Hilf mir
„Ok, und jetzt nur noch abstellen und Schlüssel raus.", sagt Riley neben mir und als ich den Schlüssel aus dem Zündschloss ziehe, kann ich wieder aufatmen. Meine erste Fahrstunde habe ich mir bei weitem nicht so nervenaufreibend vorgestellt! Aber Riley hält offensichtlich nichts von „Wir gehen es langsam an", denn er hat mir vor etwas mehr als einer Stunde einfach die Schlüssel in die Hand gedrückt und sich auf den Beifahrersitz seines Pick Ups gesetzt. Nicht nur, dass ich noch nie gefahren bin, nein, Riley lässt mich auch gleich mit seinem eigenen Wagen fahren! Ich habe die ganze Zeit nur daran gedacht, auch ja keinen Kratzer in das gute Stück zu machen.
„War doch gar nicht so schlecht für dein erstes Mal.", lobt er mich und grinst, als ich die Augen verdrehe. Sein Ton zeigt mir ganz deutlich, dass er weiß, wie zweideutig seine Aussage klingt. Allerdings kann auch ich ein Grinsen nicht lange unterdrücken und so boxe ich ihn schmunzelnd gegen die Schulter und steige dann aus.
„Du kommst doch heute Abend auch, oder?!", fragt er über den Wagen hinweg und wischt mir damit das Lachen auch ganz schnell wieder aus dem Gesicht. „Weiß nicht... eher nicht.", antworte ich mit hängenden Schultern und gehe um den Wagen herum zu Riley, der mich mit zusammengezogenen Augenbrauen anschaut. „Warum nicht?", fragt er, obwohl er ganz genau weiß, warum.
Ich bin jetzt seit anderthalb Monaten hier und die Stimmung zwischen Grayson und mir hat sich kein Stück gebessert. Es ist eher immer seltsamer geworden. Körperlich wurde er nicht wieder und ich glaube, als er mich in meiner zweiten Woche hier umgerannt hat, war das ein Versehen. Da nichts weiter passiert ist, habe ich ihm das verziehen, allerdings geht es mir dadurch nicht unbedingt besser. Grayson ist die meiste Zeit abweisend, ignoriert mich einfach.
Am schlimmsten sind für mich die Momente, in denen er mich anschaut, als sei ich nicht das abscheuliche Grauen. Ganz im Gegenteil. Der Blick, mit dem er mich in unbeobachteten Momenten betrachtet strahlt so viel Wärme und Sehnsucht aus, dass ich nichts lieber tun würde, als ihn in meine Arme zu schließen und ihm versprechen möchte, dass alles gut wird. Doch dieser Wusch verschwindet immer ganz schnell, wenn er sich ertappt fühlt.
Denn dann wird er wütend, im besten Fall verschwindet er einfach. Ein paar Mal allerdings bekam ich auch ein paar böse Worte, die tief in meinem Herzen schmerzen. Und ja, in solchen Momenten ist es MEIN Herz, das diesen Schmerz ertragen muss. Und genau das ist auch der Grund, warum ich heute Abend definitiv nicht hier sein werde. Was sollte ich auch auf Graysons Geburtstag zu suchen haben?
„Das weißt du ganz genau. Aber lass dir davon nicht den Spaß verderben. Feiert ihr schön und ich werde mich gemütlich in mein Bett kuscheln und ein Buch lesen. Es ist in Ordnung Ri." Ich schenke ihm ein kleines Lächeln, werde dafür einfach in seine Arme gezogen. „Ich versteh euch zwei einfach nicht.", murrt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. „Wenn du es dir noch anders überlegst, dann sag Bescheid und ich hole dich ab, klar?!" Ich nicke nur in dem Wissen, dass das definitiv nicht passieren wird.
„Danke für die Fahrstunde. Ich brauche den Wisch wirklich, immer auf andere angewiesen sein ist echter Mist.", bedanke ich mich bei ihm für seine Hilfe und sogleich straffen sich Rileys Schultern ein wenig. „Mit mir hast du den Schein schon so gut wie in der Tasche!" Ich tätschle seine Wange und mache mich dann auf den Weg zum Stall. Ghost habe ich bereits vor dem Mittagessen versorgt und auch mit ihr gearbeitet. Sie macht sich ganz gut, scheut vor mir nicht mehr zurück und auch Laura, Sarah und die anderen Frauen können ohne Probleme in den Auslauf und den Stall säubern. Nur Anfassen lässt sie sich lediglich von Laura und mir. Ich denke, Ghost erkennt Abby in Laura wieder, weshalb sie ihr vertraut.
Ein großes Problem haben wir aber immer noch mit Männern. Kein Mann darf dem Zaun zu nahekommen, vor allem nicht, wenn er dabei auch noch spricht. Dann scheut die große Stute, einmal ist sie schon so sehr gegen den Zaun gerannt, dass sie einige Tage nicht richtig laufen konnte. An dem Tag habe ich auch das erste Mal meine Mum in Aktion gesehen und ich bin immer noch schwer beeindruckt. Auch wenn ich schon zwanzig Jahre alt bin, kann ich definitiv sagen: Meine Mutter ist meine Heldin.
Doch heute werde ich mich höchstens noch kurz vor Feierabend von meinem Mädchen verabschieden können, denn seit gestern haben wir ein anderes Sorgenkind.
Gipsy.
Abbys Stute wurde auf der Weide von etwas gebissen, Patrick geht davon aus, dass es ein streunender Hund gewesen sein muss. Die Ärmste konnte gestern kaum stehen, geschweige denn richtig laufen. Von Riley weiß ich, dass Grayson die ganze Nacht bei ihr war und sich erst heute Morgen von Tyler hat ablösen lassen. Diesen wiederum werde ich jetzt ablösen, da ich die bin, die am ehesten Zeit hat. So gehe ich also zum Stall und sehe Tyler, der gerade seine Tochter von Laura entgegennimmt. Die Kleine ist immer noch schweigsam, niemand kann ihr ein Wort entlocken. Das ist wohl ein Punkt auf Abbys Liste, der noch lange ohne Häkchen bleiben wird.
Ein paar Kleinigkeiten habe ich bereits abhacken können. Mal Granatapfel probieren. Absolut nicht mein Fall aber für Abby habe ich die ganze Schüssel Kerne gegessen. Einmal und nie wieder. Natürlich konnte ich auch Ghosts erste Streicheleinheit mit einem Häkchen versehen. Große Dinge wie ein Bungeesprung oder eine Reise nach Neuseeland werden wohl noch länger warten müssen.
Und ein Punkt auf der Liste wird vermutlich auf ewig ohne Haken bleiben. Wie soll ich jemandem zeigen, was Liebe ist, wenn diese Person mich abgrundtief zu hassen scheint?
Mir darüber den Kopf zu zerbrechen bringt mich allerdings nicht weiter, also gehe ich zu Tyler und Laura, um meine Aufgabe für heute Nachmittag in Angriff zu nehmen. Zu meiner Überraschung steht Gipsy in ihrer Box und macht einen recht aufgeweckten Eindruck. „Es scheint ihr ja schon besser zu gehen.", sage ich und streiche ihr einmal über den lagen Kopf. „Ja, es sieht so aus. Sie spricht gut auf das Schmerzmittel an und die Wunde sieht auch gut aus. Sie wird noch mindestens eine Woche im Stall bleiben müssen, aber sonst sieht es gut aus.", erklärt mir Tyler, der Amilya eng an seiner Brust hält. Das Mädchen mit den roten Locken kuschelt sich an seinen Vater und schaut mich kurz an. Als ich ihr zuwinke, winkt sie nur schüchtern zurück und versteckt dann ihr Gesicht an Tylers Schulter. Das ist immerhin ein Fortschritt.
„Danke, dass du den Nachmittag über nach ihr schaust. Ich bin einfach beruhigter, wenn jemand hier ist... für den Notfall.", sagt Laura leise und drückt kurz meine Schulter. Ich verstehe sie, immerhin ist das das Pferd ihrer Tochter. Und alles was von Abby geblieben ist, ist nicht nur für Laura wichtig. Die Stute ist noch recht jung und sie soll mal Amilya gehören. Von der Mutter für die Tochter.
„Mach ich doch gern. Ich passe schon auf und sollte doch etwas sein, kann ich Patrick anrufen. Mach dir keine Sorgen.", erwidere ich, drücke kurz ihre Hand, ehe ich mich dann daran mache, Gipsy zu begrüßen.
„Na Schönheit. Geht's dir besser?" Ich hebe langsam meine Hände, lege sie seitlich an ihren großen Kopf und die braune Stute lässt sich bereitwillig von mir streicheln. „Ich sehe schon, ihr beiden kommt bestens miteinander aus. Ich werde dann mal wieder rüber gehen und alles mit Marshall vorbereiten. Du kommst doch heute Abend auch Olivia!" Es klingt weniger wie eine Frage als wie eine Feststellung und bei Lauras Strahlen kann ich nicht einfach nein sagen. „Ich weiß noch nicht. Aber ich versuche es." Dass das eine dreiste Lüge ist, lasse ich mal unter den Tisch fallen. Aber Lauras Lächeln ist es allemal wert.
Zusammen mit Tyler und ihrer Enkelin macht sie sich also auf den Weg zum Haus, um noch alles Mögliche für die Party zu Graysons Ehren vorzubereiten. Ich allerdings versuche, den Mann mit den faszinierenden blauen Augen aus meinem Verstand zu verbannen. Stattdessen bleibe ich vor der Box stehen und verwöhne Gipsy ein wenig. Sie scheint die Streicheleinheiten mehr als zu genießen, denn sie reibt hin und wieder auffordernd ihre Stirn an meinem Oberkörper und das so lange, bis ich mit meinen Fingern die richtige Stelle gefunden habe.
Zwischendurch schreibt mir Mum, wie es bei Gipsy aussieht. Zum Beweis, dass es der Patientin recht gut geht, mache ich ein Selfie von mir und der Hübschen hinter mir, schicke es anschließend meiner Mutter und auch Grandma. Bevor wir umgezogen sind, habe ich ihr gezeigt, wie man Bilder anschaut, macht und verschickt. Seither hat sie mir bestimmt schon an die hundert Bilder geschickt, aber ich bin da nicht besser. Doch es freut mich, dass sie so weiter an meinem Leben teilhaben kann und ich gleichzeitig sehe, dass es ihr und Grandpa gut geht.
„Was machst du da?"
Seine Stimme lässt mich heftig zusammenzucken, nicht nur weil er mich erschreckt hat. Ruckartig drehe ich mich in seine Richtung und Graysons Blick spiegelt seinen dunklen, wütenden Ton wider. Allerdings ist da noch etwas anderes. Seine Augen sind gerötet, seine Haut ganz fahl. Er sieht aus, als hätte er seit Tagen kaum geschlafen und geweint. Dieser Anblick tut mir weh, doch die Wut, die in seinem Blick lodert, macht mir Angst. So habe ich ihn tatsächlich noch nie gesehen.
„Was machst du da?!!", brüllt er diesmal und lässt mich von Gipsy zurückzucken. „Ich... ich passe auf... Gipsy geht es aber gut... Ich hatte Zeit... und ich wollte..." Mit schnellen Schritten kommt er auf mich zu, seine Haltung ist so angespannt und bedrohlich, dass ich zurückweiche. „Du wolltest nur! Genau das ist es! Du willst nur! Reicht es nicht, dass du ihr Herz hast?! Das Leben lebst, das sie verdient hat?! Reicht dir das alles nicht schon?! Willst du jetzt auch noch alles an dich reißen? Willst du mir auch noch das Letzte nehmen, was von ihr übrig ist?!"
Grayson brüllt immer lauter, baut sich vor mir auf und drängt mich dazu, immer weitere Schritte rückwärts zu machen. Dabei schaue ich nicht, wo ich hintrete und deshalb stolpere ich, kann mich nicht auf den Füßen halten und lande so der Länge nach auf dem Boden. Als mein Kopf auf dem Boden aufkommt, sehe ich kurz Sterne. Es dauert einen Moment, bis sich meine Sicht wieder klärt und die tanzenden Punkte wieder verschwinden.
Grayson steht einfach da, sein Gesicht weiß wie eine Wand. Er starrt mich einfach nur an, rührt sich nicht. Ich krieche langsam rückwärts, Schmerz und Angst durchfluten meinen Körper. Als mir die ersten Tränen über die Wangen laufen, scheint das Grayson aus seiner Trance zu wecken. Er kommt auf mich zu und streckt eine Hand nach mir aus. „Nein...", wimmere ich, versuche mich aufzurappeln. „Es tu mir leid... Bitte... ich wollte das nicht... ich will das doch alles nicht...", flüstert er heiser, doch ich kann seinen Worten und deren Bedeutung gerade nicht folgen. Alles was ich will ist weg von hier.
Irgendwie komme ich auf die Beine, schwanke einen Augenblick. Doch ich schaffe es, mich aufzurappeln und langsam den Stall zu verlassen, Grayson immer im Blick. „Bitte... Liv..." Seine Stimme bricht, seine Augen schwimmen vor Tränen genau wie meine. Doch gerade kann ich ihm nicht helfen, will es nicht. Ich möchte einfach nach Hause.
Erst als ich den Stall verlassen habe, drehe ich mich um und gehe einfach weiter. Wahrscheinlich wäre ich auch einfach zu Fuß nach Hause gegangen, doch Riley fängt mich ab. Erst lächelt er noch, doch als er mein Tränen überströmtes Gesicht sieht, kommt er sofort zu mir, schließt mich in seine Arme und gibt mir so den Halt, der mir gerade gänzlich fehlt. „Was ist passiert? Olivia, sprich mit mir!", versucht es Riley, doch ich kann nur weinen, nicht einmal den Kopf schütteln kann ich. Alles was ich hervorbringe ist eine Bitte. „Bring mich nach Hause."
Mittlerweile pocht mein Hinterkopf heftig und als Riley mir in einer liebevollen Geste darüberstreicht, zucke ich zusammen und wimmere vor Schmerz. „Was hast du? Tut dir was weh? Bitte Olivia!" Vorsichtig nicke ich und murmle: „Bin gefallen und hab mir dabei den Kopf angeschlagen... Bitte, ich möchte nach Hause..." Riley möchte mich ins Krankenhaus bringen, doch immer wieder schüttle ich den Kopf, bis er mich schließlich in sein Auto verfrachtet und mich nach Hause fährt.
Dort schleppe ich mich auf die Couch, rolle mich so klein ich kann zusammen und schließe einfach meine Augen. Es ist gar nicht der Schmerz, der mir so zu schaffen macht. Natürlich habe ich jetzt Kopfschmerzen, aber morgen werde ich vermutlich bloß eine Beule haben. Was mich aber fertig macht, sind die zwei Seiten von Grayson und die Emotionen, die sie in mir auslösen. So wütend, abweisend, gefährlich. Und doch so warm, traurig und voller Sehnsucht nach etwas, das ich nicht erraten kann.
„Hier" Riley taucht vor mir auf, legt etwas Kaltes an meinen Hinterkopf. Zuerst schmerzt es, doch dann wird es besser. „Erzählst du mir, was wirklich passiert ist?", fragt er, ich kann die Besorgnis in seiner Stimme hören. „Alles ok...", murmle ich, mehr bekomme ich nicht heraus. Auch jetzt noch nehme ich Grayson in Schutz, denn als er mich am Boden liegen sah, da habe ich es gesehen. Grayson ist zerbrochen. In so viele Splitter zerborsten, dass es mir erneut die Tränen in die Augen treibt.
Diese Seite an ihm ist so widersprüchlich zu der, die er mir nur Sekunden zuvor gezeigt hat. Für einen kleinen Moment hatte ich tatsächlich Angst. Dabei ist diese unbegründet. Das wiederum konnte ich sehen, als er realisierte, was gerade passiert war. Aber all das dreht und überschlägt sich in meinem Kopf, sodass ich nichts gegen die Tränen tun kann, die ununterbrochen über meine Wangen laufen.
Ich spüre wie Riley eine Decke über mich legt und kurz über meine Wange streicht. „Ich bleibe hier, du kannst so nicht allein bleiben. Sobald dir schwindelig oder schlecht wird, dann sagst du Bescheid, verstanden?" Ich nicke leicht, kuschle mich tiefer unter die Decke und lasse mir einfach von Riley das Kühlmittel an den Kopf halten. Das Karussell in meinem Kopf dreht sich unaufhörlich weiter und schließlich drifte ich in einen Dämmerzustand ab, irgendwo zwischen Schlafen und Wach sein.
Trotzdem träume ich völlig wirre Dinge, mein Unterbewusstsein spielt mir wieder und wieder Szenen vor, die keinen Sinn ergeben. Doch ich kann ihnen nicht entkommen. Nicht, als ich mich in der ersten Begegnung mit Grayson wiederfinde und auch nicht, als ich die Situation von vorhin noch einmal durchlebe.
Aber noch seltsamer wird es, als ich mich plötzlich in Graysons Armen wiederfinde und er mir dieses unfassbar warme Lächeln schenkt. Seine blauen Augen schimmern wie das Meer und in dieser Sekunde fühle ich mich geborgen, beschützt. Geliebt. Und obwohl diese Szene so vollkommen absurd ist, möchte ich ihr gar nicht mehr entkommen. Erst recht nicht, als er mich noch enger zu sich zieht und sein Gesicht dem meinen immer näherkommt.
Doch Stimmen ziehen mich langsam, aber sicher aus Graysons Armen, lassen sein Lachen immer mehr vor meinen Augen verschwimmen und bringen mich schließlich dazu, meine Augen blinzelnd aufzuschlagen. „...Dann bleibe ich lieber bei ihr. Richte Grayson doch alles Gute von mir aus.", höre ich meine Mutter sagen und das bringt mich dazu, mich aufzusetzen. „Oh, du bist wach!", seufzt sie offensichtlich erleichtert und setzt sich sogleich neben mich auf die Couch.
„Wie geht es dir?", fragt nun Riley, der vor mir in die Hocke geht und über meinen Arm streicht. „Eigentlich ganz gut", gähne ich und bin erstaunt, dass außer einem dumpfen Pochen in meinem Hinterkopf und einer drückenden Müdigkeit nichts weiter zu spüren ist. „Vielleicht solltest du ins Bett gehen. Leg noch was zum Kühlen auf deinen Kopf, damit die Beule nicht zu groß wird.", sagt er und nimmt das Päckchen von der Couch, das vorher an meinem Kopf gelegen hat. Damit steht er auf und geht in Richtung Küche, vermutlich um ein Neues zu holen.
„Geht es dir wirklich gut, Äffchen?" Mum streicht mir sanft über den Rücken und schaut mich immer noch besorgt an. „Wirklich Mum. Und du musst nicht extra hierbleiben. Hab ruhig Spaß heute Abend, ich werde einfach schlafen gehen und morgen geht's auch wieder. Mach dir nicht immer solche Sorgen.", erwidere ich und versuche mich an einem sanften Lächeln, was sie scheinbar beruhigt.
„Ich bin deine Mutter, ich werde mir immer Sorgen machen. Und ich werde dich bestimmt nicht hier allein lassen" Ich unterbreche sie mit einem Wink. „Mum! Du hast schon auf so viel verzichtet und das nur wegen mir. Mir geht es gut. Ich werde was gegen die Kopfschmerzen nehmen und schlafen. Und du wirst dir einen schönen Abend machen. Mach dich hübsch, dann wird Matt die Augen nicht von dir lassen können." Ich zwinkere ihr zu und stelle mit Freude fest, wie die Wangen meiner Mutter zu glühen beginnen.
Als wären mir die Funken zwischen Matt und ihr nicht aufgefallen. Wie oft kam Mum auf den Hof, angeblich um zu sehen, wie es bei mir läuft und letztlich endete sie bei Matt am Reitplatz. Und wie oft habe ich die beiden schon telefonieren hören. Wie zwei verknallte Teenager! Aber sie hat es verdient.
„Sie hat recht, der kann doch sowieso schon an nichts anderes mehr denken!", stimmt mir Riley zu, der gerade mit einem neuen Kühlpack in der Hand zurückkommt. Dankend nehme ich das kalte Etwas entgegen und lege es vorsichtig an einen Hinterkopf. „Aber du kannst doch nicht allein bleiben.", widerspricht meine Mutter und diesmal kann ich nur genervt seufzen. „Ich habe eine Beule am Kopf, das ist alles. Da brauche ich keine 24-Stunden Betreuung. Geht und habt Spaß für mich mit."
Knapp zwei Stunden später bin ich endlich allein und im Haus herrscht eine angenehme Ruhe. Ich habe es sogar geschafft zu Duschen und etwas zu essen. In meiner Kuschelhose und einem Top lege ich mich in mein Bett und schalte alles bis auf die Lichterketten aus. So wird der ganze Raum in ein warmes, gedämpftes Licht getaucht und gleich werde ich ruhiger, entspannt. Zum Lesen fehlt mir die Energie und das flackernde Licht des Fernsehers verursacht noch stärkere Kopfschmerzen, weshalb ich ihn nach nur wenigen Minuten wieder ausschalte und mich einfach in mein Kissen kuschle.
Kaum habe ich die Augen geschlossen, schleicht sich Grayson zurück in meine Gedanken und ich kann nicht verhindern, dass ich lange über ihn grüble. Ob er schon immer so war? Sprunghaft, ernst, finster und im nächsten Moment ein strahlender Sonnenschein? Oder ob das alles vom Tod seiner großen Schwester ausgelöst worden ist? Und wie bitte soll ich ihm helfen? Bin ich überhaupt die jenige, die ihm helfen sollte? Ihm helfen kann?
So viel geht mir durch den Kopf und doch komme ich nicht zu einer Antwort. Immer wieder öffne ich blinzelnd die Augen, versuche meinen Verstand und das Chaos darin zu entwirren. Aber schließlich schaffe ich das nicht, verliere stattdessen den Kampf gegen die Müdigkeit.
Geweckt werde ich von einem Klopfen, das einfach nicht aufhören will. Es dauert etwas, bis mein Hirn auch aus der Traumwelt auftaucht und registriert, dass es an der Haustüre klopft. Nicht laut, aber stetig. Eher widerwillig strample ich mich von meiner Decke frei und stehe auf. Kurz schwankt alles, doch außer dem Pochen am Hinterkopf geht es mir gut. Trotzdem mache ich langsam und schleiche aus meinem Zimmer nach unten zur Türe. Durch das Milchglas kann ich eine Person ausmachen, der Größe und Breite nach eindeutig männlich.
Leichte Angst packt mich, denn wer sollte das sein? Riley hätte mich angerufen und sonst kommt kein Mann her. Unsicher was ich jetzt tun soll, bleibe ich ein Stück von der Türe entfernt stehen, bekomme keinen Ton heraus. Der Mann an der Tür klopft weiter, ich meine aber sehen zu können, wie er seinen Kopf hängen lässt. Ich hingegen schlinge meine Arme um meinen Oberkörper, will mich schon abwenden und es ignorieren, doch dann hört das Klopfen auf und stattdessen höre ich eine Stimme. Seine Stimme.
„Bitte...Liv..."
Sofort stocke ich, drehe mich zurück zur Tür. Grayson. Er steht vor meiner Tür, wartet und hofft, dass ich ihm öffne. Er klopft noch einmal, scheint dann aber aufzugeben, stößt sich von der Tür ab und ich kann sehen, wie er sich zum Gehen abwenden.
Wie von selbst reagiert mein Körper, meine Beine tragen mich zur Tür, meine Hand umschließt den Knauf. Kaum habe ich die Türe einen Spalt geöffnet, bleibt Grayson auch schon stehen. Als er mich erblickt, meine ich ihn erleichtert aufatmen zu hören. Als er sich ganz zu mir zurückdreht, stockt mir der Atem. „Was ist passiert?", frage ich bloß, öffne die Türe ganz und kann mich so gerade noch zurückhalten, nicht sein Gesicht in meine Hände zu nehmen und ihn genauer zu betrachten.
Sein linkes Jochbein inklusive Auge ist dunkel verfärbt, die Wange sogar geschwollen. Grayson lächelt schwach, senkt seinen Blick zu Boden. „Nur was ich verdient habe...", antwortet er leise und lässt die Schultern hängen. Mir tut es im Herzen weh, ihn so zu sehen und ich vermute, dass er denkt er habe das blaue Auge verdient. Für das, was heute Mittag passiert ist.
Diesmal halte ich mich nicht zurück. Ich trete an ihn heran, hebe zögerlich meine Hand und lege sie an sein Kinn. Grayson muss sein Gesicht kaum heben, dafür muss ich den Kopf leicht in den Nacken legen. „Was ist passiert?", wiederhole ich meine Frage, schaue ihm in die feuchten Augen. Das traurige Lächeln ist verschwunden, einzig Schuld kann ich darin erkennen. „Riley. Er weiß, was ich getan habe und dann hat er eben..."
Riley! Dass er sich in gewisser Weise für mich einsetzt, wusste ich ja, aber dass er seinem besten Freund seit Kindertagen ein blaues Auge verpasst und das meinetwegen, hätte ich dann doch nicht gedacht. „Es tut mir leid...", hauche ich, lege meine Hand an seine Wange, streiche vorsichtig mit dem Daumen über die verfärbte Haut. Grayson schüttelt vehement den Kopf, schmiegt sich aber gleichzeitig in meine Berührung. „Mir tut es leid. So leid! Und ich habe nichts anderes verdient... Ich... ich kann..." Er stockt, ich kann sehen, wie seine Augen zu schwimmen beginnen und er die Schultern angespannt nach oben zieht.
Ich weiß nicht wirklich, was hier gerade passiert, aber wieder reagiert mein Körper, bevor mein Gehirn die Situation begreift. Ich überwinde auch den letzten Abstand, lege meine Arme um seine Mitte und drücke mich fest an ihn. Erst spannt er sich an, doch dann schlingt seine Arme um mich und zieht mich so fest er kann an seine Brust. Mit geschlossenen Augen schmiege ich mich an ihn, spüre so sein Herz an meiner Schläfe schlagen. Es rast, sein Atem geht schnell und abgehackt.
Wir halten uns gegenseitig, klammern uns aneinander fest, als wäre nichts anderes möglich. Grayson vergräbt sein Gesicht soweit es geht in meinem Haar, ich kann seinen Atem an meiner Haut spüren, genauso wie die zittrigen Worte, die seine Lippen überwinden.
„Hilf mir, Liv."
Ich schließe meine Arme noch fester um ihn und lasse ihm die Zeit, die er braucht, um sich zu beruhigen. Erst als sein Atem wieder ruhiger wird und ich spüren kann, wie seine Muskeln sich ein wenig entspannen, lockere ich meinen Griff und schaue zu ihm auf. Seine Wangen sind genau wie seine Augen gerötet, sein Gesicht feucht von seinen Tränen. Ja, ich will ihm helfen. Ihn mit in mein Zuhause nehmen, ihn näher als jemals jemand anderen an mich heranlassen, ihm einfach seine Tränen nehmen. Doch um das wirklich tun zu können, muss auch der letzte Zweifel, die letzte Unsicherheit aus dem Weg geräumt werden.
„Wird es dann morgen wieder so sein, als sei nichts gewesen?", frage ich leise, halte seinen Blick fest. Grayson blickt auf mich herab, löst eine Hand von meinem Rücken, nur um mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr zu streichen. Dabei streift er mit den Fingerkuppen federleicht die Haut an meiner Wange und meinem Kiefer und löst damit ein Kribbeln in mir aus, dass meinen ganzen Körper erfüllt und meine Knie weich werden lässt.
„Ich will nicht, dass es wie vorher wird. Es soll so sein." Um mir zu verdeutlichen was er meint, schlingt er seinen Arm wieder fester um mich und zieht mich an seine Brust. „Ich wollte nie so zu dir sein... aber... aber jemand muss..." Erneut gerät er ins Stocken, doch fürs Erste reichen mir seine Worte. Auch nach allem, was gewesen ist, glaube ich ihm. Ich vertraue ihm.
„Möchtest du reinkommen?", frage ich und lächle leicht, lege meine Hände auf seinen Oberarmen ab. Grayson nickt unsicher, lässt sich dann aber von mir bei der Hand nehmen und ins Haus führen. Anstatt ihn aber nur in die Küche oder das Wohnzimmer zu bringen, führe ich ihn bis zur Treppe und nicke nach oben. „Die letzte Türe auf der rechten Seite. Ich komme sofort nach.", erkläre ich ihm und lasse seine Hand los. Bevor ich mich aber abwenden kann, greift Grayson noch einmal meine Hand. Über meine Schulter hinweg schaue ich zu ihm und werde mit einem kleinen Lächeln belohnt.
„Danke."
Dieses Wort aus seinem Mund ist eine Premiere und es lässt mein Herz kurz höherschlagen. Und genau wegen dieses Gefühls beeile ich mich, aus der Küche noch ein Kühlpack zu holen, diesmal allerdings nicht für meinen Kopf. Mit dem Kühlmittel gehe ich nach oben in mein Zimmer, wo Grayson auf der Kante meines Bettes sitzt, das Gesicht in seinen Händen vergraben. Als ich die Türe schließe, schreckt er hoch, hier oben im warmen Licht verliert sein Gesicht jegliche Härte.
„Hier, du solltest dein Auge ein bisschen kühlen.", sage ich leise und lege sachte das Pack auf sein Auge. Grayson schließt sie beide, legt dann seine Hand auf meine. So bin ich gezwungen, zwischen seinen Beine stehen zu bleiben und nach kurzem Zögern hebe ich meine freie Hand und fahre durch sein wirres blondes Haar. Es fühlt sich genauso weich an wie es aussieht und diese Geste scheint nicht falsch zu sein, denn Grayson lässt sich wohlig brummend gegen mich sinken. Auch wenn das Kühlpack an meinem Bauch verdammt kalt ist, lasse ich es zu, kraule weiter seinen Kopf.
„An dem Tag... da habe ich mich mit ihr gestritten.", beginnt Grayson wie aus dem Nichts. Ich muss nicht einmal nachfragen, von welchem Tag er spricht und mein Magen zieht sich schmerzhaft zusammen. „Sie war noch zum Frühstück bei uns, wir haben zusammen mit Amilya herumgealbert. Sie hatte ihr Essen überall auf ihrem Stuhl und sich selbst verteilt." Kurz lacht er auf, doch es klingt nicht so fröhlich, wie seine Worte mich glauben machen wollen.
„Ganz nebenbei erzählte Abby mir, dass sie ein Date mit einer ihrer Freundinnen vereinbart hat. Ein Doppeldate mit ihr, Tyler und mir. Ich war so wütend, weil sie sich wieder in mein Liebesleben einmischen musste, obwohl ich ihr tausend Mal gesagt habe, ich wolle das nicht. Aber sie wollte nicht hören... An dem Morgen ist mir der Kragen geplatzt..."
Er schnieft, legt seinen freien Arm so um mich, dass dieser unter meinem Hintern liegt, mich eng bei sich hält. „Meine letzten Worte an meine Schwester waren, sie solle endlich ihre Nase aus meinem Leben nehmen und sich um ihren eigenen Scheiß kümmern..." Jetzt schluchzt er, sein ganzer Körper zittert und bebt. Schnell schlinge ich meine Arme um ihn, kann selbst die Tränen nicht zurückhalten. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was in Grayson vorgeht und wie schmerzhaft das alles für ihn sein muss. Allein dieser Moment zeigt, wie sehr ihm das zusetzt.
„Noch bevor sie weg war, tat es mir leid...aber ich hatte nicht mehr die Chance mich zu entschuldigen...", stottert er weiter, muss immer wieder durchatmen und ich lasse ihm alle Zeit der Welt. Er hat um Hilfe gebeten und genau die wird er von mir bekommen, so weit ich es eben kann. Und wenn es nur eine Umarmung zusammen mit einem offenen Ohr ist, dann soll es so sein. „Als man uns im Krankenhaus sagte, sie sei... ich konnte es nicht glauben...nicht akzeptieren. Sie sagten, niemand hätte etwas tun können und dass es ein tragischer Unfall gewesen ist."
Wieder schnieft Grayson, mittlerweile ist mein Top am Bauch vollkommen durchnässt. „Für mich musste jemand Schuld haben. Ich brauchte jemanden, dem ich diese geben konnte. Jemanden auf den ich meine Wut leiten konnte... Obwohl diese Wut eigentlich mir selbst galt... zuerst suchte ich sie natürlich bei Ghost und auch bei Tyler. Hätte er sie nicht allein mit der Stute gelassen... hätte Abby einfach nicht versucht, wieder ein Wesen zu retten... Ich stand sogar sturz betrunken am Gatter zu ihrem Auslauf, bereit zu grauenhaften Schandtaten. Doch ich konnte es nicht. Dieses Tier hat Schlimmes durchgemacht und ihre Reaktion war ganz natürlich... Wie konnte ich da ihr oder meiner Schwester die Schuld geben... Naja und dann war da diese Frau... Sie sollte das Herz meiner Schwester bekommen." Jetzt stockt mir der Atem. Er spricht von mir!
„Diese Frau sollte das Leben bekommen, das meiner Schwester verwehrt bleiben sollte. Ein Leben, dass Abbys hätte sein soll. Und vor allem bekam diese Frau das, was ich an meiner Schwester am meisten geliebt habe. Ihr Herz. Abby hatte ein so verdammt großes Herz, war immer für jeden da... Und nun bekommt es eine andere... einfach so... und da diese Frau weit weg war... so hatte ich jemanden, dem ich alles zuschieben konnte..."
Langsam sickern seine Worte in meinen Verstand und allmählich setzten sich die Puzzleteile zusammen. Mit jedem Wort begreife ich mehr, warum Grayson so ist wie er ist. Trotzdem hake ich nicht nach, lasse ihn das Tempo bestimmen, schweige, egal wie lange er schweigt.
„Und dann kamst du... mit deinen blonden Haaren...deinen leuchtenden Augen...den vollen Lippen... diesem Lächeln..." Mein Herz setzt kurz aus, nur um dann mit rasantem Tempo weiter zu schlagen. Was redet er da? Kann er das wirklich ernst meinen? Gibt es den einen Grayson, der mich hasst und mir die Schuld am Tod seiner Schwester gibt? Und dann den Grayson, der mich...ja, was? Seine Worte, die Sehnsucht in seinem Blick...
„Ein Teil von mir sieht in dir die Frau, der ich die letzten Monaten all die Wut, all die Schuld, die mich quält, zugeschoben habe. Doch der andere Teil in mir... Dieser Teil möchte dir nah sein... ich kann es nicht erklären, aber es ist so. Und der Kampf dieser beiden Seiten zerreißt mich!... Ich... Heute ist es eskaliert... Ich wollte keine Party. Geburtstage, Weihnachten... alles was man feiern konnte war Abbys Ding... Sie hat immer ein riesen Frühstück gemacht, alles groß zelebriert... Es erschien mir nicht richtig, ohne sie zu feiern...
Ich bin absichtlich nicht zum Mittagessen gekommen... erst als alle weg waren. Und als Mum mit Tyler zurück gekommen ist... Sie war so fröhlich, hat mich auf die Wange geküsst und mir aufgezählt, was sie noch alles für meine Party vorbereiten muss... Da bin ich... Ich wollte sie nicht anbrüllen...Genauso wenig, wie ich das an dir auslassen wollte... Aber es war alles zu viel!"
Heiser schluchzt er, hält sich hilflos an mir fest und ich kann nichts tun, als ihn zu halten und nach und nach das Puzzle in meinem Kopf zu vollenden. Ich verstehe es jetzt. Und genau deshalb kann ich nicht verletzt sein. Spätestens jetzt habe ich ihm jeden Blick, jede Geste verziehen, die mir einen Stich versetzt hat. Denn was da aus Grayson gesprochen hat war schierer Schmerz gepaart mit einer selbstauferlegten Schuld, die ich ihm nicht nehmen kann.
„Als du am Boden gelegen hast... Es hat mir wehgetan und zu wissen, dass das alles meine Schuld ist... Ich wollte das nicht... Bitte verzeih mir Liv. Bitte...Bitte verzeih mir..." Leise weint er, neue Tränen durchtränken mein Top. Wieder und wieder wimmert er, bittet um Verzeihung, dabei hat er die schon längst bekommen.
„Ich habe dir schon verziehen, hörst du?! Es ist okay, alles ist okay..." Ich streiche durch sein Haar, wiege uns leicht vor und zurück, bis Grayson aufhört zu zittern und sein Griff etwas lockerer wird. „Ich bin so müde", murmelt Grayson irgendwann gegen meinen Bauch, kuschelt sich einfach im Sitzen an mich. Wären die letzten Minuten nicht so unfassbar traurig gewesen, könnte ich fast darüber schmunzeln. Doch so beschließe ich, auch weiter für Grayson da zu sein. Ob es das Helfersyndrom, das Herz seiner Schwester oder doch die Frau in mir ist, kann ich nicht sagen, doch die nächsten Worte verlassen meinen Mund, bevor ich weiter darüber nachdenken kann.
„Dann lass uns ein bisschen schlafen."
Grayson nickt, bewegt sich allerdings nicht. „Ok, dafür musst du mich aber loslassen." Diesmal muss ich doch etwas schmunzeln, vor allem als er mich schließlich frei gibt und mit geschlossenen Augen dasitzt. „Magst du nicht deine Schuhe ausziehen?" Nickend tut er es einfach, entledigt sich zu meinem Entsetzten auch noch seiner Jeans. Aber so langsam nagt auch an mir erneut die Müdigkeit, sodass ich einfach über ihn hinweg in mein Bett krabble, mich unter die Decke kuschle und die eine Seite auffordernd hochhalte. „Legt dich hin Grayson, dann kannst du schlafen.", murmle ich, zupfe noch ein wenig an seinem Shirt, bis er sich schließlich zu mir legt. Erst jetzt nehme ich den leichten Geruch wahr, der von ihm ausgeht. Unter die Note von Heu, Gras und Moschus mischt sich Alkohol.
Diese Situation ist vollkommen neu für mich, doch von Unsicherheit oder Nervosität spüre ich nichts. Das Gegenteil ist tatsächlich der Fall. Vor allem als Grayson nahe an mich heranrückt und mich einfach an seine Brust zieht, durchströmt mich eine Wärme, die ich so noch nie zuvor gespürt habe. Eine Ruhe umgibt mich, die mich alles Böse, alles Dunkle für einen Moment vergessen lässt. Ich kuschle mich einfach an ihn, lasse mich von seinem steten Herzschlag und seiner immer regelmäßiger werdenden Atem einlullen.
„Danke...Danke Liv...für alles."
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro