Kapitel 2
"Du bist also wirklich schwanger?", fragte Susan zum zehnten Mal heute.
"Ja, und das liegt nur an dem ach so tollen Arzt, den du mir empfohlen hast."
"Tut mir leid, ich wusste ja nicht, dass er so etwas machen würde. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich dich doch nie zu ihm geschickt", sagte sie. "Das musst du mir glauben, Fe."
Ich seufzte. "Natürlich glaube ich dir und dich trifft auch keine Schuld. Es ist dieser dämliche Idiot!" Unruhig lief ich hin und her. "Was soll ich machen? Er kommt erst in einer Woche vom Urlaub zurück und niemand kann ihn erreichen, Su!"
"Keine Angst, Süße. Ich bin immer bei dir, ja? Wir werden diesen kleinen Mistkerl erwischen und ich werde ihn in seine unnötigen Einzelteile zerlegen, wenn ich ihn erwische."
Ich wollte mich auch aufregen, aber ich schien noch im Schock zu sein, denn ich hatte immer noch nicht begriffen, dass da etwas in mir heranwuchs. Ein kleines ich. Ich wollte schon immer Kinder haben, aber nicht so. Vielleicht in fünf oder zehn Jahren, wenn ich verheiratet war und ein stabiles Leben hatte und nicht jetzt. Nicht, wenn ich Single war und noch dreiunddreißigtausend Dollar Schulden hatte.
"Su! Ich arbeite in einem kleinen Unternehmen und verdiene minimales Gehalt, das mich gerade noch so über Wasser halten kann. Ich habe ein Studiendarhlen von über dreiunddreißigtausend Dollar, das ich zurückzahlen muss. Ich kann mir kein Kind leisten! Erst recht kein Kind, das ich so nicht wollte." Ich spürte die Tränen, die meinen Augen entweichen wollten. "So eine Scheiße."
Ich atmete tief durch und stellte mich ans Fenster in unserem Wohnzimmer. Mir war klar, dass Susan genau so hilflos wie ich war. Susan war zwar nicht auf dem College und hatte deshalb nicht solche Schulden, aber sie war eine Kellnerin und verdiente auch nicht so viel Geld.
"Ich hab's!"
"Was hast du?", fragte ich verwirrt.
"Du kannst die Klinik verklagen!", sagte sie mit einem strahlenden Grinsen. "Das hier sind die Vereinigten Staaten, also kannst du Millionen kassieren. Cha-Ching, klingelingeling! Da rieseln die Moneten."
Sie hatte Recht, aber ich fühlte mich nicht wohl dabei ein Krankenhaus zu verklagen. Dort gab es Menschen, die wirklich alles dafür gaben das Leben anderer zu retten oder es einfacher zu machen.
"Sag' bloß, dass du gerade an die tollen Ärzte denkst, die anderen Menschen das Leben retten."
Sie kannte mich viel zu gut. "Was soll ich tun, Su?" Ich war verzweifelt.
"Zuerst solltest du einen Tee trinken und dich hinlegen, weil uns diese Aufregung nicht weiter hilft."
"Du hast Recht." Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und ging in die Küche um mir einen Tee aufzusetzen.
"Haben wir Zitronen?", fragte Su.
"Ja, im Kühlschrank."
"Probier' das mal, meine Mom hat mir mal erzählt, dass das gegen Übelkeit hilft." Su kramte noch einige Sekunden herum, während ich das Wasser aufsetzte, bis sie mir einen Eiswürfel unter die Nase hielt.
"Was ist das?"
"Das ist ein Eiswürfel mit ein paar Tropfen Zitrone. Das beruhigt den Magen und hilft gegen die Übelkeit. In den Mund und wie ein Bonbon dran lutschen."
Vorsichtig nahm ich den Eiswürfel zwischen meine Finger und steckte ihn in den Mund. Die paar Tropfen Zitrone waren zu schwach um sie wirklich mitzukriegen, aber der Eiswürfel half tatsächlich ein wenig.
"Und?", fragte Su.
"Es hilft", sagte ich.
"Das ist gut", sagte sie. "Leg' dich hin und ich bringe dir den Tee sobald er fertig ist, okay?"
Ich nickte und ging ins Wohnzimmer um mich aufs Sofa zu legen. Ich wollte mich nicht in mein stilles Zimmer legen, indem ich nur an den heutigen Tag und dessen Ereignisse denken musste. Mir war klar, dass ich darüber nachdenken musste und dass ich eine Lösung finden musste, aber nicht jetzt.
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"Hören Sie mir gut zu! Ich werde sie verklagen, haben Sie mich verstanden?! Sorgen Sie dafür, dass Dr. Murry morgen wieder in der Klinik ist, ansonsten sind Sie die längste Zeit Chefarzt gewesen!"
Sue legte auf und schmiss das Telefon auf das Sofa. Ich hatte ihr das Reden überlassen, weil ich nicht so aggressiv und ernst rüber kommen konnte. "Meine Fresse! Wie kann man nur so unhöflich und arrogant sein?"
Sie fuhr sich durch ihre blonden Haare und lies sich neben mich auf das Sofa fallen.
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