ix. ROTE HOCHZEIT [2]
Als ich aufwachte war ich überrascht darüber, kein chaotisches Stimmengewirr um mich herum zu hören. Meine Augen brauchten, um sich an die Helligkeit zu gewöhnen und dann merkte ich, dass ich auf der weichen Wiese außerhalb des Zeltes saß. Luna saß neben mir und die Sonnenstrahlen ließen ihre Haare so weißblond wirken, dass sie aussahen wie eine Perücke.
"Ich habe dich rechtzeitig rausgeschaffen. Ich dachte mir, dass es nicht in deinem Interesse steht, von Menschen umringt zu sein und auch noch Vorwürfe zu bekommen, weil du angeblich zu viel Sekt getrunken hast", sagte sie, ohne mich dabei anzusehen.
"Ich muss zu Harry". Mein Hals kratzte furchtbar, aber es war mir egal. Ich musste ihn erreichen, bevor es zu spät war. Luna sah nicht enttäuscht oder verletzt aus, auch nicht verwirrt. "Geh. Ich sonne mich noch ein wenig und dann... dann werde ich tanzen". Irgendwas an ihrer Stimme verriet mir, dass sie wusste, dass sie heute nicht mehr tanzen würde. Keiner würde das.
Ich sprang auf und rannte hinein. Ich verfluchte den Vielsafttrank, den ich noch vor wenigen Stunden als hervorragende Idee gesehen hatte. Mir neue Gesichter zu merken war nicht gerade meine Stärke, deswegen erkannte ich Harry auch erst, nachdem ich das zweite Mal an ihm vorbeirannte. Ich zog ihn weg von Victor Krum, dem ich einmal schnell zunickte, nach draußen. "Grace? Was soll das?".
Ich sah ihm tief in die Augen. "Sagt nicht seinen Namen. Ihr dürft seinen Namen nicht sagen. Niemals".
"Wa-was?".
"Wenn ihr in dem Cafè seid und auch danach - ihr dürft Voldemort nicht aussprechen".
"Wieso nicht? Wovon redest du?".
"Ich hatte wieder eine Vision. Es gibt keine Zeit für Fragen. Ich hab dich lieb und pass auf dich auf".
Erkenntnis vermischt mit verbliebener Verwirrtheit schlichen sich auf sein Gesicht. "Grace- ich weiß nicht genau... Ich dich auch. Ich hab dich auch lieb".
Ich lächelte traurig und drehte mich um, ging davon. Noch war auf der Hochzeit alles normal, aber dank meiner Vision wusste ich, dass bald eine schreckliche Nachricht kommen würde. Dass bald eine Bombe platzen würde, die genauso gut die Apokalypse ankündigen könnte - gerade griffen Voldemorts Leute das Ministerium an und waren am Gewinnen.
Luna stand mittlerweile und ich umarmte sie. "Mach's gut", sagte sie.
"Du auch, Luna. Bis irgendwann".
Sie lächelte. "Ich habe das Gefühl, wir werden uns bald wiedersehen".
Ich wusste nicht, ob das gut oder schlecht war, denn es fühlte sich komisch an, aber schon im nächsten Moment war Xenophilius neben Luna. Seine Art erinnerte mich an Lunas, doch er wirkte extrovertierter. "Hallo, du musst Grace sein, richtig?". Er lächelte breit.
"Dad, wir brechen jetzt auf", sagte Luna sanft.
"Die Feier hat doch gerade begonnen? Fühlst du dich nicht gut, Kleine?". Er sah sie an, als wäre sie noch ein kleines, dreijähriges Mädchen, das über Bauchweh klagte. Besorgt und väterlich.
"Manchmal muss man aufhören, wenn es am Besten ist. Ich habe so ein Gefühl, dass wir jetzt disapparieren sollten", sagte Luna.
Er sah sich um und runzelte die Stirn. "Also gut. Gut, gut. Ich sag nur noch Bescheid, dass...".
Im nächsten Moment kam ein Patronus in Form eines Luchses um die Ecke geschossen - auch wenn es nur ein Patronus war, kam es mir vor, als würde selbst der Luchs einen besorgten, alarmierten Gesichtsausdruck tragen.
"Jetzt ist der richtige Zeitpunkt", sagte ich zu Xenophilius und rannte ins Zelt hinein. Ohne meine Vision wäre ich geflohen. Aber ich wusste jetzt, dass die Todesser mich nicht mitnehmen wollten. Sie wollten mich genau hier haben, bei den Ordensleuten. Zumindest vorerst. Ich rannte zu Remus.
"Das Ministerium ist gefallen", ertönte es in Kingsley tiefer Stimme. Remus sah mich an, überwältigt aber nicht überrascht. Ich er stellte sich schützend vor mich, als würde die Bedrohung von dem Patronus ausgehen. "Ich bleibe", sagte ich, während der Patronus fortfuhr. "Scrimgeour ist tot. Sie kommen".
Remus fuhr zu mir herum. Alles um uns herum brach in Chaos aus. "Du musst weg, Grace".
"Nein. Ich hatte eine Vision. Sie wollen nicht mich. Sie wollen Harry. Und dass er nicht in meiner Nähe ist. Das wird er nicht sein".
Harry stand mehrere Meter entfernt, bewegungsunfähig und starrte mich an. Remus zog seinen Zauberstab, atmete tief durch und rannte dann los. Auch ich zog meinen Zauberstab. All den Gästen, die noch überwältigt waren und die irgendwo herumtaumelten rief ich zu, sie sollten fliehen, wenn sie nicht reagierten, lief ich hin und schüttelte sie, sagte ihnen, sie mussten jetzt disapparieren. Aber es waren zu viele. Zu viele, um alle wegzuschaffen. Ich spürte die Anwesenheit der Todesser, dass sie nahe waren und bald alles auf den Kopf stellen würden. Harry war mit Hermine und Ron disappariert. ich wusste, ich hatte die drei das letzte Mal für einen langen Zeitraum gesehen.
Ich hörte es an den Schreien und an der Stimmung - sie waren da. Ein Mann mit langen, braunen Haare führte sie an. Sein Blick war hektisch und konnte sich nicht fokussieren. Sein Grinsen war linkisch. "Pius Thicknesse mein Name. Zaubereiminister. Ich habe da ein paar Fragen".
Mein Herz rutschte in die Hose. Jetzt konnte es losgehen.
Erstveröffentlichung: 12.04.20
Reads und Votes: 69.596|2463
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro