Kapitel 6
Early December, 2016
The Bunker; Lebanon, Kansas
Die Tür quietschte, als die Winchesters zurückkehrten. Ich saß am Tisch, ohne aufzublicken, und aß mein Frühstück bestehend aus Eiern, Schinken und Toast.
»Sind wir heute wieder unseren Drei-Stationen-Weg gelaufen?«, stichelte Dean. »Bett, Kühlschrank, Tisch?«
Ich antwortete nicht.
»Du bist jetzt seit Wochen hier. Wenn du alt und schrumpelig werden könntest, wärst du es wahrscheinlich schon.«
Dean setzte sich auf die Tischkante neben mich und sah mich abwartend an. Ich erwiderte den Blick mit regungsloser Miene. Seufzend nahm er sich eine Scheibe Schinken mit den Händen und aß sie.
»Wir haben 'ne Spur über Luzifer. Willst du -«
»Dean, Alter«, sagte Sam und breitete fassungslos die Arme aus. »Sie will nichts mit Luzifer zu tun haben.«
Dean sah wieder zu mir. »Er ist dein Bruder.«
Abrupt erhob ich mich, so dass der Stuhl unangenehm quietschend über den Boden schabte. »Na, schön, ich komm mit«, sagte ich und hob den Finger, »aber wenn ich noch einmal das B-Wort höre, bring ich dich um.«
Archdiocese, St. Louis, Missouri
Wir erreichten die Erzdiözese des Erzbischofs, dessen Gestalt Luzifer angenommen haben sollte; zumindest spekulierten die Winchesters darauf. Es war ziemlich ruhig. Auch bei Sams Anrufen war niemand rangegangen. Das konnte nichts Gutes bedeuten.
Wir trugen unsere FBI-Sachen, und während Dean die ganze Zeit sprach, stand ich zwischen ihnen im Regen und schwieg. Sam versuchte, zu klingeln, doch diese war kaputt. Also schlug Dean mit der Faust gegen die Tür. Nichts. Wir knackten das Schloss und traten in das dunkle Haus ein.
»Leute, Luzifer ist hier nicht«, sagte ich, als wir unsere Taschenlampen einschalteten.
»Was? Haben du und dein Bruder so einen Woodoo-Zaubertrick auf Lager, mit dem ihr eure Anwesenheit ankündigen könnt?«, fragte Dean belustigt.
Sam und ich warfen ihm einen finsteren Blick zu.
Wir betraten einen Raum, in welchem alle Möbel umgeworfen waren. Mein Lichtkegel fiel auf einen Mann, und wir erkannten, dass er sich noch bewegte.
»Pater«, sagte Dean und lief zu ihm, »was ist passiert?«
»Wir ... wussten, dass etwas faul ist ... Er ...«
»Der Erzbischof?«
Schwach nickte der Mann. »Die Führungskräfte entschieden, das ... intern zu handhaben ... und anzugreifen.«
Dean sah zu uns. »Ein Exorzismus.«
Der Pater konnte nicht mehr antworten, denn da war er bereits tot.
Wir sahen uns weiter um. Überall lagen die Toten, Nonnen, Priester - aufgespießt oder mit gebrochenem Genick. Und dann fanden wir ihn; die tote Hülle des Erzbischofs.
Zurück im Bunker zeigten wir Cas' die Bilder von dem Chaos, was Luzifer hinterlassen hatte.
»Dieses Ausmaß an Gewalt, das ist absolut unnötig«, sagte er.
»Luzifer mag es nicht, wenn man ihn herausfordert«, meinte Sam. »Ich schätze, als die Priester des Erzbischofs herausfanden, dass er besessen war, haben sie es mit einem Exorzismus versucht. Hat wohl nicht funktioniert. Und bevor Luzifer die Stadt verlassen hat, hat er das ganze Personal abgeschlachtet. Wir waren also auf dem richtigen Weg, aber wo steckt er jetzt.«
»Ich weiß es nicht.« Dean stellte eine Tüte Fastfood auf den Tisch. »Wer hat den Friedensnobelpreis gewonnen? Versuchen wir's dort.«
Es war als Scherz gemeint, doch niemand lachte.
Sam setzte sich wieder an seinen Laptop, Castiel sah sich weiter die Bilder an und Dean holte einen Burger aus der Tüte, den er mir hinhielt.
»Nein, danke«, sagte ich.
»Was ist los mit dir?« Genervt ließ er sich auf dem Stuhl neben mir nieder.
»Engel ... essen nicht«, warf Castiel ein.
Verwirrt sah Dean ihn an.
»Sie hat ihre Menschlichkeit verdrängt. Sie ist jetzt wieder ein Nephilim. Deswegen wusste sie, wo Luzifer ist. Ich dachte, ihr wüsstet das.«
»Danke, Cas«, sagte ich sarkastisch und fuhr mir übers Gesicht.
»Ihr wusstet es nicht«, bemerkte der Engel.
»Nein, ganz und gar nicht.« Ernst sah Dean mich an. »Seit wann?«
»Kurz nachdem eure Mutter gekommen war«, gestand ich.
»Wieso, Cat?«
»Weil ich nicht mehr das verleumden wollte, was ich bin!« Ich lehnte mich zurück. »Das kannst du mir nicht vorwerfen.«
»Vielleicht habe ich Mitbestimmungsrecht?«
»Nein, hast du nicht. Das ist mein Leben.«
Verständnislos sah Dean mich an. »Ehrlich jetzt?«
»Dean ...«, sagte Sam nur.
»Nein!« Abrupt erhob er sich. »Ich hab es satt, immer wieder alles gegen den Kopf geworfen bekommen. Ich soll mit der Unsterblichkeit klarkommen? Alles klar! Aber das? Ein Wort, Cat - wäre das zu viel verlangt gewesen?«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er davon.
»Als ob du es nicht geahnt hättest!«, rief ich ihm aufgebracht hinterher. »Idiot ...«
Nach einer halben Stunde kam Dean wieder, ohne mich jedoch anzusehen.
»Hat die Abschirmung des Bunkers versagt?«, fragte Cas, der in einer Zeitung nach Hinweisen zu Luzifern suchte.
»Ich hab sie heruntergefahren. Crowley hat angerufen. Er hat wichtige Neuigkeiten über Luzifer, was auch immer das bedeutet.«
»Warte, warte, warte«, sagte Sam, »also, was? Kann Crowley jetzt einfach so vorbeischauen, wann immer er will? Mir wär's lieber, wenn Crowley weg wäre, und zwar sehr weit weg.«
»Das ist aber nicht sehr freundlich, Föhni«, erklang in diesem Moment die Stimme des Dämons, der einige Meter von mir entfernt erschienen war. »Vor allem, weil ich wieder mal dabei bin, euch beiden die Ärsche zu retten.« Er sah zu mir. »Hallo, Prinzessin. Ärger im Paradies? Ich kann die Anspannung beinahe fühlen.«
Ich erwiderte es nur mit einem finsteren Blick.
»Also, wie ihr wisst, bin ich vorrübergehend eine Persona non grata in meinem eigenen Palast. Noch sind genügend da, die auf mich hören -«
»Erzähl doch einfach die Neuigkeiten ohne das ganze Drama«, sagte Sam genervt.
»Ziehst du dann dieses hässliche Hemd aus? Nein. Und doch ertrage ich dich.« Crowley beugte sich vor, schubste Sam etwas zur Seite und tippte etwas in seinem Laptops.
Fassungslos sah der Winchester ihn an. »Was soll das?«
»Ich hab nachgeforscht, nachdem ich einen Hinweis bekam. Ich glaube, ich kenne die Identität von Luzifers neuster Hülle.«
Dean stöhnte genervt auf. »Du kannst uns viel erzählen.«
Da lachte Crowley triumphierend und drehte uns den Bildschirm zu. »Ladies und Gentlemen, darf ich vorstellen? Jefferson Rooney, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.«
Entsetzt sahen sich die drei Männer an.
»Kitty-Cat, in deinem Gesicht spiegelt sich keinerlei Nervosität und Entsetzen wie bei diesen Jungs hier. Kann es sein, dass du es die ganze Zeit wusstest?« Dieser unterschwellige »Ich weiß mehr als du«-Ton nervte mich bereits jetzt.
»Nein, wusste ich nicht.«
»Also kein Radar von Bruder zu Schwester.«
»Kein Radar, nein.«
»Und wenn, würdest du's uns erzählen?«, stichelte Dean.
Genervt seufzte ich auf. »Sollten wir uns nicht auf wichtigere Dinge konzentrieren?« Ich deutete auf das Bild es Präsidenten.
»Sie hat recht«, sagte Crowley. »Ich werde meine liebende Mutter zurück ins Team holen. Sie weiß sicher einen Spruch, der Luzifer aus diesen Mann holt.« Im nächsten Moment war er verschwunden.
»Auch wenn er Rowena herbringt«, begann Cas, »bleibt das Problem weiterhin bestehen. Luzifer kann in seiner Hülle nicht in den Käfig zurückgebracht werden. Seine Essenz muss extrahiert werden.«
»Ja«, sagte Sam, der kurz weggewesen war, »und Luzifer hat jetzt guten Unterschlupf gefunden. Ich meine, wie sollen wir auch nur in die Nähe des Präsidenten kommen?«
»Nun, es hilft, dass er nicht in D.C. ist«, warf Dean ein, der wie Sam an einem Laptop saß. »Rooney ist gerade auf einen Benefiz-Streifzug durch den mittleren Westen.«
Sam nickte. »Ja, wie es aussieht befindet er sich gerade auf einem Anwesen nicht weit von Indianapolis. Es ist umgeben von Mauern, Secret Service, Militär. Plan B?«
»Er hält verdammt viele Vorträge«, sagte Dean. »Mindestens drei pro Tag. Und am Freitag ist ein Gala-Dinner.«
»Dann hält er sich wenigstens nicht in dieser Villa auf«, stellte Cas fest.
»Ja, bewacht wie der Hope-Diamant.« Sam seufzte. »Plan C?«
Niemand wusste es.
»Ich könnte es versuchen«, sagte ich und alle sahen zu mir, »ich meine, zu ihm zu kommen. Vielleicht lässt er mich passieren.«
»Das ist eine komplett bescheuerte Idee -«, hörte ich Dean noch sagen, doch verschwand ich in diesem Moment bereits.
Forester Anwesen, Präsidentiales Gelände
»Verdammte Scheiße, Luzifer, lass das!«, fuhr ich den Erzengel an, der im Aufzug des Präsidenten in seinem Schlafzimmer stand und triumphierend lächelnd an der Kommode lehnte.
»Was denn?« Er hob ein Glas Whiskey an seine Lippen.
»Warum tötest du unschuldige Menschen?« Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Bist du deswegen hier?«
»Warum sonst sollte ich hier sein?«
»Vielleicht als Ablenkung?«, gab Luzifer zurück. Er hielt mir das Glas hin. »Auch was?«
Ich konnte nicht einmal antworten, da drückte er es mir gegen die Brust und goss sich selbst etwas in ein zweites Glas ein.
»Ich werde übrigens ein Kind bekommen. Du wirst Tante. Aber wahrscheinlich hast du das schon gewusst. Du hast deinen Engel wieder aktiviert. Die freigesetzte Energie war immens. Die Engel im Himmel tanzen schon Samba.«
Ich musterte ihn. »Ein Nephilim ist gefährlich, Luzifer.«
»Wenn ich dich so betrachte, glaube ich das eher nicht.« Er deutete auf mich. »Du kannst heute Nacht gerne hier schlafen.«
»Ich schlafe nicht«, entgegnete ich und trank das Glas in einem Zug aus.
»Ach, wirklich?« Mit einem siegreichen Lächeln sah er mich an. Zunächst dachte ich mir nichts dabei, als mir plötzlich schwindelig wurde. Das Glas fiel mir aus der Hand und zerschellte klirrend auf dem Mamorboden.
»Rowena tat mir in ihrer Gefangenschaft einen kleinen Gefallen und mischte ein paar Kräuter zusammen, die einen Nephilim wie dich für kurze Zeit außer Gefecht bringen können«, erklärte Luzifer, der mich mit einem starken Griff festhielt.
Ich versuchte, etwas zu sagen, doch verließen nur unverständliche Laute meinen Mund. Luzifers Grinsen erschien vor meinem Gesicht, während er mich zu Boden drückte.
»Ich danke dir für deinen Besuch, kleine Schwester, allerdings muss ich mich nun um Wichtiges kümmern. Es gibt da zwei Winchesters, die ich töten muss. Tut mir leid, ich weiß, wie viel sie dir bedeuten.«
Und sein Lachen war das Letzte, was ich hörte, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.
1619 Wörter
Luzifer ist doch ein Arsch :'D
Und Cat und Dean haben sich wieder zerstritten. Immer dasselbe Lied ...
Was, denkt ihr, wird in diesem Buch noch geschehen?
Ich wünsche euch übrigens einen tollen vierten Advent 🎄
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