twentyseven
Zuerst strichen seine weichen Lippen nur ganz leicht über meine. Zitternd atmete ich ein, legte meine Hände an seine harte Brust und presste mich näher an ihn.
Die Tatsache dass sein Herz genauso heftig und schnell pochte wie meins beruhigte mich.
,,Fuck", murmelte er und ich spürte jede Bewegung seiner Lippen an meinen, bevor er seine Lippen nun fester auf meine presste.
Ich hatte schon ein paar Jungs in meinem Leben geküsst, aber keiner küsste so gut wie Ethan Carrington.
Es fühlte sich so an, als würden wir beide schon eine halbe Ewigkeit auf diesen verdammten Kuss warten und fast hatte ich das Gefühl, dass meine weichen Knie mich nicht mehr halten konnten.
Das hier war kein sanfter Kuss, es war ein hungriger, verzweifelter Kuss.
Einen kleinen Moment lösten wir uns voneinander, um Luft zu holen.
Mittlerweile stand ich auf Zehenspitzen, hatte meinen Körper an Ethans gepresst und meine Stirn an seine gelehnt.
,,Das war keine gute Idee", murmelte ich nach ein paar Sekunden, als ich bereits über die Folgen dieses verdammten Kusses nachdachte.
Ethan öffnete die Augen und sah mich an. Es sah so aus, als würde ein Sturm aus verschiedenen Grau und Blau Tönen in seinen Augen toben und ich hatte nie etwas schöneres gesehen.
Schnell entfernte ich mich von ihm, denn meine Lippen kribbelten immer noch und der Drang ihn noch mal zu küssen war überwältigend.
Es war, als wäre es eisig geworden, nachdem ich mich von ihm löste und das obwohl es bestimmt noch 24 Grad draußen waren.
Ethan sah mich einen Moment schweigend an, ich konnte keine Regung in seinem Gesicht sehen.
,,Hör zu, ich denke wir sollten das vergessen. Das ist kein guter Zeitpunkt, ich-" Ich brach ab, weil ich einfach nicht mehr wusste was ich noch sagen sollte.
,,Du hast Recht", sagte er dann leise und sah mich einen Moment ohne eine Regung an.
Meine Lippen kribbelten immer noch.
,,Ich sollte nach Hause gehen, ich frage kurz Zac ob er mich fährt", murmelte ich dann und wollte gehen, aber er hielt mich am Handgelenk fest.
Ganz sanft, aber trotzdem unnachgiebig.
,,Hey, entspann dich. Wenn du wirklich schon nach Hause willst, dann fahre ich dich. Ich lass' dich nicht mit Zac fahren", erwiderte Ethan und sah mich an.
Er wirkte ganz neutral, so als wäre nichts gewesen.
Vermutlich hatte er das schon mit so vielen Mädchen gemacht, dass es ganz normal für ihn war. Und das verursachte mir Bauchschmerzen.
,,Wir können auch was Essen gehen. Wenn es scheiße ist, gehen wir essen. Erinnerst du dich? Ich hab es dir versprochen."
Zweifelnd sah ich ihn an, worauf er die Augen verdrehte.
,,Als Freunde, Ginger. Nicht mehr."
Schließlich nickte ich doch. Was war schon dabei?
Wenige Minuten später saßen wir wieder in dem teuren Sportwagen.
,,Was hältst du von Subway?", fragte mich Ethan und bog auf den High Way.
,,Klar, warum nicht", erwiderte ich und versuchte möglichst normal zu sein.
Ich war so ein Idiot.
,,Hast du immer noch so heftige Entzugserscheinungen?", fragte ich ihn und sah aus dem Fenster. Ich würde mich wohl nie daran gewöhnen wie schön die Umgebung hier aussah.
,,Geht so. Ich fühle mich so als ob ich schwanger wäre", scherzte er. Leicht grinste ich, obwohl das Thema eigentlich total ernst war.
,,Mal habe ich Hunger, mal ist mir kotzübel. Dann habe ich Bock auf Kippen, dann kann ich sie kaum noch sehen, ohne mich zu übergeben. Ich schlafe immer noch schlecht, das ist konstant so", erklärte er dann.
Ich seufzte.
,,Versuch bei Hanna zu schlafen oder so. Es hilft, wenn jemand bei einem liegt", sagte ich dann nur leise. Ich hatte Angst, dass er sagen würde, dass er bei Zara schlafen könnte.
,,Du hast noch nie bei Hanna übernachtete oder?", fragte Ethan, worauf ich den Kopf schüttelte. ,,Sie redet, schnarcht und tritt im Schlaf. Ganz schlechte Idee bei ihr zu schlafen", sagte er schief grinsend und bog auf den Parkplatz bei Subway. Man, warum kribbelte es in mir so, wenn er grinste?
Ich lachte leise und schüttelte den Kopf, ignorierte was mein Körper mir signalisierte.
Als ich aus dem Auto ausstieg, kam Ethan mir bereits entgegen. ,,Voll komisch, dass alle immer denken das Subway keine Fast Food Kette ist. Ich meine, man isst ein ganzes Brot, das ist doch nicht gesund", sagte ich stirnrunzelnd.
Ethan grinste und hielt mir die Tür auf.
Seine Augen blitzten.
,,Es ist wenigstens halbwegs gesund, wenn man nur ein halbes Brot nimmt und es nur mit Gurken und sowas belegen lässt", erwiderte er.
,,Stimmt." Ich zuckte mit den Schultern.
Wenige Momente später saßen wir an einem Tisch in der Ecke.
Es war wenig los und nur vereinzelt saßen irgendwelche halb betrunkenen Jugendlichen an einem Tisch. Dementsprechend war es relativ ruhig und Ethan und ich konnten in Ruhe reden.
,,Erzähl mir was über deine Mom", sagte er dann plötzlich.
Ich würgte den Bissen meines Subs herunter und sah Ethan einen Moment an.
Normalerweise hätte ich einfach verneint und weitergegessen, aber ich bemerkte dass ich Ethan wirklich etwas über sie erzählen wollte. Wie lange war das schon nicht mehr vorgekommen?
Also atmete ich tief durch und überlegte was ich sagen sollte, ohne gleich loszuheulen.
,,Meine Mom ist die gutherzigste, mitfühlendste und netteste Person die ich kenne." Kurz brach ich ab, runzelte die Stirn und sah weg. ,,..kannte", verbesserte ich.
Aufmunternd sah mich Ethan an. Seine Augen wirkten jetzt blauer als sonst, denn er sah mich mit einem solchen sanften Ausdruck in den Augen an, dass mir fast die Tränen kam.
Mein Herz tat so weh, wenn ich an sie dachte. ,,Sie wollte immer für alle das beste und hat natürlich erst an die anderen und als letztes an sich selbst gedacht. Und ich glaube-" Es viel mir so schwer das auszusprechen, das hatte ich noch nie jemandem gesagt. Nicht Ridley, noch nicht mals Dad. ,,Ich glaube daran ist sie gestorben. Sie war viel zu gut für uns alle und hat sich nie um sich selbst gekümmert. Irgendwann ist sie daran zerbrochen, deswegen hat sie angefangen zu trinken. Aber irgendwann hat ihr das nicht mehr gereicht. Und dann kamen irgendwelche anderen Drogen dazu und genau deswegen-"
Tief ein und ausatmen, Vic'.
,,Und genau deswegen hasse ich es über alles wenn jemand irgendwelche Drogen nimmt. Sie ist daran gestorben und ich konnte ihr nicht helfen und ich will nicht dass das irgendjemandem den ich auch nur annähernd kenne nochmal an diesem Scheiß stirbt", vollendete ich.
Meine Nase kribbelte und Tränen traten mir in die Augen. Ich schaffte es kaum über sie zu reden oder an sie zu denken, ohne fast daran zu zerbrechen.
Ethan sah mich kurz an und sagte dann ganz leise: ,,Komm her." Fast so, als würde er spüren dass ich gerade Nähe brauchte.
Ich stand auf und ging langsam auf ihn zu. Zum Glück saßen wie an einem Tisch in einer kleinen Nische und Ethan saß auf einer großen Sitzbank.
Zitternd setzte ich mich neben ihn, knetete meine Hände und sah überall hin, nur nicht zu ihm.
Ich versuchte mich abzulenken, aber mein Atem ging immer schneller und immer mehr Tränen stiegen in meine Augen.
Gott, das war keine gute Idee gewesen.
Plötzlich griff Ethan nach meiner einen Hand und verflocht seine in meiner.
Ich schloss die Augen und lehnte mich an ihn.
,,Ich vermisse sie so sehr", gab ich schließlich ganz leise zu und schluchzte ganz kurz, bevor ich mir schnell die Hand auf den Mund presste.
Wie armselig war es, hier mitten in der Nacht in Subway zu sitzen und Ethan über meine Mutter zu erzählen?
Aber egal wie weh es tat, irgendwie war es befreiend. Ich hatte seit ihrem Tod kein einziges Wort mehr über sie verloren und das tat fast noch mehr weh, als die Tatsache dass sie für immer weg war.
Ethan drückte meine Hand und sagte nichts.
,,Danke dass du es mir erzählt hast", flüsterte er dann leise und strich mit dem Daumen über meinen Handrücken.
Meine Hand kribbelte, als ich nickte.
,,Wir sind doch jetzt Freunde", scherzte ich, obwohl ich ganz genau wusste dass Ethan nicht nur ein Freund für mich war.
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