Kapitel 2 -Einer Meinesgleichen
Ich zerrte meine Knie noch enger an die Brust und zog den kräftigen Duft des Kaffees in meine Nase. Mein Kopf lehnte sich an die Fensterscheibe, wobei sich meine Augen in den hohen Wellen des Ozeans verloren.
"Emi-chan... Solltest du dich nicht auf den Schulweg machen?", fragte Herr Kouta leise und legte mir eine Hand auf die Schulter.
Dies war der Mann, der mich vor zwölf Jahren bei sich aufnahm und mich zu einer Kriegerin heranwachsen ließ. Ich hatte eine Art Zuneigung zu ihm aufgebaut, ich wollte nicht, dass er stirbt, aber dennoch konnte ich den Gedanken nicht aus meinem Sinn bannen, der mir sagte, dass jeder, der für die Ghoul-Slayer Einheit arbeitet, sterben musste.
"Ja, Sie haben recht.", pflichtete ich ihm bei und trank meinen Becher leer, obwohl es mir die Zunge verbrannte.
"Emi?"
"Ja?", fragte ich, als ich mir die Schultasche auf den Rücken warf.
Es waren zwar zwölf Jahre vergangen seit dem ich mich allen als Emi vorgestellt hatte, aber daran gewöhnen, konnte ich mich nicht wirklich. Ich wartete sehnsüchtig auf den Tag, an dem ich endlich sterben und mich Yori als "Lora" zu sich rufen würde.
"Pass auf dich auf." Herr Kouta lächelte, doch er schien besorgt zu sein.
"Immer doch." Leise schloss ich die Tür hinter mir und sah vor mir jemanden, nein, sogar zwei Personen die mich verlegen ansahen. "Emi-sama! W-wir... Ah..."
Das waren Takeo und Sadao. Zwei chaotische Zwillingsbrüder, die zu den wenigen Menschen gehörten, die ich gern hatte. "Na, was ist's diesmal?", fragte ich mit einem prüfenden Blick und verschränkte die Arme unter der Brust.
"Wir wollten fragen, ob du nicht doch deine Meinung geändert hättest und unsere Schwester besuchen möchtest."
Ich seufzte resigniert und marschierte einfach weiter, ohne ihnen auch nur mit Mimiken zu antworten.
Miu war meine beste Freundin und zugleich die Schwester der zwei. Sie sagte ich solle aufhören nach Rache zu dursten, dass es nicht schlau sei, so sehr nach Mordlust gegen diese Menschen zu streben, dass Yori sowas niemals von mir verlangen würde, aber genau das, war sein letzter Wunsch gewesen.
Sie wollte das nicht verstehen. Wie denn auch? Ich hätte ihr mein Geheimnis niemals anvertrauen dürfen.
"Emi-sama, nun warte doch! Miu's Verletzungen sind sehr tief. Wer weiß, vielleicht wird sie ja gar nicht vom Krankenhaus entlassen."
"Das ist mir egal." Mit schnellen Schritten ging ich auf mein Fahrrad zu und sprang auf den Sattel. "Lasst mich in Ruhe."
* * *
Mein absoluter Hass-Unterricht stand bevor zu beginnen: Mathe. Mit dem Schrillen der Klingel stöhnte ich auf und schmiss mit Wucht mein Mathe-Heft auf den Pult.
Der Lehrer marschierte auch schon in die Klasse. Als ich ihn näher betrachtete fiel mir auf, dass das gar nicht unser Mathelehrer war. Er sah sowieso zu jung aus um ein Lehrer zu sein.
"Ab heute bin ich euer Mathe-Lehrer. Freut mich.", sagte er kurz und die Schüler setzten sich wieder auf ihre Plätze, außer ich.
"Wollen Sie mich verarschen oder was?", zischte ich aufgebracht und warf ihm tödliche Blicke rüber.
"Was soll dieses Gebrüll?", fragte er und ging langsam auf mich zu.
Von hinten hörte man eine Gruppe Jungs und Mädels miteinander Tuscheln. "Der hat keine Chance gegen Emi-san. Sie macht ihn im nu platt."
"Natürlich, sie ist immerhin Kommandantin an der Ghoul-Slayer Einheit.", kam es von jemand anderem aus der Gruppe.
Der angeblich neue Lehrer hob die Brauen hoch. "Kommandantin also? Respekt, Kleine." Er schlug seine Hand so hart auf meinen Pult, dass es mich zusammen zucken ließ. "In diesem Raum bist du eine Schülerin und nichts weiter. Machst du weiter mit diesem Unsinn, wird das deine mündliche Note bewältigen."
Mein Zeugnis musste in allen Fächern die höhste Punktzahl haben. Fehlt auch nur ein Punkt, kann ich es vergessen als Investigator im Tokyo Labor zu arbeiten. Das Labor, wo sie Experimente an mir und noch vielen anderen Menschen durchgeführt und uns zu Ghoul verwandelt haben. Nur so würde ich eine Chance bekommen sie alle zu töten.
"Tsch." Ich setzte mich an meinen Platz, doch hörte nicht auf ihn giftig anzusehen. Er war höchstens so alt wie Takeo und Sadao. Achtzehn und nicht mehr, vielleicht sogar siebzehn.
"Braves Mädchen.", sagte er noch schnell bevor er mit dem Unterricht begann.
Er schrieb alles viel zu schnell auf die Tafel und erklärte nichts ausführliches. Es war so, als ob er von uns erwarten würde das selbst zu verstehen.
Nachdem Unterricht stattete ich ihm einen Besuch im Lehrerzimmer ab. "Können Sie mir das nochmal erklären? Ich habe nichts verstanden."
Ohne mir zu antworten zerrte er mich aus dem Lehrerzimmer und lächelte breit. "Lass mal sehen... Wie wäre es, wenn ich's dir heut Abend bei mir Zuhause in aller Ruhe erzähle?"
Dieser Perversling...
Mir wurde langsam klar dass meine Wut nicht nur wegen ihm entstanden war, sondern auch wegen dem Hunger, der mich mehr als zwei Monaten quälte.
"Soll mir recht sein.", stimmte ich ein und er schrieb mir schnell seine Adresse auf den Zettel.
Das wäre die perfekte Gelegenheit ihn zu ermorden. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Endlich würde ich wieder was zu essen bekommen.
* * *
Schon nach meinem ersten Klingeln, öffnete er die Tür. Seine braunen Haare lagen in alle Richtungen gerichtet. In der Schule hatte er sich die Haare ordentlich glatt gekämmt, doch jetzt, sah er so aus wie ein Igel, was ich auf eine komische Art süß fand.
"Herein." Er grinste bis zu beiden Ohren. Ich verdrehte bloß die Augen und lief an ihm vorbei.
Ich setzte mich aufs schwarze Sofa und holte mein Mathe-Heft raus. "Wie heißen Sie eigentlich?"
"Jaden." Er ließ sich neben mir aufs Sofa sinken und nahm mir den Stift aus der Hand. "Wo soll ich anfangen?"
"Ganz am Anfang vielleicht? Ich habe rein gar nichts verstanden."
Jaden sah eine Weile auf mein Heft, legte den Stift zur Seite und richtete seinen Blick auf mich. "Wir könnten ja auch das ganze Lernen überspringen und..." Er legte seine Finger unter meinen Kinn und grinste mich hämisch an.
Mein Blick rutschte auf seinen Hals. Genau dort wollte ich reinbeißen; ihm die Schlagader aufschlitzen und seine inneren Organe rausreißen.
Seine Finger glitten mir den Hals hinunter. Er schob mein Oberteil so zur Seite, dass meine Schulter völlig im freien stand. Wusst ich's doch, dachte ich mir. Er ist ein perverses Arschloch. Solch ein Lehrer der seine Schüler belästigt gehört einfach nur in den Grab.
Ich spürte seinen Atem deutlich auf meiner Haut. Jetzt war der Moment gekommen. Ich umfasste seine Schultern und wollte gerade in seinen Hals beißen, da biss er zuerst.
Sofort kam mein Ghoul-Auge zum Vorschein. So schnell wie er seine Zähne in meine Halsbeuge gerammt hatte, zog er sie wieder raus. "Du schmeckst ja widerlich!", beschwerte er sich und sah mich bestürzt an.
Als sich unsere Blicke kreuzten, sahen wir das eine Ghoul-Auge in dem Gesicht des anderen. Die Worte fielen uns förmlich gleichzeitig über die Lippen.
"Du kommst auch aus dem Tokyo-Labor!?"
Nächstes mal bei "The Ghoul in Me!" :
》》 Kapitel 3 -Verlorene Erinnerungen
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