
Prolog
Insel I'îl Vide
Fünfzehnter Sommer des 34. Jahrhunderts
Milan Thana war ein hochgewachsener Mann mit dermaßen üppigen Augenbrauen, dass seine Frau regelmäßig darüber scherzte, ob er überhaupt noch etwas sehen könne.
Auch an diesem Sommerabend antwortete er nichts weiter als: "Ich sehe genau so viel, wie ich sehen muss", und wie jedes Mal stellte sich Sibha auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss.
Er widmete sich wieder akribisch der auf dem Mahagoni-Tisch ausgebreiteten Arbeit und seine Miene verdunkelte sich allmählich. "Die Entwicklungen der Juli-Verhandlungen gefallen mir einfach nicht, Sibha." Die farbige Skizze der Apparatur wollte nicht recht trocknen. Energisch griff er eine Ecke und wedelte unbeholfen mit dem Blatt hin und her. "Jetzt, wo Iqai durch seinen großen Sieg ganz Cahis beansprucht, ist es sicher nicht mehr weit, bis sie auch in Krube oder sogar bei uns in Zends Einzug halten."
Die muskulöse Frau war im Handumdrehen zu ihm geschnellt und hatte sein Handgelenk umfasst. "Sprich bitte leiser", wisperte sie unerwartet sanft und strich eine schwarze Locke aus seiner Stirn. "Solange wir auf I'îl Vide sind, weiß ich nie, wer wirklich alles zuhört. Außerdem ist Kiron eingeschlafen."
Milan senkte die Stimme. Dafür klang sie nun umso dringlicher: "Ich glaube, wir haben einen Fehler gemacht." Er zeigte auf die langsam verlaufenden Farben der Skizze in seiner Hand.
"Sag das nicht. Es war immer dein Traum, aus dem Süden herauszukommen. Und dieses Angebot kam nicht von ungefähr. Nur du kannst diesen Meilenstein verwirklichen. Deshalb haben sie dir diese Möglichkeit gegeben."
Das Papier zitterte in seiner Hand. "Aber was ist, wenn genau das das Problem ist? Wenn ich dieses Ding erfinde... Sind die Menschen bereit dafür, damit umzugehen? Ich glaube, ich habe es unterschätzt... Denk nur nach. Wenn wir mit diesem Apparat jede einzelne Fähigkeit finden und katalogisieren können... So bedeutet das einen unglaublichen Fortschritt unserer Wissenschaft. Aber es bedeutet auch, dass nichts mehr im Verborgenen bleibt." Er rieb sich müde die Augen. "Absolut gar nichts, Sibha."
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