seven
Sowohl diesen als auch die restlichen Tage traf ich mich mit Tracy beim Lunch und wann immer wir Stunden zusammen hatten, freuten wir uns.
Es tat so unglaublich gut wieder eine echte Freundin zu haben, in Washington war ich fast ausschließlich mit Leuten befreundet, die mich auszunutzen und die ich ebenso ausnutzten.
Aber mit Tracy war das anders. Genau so wie mit ihren restlichen Freunden, die Zac am Anfang abfällig die Stipendiaten genannt hatte. Sie alle mochte ich auch wirklich.
Eigentlich war alles gut. So gut wie es eben bei mir sein konnte.
Aber auf der anderen Seite war da Dad, der zunehmend gestresst war. Am Samstag diese Woche wollte er eine Gala veranstalten, in etwa so was wie eine Einweihungsparty.
Die erste seit Mom's Tod.
Dad musste zum ersten Mal alles selbst organisieren, nahm weder Hilfe von mir, noch von Ridley an.
Er ließ es sich nicht anmerken, aber die wichtige Vertragsabschlüsse die in der Firma bevorstanden und dazu noch die Organisation der Gala stressten ihn, weswegen vor allen Dingen ich einiges von seiner schlechten Laune abbekam.
Meine Meinung nach war die Idee mit der Einweihungsparty so wie so scheiße.
Ich wollte Leute wie Ethan, Zac und andere Kinder der Saint nicht bei mir Zuhause haben. Und ich wollte ganz sicher nicht das machen, was Dad immer von mir erwartete, sobald sowas anstand: neben ihm stehen, lächeln, Smalltalk führen.
,,Ich denke, es ist an der Zeit dass du endlich lernst selbst mit dem Auto zu fahren. Es kann dich nicht immer jemand fahren", brummte Dad also, als ich an diesem Morgen in die Küche trat.
Er wusste genau, wie sehr ich es hasste Auto zu fahren. Aber anstatt zu widersprechen, nickte ich nur. Ich hatte gelernt mich in den meisten Fällen einfach unterzuordnen.
,,Heute fährt dich Ridley, er holt dich auch ab. Aber ab morgen kannst du dir ein Auto aus der Garage aussuchen und das fährst du dann." Kurz war es still. ,,Alleine."
Und so schnell schaffte Dad es meine Stimmung zu vermiesen.
Ich liebte meinen Dad über alles. Aber ich schaffte es zunehmend weniger mit seinen Launen umzugehen, vor allen Dingen weil immer ich Schuld war, wenn irgendetwas schief ging. Er gab mir zumindest das Gefühl, dass das so wäre.
Ridley und mein Dad hatten schon seit gefühlten Ewigkeiten mehr keinen Streit mehr. Das einzige was sie sich entgegenbrachten waren Unmengen an Respekt und Professionalität. Sie waren beide Maschinen und ähnelten sich generell sehr.
Und ich hatte schon immer versucht zu sein wie sie, gerade weil ich wusste dass ich genauso wie Mom war.
Sie war verletzlich, emphatisch. Mom wirkte vor allen Dingen in den letzten Monaten gebrochen und zerbrechlich. Und ich wollte nicht so sein wie Mom, nicht in diesen Punkten. Es hatte sie ihr Leben gekostet.
Plötzlich spürte ich etwas an meinem Arm und zuckte zusammen.
Ich ließ fast meinen Apfel fallen, den ich gerade erst genommen hatte.
,,Wir müssen los, Vic."
Ridley hatte eine Hand an meinen Arm gelegt und sah mich aus dunklen Augen an.
Ich nickte nur, nahm meine Tasche und ging zur Tür.
,,Du weißt dass er das nicht so meint", murmelte Ridley in die Stille im Auto hinein.
Man hörte nur das sanfte Schnurren des Motors und leise Musik im Hintergrund.
,,Natürlich", erwiderte ich nur, ohne wirklich auf seine Aussage einzugehen. Ridley äußerte sich immer wieder zu der Anspannung die zwischen Dad und mir ab und zu herrschte.
Aber ich konnte seinen Aussage nie Glauben schenken.
Dad meinte es genauso wie er es sagte, das wussten wir beide. Und Dad meine auch genau das, was man hinter seinem Verhalten erahnen konnte.
In der Schule angekommen, seufzte ich.
Völlig in Gedanken versunken, bemerkte ich gar nicht dass ich voll in jemand hereinlief.
Jemand ziemlich harten, denn meine Nase tat weh vom Aufprall. Warme Hände fingen mich gerade noch rechtzeitig, sonst hätte ich den totalen Abflug gemacht. Und das wäre wirklich unangenehm gewesen.
Ich spürte mit jeder Stelle meines Körpers wie die Hände des Unbekannten meine Unterarme umfingen, der Geruch nach etwas männlichem lag in meiner Nase und unbewusst atmete ich noch einmal ein, um den Geruch intensiver wahrzunehmen.
Als ich jedoch meinen Blick hob und geradewegs in blau- graue Augen guckte, die mich zu erstechen versuchten, entfernte ich mich schnell.
Ethan.
,,Machst du das mit Absicht, Ginger?", fragte er und grinste überheblich. Am liebsten würde ich ihm sein dummes Grinsen, welches eine Reihe perfekter, weißer Zähne entblößte, aus dem Gesicht wischen.
Ich überhörte seinen dummen Spitznamen für mich absichtlich und zog nur beide Brauen hoch.
,,Was meinst du?"
,,Du bist überall wo ich bin", führte er aus und grinste noch breiter und ziemlich spottend, als er meinen entgeisterten Gesichtsausdruck sah.
Eigentlich konnte ich meine Aussagen und meinen Ausdruck gut kontrollieren, aber Ethans Unverschämtheit entgleiste mir mein Gesichtsausdruck.
,,Wir haben vielleicht einfach die gleichen Schwerpunkte", versuchte ich es diplomatisch.
Aber als ich in sein Gesicht sah, konnte ich es mir nicht verkneifen hinzuzufügen: ,,Außerdem ist es wenn denn andersrum. Vielleicht verfolgst du, mich ja."
Ethan wollte mir gerade antworten, als Tracy ihm zuvorkam.
,,Ich will euch nur ungerne unterbrechen, aber Vic' und ich müssen zu Sport."
Sie lächelte hastig.
,,Was auch immer, Ginger. Wir sehen uns in Wirtschaft, denk dir was aus für unsere Firma."
Ethans schöne Augen blitzten noch einmal herablassend auf. Er grinste als er sich abwandte.
Sobald er außer Hörweite war, begann Tracy heftig zu sprechen.
,,Was habe ich dir zu den Carringtons gesagt, Vic'?"
Tracy sah wirklich besorgt aus und sofort bereute ich meinen kleinen Schlagabtausch mit Ethan.
,,Gerade du und deine Vergangenheit sind gefundenes Fressen für ihn. Lass nicht zu, dass er irgendwann etwas gegen dich benutzt, nur weil dein Stolz seine dummen Kommentare nicht zulässt."
Ich wusste das Tracy Recht hatte, aber genauso gut wusste ich, dass ich mich niemals daran halten konnte.
Wenn Ethan es darauf anlegte, sollte er kriegen was er haben wollte.
Außerdem war es bis jetzt nichts weiter als dumme Plänkeleien, die ich ebenso von aufgeblasenen Jungs wie Zac kannte.
Und Ethan war genau einer dieser Jungs.
Aber warum konnte ich mich dann bei Zac und allen anderen zurückhalten und bei Ethan nicht?
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