i. DARK GRACE
25. Juli.1997
Schreiend fuhr ich aus dem Schlaf hoch. Ich riss die Augen auf und sprang auf die Füße, den Zauberstab fest umklammert.
"Grace, es war nur ein Alptraum. Es ist alles in Ordnung", hörte ich Dracos beruhigende Stimme. Das Licht wurde angeknipst und mein Herzschlag beruhigte sich langsam. Ich ließ mich zurück in das Bett sinken, den Kopf auf Dracos Brust.
"Es ist kein Alptraum. Die Welt geht unter. Das ist Realität".
"Aber wir können dagegen kämpfen. Wir schaffen das".
Ich sah auf. "Denkst du das wirklich?". Mein Herz zog sich zusammen. "Weißt du, welcher Tag heute ist?".
Draco biss sich auf seine Unterlippe. "Remus und Tonks".
Eine Träne lief meine Wange hinunter. "Sie heiraten heute, und ich kann nicht dabei sein. Weil ich mich für dich entschieden habe. Weil ich jetzt in Snapes Wohnung lebe und meine Familie im Stich gelassen habe". Es schüttelte mich nun vor Schluchzern.
"Grace das stimmt nicht. Du hast dich für mich eingesetzt. So bist du und deine Familie weiß das. Und dafür lieben sie dich. Und übermorgen - bei... dem Begräbnis werden wir sowieso mit ihnen gehen. Du kannst dann bei ihnen sein. Bald auch Harry sehen".
"Aber... sie werden dich schlecht behandeln. Ich kann es ihnen nicht verdenken, aber... du hast es auch nicht verdient".
"Doch, das habe ich, Grace. Du bist mehr als ich verdient habe. Ich bin nicht so gut wie du denkst".
"Nein, es ist umgekehrt. Ich bin nicht so gut wie du denkst".
"Das ist Blödsinn...".
Ich stand langsam auf und öffnete meinen Kleiderschrank. "Siehst du das? Das sind nur schwarze Klamotten. Ich kann nicht anders. Ich brauche diese Dunkelheit. Ich dachte in Hogwarts, ich würde eine Rolle spielen, aber das stimmt nicht. Das bin ich".
"Das wird sich noch ändern - du wirst wieder sein wie früher".
"Aber ich will nicht sein wie früher! Ich will ich sein". Ich schlug die Kastentür zu und stürmte aus dem Zimmer, hinunter in die Küche.
Immer noch weinend machte ich mir einen Tee.
"Morgen", hörte ich Snapes erschlagene Stimme.
Ich zuckte zusammen, und ließ ihm den Rücken zugekehrt.
"Du musst dich nicht verstecken", sagte er.
Ich drehte mich um und schaute ihm direkt in die Augen. "Wie haben Sie das gemacht? Wie haben sie das ausgehalten? Mit dem linken Fuß im Orden und mit dem Rechten Todesser - wie haben sie nicht den Verstand verloren?".
"Der einzige, dem ich vertraut habe, war Dumbledore. Die anderen waren mir egal. Keiner hat mich gekümmert. Das hat es einfach gemacht".
Ich biss mir auf die Lippe so fest ich konnte, um die Tränen zurückzuhalten. "Ich kann das nicht. Ich liebe sie alle - ich habe Sie und Draco ins Herz geschlossen, wirklich und aufrichtig, und Remus ist für mich wie ein Vater, die Weasleys und Harry... sie sind meine Familie. Ich hab doch sonst keinen".
Snape presste seine Lippen zu einem Strich zusammen. "Du weißt, dass Empathie nicht meine Stärke ist", er sah zu Boden. "Deine Mutter wüsste genau, was sie sagen würde. Manchmal habe ich das Gefühl, wenn du redest steht sie vor mir".
"Ich bin nicht wie sie. Ich bin dünkler. Ich bin innerlich kaputt".
"Das war sie auch. Sie mochte mich - ist das nicht Beweis genug?".
"Aber dann hatte sie meinen Dad. Sie war bei ihm und hat Harry und mich bekommen. Sie war glücklich - wenn auch nur für wenige Jahre. Es kommt nicht darauf an, wie lang man glücklich war, sondern wie tiefgehend das Glück war".
"Da hast du wohl recht".
Auf einmal spürte ich eine Veränderung in der Umgebung. Ich wechselte einen beängstigenden Blick mit Snape, bevor auch schon ein Knall ertönte und Bellatrix' Gestalt sich vor mir abbildete. Sofort stellte ich meine Teetasse auf die Ablage.
Draco, ich und unser gesamtes Zimmer standen unter einem Schutzzauber. Uns konnte keiner außer Snape sehen. Doch alles, was wir sonst bewegten war sichtbar.
"Was war das?", fragte Bellatrix alarmiert. "die Teetasse hat sich bewegt".
Snape verdrehte die Augen. "Ich bin Zauberer, falls du es nicht weißt. Ich kann Dinge bewegen ohne sie anzugreifen".
Ich hielt die Luft an und meine Muskeln schienen erstarrt.
"Du trinkst doch außerdem keinen Tee", fauchte Bellatrix.
"Bist du hier um meine Ernährung zu analysieren und kritisieren, oder wie?".
Sie kräuselte ihre Nase. "Nein. Ich bin hier, weil wir eine Idee haben, wie wir Draco finden können. Die anderen kommen nach und wir vollziehen einen Zauber". Sie lachte verrückt und ging ins Wohnzimmer.
Snape verharrte einen Moment und sah mich an. "Verschwinde", formten seine Lippen, "Geh".
"Ich muss mich erst einmal anziehen", rief er Bellatrix noch zu, bevor er die Treppen hinaufging.
In dem Moment wusste ich, dass ich Draco nicht mehr wieder sehen würde.
Ich musste von diesem Ort hier weg, und das ganz alleine.
Ich schloss meine Augen, bis ich den Fuchsbau ganz klar vor mir sah, und gleich darauf verschwamm alles und ich wurde weggesogen.
15.10.19
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