1 - Abend im Gemeinschaftsraum
Das durchgesessene Sofa des Gemeinschaftsraums knartschte und knirschte, als der junge Sirius Black sich neben Remus und James auf das rote Polster warf.
"Was geht ab?", fragte er und klatschte in die Hände, bevor er seine langen Beine sortierte und sich normal neben seine zwei besten Freunde setzte.
Lily, die ihm gegenüber auf dem abgenutzten Teppich saß, blickte kurz auf, schüttelte dann aber nur den Kopf.
"Was ist los, Lily?", fragte Sirius provokant und beugte sich leicht zu ihr hinüber.
Lily rollte nur mit den Augen und blickte garnicht erst von den Spielkarten auf, die sie gerade sortierte.
"Lilyyyy", schmollte Sirius. Er strich sich das schulterlange, schwarze Haar hinter die Ohren und beugte sich abermals vor.
Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte Lily zu ihm hinauf, nur um zu sehen, wie Sirius sie mit seinen besten Hundeaugen anschaute. Ein leises "Tss" entwich ihren Lippen.
"Jaaames", fing Sirius an zu betteln und rüttelte seinen besten Freund an den Schultern. "Tu was."
Dieser schaute nur amüsiert zwischen Lily und Sirius umher.
Zu ungeduldig um auf weitere Reaktionen von James' Seite zu warten, wandte sich Sirius Remus zu. Er legte sein Kinn auf dessen Schulter ab und blickte ihn bettelnd an.
"Remus Liebes? Willst du mir erklären was hier los ist?", fragte er scheinheilig und schmollte ein wenig.
Remus schien unsicher wie er darauf reagieren sollte. Er wusste, dass das Scherz war. Er und Sirius standen sich nicht so nahe. Beinahe wollte er "leider" sagen, denn in den letzten Monaten war ihm sein Freund schon sehr ans Herz gewachsen. Doch diese Zuneigung war stark von Eifersucht geprägt, denn Sirius Black war neben James der Mädchenschwarm der Schule. Nicht nur das, sogar den ein oder anderen Jungen hatte Remus schon einmal über Sirius Aussehen und sein Talent im Quidditch schwärmen gehört. Nicht, dass ihnen das zu verwehren gewesen wäre.
"Denk doch mal nach, Black", sagte Lily abfällig und rettete Remus damit aus der misslichen Lage. Sirius ließ von ihm ab und er konnte endlich aufatmen.
"Sag es mir", meinte Sirius und legte sich lässig zurück, seine Oberarme auf der Rückenlehne des Sofas abgelegt, sodass sein Arm fast schon um Remus Schulter lag.
"Vielleicht ist ja genau das das Problem", schlug Lily vor.
"Was denn? Sag's mir", sagte Sirius, mittlerweile selbst etwas genervt von dem ganzen Hin- und Her.
"Genau das. Du denkst nie nach. Ist dir klar, wie du in den letzten Wochen - sogar Monaten - mit uns umgegangen bist? Und mit jedem anderen an dieser Schule?", fragte Lily empört und stand auf.
Sirius schaute sie verdutzt an, nicht wissend, worüber sie sich gerade so lauthals beschwerte.
"Du merkst es ja nicht einmal!", machte Lily weiter. "Du spielst mit uns und merkst es nicht einmal!"
Sirius schaute verdutzt zu beiden Seiten, um zu sehen, ob James und Remus verstanden, was hier gerade abging. Peter, der links in einer Ecke saß, beachtete er dabei garnicht. Peter war nicht dafür bekannt, eine hohe soziale Intelligenz, geschweige denn Empathie zu besitzen.
Doch auch die Gesichter seiner anderen beiden Freunde verrieten ihm wenig. Nur Remus, der wohl den besten Draht zu Lily hatte - auch wenn James das nicht zugeben wollte - lächelte ein bisschen beim Beobachten der Konfrontation.
Sirius schmunzelte innerlich. Sein Freund hatte wohl eine sadistische Seite.
"Sirius", sagte Lily streng und holte den sonst nie so verträumten Sirius wieder in die Realität zurück.
"Ich rede über die ganzen Mädchen, denen du in den letzten Wochen Tag für Tag den Kopf verdreht hast, ihnen Hoffnungen gemacht hast, nur um sie dann alle fallen zu lassen. Weißt du wie ätzend es ist sich das Geschwärme von denen anhören zu müssen? Nur um danach auf ihren Betten zu sitzen und sie zu trösten, weil der ach-so-tolle Sirius Black sie nicht wollte?"
Obwohl Sirius anfangs noch genauso verdutzt aussah wie davor, schien ihm langsam ein Licht aufzugehen.
"Und was soll ich jetzt tun?", fragte Sirius und lächelte machohaft. "Ich kann schlecht dafür sorgen, dass die Mädchen mich weniger toll finden." Während er das sagte zeigte er sein blitzend helles Lächeln und zwinkerte.
Lily signalisierte Sirius sehr deutlich wie sie das fand, streckte ihren Zeigefinger in Richtung ihres Mundes, öffnete diesen und machte Würgegeräusche.
"Wie wäre es, wenn du einfach allen ein für alle mal klarmachst, dass du sie nur ausnutzen willst? Was anderes willst du doch garnicht von ihnen!" Lily war ungewöhnlich laut geworden. Der ganze Gryffindor Gemeinschaftsraum hatte sie gehört und schaute ihr zu, wie sie sich drohend zu dem weiterhin lässig da sitzenden Sirius hinunter gebeugt hatte.
Peinlich berührt setzte sie sich auf den Sessel, auf dem sie ganz ursprünglich mal gesessen hatte und fuhr mit gedämmter Stimme fort: "Sie haben Hoffnung, Sirius. Das ist einfach...unfair, ihnen gegenüber."
Sirius zuckte nur mit den Schultern. "Nicht meine Schuld", meinte er und fuhr sich beiläufig durch das Haar. Es war allerdings nicht zu übersehen, dass er langsam unsicher wurde.
"Oh doch, sehr wohl, das ist es", widersprach ihm Lily. "Hör zu, Black. Sowas macht man nicht, okay? Wenn du eine Freundin willst, besorg dir eine, aber hör auf die Mädchenherzen der ganzen Schule zu brechen!"
"Und Jungenherzen", murmelte Remus vor sich hin.
Sirius, unsicher, ob er richtig gehört hatte, wandte seinen Kopf kurz zu Remus. Dessen leichtes Schmunzeln schien jedoch unverändert. So wandte sich Sirius wieder Lily zu.
"Ist es so schlimm?", fragte er, nun nicht mehr so lässig und entspannt wie zuvor.
Lily nickte. "Ihr versteht garnicht, was für eine Wirkung ihr auf Mädchen habt. Das ist euer Problem."
"Welche Wirkung habe ich denn auf dich?", schaltete sich James ein und zwinkerte Lily zu.
Diese seufzte nur genervt auf, ignorierte ihn jedoch ansonsten.
"Hab verstanden", meinte Sirius ernst, fügte dann jedoch an: "Ich werde keine unschuldigen Mädchenherzen mehr brechen. Ich gebe mein Bestes." Und zwinkerte dabei Remus zu, der die ganze Zeit nur still neben ihm gesessen und der Konversation gelauscht hatte.
Remus lächelte schief.
"Lächerlich", murmelte James, der normalerweise nur Sirius beobachtete, wie dieser Mädchen abschleppte, während er selbst sich voll und ganz Lily widmete - ohne ihre Zustimmung. Trotzdem war es auch ihm aufgefallen, wie viele Mädchen ihnen beiden hinterher liefen.
Sie galten, ganz inoffiziell, als die attraktivsten Jungen der Schule und diesen Titel wollte er sich nicht nehmen lassen.
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