xviii. SLYTHERINS
Den nächsten Tag war ich mit meinen Gedanken ganz wo anders, und weder Ginny noch Luna verübelten es mir.
Ich dachte gründlich darüber nach, was das bedeuten könnte. War es ein Zeichen gewesen? Das war zwar meine wahrscheinlichste Vermutung, doch leider hatte ich keine Ahnung was es mir sagen wollen könnte. Und so verbrachte ich eine halbe Woche zwar damit, in Gedanken versunken zu sein, und man hätte meinen können, dass ich so etwas wie einen Plan ausheckte, doch ich war vier Tage später noch keinen Schritt weiter gekommen als an den Tagen davor. Ich habe nicht einmal richtig gegrübelt, sondern lediglich geschmollt, beziehungsweise habe ich die Szene immer wieder durchgespielt, mal absichtlich, mal hat sie mich eher ungewollt verfolgt.
Mit Draco hatte ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesprochen, obwohl ich ihn nicht einmal vermieden hatte. Entweder kam es von ihm aus, oder ich hatte ihn einfach nur nicht bemerkt. Das Zeitgefühl hatte ich auch schon ein wenig verloren. Die Tage verstrichen, ohne dass ich überhaupt wusste welcher Wochentag es war. Am Montag verpasste ich die ersten Stunden Zauberkunst.
Jetzt, saß ich gerade in meinem Zimmer, und starrte wieder durch die Gegend. Es war Mittwoch, und ich hatte in den ersten beiden Stunden frei.
Doch plötzlich klopfte es an meiner Zimmertür. "Grace!", hörte ich Lunas aufgebrachte Stimme.
"Ja?", fragte ich monoton.
"Professor Snape schickt mich! Wieso bist du denn nicht in Zaubertränke?", fragte sie, und riss die Tür auf.
Aus großen Augen starrte ich sie an. "Wir haben morgen Zaubertränke".
"Nein, morgen haben wir Verwandlung", widersprach Luna.
"Wir haben Verwandlung doch freitags", sagte ich verzweifelt, verängstigt, dass ich jetzt komplett durchdrehte.
Luna seufzte. "Grace, heute ist Donnerstag. Morgen ist Freitag".
Ich schlug mir die Hand vors Gesicht. Ich blieb in meinen Leggings und meinem Schlabber T-Shirt, und sauste mit circa der Hälfte meiner Unterrichtsmaterialien in Zaubertränke.
Automatisch schloss ich die Augen und duckte mich ein wenig, als ich den eiskalten Raum im Kerker betrat. Ich erwartete schon den ungehaltenen, wütenden Gesichtsausdruck von Professor Snape, stellte mir vor, wie er mich anschrie, doch als ich die Augen öffnete, sah ich nur in sein emotionsloses Gesicht, auf dem sich gerade einmal Bruchteil der von mir erwarteten Schadenfreude abspiegelte. Im ersten Moment, hätte ich schwören können, einen Funken Besorgnis darauf zu sehen, doch das war wahrscheinlich ein wenig zu viel verlangt, und im nächsten Moment war ich mir schon sicher, ich hätte mich geirrt.
"Schön, dass Sie auch ihren Weg in den Unterricht gefunden haben", sagte er lediglich sarkastisch, und schwieg dann auch schon.
Mein Erstaunen wehrte nicht lange, denn gleich darauf stellte ich beschämt fest, dass auch ja die Slytherins mit uns Unterricht hatten. Und damit meinte ich im Grunde Draco Malfoy.
Ein höhnisches Grinsen umspielte seine Lippen, und er wisperte Crabbe und Goyle etwas zu, dass sie fies auflachen ließ. Doch als er mich ansah, sah ich in seinen Augen dass er meinen Zustand gar nicht lustig fand. Anscheinend musste ich wirklich fertig aussehen, wenn sogar Draco Malfoy und Severus Snape mich besorgniserregend fanden, und Gnade zeigten.
Zerstreut stolperte ich über ein Stuhlbein, und setzte mich dann hin. Auf einmal kam eine Aufzeichnung von mir vom letzten Mal auf meinen Tisch geflogen. Ich sah mich verwirrt um, und Draco winkte mir unauffällig mit meinem Zauberstab. Ich hatte sie wohl fallen lassen, als ich gestolpert bin. Ich brachte ein mickriges Lächeln zustande, doch dann schweiften meine Gedanken schon wieder ab.
Ich bekam gar nicht mit, dass die Doppelstunde schon aus war, ich ging einfach Luna nach.
"Graaaaaaaaaaaace!", schrie sie, und rüttelte an mir.
"Hm?".
Sie zeigte in den Klassenraum, wo Professor Snape mir verschränkten Armen, und misstrauischer Miene stand.
"Ich hätte Sie gerne auf ein Wort, Grace", sagte er.
Ich nickte, und fühlte dabei nur Taubheit.
Die Tür wurde geschlossen. Ich war alleine mit Snape. Er bückte sich, sodass er mit mir auf Augenhöhe war, und musterte mich.
Gelangweilt erwiderte ich seinen Blick.
"Was ist los mit Ihnen?", fragte er mich mit eintöniger Stimme.
"Nichts. Kann ich jetzt gehen?", fragte ich, und machte Anstalten zu gehen.
Der Akt, mein Handgelenk festzuhalten, war zwar irgendwie gewaltvoll, doch er schaffte es, es so sanft zu packen, dass ich es ihm nicht übel nehmen konnte.
"Nein".
"Was denn noch?", fragte ich müde.
Er seufzte. "Wenn Sie es mir nicht sagen, dann werde ich ganz einfach Legilimentik anwenden".
Die Erinnerungen an das letzte Mal saßen noch so tief, dass ich sofort ein Stück weiter in die Realität zurückgeholt wurde, und meine Augen aufriss.
"Das wagen Sie nicht".
"Oh, doch das tue ich", sagte er, und ein leises Lächeln schlich sich auf seine Lippen.
Ich atmete durch, und wog meine Möglichkeiten ab. Ich wusste selbst, dass ich so gut wie keine andere Wahl hatte, als ihm meinen Traum zu gestehen.
Also erzählte ich ihm die halbe Wahrheit - ich erzählte ihm nicht, dass die Person Mr. Weasley gewesen war, denn ich hatte Angst, er würde es sonst irgendwie erfahren, und das wollte ich nicht.
"Das war's?", fragte er dann misstrauisch.
Kurz zögerte ich, doch ich ließ es wie einen Moment der Resignation aussehen.
"Ja", log ich also, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.
Snape wäre nicht Snape, wenn er es mir auf Anhieb geglaubt hätte, weshalb mir auch noch skeptische Blicke zugeworfen wurden, als ich endlich den Raum verlassen durfte.
Als ich hinausging, lief ich beinahe in Draco hinein.
Er lehnte an der Wand, offensichtlich auf mich wartend.
Schüchtern trat ich einen Schritt zurück.
"Was ist los?", fragte auch er mich.
Ich zuckte mit den Schultern. "Nichts. Ich muss jetzt auch weiter".
Doch nicht anders als erwartet hielt auch Draco mich zurück. War das so eine Angewohnheit der Slytherins? Andere einfach festzuhalten, damit sie nach ihrem Willen blieben?
"Mensch lass mich doch einfach", zischte ich.
Er musterte mich kalkulierend. "Nein".
"Sag doch gleich, dass der Kuss ein Fehler gewesen war. Sag es mir jetzt in die Augen. Ich weiß, für die bin ich nur die Sklavin deiner Familie, ein dreckiges Halbblut, wie ein Spielzeug für dich, mir der du machen kannst, was du willst. Eine Schlampe", zitierte ich ihn, und rauschte dann ab, zurücklassend einen vollkommen, von dem unerwarteten Wortschwall, überwältigen Malfoy.
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