Die Party war bereits in vollem Gange, als Tracy und ich ankamen.
Wir wurden von einer Reihe an Leuten begrüßt, von denen ich noch nicht mals die Hälfte kannte, bevor wir endlich beim Pool angekommen waren.

Weil das Schicksal ein Arschloch war, fiel mir Ethan zuerst ins Auge.
Er lehnte am Rand des Pools, die Haare leicht feucht. Nachts war der Pool der Carrington's scheinbar beleuchtet, denn seine Gesichtszüge und die hellen Augen kamen durch die das Blau der hellen Beleuchtung noch besser zum Vorschein.
Wie sollte es auch anders sein, schlug mir mein Herz bis zum Hals.
Aber nur so lange, bis ich sah, dass Ethan nicht alleine war.

Zara lehnte an ihm, natürlich sah sie umwerfend aus in dem weißen, knappen Bikini, den sie trug.
Und davon mal abgesehen, hatte er auch noch einen roten Plastikbecher in der Hand. Ich versuchte mir krampfhaft einzureden, dass sich darin nur Coke oder sowas befand, aber seinem lauten Lachen und den geröteten Wangen nach zu urteilen, war es Alkohol.

Ich schluckte und schluckte, versuchte tief durchzuatmen, aber der Kloß in meinem Hals verschwand nicht.
Tracy legte mir die Hand auf die Schulter und lehnte ihren Kopf an meinen.
,,Schon gut, Vic. Konzentrier dich auf was anderes", rief sie mir ins Ohr, um die laute Musik zu übertönen, die mir gar nicht aufgefallen war. So sehr war ich auf Ethan und seine beschissene Zara konzentriert.

,,Scheiß drauf", knurrte ich genervt.
Ich hatte nicht das Recht, ihm eine Szene zu machen. Aber ernsthaft: die ganze Arbeit der letzten Wochen schien gerade umsonst und das tat viel zu weh. Warum trank er auf einmal wieder Alkohol? Hatte er mich bezüglich Zara angelogen?
War das alles nur ein Spiel von ihm?
Wie bei Hunter damals?
Fragen reihten sich über Fragen, aber anstatt wie sonst wegzulaufen, schüttelte ich so lange den Kopf, bis ich das Gefühl hatte einen einigermaßen klaren Kopf zu haben.
,,Wir finden jetzt Hanna, dann bringen wir unsere Sachen in ihr Zimmer und dann feiern wir!", rief ich Tracy zu, die mir ein breites Grinsen schenkte und nickte.

Die Tatsache dass mich Ethan scheinbar immer noch nicht bemerkt hatte und weiterhin seine Sache mit Zara durchzog, ignorierte ich gekonnt.
Als wir endlich Hanna gefunden hatten, gingen wir sofort hoch in ihr Zimmer.
Um uns in Ruhe zu begrüßen und unsere Sachen an einem sicheren Ort zu bunkern.
Tracy und ich hatten uns bereits bei ihr einen Bikini unter unsere luftigen Kleider gezogen, also legten wir nur unsere Taschen auf ihrem Bett ab.
,,Bevor wir jetzt feiern gehen: Ethan und ich haben uns geküsst. Nicht nur einmal, mehrmals", sagte ich mit leiser Stimme an Hanna gerichtet. Zuerst war ich mir nicht sicher ob sie das überhaupt gehört hatte, aber als ich sah dass ihre Gesichtszüge entglitten, redete ich schnell weiter. ,,Und es tut mir leid dass ich dir nichts davon erzählt habe, wirklich. Tracy wusste es bis eben auch nicht. Aber um mal bis jetzt vorzuspulen: zwischen uns läuft nichts mehr und es war auch nie wirklich was zwischen uns."
Ob ich gerade versuchte Hanna davon zu überzeugen, oder mich, wusste ich nicht. Ich wusste nur dass ich verdammt noch mal immer verzweifelter wurde.

,,Entspann dich, Vic. Ich hab dich noch nie so gesehen", unterbrach Hanna mich mitten in meinem Redeschwall. Sie lächelte beruhigend. ,,Ist doch nicht schlimm, jeder Blinde hat mitbekommen das dort was zwischen euch war. Und selbst wenn da immer noch was ist-"

Dieses Mal unterbrach ich Hanna, wandte aber den Blick ab und band mit die Haare zu einem lockeren Dutt, schließlich wollte ich nicht dass sie gleich komplett nass wurden.
,,Es läuft nichts mehr: Ethan hat Ersatz gefunden."

Kurz schwieg Hanna. ,,Ethan verhält sich im Moment wieder genauso arschig wie vor ein paar Wochen. Und weißt du mit wem das glaube ich was zu tun hat? Mit dir. Denn als ihr beide - was auch immer - am laufen hattet, war er erträglicher und ausgeglichener als sonst."
Ich holte zittrig Luft. ,,Und ich weiß nicht wer von euch beiden das kaputt gemacht habt, weil ihr beide ziemlich beziehungsbehindert wirkt, aber eigentlich ist das alles auch ziemlich egal, Vic."
Überrascht drehte ich mich zu ihr um. Es war verdammt noch mal ziemlich dumm von mir mich Hanna und Tracy nicht anzuvertrauen, denn die beiden gaben gerade wirklich ihr bestes mir gut zu zu sprechen. Und dafür liebte ich sie umso mehr.
,,Denk noch mal drüber nach. Tracy und ich sind für dich da und bis dahin sollten wir jetzt erstmal richtig feiern. Die letzten Party's hast du dich immer um Ethan gekümmert, jetzt kümmer' dich um dich selbst."
Hanna grinste und packte meine und Tracy's Hand.

,,Zu aller erst: was wollt ihr trinken?", fragte sie, als sie die Zimmertür abschloss und den Flur entlang sprang.

,,Irgendwas alkoholisches", erwiderte ich, bevor ich darüber nachdenken konnte.
Tracy und Hanna musterten mich beide überrascht.
Scheiß drauf.
Keine harten Drogen, aber für Alkohol würde ich gerade mal eine Ausnahme machen.
Der dumpf- pochende Schmerz in meinem Inneren über etwas, was ich selbst verursacht hatte, musste schließlich irgendwie betäubt werden.