fast aus wie eine Bösewichtin – oder eine Superfrau.

Eher wie eine Superfrau.

Sie sieht unschlagbar aus.

Jun hat eigentlich gesagt, dass ich mit Fremden nicht sprechen soll, weil sie böse sind. Sie sieht nicht böse aus. Vielleicht wütend, aber nicht böse. Mädchen können sowieso nicht so gemein sein wie Jungs. Zumindest war das in meiner Klasse so. Die Jungs waren wirklich schlimm.

„Mit Ruby", antworte ich und löse die Hand von meinem Kragen. „Ich habe mit Ruby gesprochen."

Genau in dem Moment schlüpft sie aus meinem Pulli. „ANYEONG!" Ihr Krächzen ist überlaut.

Die Superfrau legt den Kopf schief, ihre Augen kleben auf meinem Papagei.

„Das ist Ruby", stelle ich sie vor und lasse sie auf meine Hand hopsen.

Die Frau tritt näher, senkt den Kopf und mustert mein Haustier ganz genau. Einen Finger streckt sie aus, um über die weichen, grauen Federn zu streicheln. Ruby lässt es zu.

„Hallo, Ruby", haucht die Frau.

Ein trauriger Ausdruck legt sich über ihr Gesicht. Vielleicht hatte sie auch einmal einen Papagei als Haustier und hat ihn verloren.

Ruby springt von meiner Hand und klettert den Arm der Superfrau hoch bis zu ihrer Schulter. Das macht sie mit jedem. Ruby hat keine Angst vor Fremden. Ruby sieht in allen Leuten einen Freund oder eine Freundin. Das gefällt mir so an ihr.

Sie krabbelt unter die blonden Haare und nistet sich dort ein, bis man sie fast nicht mehr sieht. Ihr zufriedenes Papageien-Schnurren ertönt.

„KUSCHELN, RUBY, KUSCHELN!"

Die Frau beginnt zu lächeln und für eine Sekunde wirkt ihr Gesicht hell und fröhlich, als hätte jemand das Licht angemacht.

Ich kichere. „Sie mag dich."

„Hm", brummt sie.

„Wie heisst du?", will ich wissen und weil der Ausdruck der Frau gleich wieder ernst wird, füge ich schnell meinen eigenen Namen hinzu: „Also ich bin Nari."

Ihre Hand holt Ruby aus der Kapuze hervor und reicht sie mir wieder. Die Papageidame klettert zurück auf meine Schulter.

„Knox", lautet die Antwort auf meine Frage.

Ich probiere ihren Namen aus, während ich ihn leise wiederhole und ihn in meinem Kopf buchstabiere. Knox. K - N - O - X. Ein sonderbarer Name.

Knox zeigt auf das grosse Glas, das ich mir unter den Arm geklemmt habe. „Die Erdnussbutter", fordert sie.

Ich biete ihr das Glas an. Vielleicht hat sie ja Hunger. Auch Superheldinnen müssen mal essen.

„Willst du einen Löffel, oder besser einen Finger voll?"

Ich grinse breit. Es fühlt sich gefährlich an, was ich hier tue, weil ich weiss, dass mein grosser Bruder nie das Essen mit einer Fremden teilen würde. Wir sind seit Ewigkeiten schon nur zu zweit unterwegs und gehen allen Menschen, die es noch gibt, aus dem Weg.

Knox grinst zurück und nickt. „Gerne."

„Nimm nur", sage ich.

Knox' schmutzige Hand umschliesst das Glas, ihre hellen Augen beginnen vor Freude zu glänzen. Sie schraubt den Deckel auf und seufzt leise, während sie von meiner Erdnussbutter schlemmt.

Ihr Glück zu sehen gibt mir selbst ein warmes Gefühl in der Brust. Ich teile gerne mit ihr. Teilen ist gar nicht so schlimm, wie Jun immer behauptet. Vielleicht will Knox ja meine Freundin werden. Das wäre wirklich schön.

Dann könnten wir zusammen–

Hinter Knox baut sich ein Schatten auf.

Es ist Jun mit wutverzerrtem Gesicht und einer Schlinge in der Hand. Er drückt seinen Zeigefinger an die Lippen und gibt mir zu verstehen, dass ich nichts verraten darf. Ich beisse auf die Innenseite meiner Wange, richte den Blick wieder auf Knox, die sich noch einen Finger voller Erdnussbutter gönnt.

Schade.

Ich hätte sie wirklich gerne als Freundin gehabt.

▄ ▄ ▄ ▄▄▄ ▄▄▄ ▄▄▄ ▄ ▄ ▄

Author's Note:

Die zwei (oder drei) Damen haben sich kennengelernt ;-)

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro