xx. FREUND ODER FEIND
Auch wenn ich es mir nicht anmerken ließ, der Fakt, dass meine Freunde nun die Abenteuer die wir letztes Jahr zusammen erlebt hatten alleine durchstanden, brachte mich um den Verstand. Ja, bei all den anderen Dingen die passierten, und bei all den Problemen, wirkte das wie ein lächerlicher, unbedeutsamer Faktor.
Aber mir bedeutete er die Welt. Das letzte Jahr war das schönste meines Lebens gewesen - ich hatte endlich jemanden gefunden, bei dem ich mich zugehörig gefühlt hatte. Denn selbst in Hogwarts war ich oft ausgeschlossen gewesen, weit weg von den anderen. Aber die Verwandtschaft mit Harry hatte etwas in mir verändert.
Doch jetzt war mir das wieder weggeschnappt worden. Und genau diese Späßchen in Hogwarts mit ihnen, die Gespräche - die hatten mich glücklich gestimmt.
Und jetzt war ich wieder die zu magere, depressive Grace, die ein Mysterium für andere war, weil sie sich weigerte, sich zu öffnen.
Aber jetzt gab es da noch jemanden. Draco Malfoy stand irgendwo dazwischen. Er war kein Freund den ich als Feind betrachten musste - eher ein Feind den ich als Freund betrachtete.
Es war in etwa April als ich einen eigenen zusätzlichen Auftrag bekam - und es war der Schlimmste überhaupt - ich sollte meine Freunde ausspionieren. Irgendwie schienen die Todesser herausgefunden zu haben, dass Harry sehr viel Zeit mit Dumbledore verbrachte, und hegten den Verdacht, dass die beiden ebenfalls etwas im Schilde führten. Natürlich hatte ich ihrer beiden Interaktion miteinander gekonnt ignoriert, hatte es sogar geschafft, nicht darüber nachzudenken und den Gedanken aus meinem Unterbewusstsein zu verbannen.
Doch als mich die pechschwarze Eule Bellatrix' erreichte, und ich mit zittrigen Händen das Pergament hielt, die geschriebenen Zeilen über mich ergehen ließ und hoffte dass dies nur ein Traum war, packte mich die Erkenntnis, alle Erinnerungen stürzten auf mich ein - ich hatte Harry einmal in Dumbledores Büro gehen sehen. Ich hörte natürlich das Getuschel von Harry und seinen Freunden. Ich hatte Dumbledores mehrtägige Ausflüge bemerkt. Meine Intuition hatte mir die ganze Zeit Zeichen senden wollen, aber ich hatte es unterdrückt.
Und jetzt kam es an die Oberfläche - Sie hatten tatsächlich einen Plan.
Freund oder Feind...
Wer war wer?
Bellatrix benutzte in dem Brief den Begriff "Feind" für Harry, Ron, Hermine und alle anderen die mit ihnen zutun hatten. Für Dumbledore. Sie wollte mir ihre Einstellung aufzwingen, jetzt, wo sie wusste, dass ich wichtig für Voldemort war - aus welchem Grund auch immer.
Aber was war nun meine Einstellung? Um so weiter machen zu können musste ich sie wirklich als Feinde sehen.
Aber die Todesser waren auf keinen Fall meine Freunde, denn ihre Ziele stimmten mit meinen nicht überein, keine ihrer Moralvorstellungen.
Wer also waren meine Freunde? Wem konnte ich vertrauen?
Draco war der einzige, den ich als Verbündeten sehen konnte. Als Geliebten, und als Liebenden. Aber war er mein Freund?
Er wollte Dumbledore umbringen, und dieser Tat könnte ich niemals zustimmen, ich wäre nie auf seiner Seite, und ich würde ihn noch aufhalten.
In dem Brief schrieb Bellatrix ausdrücklich, dass sie Informationen haben wollte. Dass sie wöchlich ein Update erwartete.
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihrem Befehl nachzukommen. Ich heftete mich an die Fersen Harrys, im Versuch, meine Aktion unauffällig zu gestalten. Natürlich fiel es ihm doch. Als ich ein paar Tage später in der Bibliothek neben ihm saß, räusperte er sich.
"Wie geht es dir, Grace?", fragte er. Ich konnte ihm die Qualen an seinem Gesichtsausdruck ansehen.
"Gut". Ich fragte ihn nicht, wie es ihm ging. Ich konnte ihm einfach kein Interesse vorgaukeln, das würde mir das Herz brechen.
Er nickte langsam. "Ist... ist alles in Ordnung?".
Ich wusste, dass er auf Hinweise wartete. Er dachte wahrscheinlich, ich wollte ihm unauffällig etwas erzählen, ihn vielleicht in Pläne einweihen.
Aber das konnte ich nicht. Genauso wenig konnte ich ihn ausspionieren. "Tut mir leid", stockte ich, und stand auf. Ich ging langsam, tat so, als hätte ich einfach keine Lust mehr, aber sobald ich außerhalb seines Sichtfelds war, beschleunigte ich und rannte zu den Mädchentoiletten.
Wieder stellte sich mir dieselbe Frage, während mein Atem so schnell ging, dass ich mich abstützen musste, um nicht umzukippen.
Freund oder Feind?
Die Panikattacke ließ mich nicht los, ich hyperventillierte und das letzte was ich sah, bevor alles schwarz wurde, war ein sich drehener Waschraum.
Erstveröffentlichung: 27.02.19
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