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B L A K E

Ich starre die Decke an. Ich höre Cassys gleichmäßigem Atem neben mir und von draußen dringen die Sirenen von New York in die kleine Wohnung. Ich liege bestimmt schon eine Stunde wach. Mein Handy auf meiner Brust vibriert und ich nehme es um es mir über mein Gesicht zu halten. Kurz blicke ich zu Cassy, damit ich sie nicht mit dem Licht meines Handybildschrims wecke, und checke meine Nachrichten.

Val, mein Dad, und der Chat meiner Mannschaft quillt fast über. Aber für den Quatsch der Jungs habe ich gerade keinen Kopf. Aber ehrlich gesagt würde ich mich lieber damit beschäftigen, welchen Unsinn die Jungs miteinander teilen, als mit der Situation, die mich zuhause erwarten wird.

Ich seufze und lasse die Nachrichten meines Dads ungelesen. Mit einer Hand fahre ich mir über mein verschwitztes Gesicht. Gott, wie ich mich auf diesen Tag freue.

Doch eine Nachricht öffne ich.

Val: „Bei dir alles okay? Schick mir einfach einen Daumen, damit ich mir nicht den Kopf zerbrechen muss."

Nachdem ich Val gestern im Regen stehen hab lassen, schulde ich ihr zumindest das. Daher schicke ihr einen Daumen hoch und lege das Handy auf den Nachtisch neben mir. Ich schnorre mir Cassys Ladekabel, da der Balken bereits rot aufscheint und hieve meine Beine aus dem Bett.

Ich musste gestern raus. Raus an die Luft, alleine sein und den Kopf frei bekommen. Ich habe mich alleine in eine Bar gesetzt, einen Drink genommen und nachgedacht. Nachgedacht bis ich Kopfschmerzen bekam und dann Cassy angerufen. Sie war gerade dabei, ihre Schicht auf der Party zu beenden, also haben wir uns getroffen. Wir saßen die halbe Nacht auf ihrer kleinen Couch in Brooklyn. Sie hat sogar ihrer festen Freundin abgesagt, um mich wie ein kleines Baby zu bemuttern. Ich gebe es ungern zu, aber danach ging es mir besser. Irgendwann in den Morgenstunden sind wir ins Bett und ich habe gepennt wie ein Stein. Zumindest für ein paar wenige Stunden.

Cassy hat damals viel mitbekommen, was Helen anging. Sie weiß Bescheid, aber stellt keine Fragen. Weil sie dieselbe Situation erlebt, nun ja nicht ganz. Cassy kennt ihren Vater nicht. Bei diesem Gedanken fühle ich mich schlecht, weil ich ihr gestern vorgejammert habe, dass meine leibliche Mutter plötzlich mit mir reden will. Aber Cassy ist Cassy, eine Vollblut-Mexikanerin, die das Leben nimmt wie es kommt. Bei ihr gibt es immer Limonade.

„Wie spät ist es?", murmelt eine schlaftrunkene Cassy hinter mir.

„Halb zehn." Daraufhin prustet sie angestrengt Luft aus und vergräbt ihr Gesicht unter der gelben Decke. „Hey, kann ich kurz duschen?"

„Klar, geh nur.", nuschelt sie in die Decke hinein.

Ich eile in das kleine Badezimmer hinter der Küche und pinkle zuerst. Dann ziehe ich Boxershorts aus und stelle das Wasser an. Nach ein paar Minuten des lächerlichen Versuchs, eine heiße Dusche zu nehmen, gebe ich auf und beiße die Zähne zusammen. Kalt prasselt es auf mich nieder. Verzweifelt versuche ich ein Duschgel zu finden, dass nicht gerade nach Rose oder Magnolie duftet, finde aber schlussendlich eines, wo ich danach nicht nach einem Blumenstrauß rieche. Belebt und munter beende ich die knappe Dusche und schnappe mir ein kleines babyblaues Handtuch aus dem Regal, weil ich sonst nichts finden kann. Es passt mir gerade so um die Hüften und bedeckt alles nötige. Egal, muss reichen.

Cassy begrüßt mich in der Küche mit einer Tasse Kaffee, die sie für mich auf den Tisch stellt. Ihr Blick jagt über meinen Körper. Lächelnd zwinkert sie mit den Brauen, als ihre Augen an dem Handtuch hängen bleiben. „Sexy, sexy. Manchmal frage ich mich schon, warum ich lesbisch geworden bin." Genüsslich schlürft sie am Kaffee, auf der Tasse eingraviert „I love Zoe" steht. Zoe ist ihre Freundin.

„Ich fühle mich nicht schuldig.", meine ich und hebe eine Hand, den mit der anderen halte ich die zwei Enden meines Handtuchs zusammen.

„Klar.", lacht sie.

„Ich ziehe mich schnell an." Zurück im Schlafzimmer, schlüpfe ich in den Anzug und vertreibe die Gedanken an gestern Nacht, als ich im Augenwinkel das Eintreffen einer weiteren Nachricht bemerke. Damit beschäftige ich mich später.

„Wo hast du eigentlich deine heiße Freundin gelassen?", fragt mich Cassy, als ich mich angezogen zu ihr an den Tisch setzte.

Zuerst brauche ich Kaffee. Ich trinke und sehe Cassy an. „Ich habe ihr gesagt, sie soll nach Hause fahren."

Cassy hebt die Brauen und mustert mich. „Weiß sie wo du bist? Ist sie gar nicht eifersüchtig?"

Ich schüttle den Kopf. Auch wenn Val es wüsste, sie hätte ja gar keinen Grund, eifersüchtig zu sein, wir sind schließlich nicht zusammen, sondern seit gestern dicke Freunde, wie sie es mehrmals betonte. „Nein, Val weiß nicht wo ich bin.", sage ich bloß. Wir sind zwar kein Paar, aber ich sollte ihr trotzdem eine Erklärung geben. Sie macht dieses Wochenende schon zu viel mit, was ich anfangs nichts geplant hatte. Familie passiert immer dann, wenn man nicht mit ihr rechnet.

„Ruf sie besser mal an. Mir tut sie ja schon leid."

Ich weiche Cassys Blicke aus, weil sie mich schuldig zu Boden drücken. Ich fühle mich so schon scheiße genug. „Ja, mache ich von unterwegs aus."

„Und wenn du das gemacht hast, rede mit deiner ... mit Helen.", sagt Cassy ernst und sieht mir dabei in die Augen. „Tu es einfach, und höre dir an was sie zu sagen hat. Danach kannst du weiter sauer auf sie sein."

„Ich will es ihr nicht so einfach machen.", murmle ich. „Egal, was sie sagt, ich will es nicht hören."

„Hör auf damit. Du hast einen wundervollen Dad, eine Mom, die dich ohne zu zögern aufgenommen hat und eine leibliche Mom, die ... ja etwas verrückt ist denke ich, aber da ist, verstehst du. Sie ist da.", sagt sie. „Ich habe nicht mal eine Ahnung, wer mein Dad ist. Ob er lebt, ob er obdachlos ist, Millionär oder was weiß ich. Ich weiß gar nichts. Ich würde Berge versetzten um einfach kurz mit ihm reden zu können. Du hast die Chance, Westbrook. Sei kein Idiot und wirf sie nicht einfach so weg."

Ich beiße mir auf die Lippe und sehe zu ihr. „Dein Psychologiestudium zahlt sich wohl aus, was?", grinse ich.

Sie zuckt mit den Schultern. „Da spricht nicht die angehende Psychologien aus mir, sondern eine Freundin. Und jetzt schwing deinen hübschen Arsch aus Brooklyn, denn mit deinem teuren Anzug passt du hier so gar nicht hin, und fahr nach Hause."

Ich lache und leere meinen Kaffee. „Danke Cass. Du hast etwas gut bei mir."

„Schon okay." Sie zwinkert mir zu.

„Und danke, dass ich hier pennen konnte."

„Immer wieder gerne."

Ich bin schon fast zur Tür hinaus. „Hey Cass, komm mal nach Boston und wir machen einen drauf."

„Machen wir. Ich will wieder nicht so lange warten müssen um was von dir zu hören. Wenn das wieder passiert, bekomme ich als nächstes Lebenszeichen eine Einladung zu deiner Hochzeit. Das würde ich nicht verkraften."

„Bullshit. Wette du heiratest zuerst.", necke ich sie. „Ich habe ein Foto von Zoe gesehen, sie sieht heiß aus."

„Niemals. So wie dich deine Freundin gestern angesehen hat, knickst du vor mir ein.", ruft sie mir über die das Treppengeländer nach. Ich stoße die Tür zur Straße auf und stutze, als der Satz in meinem Gehirn furchtet. Wie meint sie das denn?

Es ist fast halb elf als ich den Code neben der Haustüre eingebe. Ein kurzes Blinken und ich trete ein. Sofort höre ich Gelächter und mir dreht sich der wenige Mageninhalt um. Nach zehn Jahren Schweigen sitzen sie gemeinsam in der Küche und lachen über ... alte Zeiten? Ich werde hier doch verarscht oder? Fast schon will ich mich nach versteckten Kameras umsehen.

Ich blase Luft aus und setzte einen Schritt vor den anderen. Ein paar Worte, ein paar Sätze mit ihr und ich kann verschwinden. Gerade so viel, dass mein Dad zufrieden ist und ich Helen ruhig gestimmt habe, egal was sie zu sagen hat. Wie ich mich darauf freue, mit Val im Auto Richtung Boston unterwegs zu sein und Abstand zwischen mir und diesem Chaos hier zu bringen.

Ich setzte einen Schritt in den Wohnbereich und in der nächsten Sekunde habe ich das Gelächter getötet. Alle starren sie mich an. Und ich ringe mich dazu ebenfalls den Blick zu heben. Dad, Viv und dann sehe ich zu Helen.

Sie sieht aus wie damals, wie ich sie in Erinnerung habe. Braune gebrannte Haut und das lange blonde dichte Haar umrandet ihre länglichen Gesichtszüge, auf dem ich ein zögerliches Lächeln erkennen kann. Ich kann mich noch gut an die letzten Worte erinnern, die sie zu mir gesagt und dabei fest meine Hand gedrückt hat. „Wir sehen uns ganz, ganz bald, Blake. Das verspreche ich dir." Wir beide hatten anscheinend unterschiedliche Auffassungen was bald bedeutet. Sie wusste wo ich war, sie wusste, dass ich in New York zur Schule ging und dann nach Boston aufs College gehen würde. Es ist ja nicht so, dass sie mich hätte suchen müssen. Nach fünf Jahren bekam ich dann einen lächerlichen Brief. Bis heute weiß ich nicht, was drin steht. Den einzigen Hinweis las ich auf der Briefmarke. Hawai. Diese Frau braucht einen ganzen Ozean zwischen ihr und ihrem Sohn.

Helen lächelt mich an und ich starre ausdruckslos zurück. Im Ernst, ich weiß nicht was ich ihr sagen soll. Außer, dass sie mir fremd ist. Ich kenne sie kaum. Nein, stimmt nicht. Ich kenne sie gar nicht. Ich habe sie in meinem Leben vier Mal gesehen. Fünfmal, wenn man meine Geburt mitrechnet. Und jedes Mal hat sie mir leere Versprechungen gemacht.

Tischbeine kratzen über den Boden und Val kommt auf mich zu. Ich reiße den Blick von Helen los und sehe zu Val, die dicht neben mich tritt. Sie legt eine Hand auf meinen Arm und sucht meinen Blick. Ihr Berührung tut gut, sie holt mich auf den Boden, ins Hier und Jetzt.

„Geht's dir gut?", flüstert sie. Ich konzentriere mich auf ihr sanftes Lächeln, weil es momentan das einzig vertraute hier im Raum ist.

Ich nicke. „Tut mir leid wegen gestern. Ich war ein Arsch."

Sofort schüttelt sie den Kopf. „Nein, mach dir keinen Kopf. Du schuldest mir keine Erklärung."

„Aber eine Entschuldigung."

„Ja, die vielleicht.", lächelt sie.

Ich sehe wieder zu meinen Eltern und Helen. Sie unterhalten sich und geben uns ein wenig Privatsphäre. Ich atme tief durch und nicke. „Okay, gut, ich ziehe es einfach durch. Nicht lange, dann können wir von hier abhauen."

Val nickt ebenfalls. „Ich habe heute nichts mehr vor."

„Kannst du mir einen Gefallen tun?", bitte ich sie. „Kannst du einfach hier bleiben. Ich will mit ihr nicht alleine sein."

Sofort nickt sie. „Klar. Ich bin hier.", sagt sie. „Ich fahre auch das Fluchtauto, wenn es sein muss."

„Du wärst eine gute Komplizin."

Val zwinkert mir zu. „Ich glaube, wir sind mittlerweile ein gutes Team."

Jetzt lächle ich. Ja, das sind wir. „Gut, ich bring's einfach hinter mich."

Mit Val als sicherer Anker steuere ich auf den Esstisch zu. Helen erhebt sich sofort und will um den Tisch herum auf mich zukommen. Aber ich halte sie davon ab. „Glaubt nicht, dass das hier eine Wiedervereinigung einer lächerlichen Patchworkfamily wird. Könnt ihr machen, aber ohne mich."

Mein Dad seufzt leise. „Setz dich bitte, Blake."

Zögerlich setzte ich mich. Ich habe keine Ahnung, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Val will sich gerade ebenfalls setzten, da steht Viv auf und nimmt ihren Arm. „Komm Valentina, lassen wir sie lieber alleine."

Ich sehe zu Val, sie wirft mir ebenso einen Blick zu. Kurz bin ich davor zu protestieren, aber vermutlich ist es besser, wenn ich mit Dad und Helen alleine rede. Cassys Worte komme mir in den Sinn. Aber dennoch drängt sich im mir das Gefühl auf, schreiend aus dem Haus zu rennen. Dann halten sie mich wahrscheinlich für verrückt.

Ich drehe mich also wieder zu den beiden um und sehe sie wartend an. Wenn sie reden wollen, müssen sie anfangen. Ich will keinen kindischen Eindruck vermitteln, aber was soll ich schon groß sagen?

Helen räuspert sich. „Du siehst gut aus.", sagt sie zögerlich und lächelt wieder. Ob das Lächeln etwas helfen würde. Wartend sehe ich sie an. „Wie geht es dir?"

„Was willst du hier?", frage ich sie stattdessen barsch.

„Blake, komm schon.", funkt Dad dazwischen, aber ich ignoriere ihn. Ich sehe Helen an, beobachte ihre Gesichtszüge, ihren Blick.

„Nein, ist schon okay, Sean.", sagt sie. Wieder richtet sie ihren Blick auf mich und räuspert sich erneut. „Blake, es ... ich weiß, dass mein Besuch unerwartet kommt."

„Er wäre auch die letzten Jahre unerwartet gewesen.", unterbreche ich sie.

Sie nickt. „Ja, das habe ich wohl verdient." Kurz sieht sie hilfesuchend zu meinem Dad, bevor sie weiterspricht. „Es gibt einen Grund warum ich in der Stadt bin. Ich hatte vor einem halben Jahr einen Unfall, es passierte bei einem Surferwettberwerb."

„Du surfst?"

Überrascht und mit großen Augen starrt sie mich an. Langsam runzelt sie dir Stirn und sieht zwischen uns hin und her. „Ja ... ja, das hatte ich dir geschrieben. Hast du meine Briefe nie bekommen?"

„Doch. Sie liegen ungeöffnet in einem Schublade."

„Du hast sie also nie gelesen? Keinen einzigen davon?", fragte sie nach, ihre Augen glänzen.

Fast schon muss ich lachen, es steckt mir in der Kehle. „Was stand denn darin? Dass wir uns bald sehen? Dass du zu deinem Sohn eine Beziehung aufbauen willst? Oder dass es dir vielleicht leid tut?" Meine Stimme ist laut, lauter als gewollt. Aber die Wut kämpft mit mir und lange kann ich gegen sie nicht mehr ankämpfen. „Hast du ernsthaft geglaubt ein paar Briefe machen alles gut? Ein paar Briefe von dir? Stellst du dir das so vor?"

„Nein, natürlich nicht." Sie schüttelt den Kopf, eine einzelne Träne sucht sich ihren Weg über ihre Wange. In mir löst es jedoch nichts aus. „Blake, bitte es tut mir leid."

„Es tut dir leid?", bringe ich hervor. „Mehr hast du nicht zu sagen?"

Sie wischt sich die Tränen ab. „Bitte glaub mir, es war das schwerste was ich je in meinem Leben tat. Ich hatte so lange zu kämpfen damit."

„Und warum hast es dann getan?"

Sie sieht mich mit verzweifelten Blicken an, versucht mich auf ihre Seite zu drängen. „Ich konnte damals nicht, ich fühlte mich hier wie in einem Käfig. Dazu kam, dass ich eine Wochenbettdepression hatte. Ich wurde verrückt in dieser Stadt, der Lärm, diese vielen Menschen. Ich gehörte hier nicht hier her. Dein Vater hatte in dieser Zeit den Beginn seiner Karriere, ich wusste und ich wollte es von ihm auch nie verlangen, dass er sein Leben aufgeben würde. Das konnte ich nicht zulassen.", spricht sie. „Bitte Balke, verstehe mich. Ich war an einem Tiefpunkt, ich hatte mit Depressionen zu kämpfen und mir war klar, dass es daran lagen, wie mein Leben aussah. Ich musste raus aus dieser Stadt, ich war für dieses Leben hier nicht gemacht. Ich wusste keinen Ausweg mehr, als zu gehen."

Ich senke den Kopf und fahre mir mit beiden Händen durchs Haar. Das Gedankenchaos in meinem Kopf dreht und dreht sich. Ich versuche es zu verstehen, ich versuche es, aber die Wut und die Enttäuschung sind zu groß.

„Bitte sag etwas, Blake. Ich bin deine Mom.", flüstert sie.

Langsam schüttle ich den Kopf und sehe dann wieder zu ihr. „Viv ist meine Mom. Sie hat mich großgezogen, sie kennt mich, sie weiß er ich bin. Nicht du. Es ist mir egal, was auf einer lächerlichen Geburtsurkunde steht, es ist mir egal."

Sie schließt für einen Moment die Augen, während weitere Tränen den Schmerz sichtbar machen.

„Weißt du was, ich dachte immer, ich habe dir nichts zu sagen. Aber gerade wird mir klar, dass das nicht stimmt. Ich habe dir so viel zu sagen, dass ich gar nicht weiß wo ich anfangen soll." Meine Stimme wird mit jedem Wort lauter, weil ich es nicht mehr zurückhalten kann. „Ich habe eine Scheißwut auf dich, eine Wut, die sich über zwanzig Jahre angestaut hat. Und jetzt stehst du hier und erwartest von mir, dass ich das alles vergesse, dir verzeihe und wir von vorne anfangen. Aber du könntest mich einmal fragen, wie es mir ging mit dem Wissen, dass sich die eigene Mom von dir abwendet und nichts von dir wissen will. All die Jahre lang, habe ich mich gefragt, warum. Warum will meine Mom nichts von mir wissen, was habe ich falsch gemacht. Und weißt du was, erst jetzt kapiere ich langsam, dass es nicht an mir liegt. Erkläre das einem zahnjährigen mal. Ich habe immer den Grund bei mir selbst gesucht, immer, weil ich es nicht verstehen konnte."

„Blake, ich wollte mit dir immer wieder darüber reden, aber du hast jedes Mal abgeblockt.", sagt mein Dad.

„Weil ich die Wut und den Schmerz verdrängen wollte.", schreie ich. „Ich war sauer auf mich selbst, weil meine Mom nichts von mir wissen will."

„Du hast jedes Recht dazu, sauer auf mich zu sein.", sagt Helen. „Ich habe euch beide im Stich gelassen, aber ich musste mich selbst retten."

Ich verschränke die Arme vor der Brust und sehe weg. Ich kann sie nicht ansehen, wie sie hier sitzt und um Verzeihung bittet. „Was willst du von mir hören? Dass ich dir verzeihe?", sage ich und ringe mich durch, ihr in die Augen zu blicken. Sie soll sehen, dass ich es ernst meine. „Gut, ich verzeihe dir. Aber glaube ja nicht, dass ich alles vergessen habe. Und falls du jetzt denkst, wir werden hier eine große glückliche Familie, muss ich dich enttäuschen. Wenn ich dich ansehe, sehe ich bloß den Schmerz."

Langsam beginnt sie zu nicken, wischt sich immer wieder die Tränen weg und lässt mich nicht aus den Augen. Ich habe keine Ahnung was in ihren Kopf vorgeht, ich hoffe nur, dass sie mich versteht. Versteht, warum ich so wütend bin.

„Ich wollte dir nur erklären, dich wissen lassen, wie es mir damals erging und ich hatte gehofft, dass du es verstehen würdest.", spricht sie weiter.

„Ich nehme es dir nicht übel, dass du damals etwas anderes von Leben wolltest. Jeder hat ein Recht auf sein Glück. Aber ich nehme es dir übel, dass du nicht mehr um deine Familie gekämpft hast.", sage ich. „Du hast dich für dein einfachsten Weg entschieden und bei deiner Entscheidung an dich gedacht. Dir war nicht klar, was du den Menschen um dich antust." Ich schlucke. „Dad hätte ich dich gebraucht, und ich auch. Aber du warst einfach weg."

„Das weiß ich, das weiß ich natürlich.", flüstert sie. „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, große Fehler und ich bereue alles davon jeden Tag. Ich möchte um eine zweite Chance bitten."

Ein Kloß steckt mir im Hals. Eine zweite Chance. Es würde bedeuten sie in mein Leben zu lassen, jedes mal daran erinnert zu werden, wenn ich sie sehe, was sie getan hat. In den letzten drei Jahren hatte ich für mich selbst einen Weg gefunden, damit abzuschließen. Aber als ich sie gestern gesehen habe, völlig unvorbereitet, ist alles wieder hochgekommen.

Langsam schüttle ich den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.", sage ich leise. „Ich muss darüber nachdenken."

„Okay, das muss ich akzeptieren."

„Ich muss mich auf mein Training konzentrieren, es dauert nicht mehr lange, wird die NHL greifbar, da muss ich funktionieren."

Helen lächelt. „Dein Dad hat erzählt, wie gut du bist. Ich würde dich gerne mal auf dem Eis sehen."

Ich sage nichts darauf. Wie soll ich bei einem verdammten Eishockeyspiel abliefern, wenn ich nicht mal lange im selben Raum wie sie sein kann? Ich muss bei jedem Spiel geistig anwesend sein, wenn ich es schaffen will. Und es nicht zu schaffen ist keine Option.

„Ich glaube, das ist für heute genug.", sagt mein Dad.

„Nein, ich habe noch eine Frage.", sage ich klar und richte mich auf.

„Ja natürlich, du kannst mich alles fragen.", sagt Helen und ihre blauen Augen werden wachsam.

Ich schlucke. „Hast du eine Familie? Hast du Kinder, bist du verheiratet?"

Helen lächelt. Dann nickt sie, und sticht mir dabei in die Brust. „Ja, ich habe Sam auf Hawai kennengelernt. Wir haben vor fünfzehn Jahren geheiratet und kurz darauf Zwillinge bekommen. Sarah und Alex."

Ich versuche zu atmen.

„Die zwei sind toll. Sie ... du und Alex würdet euch verstehen. Er surft und will es weit schaffen. Vielleicht kann ich sie dir bald mal vorstellen."

Ich balle die Hand zu einer Faust, versuche die Wut und den Schmerz zu kontrollieren. Meine Brust zieht sich eng zusammen, der Druck wird unerträglich.

Ich sehe Helen an, ein letztes Mal, bevor ich aufstehe. „Bitte schick mir keine Briefe mehr und ruf mich auch nicht an."

Ihr Gesicht erfriert und all die Enttäuschung kehrt in ihren Ausdruck zurück. Ich weiß, wie sehr ich sie damit verletze, aber ich kann das nicht. Zu wissen, dass sie eine Familie hat, während sie mich zurückgelassen und kampflos aufgegeben hat.

Ich erhebe mich vom Stuhl, mache kehrt und versuche mich die Treppe hochzubringen. Ich hoffe, dass ich Val dort vorfinde, damit ich sagen kann, dass sie ihre Sachen packen soll. Ich muss Abstand zwischen uns bringen, damit ich wieder atmen kann. 

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