04. Deans Zahnbürste
Drakes Sicht
Angespannt lasse ich mich auf meinem Motorrad nieder, ehe ich den Zündung starte. Ich lasse es einmal aufheulen und brause davon.
Seit zwei Wochen ignoriert mich Diana Morrison und mein Ego kann das überhaupt nicht vertragen. Ich weiß ja selbst nicht, was mit mir los ist, aber seitdem wir miteinander im Bett waren, kann ich nicht aufhören an sie zu denken.
Ich weiß, dass sie eine harte Zeit hinter sich hat und ihr Vater gestorben ist. Das ist auch der Grund, warum ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet habe. Am Liebsten hätte ich ihr irgendwas geschrieben, doch das wäre vermutlich nur noch mehr nach hinten losgegangen. Ich weiß nur allzu gut, wie es sich anfühlt einen wichtigen Menschen plötzlich zu verlieren. Dean hat mir erzählt, dass sie sich sehr zurückgezogen hat. Woher er das auch immer weiß ist mir schleierhaft.
Als ich sie und ihre Freundin Maggie zufällig im Supermarkt getroffen habe, konnte ich mich nicht zurückhalten. Ich musste sie einfach ansprechen, weil sie mir in gewisser Weise gefehlt hatte. Echt gruselig, wenn man bedenkt, dass ich noch nie diesen Drang gespürt habe, wenn ich mich mit einer Frau getroffen habe.
Aber bei Diana ist es anders. Sie ist so schön und verdammt sexy. Sie ist intelligent, charmant und verdammt schlagfertig. Ich kenne keine Frau, die mich so sehr in die Schranken weisen kann, wie Diana.
Ich hatte Zweifel als Marco mir die Idee mit der Pizza vorgeschlagen hat, aber wollte es auch unbedingt probieren. Auch, wenn sie es erst nicht wollte, hat sie doch mit mir den Abend verbracht. Und die Nacht. Ich hatte wirklich nicht geplant mit ihr im Arm einzuschlafen, aber die Müdigkeit hat uns beide übermannt. Diana hätte mich aus dem Haus geschmissen, wenn sie gemerkt hätte, dass ich schlafe. Hat sie aber nicht, weshalb ich eine ganze Nacht neben ihr schlafen durfte.
Ich weiß, dass sie es nicht so schlecht finden konnte, weil sie es war, die sich an mich gekuschelt hat. Aber wieso kann sie mir nicht einfach antworten? Ist ein Ja oder ein Nein denn so schwer zu schreiben? Ich weiß ja, dass meine Freunde diese Masche sehr oft anwenden, wenn sie eine Frau unbedingt in ihr Bett locken wollen.
Erst heiß machen, dann links liegen lassen.
Aber würde Diana sowas wirklich tun? Eigentlich hatte ich sie anders eingeschätzt.
Als ich in die entsprechende Straße abbiege, die Dean mir geschrieben hat, fahre ich langsamer, um die Hausnummer zu erkennen. Mein bester Freund hat seine Zahnbürste vergessen und mich angefleht sie ihm zu geben. Da das nur ein bedeuten kann und er höchstwahrscheinlich bei einer Frau zu Besuch ist, habe ich nicht gezögert und bin losgefahren.
Mundgeruch ist und bleibt ein echtes No-Go und ich will meinem Freund nicht die Tour vermasseln.
Als ich die Nummer 57 entdecke, halte ich auf dem Hof, stelle mein Motorrad ab und steige in meiner Kluft herunter, bevor ich das Gebäude betrete und die Treppe in den zweiten Stock nehme. Meinen Helm halte ich mit Deans Zahnbürste in der Hand. Das Leder knirscht, weil Treppensteigen in der engen Montur, die ich trage, nicht gerade einfach ist, aber was tut man nicht alles für seine Freunde.
Es gibt nur eine Tür auf dieser Etage, weshalb ich anklopfe und warte bis man mir die Tür öffnet. Vermutlich müssen sie sich erstmal von einander trennen oder noch schlimmer, sich etwas anziehen.
Nach einer kleinen Weile nehme ich Schritte war und trete einen Schritt zurück, ehe die Tür geöffnet wird.
Ich erstarre, als ich sehe, dass Diana vor der Tür steht und nur mit einem Handtuch bekleidet ist.
Dean vögelt Diana? Was zur Hölle?
Sie sieht mich fragend an, als ich nichts sage, sondern nur wütend starre.
»Schön, dass ich jetzt wenigstens den Grund erfahre, warum du nicht mit mir ausgehen willst«, zische ich und verschränke die Arme so gut es geht vor meiner Brust. Ich kann nicht fassen, dass Dean mit das antut. Seit Wochen erzähle ich ihm, wie gerne ich Diana wiedersehen wollen würde und er hat nichts Besseres zu tun, als ausgerechnet Diana als sein nächstes Opfer zu bestimmen? Geht's noch?
Diana sieht mich verwirrt an. »Und welcher Grund ist es noch, außer, dass ich keine Lust auf ein Date mit dir habe?«
Will sie mich ernsthaft auf den Arm nehmen?
»Vielleicht, weil du mit meinem besten Freund ins Bett hüpfst, oder wieso soll ich seine Zahnbürste ausgerechnet hierher bringen? Verrate es mir! Ich bin wirklich nicht blöd, Diana. Ich hätte zumindest eine ehrliche Antwort verdient gehabt, warum du nicht mit mir ausgehen willst. Meinst du nicht auch?«
Diana fängt an zu lachen und schüttelt mit dem Kopf.
»Du bist wirklich ein Idiot, weißt du das? Gib mir die Zahnbürste und zieh leine«, zischt sie und sieht verdammt wütend aus.
»Wieso bist du jetzt wütend und wieso bin ich ein Idiot. Du bist doch diejenige, die mich einfach abblitzen lässt. Warum bin ich also ein Idiot?«
»Weil Dean mit mir zusammen ist«, ertönt eine Stimme, die ich nicht zuordnen kann.
Im nächsten Augenblick taucht Dianas Freundin an der Tür auf. Ihre schwarzen langen Haare fallen ihr über die Schultern, während sie ein Deans Basketballtrikot und eine Jogginghose trägt.
Mein bester Freund folgt ihr und ich sehe ihn mit großen Augen an.
»Du bist gar nicht mit Diana im Bett gewesen?«, frage ich ungläubig.
»Drake, du bist ein verdammtes Arschloch. Vielleicht denkst du vorher mal nach, dass nicht jede Frau einen Freudentanz hinlegt, wenn du ihr schreibst, dass sie mit dir ausgehen soll. Was glaubst du wer du bist? Eigentlich hatte ich gedacht, dass du verstanden hast, dass ich nicht wie andere Frauen bin, du verdammter Fuckboy!«
Sie dreht sich um und läuft in irgendeinen Raum, ehe sie hinter sich absperrt.
Fuckboy? Ich bin ein Idiot, wie sie so schön sagt, aber mit Sicherheit bin ich kein Fuckboy. Ich habe gelegentlich One-Night-Stands und Diana war mal eine von den Frauen, mit denen ich unbedingt schlafen wollte. Aber die Frauen, mit denen ich dieses Jahr tatsächlich geschlafen habe, lassen sich an einer Hand abzählen.
Ihre Worte fühlen sich wie einen Schlag in die Fresse an und ihre Freundin schaut mich an, als würde sie am Liebsten auf mich losgehen wollen. Ich erwarte, dass sie mir an den Kopf knallt, dass ich mich verpissen soll, aber das tut sie nicht. Stattdessen sagt sie etwas, was mich voll und ganz aus dem Konzept bringt.
»Du gehst jetzt sofort zu ihr und regelst das!« Sauer sieht sie mich an und deutet mit der Hand auf die Tür, hinter der sie verschwunden ist.
Ich ziehe fragend eine Augenbraue in die Höhe und zucke dann mit den Schultern. Ich muss mich wohl oder übel bei ihr entschuldigen, weil ich sie indirekt als Schlampe betitelt habe. Dean sieht mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht an, weil es ihm gefällt, wie ich bei einer Frau zu Kreuze krieche. Er hätte mir ruhig sagen können, dass er mit ihrer besten Freundin etwas am Laufen hat und nicht mit Diana. Ich will nicht wissen, wie er reagiert hätte. Und seit wann erzählen wir uns nicht mehr, was gerade in unserem Leben vor sich geht? Ich habe ihm direkt von Diana gebeichtet. Wieso hat er mir also nichts erzählt?
Ich werfe ihm einen genervten Blick zu und klopfe dann an die Tür. Dean und Dianas Freundin verziehen sich glücklicherweise, obwohl ich mir genau vorstellen kann, dass Dean das gerne mitbekommen hätte.
Diana antwortet nicht und es ist vollkommen still in ihrem Zimmer.
»Es tut mir leid, Diana. Ich wusste nicht, dass Dean mit deiner Mitbewohnerin schläft. Ich habe ihm gesagt, dass ich gerne nochmal mit dir ausgehen würde und irgendwie sind vorhin alle Sicherungen bei mir durchgebrannt. Jedenfalls tut es mir leid, dass ich dir das vorgeworfen habe und hoffe, du verzeihst mir«, sage ich.
Es herrscht eine Weile Stille, bis sich etwas regt und sie die Tür öffnet. Sie hat sich mittlerweile, leider Gottes, etwas angezogen und ihre Haare hochgebunden. Noch immer funkeln mich ihre Augen böse an und ich kann nicht leugnen, dass sie einfach immer wunderschön aussieht. Egal, was sie trägt oder ob sie gestylt ist. Diana ist eine Naturschönheit und am Liebsten würde ich sie einfach in dieses beschissene Zimmer schieben und ihr zeigen, wie sehr ich sie will.
Verdammt, was stimmt denn nicht mit mir? Noch nie hatte ich ein derart großes Verlangen an einer Frau und es macht mir schon ein wenig Angst. Bisher hatte ich nur eine Beziehung in der ausnahmsweise mal nichts schief gelaufen ist, außer, dass ich sie mit ihrem Stiefvater im Bett erwischt habe. Wahrlich kein schöner Anblick, wenn man bedenkt, dass dieser fast 30 Jahre älter ist und bei Weitem nicht mehr ansehnlich aussieht. Keine Ahnung, was sie damals dazu getrieben hat, aber der Fehler lag ganz sicher nicht bei mir.
»Ich dachte, ich hätte beim ersten Mal klar und deutlich gesagt, dass es nur ein einziges Mal passieren wird. Wir haben Spaß und das war's. Du warst einverstanden und meiner Meinung. Wieso also jetzt nicht mehr?«
Auch, wenn ich riskiere, dass ich gleich vielleicht keinen Schwanz mehr habe, trete ich auf sie zu, ziehe sie an ihrer Taille zu mir und komme endlich in den Genuss sie zu berühren. Sie wehrt sich nicht. Stattdessen steht ihr Mund leicht offen und ihre Augen fixieren meine.
»Weil mir dieses eine Mal nicht gereicht hat, Diana. Ich will ein richtiges Date. Damit meine ich nicht, dass wir uns auf einer Party treffen, uns betrinken und dann zu deiner Schwester in die Wohnung gehen und vögeln. Ich will, dass wir zwei uns unterhalten und weiter kennenlernen. Das volle Programm«, sage ich leise und lege eine Hand an ihre Wange.
Sie schließt einen Moment ihre wunderschönen blauen Augen, die mich vom ersten Moment an umgehauen haben, und atmet tief ein und aus, bevor sie mich wieder ansieht und zurücktritt.
»Tut mir leid, Drake, aber ich habe an einem Date mit dir kein Interesse«, sagt sie und beißt sich auf ihre Unterlippe.
Sie meidet meinen Blick und wirkt plötzlich so unsicher, was gar nicht zu ihr passt. Trotzdem ziehe ich meine Hände zurück und lasse sie los. Ein wenig traurig nicke ich, ehe ich mich umdrehe und ihre Wohnung verlassen will.
Sie folgt mir und bleibt stehen als mich umdrehe.
»Weißt du, Diana. Ich war noch nicht gut im Aufgeben. Dieses Mal wird es genauso sein. Ich bin Drake Cooper und ich kriege, was ich will«, sage ich.
Ihre Augen weiten sich und ich kann ein deutliches Zucken ihrer Mundwinkel erkennen, weshalb ich weiß, dass es noch nicht vorbei ist. Ich zwinkere ihr zu, lege Deans Zahnbürste auf die Kommode und verlasse ihre Wohnung.
Ich laufe die Treppe herunter und schwinge mich wieder auf mein Motorrad, doch gerade als ich mir den Helm aufsetzen will, fällt etwas ein.
Ich brauche einen Plan.
Einen Plan, der bewirkt, dass sich Diana Morrison sich in mich verliebt.
_____
Was sagt ihr zu Drakes Anschuldigungen gegenüber Diana?
Was Drake wohl da geritten hat...😂
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Denkt ihr seine Entschlossenheit wird Ergebnisse mit sich bringen? 🙈
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