19. Wünsche & Sehnsucht
Dianas Sicht
Zwei Wochen später
Uni, Uni, Uni - das sind die einzigen Gedanken, die mir in den letzten Tagen durch den Kopf gegangen sind. Mein Totalausfall bei Drakes Eltern hat mich eine ganze Woche gekostet und noch immer kann ich die Erkältung in den Knochen spüren.
Drake habe ich auch nicht mehr gesehen, seitdem er mich zuhause abgesetzt hat, als wir am darauffolgenden Wochenende wieder zurückgeflogen sind. Passiert ist auch nichts mehr und ich bin insgeheim eigentlich ganz froh, dass wir wieder ein bisschen Abstand gewinnen konnten. Ich bin gerne mit Drake zusammen und auch der Sex mit ihm ist toll, aber mehr ist es dann auch nicht. Wir schreiben uns jeden Tag Nachrichten und ich vermisse ihn auch auf irgendeine Weise, aber vermutlich ist das einfach nur mein Körper, der mir mitteilt, dass er wieder Sex mit Drake möchte. Ich werde mich nicht verlieben und ich hoffe immer wieder, dass Drake dies auch ernst nimmt. Ich habe es ihm mehrmals gesagt, aber irgendwas in mir sorgt für eine gewisse Sorge in mir. Diese Situation könnte bei Weitem noch schlimmer werden als ursprünglich gedacht.
Ich weiß auch nicht wieso ich ständig an ihn und die Zeit denken muss, die wir bisher hatten. Eigentlich könnte man uns als Freunde bezeichnen, die jetzt einfach ein paar Mal miteinander im Bett waren. Nicht mehr und nicht weniger. Einer Freundschaft mit Drake wäre ich absolut nicht abgeneigt, weil ich festgestellt habe, dass wir uns wirklich nicht sehr voneinander unterscheiden. Wir haben viele gemeinsame Ansichten und sind klasse im Bett.
Eine bessere Kombination gibt es kaum, oder?
Heute Abend ist das Thema Drake jedoch absolut tabu. Quinn, Avery und ich treffen uns in unserer neu entdeckten Bar, die wir uns nur suchen mussten, weil Quinns Ex-Freund Josh immer wieder an unseren Abenden in unserem Stammlokal aufgekreuzt ist, weil diese zufällig seinem besten Freund gehört. Wirklich ätzend, wenn man bedenkt, dass wir immer ein bisschen Preisnachlass bekommen haben, wenn Jason, ein ehemaliger Bettgefährte von mir, gearbeitet hat.
Ich laufe durch die Innenstadt meiner geliebten Stadt und kann mir wirklich nicht vorstellen diese jemals zu verlassen. Schon immer habe ich es geliebt da zu wohnen, wo andere Urlaub machen. San Francisco ist einfach wunderschön und das wissen auch die Touristen, die sich hier die Golden Gate Bridge ansehen oder die Fishermans Wharf besuchen oder ganz einfach am Strand rumlümmeln und die Sonne genießen, die eigentlich fast immer scheint. Ein Umzug ist wirklich kein Punkt auf meiner To-Do-Liste. Ich habe nichts dagegen die Stadt für eine längere Reise zu verlassen, aber alle meine Zelte abzubrechen und mein Zuhause in einer anderen Stadt zu finden, das ist für mich unvorstellbar. Meine Familie lebt hier und meine Freunde genauso.
Ich bewundere Drake dafür, dass er es aushält solange von seiner Familie getrennt zu leben und sie nur gegelegentlich sehen kann, gerade weil ich jetzt weiß, dass er die Zeit mit seiner Familie sehr genießt und sie als sehr wertvoll erachtet. Bei dem Gedanken an die Coopers wird mir ganz warm ums Herz. Ich habe zwar nur Drakes Eltern und seine Zwillingsschwester kennengelern, aber ich weiß, dass er noch eine große Schwester hat, die bereits verheiratet ist und vor kurzem ein Baby bekommen hat und sicherlich von Drake ebenso geliebt wird, wie er den Rest seiner Familie liebt.
Eine intakte Familie...
Ich schüttele den Kopf, als ich bemerke, dass meine Gedanken schon wieder zu Drake gewandert sind. Dabei ist es das Ziel gewesen wenigstens einen Abend nicht an ihn zu denken. Mich beschleicht jedoch schon länger die Befürchtung, dass er es doch irgendwie geschafft hat, sich in meinem Kopf einzunisten wie eine kleine Kakerlake.
Verfluchter Kakerlaken-Drake.
Als ich schließlich das Lokal erreiche, wo wir uns treffen wollten, stoße ich erleichtert die Tür auf und blicke mich in der Bar um. Das Licht ist kaum als dieses zu bezeichnen und nur die Kerzen auf den einzelnen Tischen sorgen dafür, dass man sein Gegenüber erkennen kann. Die petrolfarbenen Wände sind übersäht mit lauter Bildern in schwarz-weiß, was mir komischerweise sehr, sehr gut gefällt.
Ich sehe mich nach Quinn und Avery um, die sich eigentlich irgendwo an den Tischen befinden müssten, doch auf den ersten Blick kann ich sie nicht entdecken. Ich ziehe mein Handy hervor und öffne den Chat.
Laut Quinns Nachricht sind die beiden in der oberen Etage und ich ziehe die Augenbrauen zusammen. Eine obere Etage? Ich laufe zum Tresen und will gerade nachfragen, wo sich denn bitte eine oberste Etage befinden soll, weil ich mich definitiv in der richtigen Bar befinde, als mir einen schwarze Treppe auffällt. Verdammt. Können sie die nicht wenigsten Pink streichen, sodass man bei dem dunklen Licht wenigstens die verdammte Treppe erkennen kann?
Ich steige die Stufen hoch und höre direkt Quinns hohes, quietschendes Lachen, was mich mit den Augen rollen lässt. Was ist denn jetzt wieder so lustig? Warum haben sie schon ohne mich Spaß? Mit mir wird es doch erst richtig lustig.
»Da bist du ja endlich!«, ruft sie im nächsten Moment laut, sodass sich ein paar Gäste zu ihr umdrehen oder mit den Augen rollen. Ich werfe ihnen einen entschuldigenden Blick zu, ehe ich mich zu ihnen auf den Weg mache.
»Habt ihr schon wieder ohne mich angefangen zu trinken?«, zische ich, als mich auf den letzten Stuhl fallen lasse und sie belustigt ansehe.
Quinn schüttelt mit dem Kopf und Avery nickt. Na, da sind sie sich ja wieder sehr einig.
»Schön, dass du endlich Zeit für uns gefunden hat und nicht nur mit Drake in der Kiste liegst«, sagt Quinn und ich seufze.
»Ich habe meine Unterlagen für die Uni aufgearbeitet, weil ich eine ganze Woche krank gewesen bin, liebste Schwester. Mit Drake habe ich seit ungefähr 16 Tagen nicht mehr geschlafen, also krieg dich mal wieder ein«, weise ich sie zurecht.
Langsam bin ich dieses Thema leid und überlege ihr gar nichts mehr davon zu erzählen, was mein Liebesleben betrifft. Eine Socke ist selbst hilfreicher als Quinn mit ihren dummen Ratschlägen.
»War der Sex genauso gut wie beim ersten Mal?«, fragt Avery stattdessen und ich seufze leise, ehe sich ein kleines Grinsen in mein Gesicht schleicht.
»Er war verdammt gut. Beim ersten Mal war zwar alles noch ein wenig holpriger, weil wir uns ja noch nicht kannten, aber beim zweiten Mal in Seattle hat es sich so viel besser angefühlt, weil wir wussten, worauf der andere steht und das hat es so perfekt gemacht. Drakes Schwanz ist genial«, sage ich und Avery grinst mich an.
»Dein Sexleben ist so gut. Wieso kann ich nicht mal einen Drake haben? Selbst Quinn hatte guten Sex mit Josh, obwohl sie Noah noch immer geliebt hat. Ich hatte gestern ein Date und eigentlich lief es wirklich gut. Ich wollte definitiv mit zu ihm und er wollte es. Ich weiß nicht wieso, aber wir waren beide so scharf aufeinander und konnten uns im verdammten Taxi kaum zusammenreißen. Jedenfalls sind wir dann wie die Tier übereinander hergefallen und dann.... dann ruft er, als er kommt nach seiner Mommy...«, jammert sie und wird zum Ende hin immer leiser.
Quinn und ich schweigen einen Moment lang, bis ich mich nicht mehr halten kann und laut los lache.
»Das schlägt sogar den Typen, der mit seinem Sperma auf deinem Rücken Bilder gemalt hat«, wirft Quinn, was mich nur noch lauter lachen lässt.
Avery seufzt traurig, weshalb ich mich ein bisschen zusammenreiße.
»Vielleicht gehen wir mal wieder feiern? Oder du kommst mit zu einer Collegeparty? Die Männer dort können vögeln. Das weiß ich«, sage ich und meine es wirklich nur gut. Der Gesichtsausdruck, der sich daraufhin auf ihrem Gesicht bildet, sagt mir jedoch, dass ich absolut ins Klo gegriffen habe mit meinem Vorschlag.
»Ich bin mittlerweile 28 Jahre alt. Meine beste Freundin ist seit vier Jahren verheiratet und glücklich mit ihrem Mann und ihrem Stiefsohn. Sie planen eigene Kinder und haben eben erst ein Haus gekauft. Ich will nicht mehr feiern gehen oder irgendwelche One-Night-Stands. Ich will eine Beziehung und die wahre Liebe«, sagt sie und mir fällt alles aus dem Gesicht.
Wir haben Averys Beschwerden immer als Witz abgestempelt, aber momentan empfinde sogar ich Mitleid für sie. Während ich keine Beziehung möchte und mit Gefühlen und Liebe nichts anfangen kann, sehnt Avery sich danach und ist wirklich unglücklich.
»Tut mir leid, dass ich gelacht habe... Ich wusste nicht, dass es dir so schlecht geht, deswegen«, sage ich und nehme ihre Hand. Sie lächelt traurig.
»Ich fühle mich einsam. Meine Eltern wohnen mehrere Stunden von hier entfernt, Quinn hat ihre eigene Familie und du hast seit Neustem Drake, auch wenn du sagst, dass es nicht mehr ist. Ich hingegen erlebe immer wieder Enttäuschungen und sogar in den Dating Apps sind nur Spinner mit denen ich gematcht werde. Es ist scheiße, weil ich spüre, wie meine innere Uhr tickt und ich ebenfalls gerne eine Beziehung und irgendwann auch Kinder möchte«, sagt sie leise und ich seufze leise.
Quinn schweigt jedoch verdächtig und ich blicke sie einen kurzen Augenblick an.
»Ich bin wirklich kein Experte, aber ich glaube wirklich, dass das aktive Suchen vieles erschwert«, sage ich dann leise. »Vielleicht solltest du entspannter an die Sachen rangehen und eine Weile mal keine Dates haben«, schlage ich vor, weiß aber nicht, ob es wirklich hilfreich ist. Ich habe Ahnung von Sex, aber Liebe ist für mich ein Fremdwort. Jedoch habe ich das Bedürfnis ihr helfen zu müssen, weil wir ihre Geständnisse nie wirklich ernst genommen haben.
»Ja, vielleicht hast du Recht. Ist auch egal. Eigentlich sollte es heute um Quinn gehen«, sagt Avery und ich ziehe die Augenbrauen hoch.
»Wieso denn um Quinn? Ihr Liebesleben ist doch vollkommen intakt«, sage ich verwirrt.
»Ja, eben«, erwidert sie und lächelt leicht. Sie wirft Avery einen Blick zu.
»Ich habe Avery gesagt, dass ich euch etwas erzählen möchte, aber jetzt will ich nicht noch mehr Salz in die Wunde streuen«, sagt sie mit trauriger Stimme.
Ich ziehe die Augenbrauen hoch, weil ich jetzt absolut nichts mehr verstehe.
»Was ist denn los? Vorhin warst du noch ganz euphorisch«, sagt Avery und inzwischen ist jegliche Traurigkeit aus ihrer Miene verschwunden. Ich bin jedoch ziemlich sicher, dass ihr Kopf weiterhin voll davon ist.
»Ich bin schwanger«, flüstert sie leise und ich keuche auf, als ich ihre Worte in Gedanken wiederhole.
»Du bist was?«, schreit Avery und wieder drehen sich alle anderen Gäste zu uns um. »Oh mein Gott, Quinny. Ich freue mich so sehr«, ruft sie und springt auf. Jetzt ist auch Quinn erleichtert, als Avery vor Freude auf der Stelle hüpft. In ihren Augen sammeln sich Freudentränen und sie steht ebenfalls auf, als Avery sie umarmt.
Ich bin jedoch kaum in der Lage etwas zu sagen, weil ich nicht realisieren kann, dass ich wirklich Tante werde. Eine richtige Tante. Zwar ist Leo auch so etwas wie mein Neffe, aber wir haben noch nicht so ein inniges Verhältnis, wie ich es mir immer erhofft habe.
»Du sagst ja gar nichts«, sagt Quinn leise, als sie sich wieder setzt.
Ich spüre, dass auch in meinen Augen Tränen stehen und ich lächle, als sie das sagt.
»Ich kann es nicht glauben, dass du und Noah endlich ein Baby bekommt«, sage ich leise und lache, als die Tränen einen Weg zu meinem Wangen finden. Schnell wische ich sie weg, weil ich eigentlich kein Mensch bin, der schnell weint.
Egal, ob vor Freude oder Traurigkeit.
Quinns Lächeln daraufhin ist unbezahlbar. Sie stürzt sich in meine Arme und ich kichere leise, als ich ihr leises Weinen höre. Scheinbar haben die Hormone ihren Körper schon in Besitz genommen.
»Aber das heißt nicht, dass ich immer für die vollgekackten Windeln verantwortlich bin, klar? Ich bin die coole Tante, aber mit Babykacke habe ich nichts am Hut!«
Quinn lacht und auch Avery stimmt mit ein.
Alles in Allem hat sich die Stimmung doch noch gebessert.
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DIANA WIRD TANTE!
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