twelve
Als ich nach Hause kam, zog ich überrascht die Brauen hoch.
Was machte Dad denn hier?
Er saß in der Küche und aß irgendwas aufgewärmtes aus dem Kühlschrank, da er wirklich absolut keine Ahnung von Kochen hatte.
,,Was machst du denn hier?", fragte ich überrascht, bevor ich mir eine Banane aus der Obstschale schnappte.
Ich musste mich beeilen, schließlich hatte ich mich mit Hanna verabredet und sie würde bereits in zehn Minuten hier sein. Außer Hanna würde auch Tracy mitkommen.
,,Ein Meeting hat sich verschoben, also dachte ich, ich komme kurz vorbei um nach dem rechten zu schauen. Und um was zu essen."
Dad sah nur kurz von seinem Tablet auf, an dem er sich vermutlich E- Mails oder Nachrichten durchlas.
Ich nickte nur. ,,Ich wollte mir auch eigentlich nur kurz eine andere Tasche und was zum snacken holen, ich treffe mich noch mit Jemandem."
Ich wollte schon wieder gehen, da hielt Dad mich auf.
,,Mit wem?"
,,Kennst du nicht. Ein Mädchen aus meinem Jahrgang", antwortete ich vage.
Dad blickte mich ungeduldig an und ich seufzte. ,,Hanna Carrington."
Keine Ahnung was war, aber Dad runzelte die Stirn als er Hannas Namen hörte.
,,Victoria, ich möchte wirklich nicht, dass du mehr Kontakt mit den Carrington's hast als nötig", sagte Dad daraufhin und richtete seine volle Aufmerksamkeit auf mich.
Ich straffte meine Schultern und blickte ihn einfach nur an.
,,Ich kenne ihren Vater besser als mir lieb ist und er und seine Familie sind Leute, mit denen wir nicht verkehren. Halt dich von ihnen fern, das sage ich nicht noch ein zweites Mal, Vicy."
Fast wäre ich zusammengezuckt, bei dem dunklen Ton den Dad anschlug. Was hatte er denn erlebt, dass er so von den Carrington's dachte?
Es machte mir jedenfalls Angst, erweckte aber ebenso meine Neugierde.
Ich nickte also nur leicht. Es brachte nichts zu widersprechen, zumindest nicht bei meinem Dad.
Was er sagte, war Gesetz. Schon immer.
,,Ich treffe mich trotzdem mit Hanna. Sie zeigt mir nur die Stadt und Tracy ist dabei, das ist nichts schlimmes."
Einen Moment sah er mich stillschweigend an und ich erwartete schon dass er jetzt total ausrastete, aber er blieb kontrolliert, so wie mein Vater eben war.
Das war positiv, weil er selten rumschrie oder komplett ausrastete, aber negativ, weil er manchmal so schien, als hätte er gar keine Gefühle. Ganz im Gegensatz zu Mom.
Ich stockte kurz. Was hätte sie jetzt wohl dazu gesagt? Mom war immer das Herz, während Dad der Kopf war. Und manchmal war es einfach besser, wenn man auf sein Herz hörte. Oder ein Gemisch aus beidem. Aber umso länger Mom weg war, umso schwieriger fiel es mir Sachen zu tun, die mir mein Herz sagte.
Dann hupte es draußen und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen.
,,Das ist Hanna. Ich bin weg."
Dann wank ich und wandte mich ab.
,,Pass auf dich auf und komm nicht zu spät nach Hause!", rief Dad mir hinterher.
,,Mache ich, bye", antwortete ich, als ich die Tür hinter mir zuschlug.
Ich joggte über den langen Kiesweg zu Hanna, die bereits in ihrem Jeep wartete.
Die Tore von unserem Grundstück öffneten sich automatisch mit einem leisen Surren und ich trat hinaus auf den Bürgersteig, um hinten einzusteigen.
Tracy saß bereits vorne neben Hanna und es lief laute Musik.
,,Hey", begrüßte ich beide lächelnd.
Hanna drehte die Musik leiser und sah mich durch den Innenspiegel an.
,,Also, weil heute so gutes Wetter ist fangen wir einfach mal mit dem Trail Park an. Das ist einfach ein stinknormaler Yachthafen."
Tracy gab ein zustimmendes Geräusch von sich. ,,Wenn ihr bis jetzt noch kein eignes Boot oder Schiff habt, wird dein Dad sicher noch eins kaufen. Wir besitzen schon lange eins. Das gehört dazu, wenn man in Palm Beach wohnt."
Ich fühlte mich irgendwie total bescheuert, weil Tracy und Hanna mir das alles in so kleinen Schritten erzählten.
,,Schon klar. Zeigt mir einfach ein bisschen die Stadt."
Ich schmunzelte, als Tracy grinste und die Augen verdrehte. ,,Ihr müsst nicht einen auf Touristenführer machen."
,,Wird gemacht, Kapitän!" Hanna salutierte und lachte.
,,Also, nur noch ganz kurz: Natürlich fahren wir nicht an den Yacht Hafen, um segeln zu gehen oder sowas. Wir gehen dort nur essen, dort gibt es das beste Essen in ganz Palm Beach", fuhr Hanna fort. ,,Danach gehen wir zum Municipal Beach, dort wird es dir ganz sicher gefallen."
,,Jetzt erzähl mir mal, warum du wirklich was mit uns machst", sagte Tracy dann zu Hanna.
Hanna überlegte einen Moment und grinste dann. ,,Weil Victoria mir heute geholfen hat und außerdem, warum nicht?"
Dann zuckte sie mit den Schultern. ,,Ganz ehrlich, ich habe keinen Bock mehr auf die ganzen Fake - Freundschaften. Und ihr wirkt beide nicht so, als wärt ihr wie Zara und Co", gab sie dann ehrlich zu. Überrascht von ihrer Ehrlichkeit schwieg ich einen Moment.
Dann fiel mir auf, wer zum Teufel waren Zara und Co?
,,Wer sind Zara und Co?", fragte ich nach und sah sie an.
,,Cheerleader, Bitches der Schule.. dein schlimmster Alptraum..?", antwortete Tracy spaßend und zumetzt fragend. Ich lachte.
,,Ehrlich jetzt?"
,,Mit Zara und so ist nicht zu spaßen. Aber ich habe keine Lust mehr mich immer an den neuesten Lästereien zu beteiligen oder zuzuhören was Zara die letzte Nacht mit Ethan oder sonst wem gemacht hat." Hanna verzog angewidert das Gesicht.
Ich runzelte die Stirn. War Zara das Mädchen, welches ich am ersten Tag in Ethans Auto gesehen hatte?
,,Da hätte ich auch keinen Bock drauf", stimmte Tracy ihr zu und tippte etwas auf ihrem Handy herum.
,,Naja, was auch immer. Auf zum Trail Park."
Hanna stellte die Musik lauter und fädelte sich auf dem Highway ein.
Ich lehnte meinen Kopf an die kühle Fensterscheibe und dachte nach.
Was meinte Dad damit?
...
Stunden später begann es bereits zu dämmern, aber Tracy, Hanna und ich waren immer noch am Strand.
Mir gefielen die normalen Leute in Palm Beach, wobei die reichen Leute hier umso schlimmer waren.
Aber es war wirklich schön hier. Ich mochte es zwar nicht, dass ich mich hier noch nicht auskannte und die Vertrautheit aus meinem Heimatort Washington nicht mehr bestand, jedoch hatte Palm Beach etwas beruhigendes an sich.
Ich streckte mich, als ich mich aufrichtete und mich an dem immer leerer werdenden Strand umblickte.
Nur noch vereinzelte Leute waren hier, aber die meisten begannen ihre Sachen zusammenzupacken, weil es langsam kühl und dunkel wurde.
Keine Ahnung was ich mir dabei gedacht hatte, dass Hanna so sein könnte wie Ethan, aber sie war absolut nicht wie er. Sie war lustig und entspannt, genau wie Tracy. Und irgendwie fühlte sich das gut an, endlich Leute zu haben, mit denen ich wie ein normaler Mensch sprechen konnte, ohne mir immer über alles Gedanken zu machen.
In Washington war das ganz anders.
,,Ich muss langsam nach Hause. Mein Vater bringt mich um, wenn ich spät komme", sagte ich dann und stand auch. Ich hatte nichts von der Sache erzählt, die Dad zu mir gesagt hatte und das hatte ich auch nicht vor.
Tief in meinem Inneren schrie mich etwas an, dass ich nachfragen sollte, was Dad damit meinte. Aber ich wusste, dass er es mir weder sagen würde, noch dass ich es hören wollte.
Hanna und Tracy nickten und richteten sich ebenfalls auf.
Ich klopfte mir den Sand von der Kleidung und schüttelte mir kurz, dann machten wir uns auf dem Weg zu Hannas Auto.
,,Wir sehen uns morgen in American History und beim Lunch", rief mir Hanna hinter hinterher, als ich aus dem Auto hüpfte.
Ich nickte und wank noch einmal, als ich mich auf den Weg ins Haus machte.
Hanna wirkte so unglaublich nett, dass ich mir gar nicht vorstellen konnte dass sie mit Ethan verwandt war.
Wie konnte Hanna so ein Engel sein, während Ethan so ein Arschloch war?
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