fiftyeight
Am Abend der Gala war Dad aufgeregt und gereizt, was ich ihm aber nicht wirklich verübeln konnte. Schließlich war es das erste Mal, dass Dad die Charity Gala ohne Mom veranstaltete und das war für uns alle Neuland.
Gestern war ich den ganzen restlichen Tag mit Hanna und Tracy auf der Suche nach perfekten Kleidern gewesen und war heilfroh gewesen, als ich endlich Zuhause ankam. Trotz der Anstrengung war es schön, endlich mal wieder nur Zeit mit den beiden zu verbringen, denn das war in letzter Zeit definitiv zu kurz gekommen.
Dass ich danach noch bis tief in die Nacht mit Ethan gefacetimed hatte, verstärkte meine Müdigkeit nur weiter. Aber nach der Gala heute Abend hatte ich das ganze Wochenende lang nichts zu tun und konnte dementsprechend entspannen.
Ich richtete gerade Dad's Krawatte für ihn, als Smithers mit den ersten Gästen in die Halle kam.
Ausnahmsweise - dies war eine der wenigen Veranstaltungen bei denen wir es jedes Jahr so machten - hatten wir eine Location gemietet. Köche, Kellner und sonstiges Personal waren noch bis zu letzten Sekunde damit beschäftigt, alles perfekt herzurichten.
Während mein Dad und Ridley die Gäste begrüßten und mit ihnen in ein Gespräch kamen, tat ich das was ich am besten konnte: still sein und lächeln.
Ich war froh, als Tracy mit ihrer Familie kam. Zunächst begrüßte ich ihre Eltern freundlich, bevor ich Tracy umarmte. ,,Ich bin so froh, dass du da bist", murmelte ich in ihr Ohr.
Sie sah umwerfend aus in ihrem Kleid. Zwar hatte ich das Kleid gestern mit Hanna und ihr zusammen ausgesucht, aber es mit hohen Schuhen, ihren perfekt gemachten Haaren und dem leichten Make Up zu sehen, war trotzdem nochmal was anderes.
,,Du siehst so hübsch aus, Süße", sagte Tracy und musterte mich einen Moment lang.
Meine Haare waren in einem strengen, hohen Zopf gebunden und wie so oft trug ich dunkelroten Lippenstift, zusammen mit einem dezenten Make Up.
,,Sieh dir dich erstmal an", erwiderte ich nur und lächelte sie breit an. Wann immer ich darüber nachdachte, was für ein Glück ich mit Tracy und Hanna als Freundinnen hatte, war mir nach Freunden Tränen zu Mute. Zum Glück war ich nicht so emotional.
Gerade wollte ich etwas sagen, als jemand mir eine Hand auf die Schulter legte und mich somit unterbrach.
Zac musterte mich einen Moment, bevor er zufrieden nickte, so als würde es mich interessieren, was er über mich und mein Outfit dachte.
Aber anstatt ihn anzumeckern, beugte ich mich nur zu ihm und umarmte ihn leicht. Dad war es wichtig, den Schein zu wahren und diesen Gefallen tat ich ihm.
Zac begrüßte auch Tracy und begann dann, sich mit ihr über irgendwas zu unterhalten.
Ich hielt Ausschau nach meinem Dad und Ridley, als ich sie - so wie das Schicksal es scheinbar wollte - bei den Carrington's stehen sah, die gerade erst dazugestoßen waren.
Dad und Ridley begrüßten gerade die Carrington's und gaben ihnen die Hand.
Ich lächelte Tracy einmal entschuldigend an, aber sie wank nur ab, woraufhin ich mich sofort auf den Weg zu Dad und Ridley machte.
Schon von weitem stach mir Ethan ins Auge. Er trug einen scheinbar maßgeschneiderten, schwarzen Anzug. Wie für ihn typisch trug er kein Jackett und auch keine Krawatte - damit unterschied er sich von den anderen Männern die hier waren. Seine leicht lockigen, dunkelbraunen Haare waren zur Abwechslung etwas gemacht und lagen nun perfekt auf seinem Kopf. So als würde er auch nach mir suchen, blickte er sich mit seinen Augen solange im Saal um, bis sich seine hellen, schönen Augen auf mich richteten.
Mein Herz setzte einen Schlag aus, als er seinen Mund zu einem leichten Lächeln verzog und beinahe erleichtert wirkte.
Ich verzog entschuldigend das Gesicht, als ich sah dass Dad nicht wirklich begeistert darüber war, dass ich mehr mit Tracy und Zac geredet hatte, als dass ich die Gäste begrüßte.
,,Guten Abend", sagte ich und lächelte so echt ich konnte.
Mister Carrington musterte mich kritisch, seine dunklen Augen schienen mich zu erdrücken. Er sah mich an, als wäre ich eine Bedrohung. Dennoch versuchte er es durch ein vermeintlich freundliches Lächeln zu verstecken. Ich imitierte sein gefälschtes Lächeln und streckte erst ihm, dann seiner Frau die Hand hin, um sie zu begrüßen. Misses Carrington wirkte wie immer distanziert und obwohl ihr Lächeln ebenso freundlich wirkte, waren ihre hellen Augen kalt.
Ich musste an das zurückdenken, was Ethan mir mal gesagt hatte, dass seine Mutter sich schon seit langem von allem distanziert hatte, weil es ihr einfach zu viel war.
Hanna sah mich an und lächelte breit. Ihre dunklen Augen blitzten freudig auf.
Ihr schwarzes, eng anliegendes Kleid brachte ihre schmale, trainierte Figur und die langen Beine bestens zur Geltung und genau wie Tracy sah auch sie toll aus.
,,Ich freue mich dich zu sehen", sagte ich zu ihr und umarmte sie lächelnd.
,,Und ich mich erst", erwiderte sie erfreut. Hanna war süß, sie verbarg ihre Freude nicht und verstellte sich nicht. Selbst nicht vor ihren Eltern. Dafür hatte sie meinen vollsten Respekt.
Ich war vollkommen verunsichert, wie ich Ethan begrüßen sollte. Dieser jedoch sah mich nur mit blitzenden Augen an, beugte sich zu mir und gab mir einen leichten Kuss auf die Wange. ,,Hey", hauchte er in mein Ohr, bevor er mir die Hand auf den unteren Rücken legte und sich neben mich stellte.
Einen Moment war ich vollkommen überrascht darüber, wie souverän er die Situation geregelt hatte, bevor ich wieder mein Lächeln aufsetzte und zu Ridley und Dad sah.
Dad musterte Ethan einen Moment skeptisch, bevor er leicht nickte und sich dann abwandte, um Callum Carrington in ein Gespräch zu verwickeln.
Ridley war ebenfalls damit beschäftigt, mit Callum und Dad zu sprechen, so konnte er sich zum Glück weder an Hanna ranmachen, noch einen dummen Spruch ablassen.
,,Lasst uns zu den anderen gehen", schlug Hanna dann vor und machte sich bereits auf den Weg. Ethan verdrehte leicht die Augen, bevor er meine Hand ergriff und mit mir zusammen Hanna folgte.
Zac und Ethan begrüßten sich mit diesem eigenartigen Männer Handschlag, während Hanna Zac nur schnell umarmte.
Schon eigenartig, dass Zac durch seine manchmal so ekelige Persönlichkeit sein gutes Aussehen vollkommen zerstören konnte.
Plötzlich kam mir ein Gedanke, der mich meine Stirn runzeln ließ. ,,Warum ist Tucker nicht hier?", fragte ich dann verwirrt.
Zac lachte mich aus, was mich nur dazu brachte meine Augenbrauen tiefer zusammenzuziehen.
,,Verzieh nicht so dein hübsches Gesicht, sonst kriegst du noch Falten", sagte Zac nur noch breiter grinsend.
Ethan neben mir schnaubte.
,,Halt deine Klappe, Zac", knurrte er genervt. Beruhigend legte ich ihm eine Hand auf den Arm, bevor ich ihn fragend ansah.
,,Ist dir nie aufgefallen, dass Tucker nie bei den ganzen Events dabei ist? Seine Eltern haben normale Jobs und er ist nur an der Saint, weil er nach der Elementary School ein Stipendium gekriegt hat", erklärte Ethan mir.
Überrascht sah ich ihn an. Was war ich für eine Idiotin, dass mir das vorher nie aufgefallen war?
Ich nickte einfach nur als Antwort, bevor ich mich leicht an Ethan lehnte und mich umguckte. Die Location war mittlerweile gut gefüllt und alle möglichen Leute waren erschienen. Einige kannte ich von früheren Events und Galen, andere kamen mir völlig fremd vor.
,,Dein Dad ist echt der CEO von Galen und Events", sagte Tracy beeindruckt, als sie die ganze Dekoration musterte.
,,Du kennst die Dekoration, Zac und du waren schon mehr Mals auf dem Charity Event kurz vor Thanksgiving", erwiderte ich nur und sah sie belustigt an.
,,Die Deko war anders, als deine Mom es organisiert hat", warf Zac dann beiläufig ein. Ich spürte einen ziehenden Schmerz in meinem Magen, aber als Ethan leicht mit seiner Hand über meinen Rücken fuhr, fiel es mir bereits leichter zu atmen. Und dafür war ich Ethan unendlich dankbar.
Hanna musterte mich genau, aber ich lächelte sie nur an und sagte dann zu Zac: ,,Sie mochte es eher schlicht." Zac nickte nur und nahm sich dann ein Glas Champagner von dem Tablett des Kellners.
,,Hat Ridley immer noch keine Freundin?", fragte Tracy dann plötzlich, bevor sie Ridley genau musterte. Er lachte gerade über irgendwas, was Zac's Vater gesagt hatte.
Ich stöhnte. ,,Bitte nicht", murmelte ich und sah Tracy an. Sie zuckte nur mit den Schultern, bevor sie breit grinste und Ethan und mich abwechselnd ansah.
,,Du hast dir den Bruder von deiner besten Freundin geschnappt, also kann ich das genauso gut bei dir machen", erwiderte sie. Zac grinste, weil er sich freute, dass Tracy so gut gekontert hatte.
Hanna lachte leise.
,,Sie hat Recht, Vic", sagte Hanna nur und zuckte mit den Schultern.
,,Mit Ridley kannst du nicht zusammen sein. Er benutzt dich ein Mal und dann zieht er weiter. Du kennst ihn doch", warnte ich sie nur. Tracy zuckte mit den Schultern.
,,Von Ridley würde ich wirklich gerne ausgenutzt werden", erwiderte sie und strich sich kurz durch die blonden, kurzen Haare. Ich wusste ganz genau, dass Ridley sofort dabei wäre. Er hatte schon seit Jahren ein Auge auf Tracy geworfen und wartete nur auf die richtige Gelegenheit, sie rumzukriegen.
Seufzend zuckte ich mit den Schultern. ,,Go for it", sagte ich schließlich nur, woraufhin Tracy sich nur noch einmal Lipgloss auftrug und dann auf Ridley zu stolzierte.
Ridley empfing sie mit hungrigem Blick, was mich beinahe dazu brachte ein Kotz Geräusch zu machen.
Stattdessen versuchte ich nur, meine angespannten Schultern zu lockern und den Blick abzuwenden.
,,Kommt mir das nur so vor, oder ist Tracy mir manchmal ziemlich ähnlich?", fragte Zac stolz.
,,Das ist nichts worauf man stolz sein sollte", sagte Ethan nur trocken, was mich zum Lachen brachte.
,,Ich gehe mir eine rauchen, kommst du mit?", fragte Ethan mich an und zog leicht an meinem Zopf. Ich hatte das Gefühl, das war eine seiner Lieblingsgesten, sobald ich einen Zopf trug. Er zog dabei nicht unangenehm fest, sondern nur ganz leicht und kaum merklich.
Wiederstrebend über die Tatsache, dass Ethan immer noch rauchte, nickte ich und drehte mich dann zu Hanna um.
,,Willst du mitkommen, damit du nicht alleine mit Zac bist?", fragte ich sie dann, woraufhin sie lächelte und abwank. Ich ignorierte Zac's protestierenden Laute und musterte Hanna noch ein mal prüfend. Diese jedoch machte nur eine scheuchende Handbewegung.
,,Ich komm klar. Vielleicht sehe ich mich etwas um und hol mir eine Kleinigkeit zu Essen", versicherte sie mir.
,,Wir sind gleich wieder da", versprach ich, bevor ich Ethan's Hand ergriff und mich mit ihm auf den Weg nach draußen begab.
Draußen angekommen, empfing uns sofort ein kühler Lufthauch. Es war spät am Abend und mittlerweile war Winter. Zwar war der Winter in Palm Springs wesentlich angenehmer und wärmer als in anderen Teilen des Landes, jedoch war er immer noch zu kalt um mit einem dünnen Seidenkleid in der Kälte zu stehen.
,,Verdammt, ist dir kalt?", fragte Ethan besorgt und rieb sofort sanft über meine nackten Arme, um sie zu wärmen.
,,Es ist alles in Ordnung. Wir sind sowie so nicht lange draußen", erwiderte ich belustigt von seiner Sorge. Er sah mich einen Moment an, bevor er nickte und sich nur leicht von mir entfernte.
Durch meine hohen Schuhe reichte ich Ethan nun bis zur Nase, was eine angenehme Abwechslung war - obwohl ich es normalerweise auch ziemlich genoss, dass er größer als ich war.
,,Um ehrlich zu sein wollte ich nicht rauchen. Ich versuche es mir abzugewöhnen." Schulterzuckend sah er weg und blickte sich um. Ich freute mich so sehr darüber, dass ich breit angrinste. Ethan jedoch sah es nicht, da er sich immer noch in der Gegend umsah.
,,Ich brauche nur frische Luft und Zeit mit dir alleine", fügte er noch hinzu, immer noch ohne mich anzusehen.
,,Geht mir genauso", sagte ich nur sanft, bevor ich mich in seine Arme drängt. Ethan hielt mich fest umschlossen. Die Wärme die durch sein dünnes Hemd auf mich überging, war genauso angenehm wie seine starken, schützenden Arme, sein Geruch der mich umgab und die Tatsache dass ich seinen warmen Atem an meinem Hals spürte.
,,Ich glaube ich sage dir das nicht oft genug, aber ich bin wirklich stolz auf dich. Einen Entzug durchzumachen und gleichzeitig auch noch jede Menge andere Probleme zu lösen ist ziemlich schwierig."
Einen Moment sagte Ethan nichts, bevor er mich nur noch fester an sich drückte.
Bei Ethan fühlte ich mich so wohl wie bei niemanden sonst, ich verstand ihn und er verstand mich, alles an unserer Beziehung beruhte auf Gegenseitigkeit und das liebte ich so sehr.
Die Tatsache, dass ich mir vor kurzen noch nicht eingestehen wollte, dass ich in ihn verliebt war kam mir jetzt so absurd vor, dass ich beinahe gelacht hätte. Es war offensichtlich, dass ich nicht nur in ihn verliebt war, sondern ihn von Tag zu Tag mehr liebte. So starke Gefühle hatte ich bei niemanden zuvor und obwohl sie mir manchmal so große Angst bereiteten, genoss ich jeden Moment.
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