15. Die liebe Familie
Dianas Sicht
Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich mich dazu überreden lassen konnte, Drake aus heiterem Himmel in seine Heimatstadt zu begleiten. Trotzdem stehe ich am folgenden Wochenende mit gepackten Koffern am Flughafen in San Francisco auf dem Weg zu seinen Eltern.
Da auch dies ein Punkt auf der Liste war, hatte ich keine Chance dem zu entkommen. Drake hat keine Mühe gescheut uns zwei Plätze im Flieger zu Buchen, damit wir auch diesen Punkt abhaken können. Langsam aber sicher weiß ich nicht, wie lange ich ihm und meinen Hormonen noch vertrauen kann. Fakt ist, dass ich ewig keinen Sex mehr gehabt habe und meine Libido bei Drake förmlich mit den Armen wedelt. Einfach unfassbar, wie schwach meine Abwehr ihm gegenüber geworden ist.
Ich habe niemanden außer Maggie gesagt, dass wir wegfliegen. Quinn und Avery neigen dazu fast schon zu neugierig zu werden und fangen immer wieder mit dem Thema an, dass ich wohl schon dabei bin mich in Drake zu verlieben. Absoluter Bullshit, wenn man mich fragt, doch das tut natürlich niemand. Die zwei bilden sich ihre Meinung und beißen sich daran fest wie ein kleiner bissiger Chihuahua.
»Flug 1098 nach Seattle ist bereit zum Boarding!«
Drake springt auf, sobald die Ansage über die Lautsprecher für uns unwichtig wird. Er grinst mich schief an und reicht mir seine Hand, in die ich meine lege und mich von ihm hochziehen lasse. Ich trage das perfekte Flugoutfit. Eine Jogginghose und einen großen Hoodie von Drake, den ich mir von ihm geklaut habe. Entweder ist es ihm nicht aufgefallen oder der Mann ist begeistert, dass ich seine Klamotten klaue. Er selbst trägt ebenfalls eine Jogginghose und zusammen geben wir bestimmt einen hübschen Anblick ab. Meine verpennt und auch noch dementsprechend gekleidet.
»Freust du dich schon?«
Ich sehe ihn einen Augenblick an und nicke dann. Ich freue mich wirklich.
»Ja, ich bin neugierig, wie du aufgewachsen bist und vorallem auf deine Eltern bin ich gespannt«, erwidere ich grinsend, bevor ich meinen Koffer hintermir her ziehe und wir uns zum Gate begeben.
»Sie sind auch gespannt, wen ich mitbringe. Ich habe nicht gesagt, wer mich begleitet, aber ich glaube insgeheim hofft Mom, dass ich eine Frau mitbringe. Sie fragt ständig danach, ob ich in festen Händen bin«, erklärt er.
»Und was hast du gesagt?«, frage ich ihn.
»Ich habe gesagt, es gibt jemanden, aber mehr nicht. Ich habe nicht explizit gesagt, dass wir ein Paar sind«, erwidert er, doch sein Blick liegt vielsagend auf mir. Ich weiß jedoch nicht, was ich darauf erwidern soll, weshalb ich mich wegdrehe und schweigend neben ihm laufe.
Was soll ich dazu auch sagen? Drake und ich sind nicht zusammen, nur weil wir einen Deal am Laufen habe, der mich dazu bringen soll, mich in ihn zu verlieben. Allerdings können wir das seinen Eltern auf keinen Fall erklären. Ich weiß nicht, in welches Licht wir uns damit rücken würden und ob seine Eltern es begrüßen würden, wenn er jemanden mit nach Hause bringt, mit dem er eine Wette am Laufen hat.
Stillschweigend laufen wir weiter durch den relativ vollen Flughafen und kommen Seattle und seinen Eltern somit Schritt für Schritt näher.
***
»Oh, Drake, mein Baby. Ich habe dich so vermisst!«
Die Stimme von Drakes Mutter hallt durch die Halle es Flughafens und ich kann mir das Lachen kaum verkneifen, als Drake gequält aufseufzt, seine Mutter dann aber doch in seine Arme schließt.
Der Blick seines Vaters fällt dabei auf mich und ich stelle fest, dass sie noch relativ jung sein müssen, dafür dass Drake schon 24 Jahre alt ist. Sein Vater trägt fast denselben Haarschnitt wie Drake und hat auch dieselbe Haarfarbe wie er. Einzig allein die Locken hat Drake definitiv von seiner Mutter geerbt, die blonde gelockte Haare hat. Diese ist gerade jedoch noch dabei die Wange ihres Sohnes mit Küssen zu bedecken, sodass ausnahmsweise nicht mein Lippenstift an seinem Gesicht klebt.
Am Liebsten würde ich von diesem Anblick ein Foto machen, aber das würde den Rahmen wohl gleich überspannen.
»Wir haben dich sehr vermisst und jetzt bringst du auch noch jemanden mit!«, sagt seine Mutter, als sie sich endlich von ihm löst.
Im selben Moment zieht Drake mich an meiner Taille an sich heran.
»Mom, Dad - das ist Diana. Eine Freundin von mir«, erklärt er und ich lächle freundlich, ehe ich seiner Mutter die Hand anbiete.
»Hallo, es freut uns sehr dich kennenzulernen!«, sagt sie und lächelt ebenfalls freundlich. »Ich bin Kendra und das ist Drakes Vater Michael, aber nenn ihn einfach Mike«, stellt sie sich und ihren Mann vor, der nur leise lacht und mir dann auch die Hand reicht.
»Meine Frau hat mich ja gerade vorgestellt. Freut mich sehr, Diana«, erwidert er und ich lächle.
Beide wirken sehr herzlich und scheinen sich wirklich zu freuen, dass wir hier sind. Ich bin ehrlich gesagt ein wenig erleichtert, dass es so gekommen ist. Das Schlimmste wäre gewesen, wenn sie mich absolut nicht ausstehen könnten und mir gegenüber unfreundlich werden. Es gibt ja viele Filme und Bücher, die dieses Klischee immer wieder gerne aufgreifen.
»Wollen wir los? Ihr seid sicherlich müde vom Flug«, mischt sich Kendra wieder ein und lächelt, doch ich höre nur Drakes Lachen.
»Mom, es waren nur knappt zwei Stunden Flug. Wir sind nicht um die halbe Welt geflogen«, versucht er seine Mutter zu beruhigen, doch diese schüttelt nur mit dem Kopf.
»Ich habe das Gästezimmer noch vorbereitet, je nachdem wie ihr schlaft...«, sagt sie und sieht uns wissend an. Drakes Dad grinst währenddessen nur so vor sich hin und nimmt mir meinen Koffer ab.
»Danke!«, sage ich und ich versuche die Aussage seiner Mutter zu ignorieren. Scheinbar glaubt sie nicht, dass ich nur eine Freundin von Drake bin und somit eigentlich in einem anderen Zimmer schlafen müsste. Fakt ist, dass ich definitiv bei Drake schlafen werde. Ich kann ganz schlecht irgendwo anders schlafen, wenn ich nicht daheim in San Francisco bin und Drake gibt mir Sicherheit. Das war schon immer so - als kleines Kind mochte ich es nicht bei Freundinnen zu übernachten, aber das hat sich glücklicherweise mit der Zeit gelegt.
»Ist schon okay, Mom«, sagt Drake und beendet somit das Thema, worüber ich in gewisser Weise auch froh bin. Trotzdem bin ich mir bewusst, dass sie glauben, dass ich nur eine Freundin bin.
Seine Mom grinst nur kurz, ehe sie sich zu ihrem Mann dreht und die beiden uns zu ihrem Auto führen.
***
Zwei Stunden später sitzen wir im Esszimmer im gigantischen Haus der Familie Cooper. Es liegt am Rand der Stadt und ich konnte allein an den Nachbarhäusern erahnen, dass wir uns in einem reichen Stadteil befinden mussten. Die Häuser dieser Straße sind allesamt unfassbar schön und strahlen einen gewissen Luxus aus. Genauso das Haus der Coopers.
Man könnte es schon fast als eine Villa bezeichnen und ich augenblick verstehe ich Drakes Lifestyle in der Uni ein Motorrad und ein Auto zu fahren, sowie ein Loft zu bewohnen. Seine Eltern scheinen finanziell gut abgesichert zu sein und sicherlich profitiert er davon.
»Und das Studium spannt euch beide sicherlich gut ein, oder?«, fragt Mike und Drake nickt. Sicherlich ist sein Jurastudium noch um einiges anstrengender als mein Literaturstudium, aber sonderlich viel zu lernen scheint Drake nie zu tun. Jedenfalls erzählt er nie davon.
»Es läuft gut«, sagt er. »Ich schreibe nach den Semesterferien einige Prüfungen, aber mache mir keine großen Gedanken darum, ob ich diese auch bestehe. Bisher hat es auch ohne viel Mühe immer gut geklappt.«
»Musst du nicht super viel lernen?«, frage ich ihn erstaunt und Drake lacht leicht.
»Ich habe ein gutes Gedächtnis. Ich brauche mir meine Notizen nur zwei Mal durchzulesen und danach weiß ich alles. Scheinbar habe ich so etwas wie ein fotografisches Gedächtnis«, erklärt er und ich seufze.
»Das würde mir auch einiges erleichtern, dann müsste ich nicht immer so viel lernen!«, seufze ich und alle am Tisch lachen.
»Sie lernt wirklich wann immer sie kann. Sie nimmt sogar am Wochenende ihre Texte mit zu mir und liest sie beim Frühstück«, sagt Drake und ich sehe ihn mit einem kleinen Lächeln an. »Sie ist wirklich fleißig«, sagt er und seine Mom lächelt.
»Das ist gut, wenn man so diszipliniert ist, Diana. Sicherlich sind deine Eltern sehr stolz auf dich«, sagt sie und nippt an ihrem Wein.
Für viele mag sich an diesen Worten nichts falsch anfühlen, doch bei mir sorgen sie gleich dafür, dass ich erstarre und meine Gabel fallen lasse. Ich weiß, dass sie nicht wissen kann, dass ich keine Eltern mehr habe, aber dennoch lässt es mir das Blut in den Adern gefrieren.
Ich spüre wie sich alle Blicke auf mich legen und Drake räuspert sich.
»Mom, Dianas Eltern-«, beginnt er, doch ich schneide ihm das Wort ab.
»Mein Vater ist vor einiger Zeit gestorben und meine Mutter habe ich nie wirklich kennengelernt. Mein Dad war aber immer stolz auf uns Kinder«, sage ich und kann nicht glauben, dass ich es zum ersten Mal wirklich aussprechen kann, ohne in Tränen auszubrechen.
»Bitte verzeih mir. Ich wusste nicht, dass-«, beginnt sie, doch ich winke ab.
»Ist schon okay. Ich würde gerne sagen, dass ich immer so fleißig war, doch das stimmt nicht«, sage ich lachend. »Ich war früher sehr faul und die High School war wahrlich keine Glanzleistung, aber mein Studium möchte ich doch noch mit einer guten Note beenden«, erkläre ich und Mike lacht.
»Das kann ich mir vorstellen. Du studierst Literatur? Wieso? Hast du großes Interesse an Büchern?«, fragt er interessiert nach und ich nicke.
»Ich habe schon immer gelesen und auch schon eigene Geschichten verfasst. Literatur passt sehr gut zu mir und ich beschäftige mich gerne mit den Texten für die Uni, weiß allerdings noch nicht, was ich nach der Uni machen möchte. Vermutlich reise ich erst einmal ein bisschen.«
»Die Literatur ist ja sehr vielfältig. Ich bin mir sicher, dass du noch etwas passendes findest«, spricht er mir Mut zu und ich lächle nickend, ehe ich das Besteck auf meinem Teller ablege, weil ich fertig bin mit dem Essen.
Drakes Mom sieht uns lächelnd an. »Wenn ihr möchtet, könnt ihr gerne hochgehen. Ich erledige den Abwasch«, sagt sie und Drake nickt.
»Danke, Mom. Das Essen hat gut geschmeckt«, meint er und ich nicke zustimmend, ehe wir uns erheben.
»Bis Morgen und schlaft später gut«, sagt Mike und lächelt uns ebenfalls an, ehe Drake mich an der Hand herauszieht und ich noch schnell ein Gute Nacht erwidere.
Kaum haben wir den Raum verlassen, drückt er mich gegen die nächstbeste Wand und legt seine Lippen sanft auf meine, sodass ich überrascht aufkeuche, den Kuss aber erwidere. Seine Hände ziehe mich dicht an seinen Körper und ich höre ihn leise seufzen, ehe ich mich nach einem kurzen Moment löse.
»Was wird das, wenns fertig ist?«, frage ich mit heiserer Stimme, weil er mich mit dem Kuss sehr überrascht hat. Drake grinst schief und zuckt mit den Schultern.
»Ich konnte nicht anders«, sagt er und ich ziehe grinsend eine Augenbraue in die Höhe.
»Was sollen deine Eltern denken, wenn sie uns so sehen?«, frage ich leise und lege meine Arme um seinen Hals, ehe er mich wieder näher kommt.
»Das ist mir relativ egal, Baby. Sie wissen, dass wir in einem Zimmer schlafen«, flüstert er an meinen Lippen und ich seufze leise, bevor ich ihn die letzten Zentimeter an mich heranziehe und unsere Lippen wieder vereine. Sofort spüre ich seine Zunge in meinem Mund und keuche leise, als sie auf meine trifft und mit dieser kämpft. Drakes Hände wandern von meiner Taille an meinen Hintern, wo sie kurz ruhen, ehe er mich hochhebt und ich erschrocken aufschreie, als er mich schließlich über seine Schulter wirft und gemeinsam mit mir die Treppen zu unserem Zimmer hochläuft.
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Ein Ausflug zu seiner Familie. Da kann doch nichts schiefgehen, oder? Oder? 😂
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Was glaubt ihr? Glaubt Drakes Familie, dass die beiden nicht zusammen sind?
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