xxiv. ENTZWEIUNG
"Ich möchte aber", sagte ich gefühlt zum tausendsten Mal.
"Nein!", antwortete Remus, ebenfalls zum wiederholten Male.
Ich schnaubte, und sah hilfesuchend zu Sirius. Dieser schien zu zögern, seufzte dann aber. "Remus, sie hat Recht".
Remus sah ihn entgeistert an. Er sah so aufgebracht aus, und ich hasste es, dass ich ihm das antat. Aber ich musste ihn jetzt außer Acht lassen. Außerdem hatte er mir schon dasselbe angetan.
"Wir sind einfach unterbesetzt", mischte Bill sich jetzt ein.
"Ja", stimmte ich zu, "mir passiert doch nichts! Ich sitze nur vor einem Raum!".
Remus sah mich zweifelnd an. "Genauso wie Arthur, oder wie?".
Ich warf einen irritierten Seitenblick auf Mr. Weasley, der traurig zwischen uns beiden hin und her sah.
Die Ordensbesprechung war gerade gewesen. Zwei Mitglieder waren aus dem Orden ausgestiegen, und es gab eine deutliche Unterbesetzung. Remus hatte mit Dumbledore ausgemacht, dass er vorerst nicht zurück zu den Werwölfen gehen würde. Es würde nicht besonders viel bringen, wenn sich dafür einstweilen der Orden auflösen würde. Also habe ich vorgeschlagen, weil ich ja eh erst später nach Hogwarts gehen würde, dass ich auch wachen könne. Ich hatte immerhin bei den Todessern viel gelernt. Dumbledore war kurz davor, einzuwilligen. Aber Remus wollte es nicht zulassen.
"Das war eben ein blöder Zufall", sagte ich.
Mr. Weasley räusperte sich. Mir traten Tränen in die Augen. Es war mir peinlich, mich vor allen zu streiten. Doch sie gingen eben nicht, und ich würde das jetzt nicht so im Raum stehen lassen. Auch Professor McGonagall und Snape waren hier.
"Es ist nicht deine Entscheidung", spuckte ich Remus ins Gesicht.
Er sah mich an, als hätte ich ihn geohrfeigt.
"Bellatrix ist meine Erziehungsberechtigte. Soll ich sie fragen, ob sie einverstanden ist?", fragte ich, meine Stimme war mindestens eine Oktav höher und angriffslustig.
Remus sagte nichts. All die Leute, die ich nicht kannte, verließen leise den Raum. Ein paar von den Weasleys gingen auch. Bill blieb, genauso wie Sirius, und zu meinem Erstaunen auch Professor Snape.
Ich merkte erst jetzt was ich getan hatte. Ich riss meine Augen auf, warf einen letzten Blick auf Remus, und stürmte dann aus dem Zimmer. Wie hatte ich vor Wut nur so blind sein können? Das Schlimmste war, dass ich es immer noch war. Adrenalin strömte durch meine Adern, und mein Herz pochte gegen meine Brust.
Ich fühlte mich in dem Moment so, als könnte ich alles. Als könnte ich fliegen. Als könnte ich Voldemort besiegen. Doch mit jedem Schritt, den ich weiter die Treppe hinauf ging, verließ mich das Gefühl, und bis ich in meinem Zimmer war, fühlte ich mich wie ein Häufchen Elend. Ich warf mich auf mein Bett, und weinte. Niemand kam, um nach mir zu sehen. Irgendwann durchdrang mich wilde Entschlossenheit. Ich zauberte meine Sachen in meinen Koffer. Ob ich zaubern durfte, oder nicht, war mir egal. Es würde niemand merken, wenn ich ohnehin von Zauberern umgeben war. Ich verkleinerte meinen Koffer mit einem Zauberspruch den ich irgendwo in meinem Hinterkopf noch hatte, und schlich mich wieder die Treppen hinunter.
Das erste Mal seit einer Woche riss ich die Haustür auf, und atmete die erfrischende Luft ein. Es war angenehm. Der Wind fuhr durch meine Haare, und mir war, trotz meiner dicken Jacke, eiskalt, aber das war mir egal. Hauptsache weg von hier.
Das erste Mal, im neuen Jahr, dass ich draußen war. Seltsam, wenn man bedachte, dass schon der 5.Jänner war. Weihnachten war nichts besonderes gewesen. Jeder hat zwar mit mir gesprochen, jeder konnte mich gut leiden, aber ich hatte keine Familie. Ich hatte keine Eltern, auch wenn Remus sich um mich sorgte, und um mich kümmerte. Er war nicht mein Vater, und würde es auch nie sein.
Und Neujahr genauso wenig. Ich war danach außerdem verkatert gewesen, weil ich keinen Sinn darin gesehen hatte, nüchtern zu bleiben.
Ich stand vor dem Grimmauldplatz, und hatte keine Ahnung wohin ich sollte.
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