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V A L
Brandon ist heute eindeutig was über die Leber gelaufen. Seit er mich vor einer Stunde abgeholt hat, zieht er mich mit sich nur runter. Vor fünf Minuten habe ich beschlossen, dass er allein mies drauf sein kann, ich will heute ein bisschen feiern. Er ist nicht sonderlich gut im Reden oder so, daher frage ich auch nicht nach was los ist. Mein Vorhaben, mit ihm heute ein bisschen Spaß zu haben, um mich von einem gewissen Eishockeyspieler abzulecken, habe ich daher wieder begraben. Mit Brandon ist heute nichts anzufangen. Dennoch ist er mit ins Planck's gekommen, warum auch immer. Aber ich bin froh, denn sonst wäre ich das dritte Rad am Wagen zwischen Ivy und Drew. Die beiden turteln seit zwei Wochen herum, als wären sie zum ersten Mal zusammen. Es ist ein bisschen mühsam mitanzusehen.
Ich stehe neben Brandon und sehe Ivy und dem Schwimmer dabei zu, wie sie eine Unterhaltung darüberführen, wer von den beiden süßer schnarcht. Die Musik im Club ist laut, von mir aus könnte sie noch lauter sein. Ich habe heute Lust auf eine Party und nachdem das Wochenende ruhig verlief, kann ich es mir erlauben. Das gesamte Footballteam des Kingstons pfercht sich in den Club und viel zu viele willige Mädchen kleben an ihnen. Die scheinen, als würden sie einen Sieg feiern.
„Wisst ihr was, ich hole mir einen Drink.", lasse ich die anderen wissen. Irgendwie muss ich ja in Stimmung kommen. Ivy und Drew sehen nicht mal auf, und Brandon murmelt nur ein Okay, während er einen einschläfernden Blick durch Club schweifen lässt.
Kopfschüttelnd lasse ich die drei zurück und schiebe mich durch die Menge zur Bar hindurch. Glücklicherweise entdecke ich ein freies Plätzchen an der Bar und stütze mich mit den Ellbogen auf der Theke ab. Die Barkeeper dahinter haben alle Hände voll zu tun und ich stelle schnell fest, dass es schwieriger ist als gedacht, auf die Schnelle einen Drink zu ordern.
Kurz checke ich mein Handy. Unter den aufpoppenden Nachrichten entdecke ich keine, die wichtig genug wäre, um mich von einem Drink abzuhalten. Also stecke ich es wieder ein und richte meine gesamte Aufmerksamkeit wieder auf den süßen Barkeeper vor mir. Ich sehe seinen geschickten und tätowierten Händen dabei zu, wie sie eine Reihe von Tequila Shots zubereiteten. Doch so schnell kann ich gar nicht reagieren, ist er wieder weg. Langsam werde ich ungeduldig, aber der Abend ist noch jung.
In der nächsten Sekunde wird mir ein Wodka Cranberry vor die Nase gestellt. Der süße Barkeeper von eben lächelt mich verschmitzt an und lehnt sich über die Theke zu mir.
„Wurde von dem stämmigen Kerl da hinten spendiert.", brüllt er mir ins Ohr, dass ich es auch verstehe.
Verwundert sehe ich auf und lasse meinen Blick über die durstigen Gäste gleiten. Es dauert eine Millisekunde, bis ich den besagten stämmigen Kerl finde. Den strohblonden Haarschopf gepaart mit dem unverschämten Lächeln und den frechen blauen Augen erkenne ich sofort.
Blake steht auf der anderen Seite der Bar, und schafft es, dass mir sein bezauberndes Lächeln ein Kribbeln auf den Rücken jagt. Ohne es kontrollieren zu können, heben sich meine Mundwinkel und irgendwie tut es gut, zwischen den Betrunkenen und der stickigen Luft ein vertrautes lächelndes Gesicht zu sehen, auch wenn es das von Blake Westbrook ist. Er steht da, so locker, als würde ihn nichts aus der Ruhe bringen. Ich fixiere ihn, als wäre er ein Anker in dieser bewegenden Masse um uns herum. Die Musik läuft weiter, die Leute bewegen sich weiter, die Zeit läuft weiter. Für mich fühlt es sich an, als ...
„Hey."
Ich schrecke hoch und spüre Brandon hinter mir. Er presst sich von hinten an mich und ich kneife kurz meine Augen zusammen, während er mir einen Kuss auf die Wange drückt.
Brandon ist wirklich okay, ich mag ihn. Aber meine Gedanken verirrten sich gerade auf verbotenen Wegen, daher schaffe ich es nicht, Brandons Berührungen zu genießen, wie ich es sonst tue. Ich löse mich von ihm, drehe mich aber nicht zu ihm um.
„Sorry, ich wollte dich nicht allein lassen.", meint er.
„Du hättest ja mitgehen können.", meine ich bloß, setze aber ein Lächeln hinten nach, weil es bissiger klang als gewollt.
Gerade will ich Brandons Hand nehmen, um zu den verrückten Turteltauben zurückzukehren, doch mir wird der Weg von Blake versperrt. Mir war klar, nachdem er mich entdeckt hat, dass er mit mir sprechen will, aber dass er so schnell vor mir auftaucht, überrascht mich.
„Blake, hi.", stoße ich hervor und lächle. Ich trete von Brandon einen kleinen Schritt zur Seite und somit einen auf Blake zu. Sofort werde ich von seinem After Shave umgeben und rieche die Frische, als wäre er gerade aus der Dusche gestiegen. Verdammt, dieses After Shave vermischt mit dem herben Duft von ihm, katapultiert mich zurück in mein Bett, wo ich gefühlt jeden Zentimeter seiner Haut küsste und Bissspuren hinterließ. Diese Gerüche sind hinterhältig.
Blake grinst breit, so wie ich es gewohnt bin. „Ich wollte bloß Hallo sagen, schließlich habe ich dir gerade einen Drink spendiert.", sagt er und schiebt einen Blick zu Brandon hinter mir. Er lächelt immer noch, aber seine Augen verraten ihn. „Und da dachte ich, ich komme kurz rüber."
„Oh ja. Vielen Dank dafür.", sage ich eilig und hebe den Drink. Irgendwie und nur ganz leicht fühle ich mich geschmeichelt, dass Blake weiß welche Drinks ich gernhabe. Aber er hat mir schon oft genug einen Drink spendiert, das hier spricht also nur für sein gutes Gedächtnis.
„Ich wollte dir doch was holen.", mischt sich Brandon ein. Das ist zwar eine Lüge, aber ich lasse es mal so stehen. Brandon ist kein eifersüchtiger Typ, vor allem weil wir keine Beziehung führen. Aber anscheinend kratzt das an jeder Männlichkeit, wenn ein andere Kerl die Frau auf einen Drink einlädt, mit der er hier ist. Irgendwo kann ich es verstehen. Aber wenn Blake eine Frau auf einen Drink einladen will, tut er das auch, egal was andere davon halten.
Blake richtet seine blauen Augen wieder auf mich. „Bist du allein hier oder sind die Mädels auch da?", fragt er und lehnt sich dabei ein Stück zu mir. Wieder diese herrliche Mischung aus Frische und purer Männlichkeit in meiner Nase.
Ich schüttle den Kopf. „Nein. Rachel ist mit Fitz essen gegangen und Bonny und Jude hatten keine Lust. Ich bin mit Ivy und Drew hier. Und Brandon ... du kennst doch Brandon?" Ich tätschle Brandon unbeholfen am Arm, als mir klar wird, dass ich die beiden einander noch nie richtig vorgestellt habe. Bisher hat sich die Gelegenheit auch noch nicht ergeben.
Blake hebt argwöhnisch den Blick und nickt Brandon knapp zu. „Nicht direkt.", murmelt er. „Alles klar, Mann?"
Brandon richtet sich auf. „Westbrook, richtig?"
Keine Ahnung was für ein Männerding zwischen denen da gerade abläuft, aber ich muss ein Augenrollen unterdrücken. Dass Blake so ein Neandertalerdings gerne abzieht, war mir klar, aber Brandon macht sich aus solchen Dingen nichts. Witzig nur, dass er jetzt darauf eingeht.
„Ja.", knurrt Blake. Ich beobachte ihn, folge seinen Augen und stelle fest, dass sich sein Blick klärt, als er mich wieder ansieht. Er deutet hinter sich in die Menge. „Wollt ihr zu uns an den Tisch? Ich bin bloß mit Nash und Big D hier."
Ich nicke. Nash ist mir der liebste der ganzen Mannschaft. Big D ist ein Saufbock, der nur Bunnys jagt, aber er kann auch lustig sein. Warum also nicht. Besser als den beiden Verliebten dabei zu sehen wie sie auf Wolke Sieben herumtanzen und Brandon, der in sein Bier jammert.
„Ist Meg auch hier?", frage ich, in der Hoffnung etwas Unterstützung zwischen dem ganzen Testosteron zu bekommen.
Blake schüttelt den Kopf. „Nein, Männerrunde. Wir sind direkt nach dem Training hier her und trinken bloß ein paar Runden."
„Okay. Klar, gerne." Aber ich habe ja Ivy noch, falls die heute für wen anderen noch zu gebrauchen ist. Ich drehe mich zu Brandon um. „Holst du Ivy und Drew? Die Jungs haben einen Tisch, ich gehe mal mit Blake mit.", sage ich an sein Ohr.
Brandon bewegt sich nicht, stattdessen sieht er ernst zu Blake. Er mustert ihn knapp, knickt aber dann ein. „Okay."
„Wir sind im hinteren Eck des Clubs, an einem der Stehtische.", brüllt ihm Blake zu.
„Geht klar." In der nächsten Sekunden verschwindet Brandon.
Blake tritt einen Schritt zur Seite, ignoriert dabei völlig, dass er die Leute hinter sich anrempelt und ich trete an ihm vorbei. Es gibt nur einen Bereich mit Stehtischen im Club, also steure ich darauf zu.
In der nächsten Sekunde spüre ich die breite starke Hand des Eishockeyspielers, der mir dicht auf den Fersen ist. Sie legt sich sachte auf mein Kreuz. Es ist nicht so, dass ich mit Blake nie Körperkontakt hätte. Während unserer Zankereien hatten wir oft genug Körperkontakt, so viel, dass ich wissen müsste, wie sich seine Hand auf meinen Rücken anfühlt. Aber nachdem ich weiß, wie sich alles von ihm auf mir anfühlen kann, bringen mich sie mich neuerdings aus dem Konzept. Etwas zu sehr, denn plötzlich lehnt er sich vor.
„Hier entlang.", raunt er in mein Ohr.
Ich klammere mich an meinen Drink, als wäre er der Ursprung der Vernunft. Aber ich weiß, wenn ich den getrunken habe, schwindet meine Vernunft, was Blake angeht, zunehmend schnell. Mist, vielleicht hätte ich nicht mit gehen sollen, oder mit Brandon gemeinsam, um ihn zwischen mich und Blake zu schieben. Als Art Puffer.
Wir erreichen den Tisch und zwei weitere Eishockeyspieler grinsen mich breit an. Allerdings bringen es die beiden nicht so weit, dass mein Höschen feucht wird.
„Was für eine Ehre.", begrüßt mich Nash. Er hebt eine Hand und ich schließe ihn in eine kurze Umarmung. Seine Freundin Meg und ich haben uns schon oft genug auf Partys unterhalten, wir verstehen uns gut und Meg hat einen gesunden Humor. Mit Nash hatte ich ebenso schon jede Menge spaßiger Unterhaltungen.
„Was bin ich nur für ein Freund. Ich bringe nicht nur Bier mit, sondern auch eine hübsche Lady.", sagt Blake und stellt drei Budweiser auf den Tisch vor den Jungs ab.
„Mann, dann trauen sich ja die ganzen Bunnys nicht zu uns, wenn sie dich hier sehen. Die wissen, dass sie dann keine Chance mehr haben.", murrt Big D, mit einem verschmitzten Grinsen.
Ich sehe ihn an und neige den Kopf schief. „Ich bewundere es, wie sehr du versuchst Frauen Komplimente zu machen.", meine ich und tätschle seine Schulter.
„Aber siehst du, du erkennst das Kompliment.", sagt er stolz und schnappt sich ein Bier.
„Ja ja, schon gut. Ich fühle mich geehrt.", sage ich und tätschle im die Schulter.
Ich setzte mich auf einen der Stehhocker und werfe mir die Haare hinter die Schultern. Der Tisch ist von klebrigen Zeugs überzogen, also lasse ich die Hände unter dem Tisch. Diese Lederjacke versaue ich mir bestimmt nicht, dafür war sie viel zu teuer.
Blake platziert sich neben mir, natürlich. Jedoch steht er, weil es zu wenige Stehhocker gibt. Ich spüre ihn viel zu sehr neben mir und seine Anwesenheit ist mir deutlich bewusst. Vor allem spüre ich seine Wärme, die von ihm ausgeht und widerstandlos auf mich überschwappt. Doch jetzt die Lederjacke ausziehen wäre riskant. Das Top darunter ist eng und lässt nicht viel gedanklichen Freiraum übrig.
Fast schon hilfesuchend sehe ich mich nach Brandon um. Und zu meiner Erleichterung entdecke ich ihn hinter Ivy und Drew, die auf dem Weg zu uns sind. Überraschenderweise verhält sich Blake wie kein Arsch und begrüßt Drew und Ivy angemessen. Ivy wirft mir einen Blick zu, hebt überrascht und aufgeregt zugleich die Brauen und zwinkert mir zu. Ihr Blick landet auf Blake, der zu dicht neben mir steht. Auf ihr Grinsen hin, verdrehe ich bloß die Augen und wende den Blick ab.
Aber Ivy weiß von nichts. Und sie wird auch nichts erfahren, denn so wie alle anderen kann sie die Klappe nicht halten.
Ich erwische Brandons Arm und ziehe ihn zu mir. Ohne ihn anzusehen, halte ich seinen Arm fest. Blake muss etwas rutschen, damit Brandon neben mir Platz hat. Aber ich lasse den beiden keine Wahl. Ich muss dringend Abstand zwischen uns bringen und dass ich dafür Brandon ausnutze, tut mir leid, aber es geht nicht anders.
„Ivy, für dich ist noch ein Hocker frei, du kannst dich gerne setzen.", bietet ihr Blake breitgrinsend an und sie lässt sich dankend auf den Hocker neben Nash fallen. Etwas unbeholfen stellt sich Drew hinter sie.
„Hey, du bist doch der Schwimmer, oder?", fragt ihn Big D und klopft ihm auf die Schulter. Der Schwimmer verzieht keinen Zentimeter seiner Miene, denn seine Schultern sind ebenso breit wie die von den Eishockeyspielern. Nur ist er nicht so groß wie die drei.
Er nickt. „Ja, ich bin Schwimmer."
Big D nickt. „Okay, eine Frage. Wurdest du zum Schwimmen gezwungen, oder macht das echt Spaß?", fragt er und runzelt die Stirn. Man könnte bei Big D meinen er macht das aus Spaß, weil er gerne Leute über den Tisch zieht, aber nein, er meint es ernst.
Drew schnaubt, jedoch schleicht sich ein Lächeln auf seine Lippe. „Ja ja, schon klar. Nur Eishockey zählt als Sport.", kontert er.
Nash kichert.
„Nein, sorry, so meinte ich das nicht. Aber wenn du das sagst.", sagt Big D, ganz der unschuldige. „Aber ich frag mich immer wo ist beim Schwimmen der Kick?"
„Vielleicht sind die engen Badehosen ja der Kick.", murmelt Blake, so laut, dass es jeder am Tisch hören kann.
Ich muss lachen und den Kopf schütteln, während ich nach meinem Drink greife. Auch Nash lacht und sieht mich an. „Val, lass mich raten, du stellst dir Blake auch gerade in diesen Hosen vor.", kichert er.
Ich verschlucke mich an dem Drink, komme aber um einen Hustanfall drum herum. Verdammt. Ich spüre Brandons und Blakes Blick auf mir ebenso wie die plötzliche Rüte in meinen Wangen. Wieso denken die Jungs nie zu Ende?
„Tzz, Val. Wo sind nur deine Gedanken?", höre ich Blake in einer rauchigen Tonlage.
Ich werfe ihm einen bösen Blick zu, weil er den verdient hat. „Nur fürs Protokoll, ich habe mir gar nichts vorgestellt.", funke ich dazwischen, um das klarzustellen. Das lag mir irgendwie am Herzen, das zu sagen.
„Kumpel, da du nicht schwul bist, kommt das gerade etwas eigenartig rüber.", meint Big D trocken zu Nash.
„Ach quatsch. Du verstehst bloß keinen Spaß.", tut Nash die Sache ab und nimmt einen großen Schluck an seinem Bier.
„Also beim Schwimmen gibt es sowohl einen Kick. Nur wird man halt nicht von anderen Arschgeigen angerempelt. Es ist der Ehrgeiz und der Einzelkampf bei einem Wettbewerb. Und das Ziel immer schneller zu werden.", antwortet Drew zu meinem Segen und lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Thema.
„Hm, ja kann ich mir vorstellen, dass das einen Kick verursacht.", meint Big D nachdenklich.
„Und was ist der Kick beim Eishockey?", fragt Ivy und sieht zu den dreien hoch. Wartend hebt sie die Brauen.
„Kick? Du meintest wohl Kicks?", prustet Nash sofort.
Als wäre es abgesprochen, verdrehen Ivy und Drew die Augen. Auch Brandon lacht leise.
„Blake, lieber Captain, kannst du diesen unschuldigen, nichts ahnenden jungen Menschen in die Welt des Sports einführen?", faselt Big D.
„Bleib mal am Boden, Big D.", lache ich. „Eishockey ist keine Religion."
Theatralisch fassen sich die drei Eishockeyspieler an die Brust und schnappen nach Luft. Alle starren sie mich an, als hätte ich verkündet, ich gehe jetzt nackt auf die Tanzfläche tanzen.
„Mein Herz blieb kurz stehen.", kommt es von Nash und reibt sich betroffen die Brust. Er sieht echt etwas mitgenommen aus.
„Blake, wie ... wie kannst du mit solch einer Person befreundet sein?", fragt ihn Big D.
Ich sehe die drei nacheinander an. „Jetzt kommt mal runter, Jungs.", sage ich. „Die ganzen Bunnys laufen euch doch nicht nach, weil ihr verdammte Heilige seid und wenn sie euren Schwanz berühren, für immer heiliggesprochen sind. Nein, die laufen euch nach, weil ihr Muskeln, Ausdauer und irgendwann viel Kohle habt." Am Tisch ist es still. „Also bitte, haltet mal nach der Realität Ausschau." Ich kippe den letzten Rest meines Vodka Cranberry und knalle das Glas aus den Tisch.
„Wow, also das tat jetzt schon etwas weh.", meint Nash.
Big D nickt. „Ja, finde ich auch."
„Ist doch nichts neues, dass Valentina Kingsley knallhart sein kann.", sagt Blake und sucht meinen Blick. Für einen kurzen Moment erlaube ich es mir, ihm in die Augen zu blicken. Und wieder ein sanftes, dennoch aufgeregtes Kribbeln an meinem Rücken.
„Eben, dass weiß Blake doch am besten.", sage ich und grinse ihn süffisant an.
„Aber das war jetzt sogar für dich knallhart.", sagt Nash.
„Ihr seid groß und erwachsen, naja die meisten von euch. Ihr verkraftet das schon, also denkt mal drüber nach, ich gehe jetzt mit Ivy tanzen.", stelle ich klar. Breit grinsend sehe ich sie nach der Reihe an. Ich habe Lust zu tanzen und vor allem ist es gut, nicht länger an einem Tisch mit Blake zu stehen, der heute verboten gut aussieht.
„Uh, ja." Ivy springt von ihrem Hocker auf und schnapp mich an der Hand.
Ivy und ich springen auf die Tanzfläche, und schon packt uns der Bass und die Leute um uns herum. Wir bewegen uns, unser ganzer Körper kann nicht stillhalten. Es tut gut und für einen Moment, haben meine Gedanken Pause. Eine Pause von allem.
Doch als ich mich umdrehe, meinen Blick hebe und Blake entdecke, der mich keine Sekunde aus den Augen lässt, kribbelt es wieder. Dieses Mal am gesamten Körper. Es ist die Art und Weise wie er mich ansieht. Als würde er mir jedes Kleidungsstück von meinem Körper streifen und sich dabei Zeit lassen, bis ich zu betteln beginne. Ich kann seine Gedanke regelrecht in seinem Blick ablesen und je versauter sie werden, umso mehr kribbelt es auf meiner Haut.
Er nimmt sein Bier, leert es und stellt es wieder auf den Tisch. Dabei lässt er mich keine Sekunde aus den Augen. Im nächsten Moment holt er sein Handy aus der Hosentasche und unterbricht den Augenkontakt. Er beginnt zu tippen.
Ich nutze die Gelegenheit und wende mich Ivy zu. „Ich gehe kurz pinkeln."
„Okay."
Ich lasse sie auf der Tanzfläche zurück und eile regelrecht auf die Toiletten. Mir ist heiß, ich könnte mir die Jacke herunterreißen und eine kalte Dusche vertragen. Verdammt, eine eiskalte Dusche. Mit jeder Sekunde, in der ich an Blakes Blick denke, wird mir klar, dass ich ein Problem habe.
Ich schaffe es nicht unsere Nacht aus meinem Gedächtnis zu streichen.
Immer wieder muss ich daran denken, wie gut es sich anfühlte. Wie gut ich mich fühlte und wie unbeschwert es war.
Ich stoße die Türe zu den Toilette auf und eile zu einem Waschbecken. Ich klatsche mir eiskaltes Wasser in den Nacken und atme tief durch.
Aber es ist mir keine Pause vergönnt. Denn in meiner Tasche vibriert mein Handy und ich habe bereits jetzt eine gefährliche Vorahnung. Schwer atmend hole ich es hervor und öffne die jüngste Nachricht. Sie ist von Blake.
„Wenn du weiterhin so verdammt sexy bist, kann ich für nichts mehr garantieren."
Hastig stecke ich das Handy wieder weg und schließe die Augen. Ich habe mich nicht geirrt, ich kenne seinen Blick, wenn er angeturnt ist. Und verdammt, das war er.
„Wir wollten Klartext reden." Ivy taucht neben mir auf. Sie stellt sich neben mich, verschränkt die Arme vor der Brust und mustert mich mit Adleraugen.
„Was? Warum, was ist los?", sage ich.
„Was los ist?", stoßt sie empört aus. „Warum verschweigt mir meine beste Freundin, dass sie mit dem heißesten Kerl des gesamten Campus, was am Laufen hat?"
Ich stocke und erstarre. Blinzend sehe ich sie an. „Äh ... nein?"
„Äh doch?", wirft sie zurück. „Mann, Val, warum sagst du denn nichts?"
„Weil es da nichts zu sagen gibt.", schüttle ich ab und richte mich meinem Spiegelbild zu. Meine Wangen sie rot, meine Stirn glänzt von der Hitze und meine Brust hebt und senkt sich wie verrückt. So sieht natürlich jemand aus der nichts zu verbergen hat.
„Jetzt komm schon, mach mir nichts vor.", sagt sie. „Diese unausgesprochene Spannung zwischen euch konnte ich spüren, und so wie Blake dich gerade angesehen hat, spricht ebenso für sich."
Sie treibt mich in die Enge. Ich sitze in der Patsche. Ich lasse den Kopf hängen und atme tief ein. „Verdammt, es war nur einmal.", stoße ich hervor, fast schon wütend.
Ivys Gesicht erhellt sich und sie starrt mich mit großen Augen an. „Fuck, dann ist es also wahr?", quietscht sie aufgeregt.
„Es war ein Ausrutscher, wir hatten getrunken und es war einfach nur dumm, das tu tun.", erkläre ich.
„Ist doch egal. Erzähl, wie war es?", quasselt sie und springt vor mir auf und ab. „Verdammt, ich will alles wissen, echt alles."
„Ich will nicht darüber reden.", winke ich ab.
„Boa Val. Jetzt vögelst du diesen heißen Kerl, und dann willst du nicht darüber reden? Es kann doch nicht schlecht gewesen sein? Mist, warte, war es schlecht?" sie legt ihre Hand auf meinen Unterarm und sieht mich besorgt und alarmiert an.
Ich seufze. „Nein, war es nicht.", sage ich. „Aber im Ernst, ich möchte nicht darüber reden. Können wir es einfach dabei belassen?"
Ivy muss gerade all ihren Willen hinabschlucken, denn sie nickt. „Okay, gut. Ich weiß ihr seid Freunde, das kann ich verstehen."
„Danke.", sage ich. „Aber bitte, zu niemanden ein Wort. Ich meine es ernst, zu niemanden. Es war eine einmalige Sache und das geht echt keinen etwas an. Also Klappe, verstanden?"
Wehmütig nickt sie. „Ja, okay."
„Gut."
Kurz mustert sie mich noch, dann verschwindet sie auf eine der Toilettenkabinen. „Mann, ist das aufregend.", quietscht sie immer noch und ich kann nur lächelnd den Kopf schütteln.
Wenige später, nachdem ich meine Wangen und Gedanken gekühlt habe, kehren wir wieder zu den Jungs zurück. Enttäuscht und vielleicht auch erleichtert stelle ich fest, dass Blake und Nash verschwunden sind.
Ich hole mein Handy hervor und öffne den Chat mit Blake.
„Träum weiter, mein Großer. Einmal und nie wieder."
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