08. Frozen
Dianas Sicht
Drakes Grinsen verschwindet für einen kurzen Moment aus seinem Gesicht, als ich ihn begrüße. Es dauert jedoch nicht lange, da fängt er sich wieder und grinst sein altbekanntes Grinsen. Er tritt auf mich zu, ehe er mir auf meine Wangen einen Kuss haucht.
Etwas perplex sehe ich ihn an und räuspere mich, damit ich meine Stimme wiederfinde.
»Also, was machen wir?«
»Ich möchte den ersten Punkt von der Liste abhaken. Zeit mit dir verbringen, ohne mein Handy dabei zu haben. Nur wir Zwei, ohne die Möglichkeit Hilfe zu rufen, wenn jemand uns überfallen will«, sage ich grinsend und er lacht leicht.
»Ich werde dich schon beschützen, Baby«, meint er und legt sein Handy auf die Kommode im Flur. »Also? Dein Handy?«, fragt er und sieht mich auffordernd an. Ich seufze, ziehe es aus meiner Tasche und lege es neben seines.
»Also dann – was machen wir?«, frage ich ihn und er zuckt mit den Schultern.
»Wir könnten ins Kino gehen und einen Film schauen? Danach vielleicht noch etwas essen?«
Ich nicke. Das klingt tatsächlich für den Einstieg ganz gut. Vielleicht kann ich ihn überreden mit mir den zweiten Teil von Frozen zu sehen. Wenn er mich rumkriegen will, wird das ja sicherlich kein Problem werden, richtig?
»Klingt gut. Gehen wir?«, frage ich.
Er nickt und hält mir seine Hand hin, die ich nur fragend anblicke, bevor ich mir meine Tasche umhänge und an ihm vorbeigehe. Ich höre ihn etwas murmeln, ignoriere es jedoch und laufe mit ihm die Treppe herunter.
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Wenig später stehen wir in der Schlange im Kino, um unsere Tickets zu kaufen. Erstaunlicherweise ist die Stimmung zwischen uns nicht angespannt, sondern locker, sodass wir uns gut unterhalten können.
»Welchen Film schauen wir?«, fragt er und ich kann mir ein fieses Grinsen nicht verkneifen. Verwirrt sieht er mich an, bevor sein Blick zur Anzeige wandert, wo die Filme angezeigt werden, die demnächst gezeigt werden. Prüfend lässt er seinen Blick darüber fahren und ich kann es mir nicht verkneifen zu kichern. Als er schließlich den Film entdeckt, den ich unbedingt sehen möchte und seine Augen sich weiten, kann ich sehen, dass er nicht ganz so zufrieden mit meiner Auswahl ist, wie ich es bin.
»Willst du mich verarschen?«, fragt er mich und ich kann nicht länger ernst bleiben, weshalb ich meine Arme um seinen Oberkörper schlinge und lache.
»Bitte, Zuckerpuppe. Immerhin willst du mich doch überzeugen nicht? Das würde es mich doch wirklich freuen, wenn du und ich jetzt gleich Frozen 2 sehen!«, sage ich und kichere leise. Überraschender weise legt er seine Arme ebenfalls um mich, sodass wir Arm in Arm stehen.
Eigentlich wollte ich körperliche Nähe zu ihm wirklich verhindern, weil ich genau weiß, dass er mich durchaus zu anderen Dingen bringen könnte, wenn wir uns so nah sind. Aber irgendetwas sagt mir, dass ich da durch muss. Drake wird keinesfalls keinen körperlichen Kontakt haben wollen.
»Wenn das jemand aus der Basketballmannschaft sieht, bin ich meinen Status als Captain endgültig los. Ich verliere meine Männlichkeit und all mein Ansehen wird zunichte gemacht. Verdammt, Diana. Meinst du das wirklich ernst?«, fragt er und sieht mich ein letztes Mal hoffnungsvoll an.
Ich lächle nur und nicke.
»Ich mache keine Scherze, wenn es um Disney geht. Wenn du willst, dass ich mich in dich verliebe, musst du da wohl oder übel durch«, erwidere ich. Drake kann sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen.
»Na, gut. Aber wehe jemand sieht, wie ich im Kinosaal sitze. Dann hast du keine andere Wahl als meine Freundin zu werden«, sagt er und ich ziehe fragend eine Augenbraue hoch.
»Ich werde das verhindern, in dem keiner dazu kommt, dich zu sehen«, sage ich grinsend. Auf keinen Fall werde ich seine Freundin. Das kann er gleich wieder vergessen.
»Dann lass uns die verdammten Karten holen und wir gehen mir ein Bier holen, damit ich das überstehe«, sagt er lachend und ich kichere.
»Danke, Zuckerpuppe. Manchmal bist du eine echte Dramaqueen, weißt du das?«, frage ich grinsend und er grummelt als Antwort nur.
»Lass uns endlich die Tickets holen«, murmelt er nur und ich kichere leise, bevor wir endlich an der Reihe sind.
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Wenig später sitzen wir mit einem riesigen Eimer Popcorn, Drakes Bier und meiner Cola in einer der hintersten Reihen, weil wir uns nicht in Mitten von Kindern wiederfinden wollten. Ich ziehe meine Knie an mich, damit ich nicht jedes Mal Platz machen muss, wenn sich jemand an uns vorbei quetschen will.
Als jemand neben mir Platz nimmt, wende ich meinen Blicke und greife nach einer Handvoll Popcorn und stopfe es mir in den Mund.
»Diana? Was machst du denn hier mit deinem Loverboy?«
Ich fahre herum zu dem Platz auf meiner linke Seite und reiße die Augen auf, als Noah und Quinn sich neben uns setzen.
Das kann doch wohl nicht wahr sein, oder? Verdammt. Noah sieht mich mit einem entschuldigenden Lächeln an und Quinn grinst einfach nur fies. Wie ich dieses Weib manchmal hasse.
»Was macht ihr hier? Spionierst du mir nach?«, frage ich sie und kann einfach nicht glauben, dass ausgerechnet meine Schwester die Plätze in einem verdammten Kinosaal neben mir gewählt hat.
Wieso ist das Schicksal eigentlich nie auf meiner Seite?
Ich werfe einen kurzen Blick zu Drake, der sich ein kleines Grinsen verkneifen muss.
»Leo hat seit Neuestem eine Freundin und er wollte sie unbedingt ins Kino einladen. Da wir ihn nicht alleine gehen lassen können und er absolut nicht möchte, dass wir neben ihnen sitzen, haben wir uns für die hinterste Reihe entschieden. Entschuldigt. Das war keine Absicht«, sagt mein Schwager und versucht mich zu besänftigen.
Ich glaube ihm und wende meinen Blick zu Leo, der fünf oder sechs Reihen vor uns sitzt. Daneben sitzt ein kleines Mädchen, mit blonden Locken.
»Unglaublich. Er ist erst sechs, hat eine Freundin und scheint den gleichen Typ zu haben, wie sein Vater«, murmele ich grinsend und Noah lacht.
»Noah ist ein bisschen wehleidig, heute. Er kann es nicht verkraften, dass sein lieber Sohn eine Freundin hat«, erwidert sie grinsend und greift nach der Hand.
Ich kichere leicht, als der Saal abgedunkelt wird und lasse meine Beine wieder auf den Boden sinken. Ich finde nie die optimale Sitzposition.
»Tu einfach so, als wären wir nicht da«, flüstert Noah leise und ich nicke kaum merklich. Mein Schwager und ich schweben einfach auf einer Wellenlänge und er ist wie ein zweiter großer Bruder für mich. Nur, dass er nicht so viel Theater macht, wie Will. Auch, wenn wir ihn nicht oft sehen, erkundigt er sich immer regelmäßig, ob ich einen neuen Freund habe.
Wenn er mich mit Drake gesehen hätte, wäre das Date vorbei gewesen.
Ich rutsche ungemütlich im Sitz hin und her, ehe Drake meine Beine fasst und sie auf seinen Schoß legt. Ich sehe ihn mit einem kleinen dankbaren Lächeln an und lehne meinen Kopf an seiner Schulter. Die Lehne zwischen uns hat er hochgeschoben. Ist ja gar nicht so schlimm, wie erwartet. Genau genommen ist es ganz schön sich an jemanden lehnen zu können.
Drake lächelt mich kurz an, ehe er sich der Leinwand zuwendet.
-
Nach dem Film stehen wir mit Quinn und Noah am Eingang und warten auf Leo und seine kleine Freundin. Quinn hat glücklicherweise nichts weiter zu mir und Drake gesagt und ich bin froh, dass wenigstens Noah als Schutzschild zwischen uns gesessen hat. Den gesamten Film über habe ich in Drakes Armen gesessen und wenn ich ehrlich bin hat es mir sogar gefallen. So bequem habe ich in einem Kino noch nie gesessen und meine Beine sind nicht einmal eingeschlafen.
Leo kommt schließlich und hält die Hand seiner Freundin, was mich grinsen lässt. Wie süß! Er ist eindeutig ein kleiner Charmeur und es ist ihm nicht einmal peinlich, dass er eine Freundin hat. Wenn ich daran denke, wie peinlich es mir war, vor Dad die Hand eines Jungen zu halten oder ihn zu küssen, würde ich heute noch am Liebsten im Erdboden versinken.
»Hey, wie hat euch der Film gefallen?«, fragt Quinn und sieht die beiden lächelnd an.
»Voll der Mädchenfilm. Manchmal war mir langweilig«, sagt Leo ehrlich und ich kichere, als Drake zustimmend brummt.
»Was macht ihr denn hier?«, fragt er uns und ich sehe kurz zu Drake, der mich nur schulterzuckend ansieht.
Ich möchte Leo nicht sagen, dass ich hier bin, weil ich ein Date mit ihm habe. Er würde direkt denken, dass wir zusammen sind. Das sind wir nämlich nicht. Nicht mal ein bisschen.
»Drake wollte den Film unbedingt ansehen, aber keiner seiner Freunde hatte Zeit«, sage ich und Drake sieht mich ungläubig an, was mich kichern lässt. »Und ich wollte den Film auch sehen. Also sind wir zusammen gegangen«, erkläre ich und er nickt, bevor er den Arm wieder um mich legt.
»Wir wollen jetzt auch los, nicht?« Drake nickt einverstanden, weshalb ich Quinn und Noah noch einmal ansehe und ihnen ein kleines Lächeln schicke.
»Wohin wollt ihr denn? Mom und Dad machen heute Pizza und ihr sollt mitkommen!«, sagt Leo und hält an meiner Hand fest. »Ich möchte mit Drake Playstation spielen!«
Ich zucke kurz zusammen, als er Quinn als seine Mom bezeichnet. Ein Blick zu meiner Schwester sagt mir ebenfalls, dass sie über dieses kleine Wort sehr geschockt ist. Noah schluckt leicht und ich weiß nicht, was ich sagen soll. Drake räuspert sich jedoch.
»Wenn das für deine Eltern okay ist, wieso nicht?«, fragt er und ich schaue ihn überrascht an. Noah greift nach Quinns Hand und nickt. »Wir müssen Lilly noch nach Hause bringen. Du kennst ja den Code für die Garage«, sagt er und deutet Leo und Lilly dann an mitzukommen.
Drake und ich setzen uns in Bewegung und folgen ihnen mit ein wenig Abstand. Ich kann mir genau vorstellen, was gerade in Quinn vorgehen muss. Bisher hat Leo Quinn immer mit ihrem Namen angesprochen, was in unseren Augen auch vollkommen verständlich war. Leos Mutter ist tot und sie wird diese Frau auch niemals ersetzen können. Quinn liebt Leo und hat ihn vollkommen akzeptiert, aber ich kann mir vorstellen, dass es sie mitnimmt, wenn er sie plötzlich ‚Mom' nennt.
Drake und ich verlassen das Kino und laufe zu seinem Wagen, mit dem er mich abgeholt hat. Er fährt einen sportlichen Audi, dessen Innenausstattung sehr viel Schnickschnack besitzt. Wer braucht bitte eine Massagefunktion in seinem verdammten Autositz? Noch immer frage ich mich, wie er sich so einen Luxus leisten kann.
Ich habe Glück gehabt, dass mein Dad von seinen Eltern Geld geerbt hat, das für uns drei aufgeteilt wurde. Ein Stipendium habe ich ebenfalls erhalten. Momentan sieht es finanziell bei mir sehr gut aus, aber ich vermeide insgesamt teure und unnötige Ausgabe, wenn es nicht unbedingt sein muss. Diese Umstände habe ich auch meinem Dad zu verdanken. Früher hatten wir nicht so viel Geld und nach seinem Tod ist uns auch klar geworden, wieso. Jeden Monat hat er alles Nötige gekauft und den Rest des Gehaltes auf ein anderes Konto überwiesen. Das sogenannte Bildungskonto. Dort hat er viel Geld angespart, von dem jeder ein Teil bekommen hat. Er wollte, dass wir eine ausgezeichnete Bildung genießen konnte und hat daher auch für sich selbst viel zurückstecken müssen.
Insgesamt hat mein Dad sein Wohlergehen hinter unseres gestellt, damit wir ein schönes Leben hatten und wenn ich irgendwann einmal selbst Kinder haben sollte – mit wem auch immer – dann würde ich sie mit den gleichen Prinzipien erziehen. Schade, dass Dad das nicht mehr miterleben kann.
»Alles okay?«, fragt Drake mich und reißt mich aus meinen Gedanken, als er den Wagen aus der Parklücke manövriert. Ich nicke lächelnd und sehe ihn an.
»Wir müssen im Übrigen nicht mit zu ihnen fahren. Das wollte ich eigentlich schon eher sagen, aber ich war... naja geschockt«, sage ich und er nickt.
»Das habe ich gemerkt. Leo ist nicht Quinns leibliches Kind, richtig?«
»Nein. Du erinnerst dich sicherlich noch an Josh. Als wir... in ihrer Wohnung waren, richtig?« Drake nickt und sieht dann wieder auf die Straße. »Quinn wollte sich von Noah scheiden lassen, weil er nach ihrer Hochzeit von Leo erfahren hat. Er ist in einer kurzen Affäre entstanden, als Quinn und Noah getrennt waren. Jedenfalls hat Noah Quinn in den ersten vier Jahren ihrer Ehe belogen, als er sagte, er müsse auf Geschäftsreise. In Wahrheit war er immer bei Leo und seiner Mutter, um Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Er hat geschafft es solange zu verstecken, bis Leos Mutter vor zwei Jahren bei einem Autounfall gestorben ist und Leos Großeltern kein Interesse daran hatten ihn zu sich zu nehmen. Noah hat ihn zu sich genommen und ist seither der beste Vater, den ich kenne. Natürlich nach meinem Dad. Leo hat Quinn bisher immer nur Quinn genannt. Ich weiß nicht, ob ihm das Wort heute einfach so über die Lippen gekommen ist, oder ob er es bewusst gesagt hat!«
Drake schweigt die ganze Zeit über, während ich erzähle und unterbricht mich kein einziges Mal.
»Das muss sehr schwer für sie gewesen sein«, sagt er und ich nicke. »Quinn hat auch Fehler gemacht. Es war nicht richtig von ihr Josh so eine lange Zeit hinzuhalten, aber sie hat daraus gelernt. Seitdem läuft es besser denn je zwischen den Beiden. Aber ich kann mir vorstellen, dass es ein merkwürdiges Gefühl ist, von seinem Stiefsohn auf einmal mit ‚Mom' angesprochen zu werden«, erwidere ich und Drake nickt.
»Ich weiß nicht, ob ich Noah verzeihen könnte, was passiert ist. Auch, wenn es kein richtiger Betrug ist, hat er Quinn etwas vorgemacht. Ich sage das nicht, weil ich jetzt anders von ihm denke, sondern weil ich weiß, wie es sich anfühlt betrogen zu werden. Meine Ex-Freundin hat mich mit ihrem Stiefvater betrogen, als ich sie dabei erwischt habe, wie sie es in ihrem Zimmer an der Uni treiben«, sagt er ehrlich und ich verziehe den Mund.
»Das klingt nicht schön. Ist sie noch immer hier?«, frage ich, doch Drake schüttelt nur mit dem Kopf.
»Ich habe ein Jahr in meiner Heimatstadt studiert - Seattle«, sagt er und ich sehe ihn überrascht an. »Dann wohnst du ja relativ weit weg von deiner Familie«, erwidere ich und er nickt, scheint das aber nicht weiter thematisieren zu wollen.
»Könntest du einen Betrug verzeihen?«, fragt er mich und ich zucke mit den Schultern.
»Ich hatte noch nie eine feste Beziehung, weshalb ich dazu nichts sagen kann. Ich stelle es mir aber sehr schwierig vor, das Vertrauen danach wieder neu aufzubauen, weshalb ich wohl erstmal Nein sagen würde«, sage ich und er nickt.
»Dann haben wir dieselbe Ansicht«, erwidert er und ich lächle leicht.
So schlimm ist Drake gar nicht und doch reizt es michihn immer wieder zu ärgern. Ich kann einfach nicht anders. Scheinbar haben wirdoch mehr gemeinsam, als mir vorher klar war. Jedenfalls ist die Zeit heute wie im Flug vorüber gegangen und ich hatte schon deutlich schlimmere Nachmittage.
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Das erste Date. Lief doch ganz gut, oder?
Diana scheint ihm ja doch zu vertrauen, wenn sie ganz offen von Quinn und Noah erzählt?
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