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B L A K E

Tag eins verlief ohne nennenswerte Katastrophen. Ich würde sagen, das ist ein Erfolg auf ganzer Linie. Meine Eltern sind regelrecht entzückt von Val und auch Brady hat sie ins Herz geschlossen. Wie auch nicht. Val gibt sich von ihrer besten Seite, lächelt den ganzen Tag und schmiert meine Eltern so dezent und unauffällig Honig ums Maul, ohne dass es ihnen verdächtig vorkommt, was hier wirklich läuft. Und ich klopfe mir auf die Schulter, dass ich Val überzeugen konnte, den Deal anzunehmen und bei dieser verrückten Sache hier mitzumachen. Niemand wäre besser dafür geeignet, die perfekte Schwiegertochter für die Westbrook-Taylor-Familie zu sein.

Es ist ungewohnt, dass sich fünf Leute in dieser Küche aufhalten. Zugegeben, mich macht die Tatsache nervös. Was ist, wenn sich meine Eltern zu sehr an Val gewöhnen? Ich schätze mal unsere Fake-Beziehung hält so lange wie nötig. Besser gesagt nur für dieses Wochenende. Wir haben nicht darüber gesprochen, wie es nach dem Wochenende weiter geht. Aber da am Campus niemand davon wissen darf, fährt Val wieder ihre Krallen aus und ich kann weiter davon träumen, sie ins Bett zu bekommen. Seufz. Habe ich mal erwähnt, dass mein Leben nicht einfach ist und voller Qualen? Besonders nachts. Nachts ist es schlimm.

„Ich muss später kurz ins Studio fahren, etwas abholen.", verkündet Viv, reißt mich aus meinen süßen quälenden Tagträumen und nippt an ihrer Teetasse. „Oh, Valentina, willst du mich begleiten? Ich kann dir das Studio zeigen, wenn du möchtest?"

Ich erwarte, dass sich der müde, komaartige Körper neben mir in ein aufgeregtes, brodelndes Nervenbündel verwandelt. Ich kann mir vorstellen, wie Val in der nächsten Sekunde begeistert quietscht und in die Hände klatscht, wie eine fünfjährige, die ihre erste Barbiepuppe bekommt. Aber der blonde Wirbelsturm kommt nicht. 

„Bitte entschuldigt, ihr beide habt bestimmt etwas vor.", redet Viv weiter und wirft fragende Blicke zwischen Val und mir hin und her, als wir immer noch keinen Ton von uns geben.

Da mein Kaffee seine Wirkung noch nicht entfaltet, brauche ich ein paar Sekunden. Val kommt mir zuvor. „Oh, wir haben noch gar nicht gesprochen, was wir heute unternehmen wollen." Val legt ihre Hand unter dem Tisch auf meinen Oberschenkel, gefährlich nahe an meinem Schritt. Ja, langsam werde ich wach. Fragend sieht sie mich an und grinst über beide Ohren.

Okay, nun ist mein Einsatz gefragt. Ich räuspere mich, richte mich auf und versuche ihre Hand zu ignorieren. „Wir können doch Nachmittag was unternehmen. Fahr mit Viv mit, ich werfe währenddessen ein paar Bälle mit Brady." Darauf hat sie gewartet, dass ich den Vorschlag mache, damit Vals Begeisterung nicht Überhand nimmt. Sie hilft mir, ich helfe ihr. Deal ist Deal.

„Echt? Boa cool.", ruft Brady aus, der bis eben noch in seinen Gameboy vertieft war. Heute im grünen Hulk-Shirt. „Mach dich auf eine Niederlage gefasst, Bro.", sagt er mit tiefer rauer Stimme und boxt mir gegen den Oberarm. Ich verzeihe gespielt das Gesicht, während ich mir die Stelle reibe.

Dafür ernte ich ein herzhaftes Lachen. „Ihr seht, ich bin viel zu beschäftigt, diesem Großmaul hier eine Lektion zu erteilen.", sage ich zu Viv und Val. Dann sehe ich Brady ernst an. „Zieh dich warm an, Kleiner. Bei mir wird niemand verschont."

„Challenge accepted." Brady nickt. Er nimmt die Sache sehr ernst.

„Sehr gut. Dann kommst du mit und die Männer haben ihre Ruhe.", entscheidet Viv erfreut.

Plötzlich sieht Dad hinter der Zeitung hervor, der bis eben recht still war. Er verzieht das Gesicht und richtet seinen Blick auf Viv. „Schatz, ich brauche doch keine Pause vor dir."

Viv tätschelt ihm liebevoll die Wange. „Du kannst gerne mit ins Studio kommen. Da sind Klamotten, und noch mehr Klamotten und oh Schuhe, vergiss die vielen Schuhe nicht ..."

Dad dreht ruckartig den Kopf und sieht mich an. Ein panischer Blick erreicht Brady und mich. „Jungs, wann startet das Match?"

Das Match startet eine halbe Stunde später. Die Frauen sind ausgeflogen, Val kam aus ihrem aufgeregten Strahlen kaum heraus und ich werfe nun ein paar Bälle mit Bray und Dad. Es tut gut, Zeit mit den beiden zu verbringen. Mit jedem Korb, den ich treffe und der Bradys Ehrgeiz anheizt, mich zu besiegen, wird mir klar, dass ich viel zu selten zu Hause bin. Ich weiß, dass mich Brady braucht. Keine Frage, Dad ist ein toller Dad und er trägt Brady auf Händen, metaphorisch gesprochen. Aber wir sind Brüder, und ich sollte mehr für ihn da sein.

„Hey Blake.", höre ich Dad neben mir, als ich den Ball vor mir dribble. „Wegen gestern ... du weißt, dass ich nur das Beste für dich will. Für Brady und für dich."

Ich werfe den Ball Brady zu, er fängt ihn geschickt mit einer Hand auf. Ich nicke, sehe aber zu Boden. „Weiß ich." Im Moment habe ich keine Lust, dieses Thema wieder auszugraben.

Aber Dad beginnt zu buddeln. „Es ist nur, ich hätte gern jemanden gehabt, als ich in deinem Alter war, der mir sagt, dass dieses Leben, für das wir kämpfen, auch Schattenseiten hat.", spricht er weiter. „Ich dachte, mit athletischer Leistung kann sich mir nichts in den Weg stellen. Ich war ziemlich naiv, muss ich gestehen. Der erste Schlag ins Gesicht kann daher brutal sein. Das will ich dir einfach ersparen."

Ich stemme die Hände in die Hüfte und sehe auf. „Okay.", sage ich. „Danke, das weiß ich zu schätzen." Kurz wird es still zwischen uns. Brady wird schon ungeduldig. Aber ich sehe Dad nochmal an. „Ich weiß, welchen Weg ich gewählt habe, Dad, das ist mir klar. Ich will in die NHL, und auch da weiß ich, dass ich mich nicht ausruhen darf. Da geht das Schwitzen erst recht los."

Dad klopft mir auf die Schulter, nickt lächelnd. „Sehr gut. Ich will nur, dass du weißt, was auf dich zu kommt."

„Kapiert.", sage ich. „Eine Frage."

„Ja?"

„Hast du noch diese Wundersalbe für die Blutergüsse?", frage ich ihn mit einem schiefen Grinsen. „Das letzte Spiel am Donnerstag war etwas brutal."

Dad lacht und klopft mir auf die Schulter. „Davon wirst du noch tonnenweise verbrauchen. Klar, gebe ich dir später."

„Danke.", lache ich.

Brady kickt mir den Ball zu. „Wir sind hier nicht zum Plaudern verabredet, wie die alten Damen beim Sonntagstee!", ruft er über den Platz.

„Der alte Herr braucht eine Pause.", rufe ich zurück und deute neben mich auf Dad. Brady kichert hinter vorgehaltener Hand.

„Ja macht euch nur lustig. Ich darf eine Pause machen, ich habe diesem Körper in meinem Leben schon zu viel zu gemutet."

„Ja ja, aber sonst immer eine große Klappe haben, wenn es um Sport geht.", necke ich ihn.

„Wer hat hier eine große Klappe?", wirft er mir lachend als rhetorische Frage zurück. Die allgemeine große Klappe habe definitiv ich. „Ich sage dir nur eins, pass nur auf, wenn du in der NHL bist, dass dir die Partys, die Champagnerflaschen und die hübschen Frauen nicht zu Kopf steigen.", sagt er. „Das kann schnell passieren."

„Oh, auf den teuren Champagner freue ich mich schon." Breit grinse ich.

„Und eins sage ich dir noch, ... mit so einer Frau, wie Val an deiner Seite, wird es viele eifersüchtige weibliche Blicke geben.", er lacht. „Das war mit deiner M..." Er stockt und ihm fällt das Lächeln zu Boden.

Und mir auch. Die Stimmung dreht sich einmal und kippt. Ich weiß, was er sagen wollte und ich bin froh, dass er sich rechtzeitig bremsen konnte. Trotzdem schwebt es jetzt unausgesprochen zwischen uns.

Ich räuspere mich und meide seinen Blick. Ich weiß, dass er mich wehmütig mustert. Das macht er immer, wenn sie zur Sprache kommt. Gott sei Dank ist das so gut wie nie der Fall. „Viv ist meine Mom.", sage ich. „Also hör auf sie so zu nennen oder überhaupt von ihr zu reden. Ich will nichts von ihr wissen."

Mein Dad nickt mit schmalen Lippen und sieht mich an. Aber ich sehe weg. Ich weiß, dass es ihm leidtut. Mir nicht, nicht mehr. Das ist vorbei.

Ich werfe den Ball zurück zu Brady und versuche vergeblich, die Laune von vorhin wieder zu pushen. Dad und ich schweigen, wir sind beide in Gedanken versunken. Ich frage mich, worüber er nachdenkt. Brady ist zu sehr auf das Match fokussiert, dass er von der Schieflage der guten Stimmung nichts bemerkt. Gut für ihn. Er würde nur neugierige Fragen stellen, die Dad oder ich nicht beantworten können oder wollen. Am besten ist es, Brady weiß so wenig wie möglich darüber. Dass wir Halbbrüder sind, weiß er. Wir wollten ihn nie anlügen. Der Rest ist und bleibt Geschichte, die ich gelernt habe, ganz hinten im Herz zu vergraben.

Später am Tag, nach einem schweißtreibenden Match mit Dad und Brady, steige ich aus der Dusche. Die Gedanken im Kopf bereinigt und bereit für heute Abend. Dad weiß von der Party immer noch nichts, er glaubt, Viv hat ein paar enge Freunde nach Hause eingeladen und es gibt kostspieliges Fingerfood. Er wird nicht übel staunen, wenn er das geschmückte Ritz Carlton sieht, dass Viv einfach mal so auf den Kopf gestellt hat, die ungefähr hundert geladenen Gäste und das üppige Festmahl, natürlich ganz nach seinem Geschmack. 

Mit dem Handtuch auf den Hüften kehre ich in mein angrenzendes Schlafzimmer zurück, dass verdächtig nach teurem femininen Parfüm riecht. Entweder unsere Haushälterin benutzt neuerdings ein neues Putzmittel, oder, die zutreffendere Möglichkeit, Val hat sich heute morgen im Parfüm gebadet, als sie sich fertig gemacht hat. Mann, das war bis jetzt immer eine Männerhöhle, womit ich sehr zufrieden war. Ich runzle die Stirn, als ich nochmal einen Schritt zurück ins Bad trete. Unzählige rosa Tuben und Fläschchen zieren mein Waschbecken.

Ich verdrehe die Augen und atme tief durch. Ich weiß, dieser Zirkus ist nur für ein Wochenende. Dann ist mein Badzimmer wieder frei, ich habe wieder Platz und ich kann wieder in meinem geliebten Bett schlafen. Zwar allein, aber immerhin nicht auf dem Boden.

Gestern Abend gab es eine lange hitzige Diskussion darüber, dass Val mein Bett für sich allein beansprucht. Sie erklärte mir, warum das auf keinen Fall in Frage käme, dass wir beide im selben Bett schlafen, so als Fake-Pärchen. Ich erklärte ihr, dass es durchaus nett wäre und wir Spaß haben könnten. Ich erntete bloß ein verächtliches genervtes Schnauben, das mehr als tausend Worte aussagte. Dann versprach ich ihr, meine Hände bei mir zu behalten. Ich bot ihr sogar an, eine Mauer an Polstern zwischen uns aufzubauen. Aber nein. Nach hitzigen dreißig Minuten gab ich mich geschlagen, legte mich freiwillig auf den Boden und fluchte heute morgen in mich hinein, als ich mit teuflischen Rückenschmerzen aufwachte. Die Dame hat wunderbar geschlafen.

Mein Handy vibriert. Ich blicke darauf. Wenn man vom Teufel spricht.

Val: „OMG. Vivien ist unglaublich. Sie zeigt mir gerade ihr gesamtes Studio. Das ist wie im Himmel."

Ich muss grinsen. Eine Sekunde später ploppt die nächste Nachricht auf.

Val: „Gerade meinte sie, ich kann mir für heute Abend ein Kleid aussuchen. Ich flippe aus."

Ich: „Kanns kaum erwarten dich darin zu sehen."

Val: „Oh Mann, das ist immer noch so irre. Langsam habe ich das Gefühl, ich schulde dir was."

Ich: „Wenn das so ist. Ich weiß schon etwas, was ich mir wünsche."

Val: „Ich schlafe NICHT mit dir, Blake. Das hatten wir schon ungefähr hundert Mal."

Ich: „Und einmal davon konnte ich dich überzeugen. Du hast es schon mal getan, warum nicht noch mal?"

Val: „Weil das erste Mal nie passiert ist. Ergo haben wir es noch nie getan. Ergo kann es keine Wiederholung geben. Ergo vergiss es."

Ich: „Ergo was nicht ist, kann ja noch werden."

Val: „Seufz."

Auch wenn sie es mir bei jeder Gelegenheit verklickert, dass es nie wieder passieren wird, muss ich dennoch lachen. Ich muss auch zugeben, ich lasse keine Gelegenheit aus, das Thema anzuschneiden. Man kann's ja probieren, vielleicht gibt sie irgendwann nach.

Als hätten wir heute einen Vater-Söhne-Tag, spielen wir drei im Wohnzimmer eine Runde auf der Playstation. Dad ist wieder mal völlig überfordert, welche Knöpfe er wann drücken muss, Brady nutzt die Chancen, wenn ich Dad erklären muss, wie das Spiel funktioniert, und besiegt uns. Dafür bekommt er jedes Mal eine Kopfnuss verpasst, aber er kichert nur noch mehr. So ein kleines Biest.

„Jungs, ich bin zu alt für den Scheiß.", murmelt Dad, sichtlich erschöpft und überfordert.

„Dad, du hast geflucht. Einen Dollar in die Fluchbox.", ruft Brady aus.

„Du hast Recht, sorry Kumpel."

Ich nicke anerkennend. „Wow, zu meinen Zeiten gab es keine Fluchbox.", meine ich und nicke staunend.

„Ja, wir bereuen es. Du fluchst manchmal, als hättest du die anständige Sprache verlernt.", murmelt Dad und wirft mir einen vielsagenden Blick mit hochgezogener Braue zu.

„Bullshit. Ich fluche nicht. Also ... nicht immer.", sage ich und stehe auf, um mir noch ein Bier zu holen. „Dad, willst du auch noch eines?" Ich hebe die leere Flasche Bud Light hoch.

„Klar, warum nicht.", sagt Dad und nickt.

„Kann ich mal probieren?", fragt Brady als ich mich wieder zu den beiden aufs Sofa setze, und nickt zu der Flasche in meiner Hand.

Ich lache auf. „Erst wenn du Brusthaare hast, Kumpel."

Dad seufzt leise. „Was dein Bruder sagen will, ist, Alkohol ist für Erwachsene.", sagt er langsam. „Und da du noch minderjährig bist, gibt's keinen Alkohol für dich. Keine Ausnahmen."

Brady lässt die Schultern hängen. „Na gut." Im nächsten Moment wendet er geschickt seinen Rollstuhl und rast aus dem Wohnzimmer.

„Hey, wo willst du hin? Ich dachte wir spielen eine Revanche?", rufe ich ihm nach.

„Nachlesen, wie mir schneller Brusthaare wachsen. Bin gleich wieder da."

Dad und ich werfen uns einen Blick zu. „Was?", murmle ich, als ich Dads entnervten Blick entdecke. Er seufzt und bleibt still.

Der Samstagabend bricht an. Val und Vivien sind vor zwei Stunden zurückgekommen und man hätte meinen können, Val wäre auf Crack, so aufgekratzt war sie. Ich folgte ihr auf mein Zimmer, da setzte ich mich auf mein Bett und sie pilgerte vor mir auf und ab und erzählte mir jede Kleinigkeit ihres Tages. Ich nickte zwischendurch und versteckte mein Gähnen. Aber Val war so in ihrem Rausch, dass sie vermutlich gar nicht gemerkt hätte, wenn ich ein kurzes Schläfchen gemacht hätte.

Jetzt belagert sie mein Bad und macht sich für den Abend fertig. Ich habe keine Ahnung, was sie da drin veranstaltet, ich bin hingegen nur froh, dass ich heute bereits duschen war und mich nur mehr anziehen muss und somit nicht auf mein Bad angewiesen bin. Also hole ich meinen schwarzen Smoking aus dem Schrank, ziehe ihn an und zupfe die Fliege zurecht. Verdammt, mir ist das jetzt schon zu eng. Am liebsten würde ich in Hoodie und Jeans gehen, aber kommt wohl nicht so gut. Viv würde mir den Hals umdrehen. Viv zuliebe atme ich tief durch und ignoriere das beklemmende Gefühl.

Ich sehe auf meine Rolex. Viv sagte, wir sollen um Punkt halb sieben fertig sein. Es ist Punkt halb sieben. Ich klopfe an die Badezimmertür.

„Hey, Val."

„Ja?"

„Es ist halb. Ich gehe schon mal runter. Brauchst du noch lange?", frage ich sie.

„Nein, fünf Minuten. Ich komme sofort runter."

„Okay, bis gleich."

Ich schnappe mein Handy und Portemonnaie und stecke beides in die Brusttasche meines Sakkos. Dann rausche ich die Treppe runter und sehe Dad, Viv und Brady bereits am Treppenende stehen. Viv zupft an Dad herum, Brady sieht den beiden zu und neigt den Kopf schief, dabei verzieht er sein Gesicht.

„Ist das mit allen Frauen so, dass sie ständig an dir rumzupfen?", fragt er und sieht Dad an.

Dad sieht hinter Viv hervor und zieht die Brauen hoch. „Ja, mein Sohn. Das ist, glaube ich, bei jeder Frau so."

„Du tust ja so, als müsstest du leiden.", schimpft Viv und tätschelt im die Brust.

„Ich leide tatsächlich.", behauptet er. „Du hast die ganze Zeit davon gesprochen, dass wir einen gemütlichen Abend zuhause verbringen und ein paar Freunde einladen. Warum stecke ich in so einem Anzug und warum ist von unseren Freunden niemand hier?" Dad klingt wie ein zehnjähriger, der trotzt.

Viv wendet sich von ihm ab. Sie trägt ein wundervolles, bodenlanges weinrotes Kleid, Dads weinroter Krawatte perfekt abgestimmt. Wenn das Licht passend auf Viv fällt, funkelt es sanft. Sie macht heute tatsächlich keine halben Sachen.

„Ah, Blake. Das bist du ja.", ruft sie aus. Fast schon erleichtert kommt sie auf mich zu. „Du siehst umwerfend aus."

Ich fummle wieder an der Fliege herum und ziehe sie locker. Ich brauche Luft.

„Gehen wir in die Oper?", fragt Dad. Er weiß also immer noch nichts.

Viv wirft über die Schulter einen Blick zu ihm. „In die Oper? Schatz, ich will mich doch nicht von dir scheiden lassen.", kichert sie.

„Gut, ich hatte schon Panik."

„Sei einfach geduldig und freu dich auf den Abend.", versucht sie ihn zu beruhigen. Dad ist sichtlich zappelig und ungeduldig. Verstehe ich. Ich würde auch am Rad drehen, wenn ich nicht wüsste, was abgeht. Und bei Dad muss man mit Überraschungen vorsichtig sein. Aber Viv hat das im Griff, sie kennt ihn besser als sonst jemand. Ich glaube sie kennt ihn besser als er sich selbst.

„Warte, gehen wir etwa doch zum Red Sox Spiel?" Mit einem Mal strahlt Dad über beide Ohren.

Viv lässt fast unbemerkt die Schultern hängen. „Nein, Sean."

„Darauf hätte ich jetzt auch Lust.", meint Brady und nickt gedankenverloren.

„Brady.", pfeift ihn Viv an. Sofort ist er still. „Wir sollten jetzt los. Wo ist Valentina?"

„Sie ist noch ...", beginne ich, doch ich werde unterbrochen.

„Tut mir leid, ich bin schon fertig.", höre ich die sanfte hohe Stimme hinter mir. Ruckartig drehe ich mich zur Treppe um und mein Körper stock in der nächsten Sekunde. Ich kann spüren, wie Millimeter für Millimeter meine Kinnlade schwer wird und tiefer rutscht. Ich würde sie ja gerne wieder hochschieben, aber ich kann nicht. Nicht, wenn ich das hier vor mir sehe. Mit jedem Schritt, mit dem Vals Köper die Treppe runter gleitet, klopft es in meiner Brust wilder. Ich versuche mir jeden verführerischen Zentimeter ihres Körpers einzuprägen, weil ich befürchte der Abend wird zu kurz dafür. Ich will nichts davon verpassen.

Ihr Körper steckt in einem petrolfarbigen seidigen Kleid und schmiegt sich so perfekt an ihre verführerischen Kurven, dass ich heftig schlucken muss. Bei jedem Schritt wird ihr rechtes Bein durch einen Schlitz entblößt und ihre Haut schimmert. Leider weiß ich, wie sich die Haut dort anfühlt. Sanft, weich und ziemlich gut reichend. Verdammt, diese Frau sieht aus, als wäre sie auf den Weg zu den Oscars um ihren Oscar in der Hauptrolle abzuholen.

Im Raum ist es totenstill, dennoch schleicht sich dieser bestimmte eine Song in meine vernebelten Gedanken.

She drives me crazy, Like no one else, She drives me crazy, And I can't help myself.

Es ist wie ein berauschender Ohrwurm und so treffend, dass ich fast lachen muss.

Sie hat das Ende der Treppe erreicht und steht in der nächsten Sekunde neben mir. „Bitte entschuldigt die Verspätung.", sagt sie zu meinen Eltern und setzt dieses Lächeln auf, mit dem ihr sofort alle verzeihen.

„Wir sind noch in der Zeit, bevor ... Lasst uns fahren.", sagt Viv und eilt durch die Haustür. Mein Dad und Brady folgen ihr.

Für einen Moment stehen Val und ich alleine im Eingangsbereich. Ich starre sie immer noch an und weiß, wie verrückt das aussehen muss. Aber das ist mir egal.

Val hingegen dreht bloß ihren Kopf zu mir, sieht an mir auf und ab und nickt einmal. „Heiß, Westbrook. Heiß."

Ich grinse breit. „Würde ich ja gerne zurückgeben, aber heiß wäre eine Untertreibung." Ich halte ihr meinen Arm hin. „Darf ich dich zu einer New Yorker High Society Party entführen?"

„Jederzeit." Val hakt sich bei mir unter und wir verlassen das Haus.

Dad, Viv und Brady werden von unserem Fahrer John zum Ritz Carlton gefahren. Ich bestand darauf selbst zu fahren, so können Val und ich jederzeit verschwinden, wenn es uns zu bunt wird. Als wir ankommen, werfe ich dem schlaksigen Jungen meine Autoschlüssel zu und geselle mich neben Val. Sie lässt ihre Augen über das Gebäude gleiten und sobald sie mich neben sich spürt, hakt sie sich wieder bei meinem Arm ein.

„Weißt du, auf den bisherigen High Society Partys ich bis jetzt war, kann diese hier nur mit Abstand besser werden.", meint sie. „Auch wenn ich noch nicht weiß, welche Leute sich hier herumtreiben, werden es mit Sicherheit nicht nur trockene Anwälte oder Politiker sein."

Ich sehe zum Ritz und zucke mit den Schultern. „Nein, eher Sportler, Unternehmer und Designer.", sage ich trocken und kratze mich am Kinn.

In der nächsten Sekunde strahlt mich Val an. „Oh Gott, echt? Okay, falls ich jemand nennenswertes übersehe, den ich kennen sollte, dann kneif mich."

„In den Hintern? Klar, mache ich gerne."

Val seufz und sieht mich schief an. „Wenn ich jedes Mal einen Dollar für so ein Kommentar von dir bekommen würde, wäre das ein netter Nebenverdienst und ich könnte mir endlich die Channeltasche leisten, die ich schon seit langem begehre."

Ich kichere. „Siehst du, ich würde dir nur helfen die Wirtschaft zu unterstützen."

Schwach lächelnd schüttelt sie den Kopf. „Also Blake, hör zu. Ich erlaube dir nur für diesen einen Abend, dass du deine Hand auf meine Taille legen darfst. Spüre ich, dass sie einen Zentimeter weiter runterrutscht, bist du deine Eier los." Sie lächelt so breit und nett, dass ich kurz stocke. Jedoch kenne ich Val mittlerweile so gut, dass ich weiß, dass sie keinen dummen Scherz gemacht hat.

Meine Hand windet sich um Vals Taille und ich ziehe sie mit einem Ruck an mich heran. Ihr schlanker Körper schmiegt sich an mich, während sie ihre Hand auf meiner Schulter platziert. Da sie mit den kurzen Absätzen fast so hoch ist wie ich, sieht sie mir tief in die Augen.

„Wenn ich jedes Mal einen Dollar bekommen hätte, wenn du über meine Eier oder meinen Schwanz sprichst, hätte ich mir den Jeep selbst leisten können.", entgegne ich.

Neben mir höre ich, wie jemand laut nach Luft schnappt. Ich drehe hastig den Kopf und entdecke eine Frau in den Sechzigern mit ihrem Mann vorbeiwuseln. Shit, das war mal meine Nachhilfelehrern als ich zwölf war.

Ich setze ein breites Grinsen auf. „Hallo Mrs. Walker. Schön Sie hier zu sehen, genießen Sie den Abend."

Mrs. Walker schnappt sich die Hand ihres runzeligen Mannes und nickt uns beiden nur kurz zu. Dann eilen sie an uns vorbei und ich bin froh, nicht mehr auf ihre Nachhilfe angewiesen zu sein. Puh, vielleicht sollte ich meiner großen Klappe heute eine Pause gönnen. Hier werden an jeder Ecke Leute sein, die mich kennen.

Val beginnt laut zu lachen. Ich kann es mir ebenso nicht verkneifen und kichere in meine Faust. „Jetzt hör auf zu lachen. Die kennen mich seit ich drei war.", meine ich lachend. 

Jetzt lacht Val noch lauter und der Portier am Hoteleingang weiß nicht, wo er hinsehen soll. Bestimmt hat er uns gehört. Jetzt tut er so, als würde ihm seine Nase jucken. Sind in New York alle prüde geworden?

„Ja und jetzt haben sie gemerkt, dass du erwachsen geworden bist.", lacht Val. Ich reibe mir die feuchten Augen. Mrs. Walkers Gesicht werde ich wohl nicht so schnell wieder vergessen. „Und nur fürs Protokoll, so oft rede ich von deinem Schwanz auch wieder nicht."

Der Portier hüstelt laut. Aber wir ignorieren ihn.

Ich sehe Val mit hochgezogenen Brauen an und presse meine Lippen aufeinander, dass mir das verräterische Lachen nicht entflieht.

„Sieh mich nicht so an.", murrt Val.

Ein Auto fährt hinter uns vor und ich erkenne John hinterm Steuer. Der Ehrengast ist eingetroffen. John parkt den bleischwarzen Range Rover direkt vor unseren Füßen und im nächsten Moment stiegt Dad aus, gefolgt von Viv. John hilft Brady aus dem Auto.

Dad staunt nicht schlecht, als er uns entdeckt. Auch er sieht am Ritz empor und grinst. „Das gibt's doch nicht. Was machen wir im Ritz?"

Viv kommt neben ihn und nimmt seine Hand. „Deinen Geburtstag mit ungefähr Hundertzwanzig Freunden feiern."

Er strahlt Viv an. „Das hast du alles hinter meinem Rücken auf die Beine gestellt?"

Viv nickt überzeugt. „Warte, bis wir drinnen sind."

Dad schnappt sich seine Frau und küsst sie. Ich muss lächeln und freue mich für die beiden. Vivs Überraschung ist gelungen, denn Dads Freude ist kaum zu übertreffen. Ich habe ihn schon lange nicht mehr so glücklich erlebt.

Im nächsten Moment spüre ich, wie sich Val von mir löst und einen kam erkennbaren Schritt zur Seite tritt. Aber ich habe es gemerkt und löse auch meine Hand von ihr. Ich weiß nicht warum, aber ein kleiner Schmerz durchzuckt mich. Ich vergrabe meine Hände in den Hosentaschen und versuche keinen Blick auf Val zu erhaschen. Ich glaube ich bin nicht drauf vorbereitet, das zu entdecken, was sich in ihrem Gesicht abzeichnet.

Die beiden lösen sich wieder voneinander und ich gehe auf Dad zu. „Hey Dad, alles Gute zum Geburtstag.", sage ich zu ihm mit einem Grinsen und umarme ihn. Er klopft mir auf den Rücken.

„Danke, Blake.", sagt er lächelnd.

Val tritt neben mich. Ich spüre sie dich neben mir, jedoch sehe ich weiterhin Dad an. „Alles Gute, Sean.", gratuliert sie ihm. „Ich bin euch sehr dankbar, dass ich heute hier sein darf."

„Danke, Valentina."

„So, und jetzt lasst uns feiern und auf dich anstoßen. Die Gäste warten bereits.", funkt Viv dazwischen und ich bin froh darüber, dass sie den Moment unterbricht.

Wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, welche Gäste da drinnen warten, hätte ich das Ritz niemals betreten. Aber nichtsahnend folge ich meinen Eltern, nehme Val bei der Hand und kann es kaum erwarten, das erste Glas Champagner zu kippen.

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