ix. HOFFNUNG
Bumm. Bumm. Bumm.
Ich hörte mein Herz gegen meine Brust hämmern.
Bumm. Bumm.
Das Blut rauschte in meinen Ohren, und schön langsam löste sich das Taubheitsgefühl in meinen Gliedmaßen auf, was angesichts der unerträglichen Schmerzen definitiv nicht positiv war.
"Ruf den dunklen Lord", hörte ich Bellatrix' Stimme wie durch eine Watteschicht über meinen Ohren.
"Es ist ganz sicher Grace?".
Mein Herz setzte einen Schlag aus. Es war Dracos Stimme.
"Natürlich ist sie es! Diese Schlampe würde ich überall wieder erkennen!".
Ich öffnete meine Augen. Dracos Kiefermuskeln waren angespannt und er warf mir einen Seitenblick zu. Ich erkannte sofort den Keller des Malfoy Manors, in dem ich schon viele Wochen verbracht hatte. Schlagartig kamen etliche Erinnerungen, die ich mehr als ein Jahr lang erfolgreich verdrängt hatte, wieder hoch, und ich musste meinen Brechreiz stark zurückhalten, um nicht auf mich aufmerksam zu machen.
"Was gedenkst du mit ihr zu machen?", fragte Draco, der offensichtlich schon bemerkt hatte, dass ich wieder bei Bewusstsein war. Bellatrix stand mit ihm außerhalb des Gitters, das mich einsperrte, sie mit dem Rücken zu mir.
"Dasselbe wie damals natürlich! Sie wird bei uns wohnen und - können mit ihr machen was wir wollen, solange sie am Leben bleibt". Ich konnte das dreckige Grinsen aus Bellatrix' Stimme heraushören.
"Du weißt schon, dass die Entscheidung nicht bei dir liegt, sondern bei Voldemort?".
Ich hörte, wie Bella aufquiekte. "Dass du es wagst!". Ihre Stimme war ein empörtes Hauchen. "Ihn bei seinem Namen anzusprechen! Du respektloser Haufen!".
Draco verzog keine Miene, und ich konnte nicht anders, als in diesem Moment stolz auf ihn zu sein. Ich war mir jetzt fast schon sicher, dass Draco mir gegenüber nur eine Masche abgezogen hatte, um mich zu beschützen. Er hatte definitiv den richtigen Weg gefunden und obwohl mir diese Sache verglichen mit dem Fakt, dass ich hier drin eingesperrt war lächerlich vorkam, so fasste ich in diesem Moment den Beschluss zu beweisen, dass Draco auf der richtigen Seite stand.
"Ich nenne ihn wie ich will. Und nachdem es dein - Fang ist, rufst du ihn auch selbst". Dracos Stimme klang nicht gemein, sondern müde und total erschöpft. Als hätte er keine Lust mehr darauf, sich ständig Bellatrix' Willen zu beugen. Als wäre es ihm sowieso egal, was als Nächstes passierte.
Bellatrix bewegte sich weder, noch gab sie einen Laut von sich. Dann, plötzlich, schnappte sie nach Dracos Arm und stach mit ihrem Zauberstab regelrecht auf seinen Arm. Bellatrix verdeckte mit ihrem Körper die Stelle und ich fragte mich, was sie da wohl tat.
Dann ging sie zur Seite. Mein Herz setzte einen Schlag aus, und ohne es in irgendeiner Art und Weise vorbeugen zu können, hatte ich aufgekeucht. Bella drehte sich langsam um und ihr Grinsen, das ich schon so oft zuvor gesehen hatte, war unerträglich.
"Wie es aussieht ist sie wach". Sie lachte und ging um Draco herum, der noch blasser als sonst aussah. "Draco, möchtest du nicht ein wenig mit ihr spielen?".
Auch wenn das Dunkle Mal auf seinem Arm mir Angst machte und mein Herz immer noch schneller schlagen ließ, verspürte ich ungeheure Wut auf Bellatrix.
"Viel Spaß". Und dann ging sie die Treppen des dunklen, kalten Kellers hoch. Sofort schoss Draco auf mich zu, und Tränen traten in meine Augen.
"Grace".
"Draco, ich will es gar nicht hören". Das stimmte. Egal was es war, ich hatte verdammt Angst davor. Angst, dass er mich nur ausgenutzt hatte, dass ich ihm womöglich noch dabei geholfen hatte, meine eigene Entführung zu planen.
"Ich werde dich da rausholen. Das verspreche ich".
"Du hast das dunkle Mal!".
"Natürlich habe ich das. Was hast du erwartet? Dass der dunkle Lord mich friedlich gehen lassen würde, nachdem Vater eingesperrt wurde?". Er lachte bitter auf.
"Ich - wieso hast du mich auf einmal ausgeschlossen?".
"Du bist der Feind! Ich kann es mir echt nicht leisten, mit dir gesehen zu werden".
Mein Herz zog sich zusammen. "Ach, gut zu wissen".
"Grace, es geht gerade echt um mehr als - DAS". Er zeigte auf ihn und mich.
"Das weiß ich. Aber - habe ich dir nicht eher geholfen? Habe ich dir dabei geholfen, Todesser zu werden?".
"Nein, Grace. Ich werde das hinbiegen. Wir werden das schaffen. Dein Leben, und die vielen Leben derer, die du retten kannst, sind wichtiger als unsere - Sache".
Mit belegter Stimme antwortete ich. "Das weiß ich".
Draco warf mir einen fast sehnsüchtigen Blick zu, und ich war mir sicher, dass es ihm genauso schwer wie mir fiel, nicht auf - >unsere Sache< einzugehen. Denn diese Sache war deutlich spürbar, als er mir gegenüber stand. Er öffnete das Gitter und sah mich einfach nur an.
"Bella hat Voldemort gerufen. Es tut mir so leid".
Ich nickte. "Mir auch".
Draco sah kurz unentschlossen aus, und drückte mir dann einen Kuss auf den Mund, den ich so sehnsüchtig erwiderte, dass es in einem leidenschaftlichen Kuss endete. Dann löste sich Draco so plötzlich, dass ich schon dachte, Bella wäre gekommen, doch das war nicht der Fall.
"Pass auf dich auf, Grace".
Ich lachte. "Wird schwierig, so gefangen!".
"Ich schätze du wirst weiterhin bei Todessern wohnen. Tot will dich hier keiner sehen. Wenn du - bei einer passenden Person bist, dann hole ich dich da raus. Versprochen".
Ich lächelte.
Diese Hoffnung würde mich aufrechterhalten, selbst wenn alles verloren schien.
Erstveröffentlichung: 13.06.18
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