09. Zelten gehen
Dianas Sicht
Kaum zu glauben, dass Maggie bereits zwei Tage später ein Doppeldate mit mir, Drake und Dean organisiert hat. Ist ja schön und gut, dass sie die Idee so toll findet und immerhin habe ich es ihr ja auch angeboten, jedoch hatte ich dabei an ein einfaches Essen oder einen Filmabend gedacht. Aber meine beste Freundin wäre nicht meine beste Freundin, wenn sie keine halben Sachen machen würde. Stattdessen packe ich jetzt eine Tasche für zwei Nächte in einem Wald.
Wir gehen Zelten.
Mit Drake und Dean.
Bitte erschießt mich.
Ich habe wirklich einige Zeit gebraucht, bis ich Maggies Vorschlag abgelehnt habe und ihr gesagt habe, dass ich garantiert nicht mit den Jungs und ihr zelten fahre. Ihr Gesicht daraufhin habe ich noch immer bildlich vor Augen und es geht mir noch immer bis ins Mark. Als ich dann auch noch gesehen habe, dass ich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen könnte, habe ich mich schließlich umentschieden.
So kann ich meine beste Freundin glücklich machen und einen weiteren Punkt auf dieser dämlichen Listen abhaken und wäre Drake für den Rest der Woche los. Der gute Herr hat wohl davon geträumt, dass er und ich allein eine Nacht im Wald verbringen. Jetzt haben wir ganze zwei Nächte eingeplant, doch wir sind auf keinen Fall allein. Maggie wird mit mir in einem Zelt schlafen und Dean zusammen mit Drake, sodass dieser auf keine komischen Ideen kommen wird.
Ich seufze und blicke einen Moment lang an mir herunter. Ich trage eine dickere Leggings und einen weiten Hoodie, sowie meine Boots. Mein Mantel wird mir sicherlich ausreichen Wärme geben und eine dicke Decke wird es wohl ebenso tun. Ich packe noch eine weitere Leggings und einen Pulli in meine Tasche, sowie eine Powerbank, die meinen Handyakku hoffentlich am Leben lässt. Meine Zahn- und Haarbürste habe ich längst eingepackt, genauso wie ein paar andere Hygieneartikel, wie Deo.
Ich war noch nie mit Freunden zelten, sondern nur mit meinem Dad und meinen Geschwistern, die das Packen für mich netterweise übernommen haben, weil ich immer die Hälfte vergessen habe. Heute ist das nicht so, weil ich bestens vorbereitet bin. Ich ziehe den Gurt des Rucksacks zu und schwinge ihn mir auf die Schultern, bevor ich meinen Mantel und meine Decke in die Arme nehme und dann unsere Wohnung verlasse. Maggie und Dean, sowie Drake warten unten am Straßenrand auf mich, als ich zu ihnen stoße und meinen Rucksack in den Kofferraum werfe, der bereits ziemlich voll ist. Die Jungs haben alles besorgt, sodass Maggie und ich nur an unsere Kleidung und Schlafutensilien denken mussten.
»Mehr möchtest du nicht mitnehmen?«, fragt Drake mich und ich sehe ihn fragend an.
»Ich habe Klamotten, meine Zahnbürste, eine Haarbürste, Kaugummis und alles, was mein Herz sonst noch so begehrt. Das sollte für zwei Tage im Wald reichen, oder?«
Drake tauscht einen Blick mit Dean aus, der nur grinsend mit den Schultern zuckt und sich dann zu Maggie auf die Rücksitzbank verkriecht. Hallo? Wie verliebt können zwei Menschen sein? Ich wollte neben meiner besten Freundin sitzen, während die Jungs uns zu diesem mysteriösen Ort bringen, den sie sich auserkoren haben. Angeblich fahren wir ganze vier Stunden. Ich seufze leise und sehe Drake an, der den Kofferraum seines Wagens verschließt, bevor er auf mich zukommt und mich an sich zieht.
»Was wird das?«, frage ich ihn und verschränke die Arme vor meiner Brust, obwohl es sich als schwierig erweist, weil sich zwischen mir und Drake nicht mehr so viel Platz befindet, wie ich es für richtig halte.
»Freust du dich schon?«
Ich nicke leicht.
»Maggie und ich haben uns wenig gesehen in letzter Zeit, seitdem es Dean in ihrem Leben gibt. Ich freue mich für sie, aber ich vermisse sie und ihre ständige, manchmal nervige Anwesenheit in meinem Leben sehr«, gebe ich zu und Drake lächelt leicht.
»Das glaube ich dir sofort. Dean sehe ich auch deutlich weniger, aber das zeigt doch nur, dass sie glücklich miteinander sind und die erste Verliebtheit ausnutzen, solange sie noch vorhanden ist«, erwidert er und sieht mir in die Augen.
Ich schlucke und bin einen Moment sprachlos, weil mich sein Blick verwirrt, bevor ich mich räuspere und mich von ihm löse. Drakes Arme verharren einen Moment in der Luft, ehe er seine Hände in den Taschen seines Hoodies versteckt und auf den Boden blickt.
»Lass uns lieber losfahren«, schlage ich vor, um dieser Situation zu entkommen, die mich gerade derart aus dem Konzept gebracht hat. Drake nickt daraufhin nur, dreht sich auf der Stelle um und läuft zum Fahrersitz, bevor ich mich daran mache, es mir auf dem Beifahrersitz bequem zu machen.
Es herrscht einen kurzen Augenblick lang Stille, bevor Drake den Wagen startet und das Radio die unangenehme Stimmung zwischen uns durch einen fröhlichen Popsong überspielt. Ich lehne mich zurück und bleibe still, als Dean seinen besten Freund in ein Gespräch verwickelt, während wir die Interstate befahren.
***
Ich schwinge die Tür auf und ziehe meiner besten Freundin an den Haaren, weil sie während der Fahrt einfach eingeschlafen ist.
»Verdammt, was soll das?«, zischt sie und ich kichere, als sie mich verschlafen und gleichzeitig wütend ansieht.
»Vielleicht solltest du es in Erwägung ziehen nachts wieder zu schlafen, statt mit Dean die Matratze zu polieren?«, frage ich dümmlich grinsend und kichere, als sie errötet.
Sie schnallt sich ab, als sie sich wieder im Griff hat und springt aus dem Auto. Dean und Drake sind bereits dabei die Sachen aus dem Wagen zu laden und neben dem Lagerfeuer abzustellen. Ihr Blick fällt einmal auf Dean, während sie leicht grinst und mich dann wieder ansieht.
»Wenn das jetzt das ganze Wochenende so geht, muss ich leider kotzen, Maggie!«
»Wir haben beschlossen erst heute Abend unsere Zweisamkeit zu genießen, Diana, also musst du dich nicht übergeben«, sagt sie grinsend und läuft an mir vorbei zu den Jungs.
Bitte? Zweisamkeit? Bestimmt nicht. Das würde nämlich bedeuten, dass sie es in einem der Zelte treiben würden und da wo Maggie ist, werde auch ich schlafen.
»Bitte sag mir nicht, dass ihr es neben mir treiben wollt!«, rufe ich ihr hinterher.
Jetzt habe ich auch die Aufmerksamkeit der Jungs erregt, die mich fragend ansehen. Maggie dreht sich zu mir um und sieht mich verwirrt an.
»Wieso sollten wir es neben dir tun? Du schläfst bei Drake, habe ich gedacht«, sagt sie und ich reiße die Augen auf.
»Was hast du gedacht?«
»Du und Drake schlaft in einem Zelt und Dean und ich werden in einem Zelt schlafen. Das war doch von Anfang an klar, dass ich bei Dean schlafen werde«, sagt sie und zuckt mit den Schultern.
»Willst du mich verarschen? Ich bin deine beste Freundin und du gehst davon aus, dass ich bei Drake schlafen werde, der nebenbei bemerkt nicht einmal mein Freund ist?«
Maggie rollt mit den Augen.
»Komm schon, Diana. Sonst bist du auch nicht so wählerisch, wenn es um deine Sexpartner oder Schlafplätze geht«, sagt sie und sieht mich verständnislos an.
Mir klappt die Kinnlade runter und ich bin nicht in der Lage etwas zu erwidern. Dean und Drake sehen uns abwechselnd an, während ich kehrt mache und wortlos zum Auto zurückgehe, weil ich nicht weißt, was ich sagen soll.
Im Moment fühle ich zu viel und kann damit absolut nicht umgehen. Noch nie habe ich mich mit Maggie gestritten oder so ein Wortgefecht geliefert. Noch nie hat sie so etwas zu mir gesagt. Ich bin mir nicht einmal sicher, wann sie jemand für Sex oder irgendetwas anderes verurteilt hat. Ihre Worte haben sich nämlich genauso angehört – wie ein Urteil.
Ich höre Schritte und ziehe schnell alibimäßig ein Zelt hervor, das sich noch in einer Tragetasche befindet. Drake erscheint neben mir und sieht mich an.
»Alles okay?«, fragt er leise und ich nicke.
»Lass uns lieber dafür sorgen, dass wir heute Nacht ein Schlafplatz haben«, erwidere ich und mache mich auf den Weg zum Lagerfeuer zurück, stelle die Tasche jedoch ganz bewusst weit von Dean und Maggie weg.
Zwischen uns herrscht Stille und keiner sagt auch nur ein einziges Wort. Schweigend hilft Drake mir das Zelt aufzubauen und ich bin ganz froh, dass er nicht versucht, mich zu besänftigen.
Maggies Worte haben mich verletzt und ich möchte eine Entschuldigung von ihr.
_____
Oh oh...
Krieg unter besten Freundinnen?
-
Was sagt ihr zu Maggies Worten?
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