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Kapitel 4 Teil 1: Schatten

Ein Knall schreckte Munin aus dem Schlaf. Als er es als Geräusch der aufschlagenden Tür identifizierte und Leia erkannte, war sie schon neben seinem Bett und zog ihn am Handgelenk nach oben. Er stolperte gegen sie und wurde dann von ihr mitgezogen.

„Wir müssen sofort hier weg", sagte sie.

Adrenalin trieb die Müdigkeit aus Geist und Gliedern. „Warum? Darf ich mich noch anziehen?"

„Wir müssen sofort hier weg."

Sie steckte ebenso in ihrer Nachtkleidung, die aus einem knielangen, schwarzen Kleid bestand, hatte sich lediglich einen Umhang umgeworfen.

Quesa, der die Kleidung des letzten Tages trug – einen dunkelblauen Pullover und schwarze Jeans – erwartete sie unten und hängte Munin seinen Umhang um die Schultern. „Schnell jetzt."

„Kann mir jemand –?"

„Die Sem veranstalten heute ihr monatliches Festmahl", erklärte Quesa. „Sie erschaffen Albträume, Schatten, um für sie Myssavors Bewohner abzuernten."

„Albträume?"

Wie um ihm eine Antwort zu geben, regte sich etwas an der Wand neben dem Durchgang zum Wohnzimmer. Ein herrenloser Schatten. Zumindest hielt Munin es für einen, bis sich eine schuppige Klaue von der Tapete löste und sich nach ihm streckte.

Leia zog ihn aus dem Haus, Quesa folgte und knallte die Tür hinter sich zu.

Bevor sie vom Garten auf die Straße treten konnten, legte Quesa ihnen je eine Hand auf die Schulter und drückte sie zurück an sich. An ihnen rannten drei Gestalten vorbei. Keine zwei Sekunden später hetzte ein Rudel hinterher. Schattenschwarze Wölfe, nur mit längeren Gliedmaßen, Schnauzen und Zähnen. Anstelle von Fell oder gar Fleisch glänzten dunkle, knotige Stränge im Licht der Kugeln.

„Sollen wir uns aufteilen?", fragte Leia.

Quesas Blick lag lange auf dem Champion der Kan. Dann schüttelte er den Kopf. „Alleine überlebt er die Nacht nicht. Zu dritt sind wir auch nicht auffälliger, als zu zweit. Und wenigstens können wir uns besser verteidigen." In seinem Lächeln hatte sich etwas Grimmiges eingenistet.

Leia zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. „Also wollen wir versuchen, in der Menge unterzugehen?"

Der Kanre wandte den Blick ab und brummte. Es schien nicht seine bevorzugte Vorgehensweise. Dennoch schoben sie sich kurz darauf durch die Stadt, in den tiefen Schatten der engen Seitenstraßen, aber niemals zu dicht an den Wänden.

Ein Heulen hinter ihnen ließ Munin herumfahren. Das Rudel von vorhin oder ein weiteres. Flüssigkeit tropfte aus geöffneten Mäulern.

Mit einem Ruck zog ihn Quesa weiter, zwang ihn in einen Sprint.

Sein Herz klopfte hektisch, seine Atemzüge gingen schnell, waren aber tief und kontrolliert. Ein Schritt, einatmen, ein Schritt, ausatmen. Er rannte nicht gerne davon, wie feige Beute, aber nichtsdestotrotz hatten ihn die letzten Jahrzehnte zu einem ausdauernden Läufer gemacht.

Etwas regte sich zu seiner Rechten, auf dem Boden.

Quesa bog nach links ab und zerrte Munin hinterher, was ihm ein unwilliges Zischen entlockte. Das Zischen wurde zu einem Knurren. Kurzentschlossen wirbelte er herum, schlitterte über den Grund und legte seine gesamte Kraft in einen Windstoß. Die vordersten Wölfe wurden getroffen und gegen ihre hinteren Rudelmitglieder geschleudert, purzelten in einem durcheinander aus Gliedmaßen mehrere Meter zurück und kollidierten mit Hauswänden.
Ein schlechtes Ergebnis angesichts des Aufwands.
Als er sich umdrehte, sah er Quesa am Eingang zu einer Seitenstraße auf ihn warten, Mimik unlesbar. Munin rannte zu ihm und mit unverminderter Geschwindigkeit ging es weiter durch die Gassen, auf das Herz der Stadt zu, wo die Gebäude höher in den Himmel wuchsen.

Ein Schatten huschte aus einem überwucherten Gartentorbogen und kollidierte mit Munin. Nur dank Quesa hielt er sich auf den Beinen, während der fremde Kanre auf dem Boden landete. Ob er wieder aufstand, blieb unklar, nachdem sie in eine weitere Gasse eingebogen waren.

In einer schmalen Straße stoppten Leia und Quesa wie auf ein unhörbares Kommando hin. Munin bekam es erst mit, als Quesa ihn am Handgelenk zurückriss und er mit dem Rücken gegen die Wand prallte. Ein Summen erfüllte die Nacht, die roten Leuchtkugeln flackerten. Weiterhin zwang er sich zu einer ruhigen Atmung.

Durch den Umhang spürte er den Stein hinter sich nicht, aber unter seinen Händen war die Wand lauwarm und glitschig. Er trat einen Schritt vor und warf auch dieser immer wieder Blicke zu.

Schatten huschten am Ausgang der Gasse vorbei.

Das Keuchen ihrer Gruppe erschien in der Stille zu laut. Langsam sickerte der Schmerz in Munins Fußsohlen zu ihm durch – ohne Schutz hatte sich der Dreck auf den Straßen nur zu gerne hineingebohrt.

Ein Stöhnen ließ ihn zusammenzucken. Links regte sich etwas auf dem Boden. Hob den Kopf. Es war unmöglich zu sagen, ob die Person auf dem Straßenpflaster männlich oder weiblich war. Sie bestand nur noch aus Haut und Knochen und Hunger. Von Letzterem angetrieben schob sie sich mit einem Arm weiter auf sie zu. Stöhnte dabei und brabbelte vor sich hin. So am Boden war er selbst noch nie gewesen, aber nah genug dran. Eine Mischung aus Mitleid und Entschlossenheit braute sich in ihm zusammen.

„Warte", zischte Quesa.

Doch da materialisierte sich schon Munins Dolch in seiner Hand. Die Zeit hielt an. Zumindest wirkte der Wolf, der am Gasseneingang vorbeiflitzte, mitten in seinem Trab in der Luft erstarrt. Dann reckte er die Schnauze in die Höhe und sah Munin direkt an.
Natürlich sind sie Energiesensibel.
„Fuck." Jedes zusätzliche Wort erstarb auf seinen Lippen, als seine Zähne durch Quesas Ruck an seinem Handgelenk zusammenschlugen.

Erst rannten sie zu dritt eine Hauptader der Stadt entlang, doch bald trieb das Rudel weitere Kanre vor sich her.
Immer mehr Wölfe strömten aus Straßenöffnungen, Haustüren und Fenstern, einer schwarzen Welle gleich, die sie überrollen und in sich aufnehmen würde.
Hinter ihm hörte er Schreie. Um Hilfe flehend. Aus Schmerz geboren.
Unter ‚in der Menge untergehen' hatte sich Munin etwas anderes vorgestellt.

Quesa zog ihn in eine abgehende Straße und durch das Tor eines Gebäudes. Munins Füße trafen auf weichen Teppichboden. Wie ein Hürdenläufer sprang er über Stühle und schlitterte über Tische, von denen Karten und Jetons regneten. Die Wolfswelle floss gebremst in den Raum, aber einzelne Tiere schnappten immer wieder nach seinen Fersen. Aus den Augenwinkeln sah er geschmeidige Körper, die den Hindernissen auswischen. Etwas flog auf ihn zu. Er ließ sich zu Boden fallen und rutschte auf den Unterbau eines Tisches zu. Ein Luftstoß riss das Möbel aus der Verankerung und schleuderte es über Munin hinweg gegen den sich im Sprung befindenden Wolf. Mehrmals prallte es auf dem Boden auf und zerquetschte Schatten.

Der Ausgang auf der anderen Seite entließ sie zurück auf die Straße und Munin wagte es zu hoffen, die Nacht in einem annehmbaren Zustand überstehen zu können.

Jegliche Hoffnung zersplitterte in einer künstlichen Sackgasse. Am gegenüberliegenden Ende der Straße zeichnete sich eine drei Meter große Gestalt ab. Je näher sie kam, desto mehr Details gab die Finsternis preis. Ein flacher Kopf mit tief eingesunkenen Augen. Ein Wurzelgeflecht anstelle von Fleisch. Struppige Fellbüschel. Zu lange Gliedmaßen. Klingenartige Klauen.

Diesmal musste ihn keiner darauf aufmerksam machen, anzuhalten.

„Hat irgendjemand irgendwelche guten Ideen?", fragte Leia in die Runde.

Munin blickte zu Quesa, der an ihm vorbei zu Boden starrte. „Das sind keine Wesen aus Fleisch und Blut. Ich kann nichts tun." Der gepresste Ton ließ erahnen, dass es hinter dem Schleier seines Lächelns brodelte.

Die Kanre stellte sich seitlich und streckte die Arme aus, Handflächen jeweils in Richtung eines Gassenausgangs zeigend. Ein Luftschild entstand, gegen den die Schatten brandeten. Nicht nur musste dieser den Schlägen standhalten, die Monster absorbierten mit jeder Berührung Leias Aura.

„Dann revanchiere ich mich mal für eure Gastfreundschaft." Munin hob die Arme ebenso, seine Handflächen jeweils in Richtung eines Feindes zeigend, in Richtung des Riesen und der Wolfswelle.

Die Umgebung war so unnachgiebig wie die vorherigen Male, in denen er seine Kräfte eingesetzt hatte, weswegen er dieses Mal tief in sich hineinfühlte und mit einem Ruck alle Schotten öffnete. Sein stärkster Angriff, der ein Damoklesschwert über seinem Haupt erscheinen ließ. Ein Angriff, der vernichtenden Überanstrengung zum Trotz.

Nicht vorhergesehen hatte er den reißenden Aurastrom, der alle über die Jahre angefertigten Gräben sprengte und über jedwedes Ufer trat. Diese Energiemenge wurde in einem Sekundenbruchteil unkontrollierbar, versetzte ihn in seine Zeit als Lehrling zurück. Hitze entstand in seinem gesamten Körper, floss in zwei Richtungen: zu seinen Händen. Gleißende Strahlen verbrannten den Schattenriesen, das Wolfsrudel und seine Hände. Agonie prallte wie ein Zug gegen seine Schädeldecke. Sein Mund war offen, aber er wusste nicht, ob er schrie. Das letzte, das er sah, waren Knochen, verkohlte Reste und blutige Fetzen. Dann kippte er um.


Munins Zunge klebte an seinem Gaumen, fühlte sich an wie ein riesiger, trockener Schwamm. Es war der Geschmack von Erbrochenem in seinem Mund, der ihn aufweckte und zum Würgen brachte. Er krallte eine Hand in sein Hemd und presste die andere gegen seine Lippen, bis Speichel das Aroma dämpfte und die Übelkeit ihr hässliches Haupt senkte. Dann hob er seine Hand und drehte sie vor seinem Gesicht. Sein Blick glitt über fünf Finger, schwielig, von einem roten Narbennetz überzogen, aber intakt.

„Hier."

Munin zuckte herum, sah sich mit einem Becher Flüssigkeit konfrontiert. Er befand sich in Leias Hand, die wiederum auf einem Stuhl am Kopfende der Couch saß. 

Die Kanre schwenkte das Gefäß, sodass der klare Inhalt gegen die Wände schwappte. „Trink."

„Dahhh..." Es hätte ein Dank werden sollen, aber seiner trockenen Kehle entrang sich nur ein Röcheln. Er ergriff den Becher und kippte das Wasser hinunter, verfolgte den Weg der Kühle bis in seinen Magen. Leia hielt ihm sogleich ein anderes Gefäß unter die Nase und, nachdem er das geleert hatte, ein drittes.
„Danke, Leia."

„Schon gut. In solchen Situationen wird mir immer klar, wie bescheuert diese Wasserlimitierung ist. Ich meine, was ist, wenn es mal brennen sollte, hm? Gut, Feuer wird hier auch nicht gestattet, aber trotzdem ist das ..." Sie unterbrach sich und konzentrierte sich wieder auf ihn. „Geht es dir gut? Ist mit deinen Händen alles in Ordnung?"

Munin stemmte sich in eine sitzende Position. Langsamer, als der Raum zu schwanken begann. „Ich habe meinen Körper etwas überanstrengt, aber die Nachwirkungen sollten bald vergehen. Und meine Hände ..." Er drehte sie im warmen Licht des Rings aus Leuchtkugeln über ihnen, ballte sie zu Fäusten und entspannte sie wieder, dehnte sie und jeden Finger einzeln. Für eine Sekunde blitzten die kläglichen Überreste seiner Hände vor seinem inneren Auge auf. „Mit denen sollte auch alles in Ordnung sein, zumindest auf den ersten Blick. Vor welchem begabten Arzt muss ich dafür auf die Knie fallen? Das muss ein Vermögen gekostet haben."

„Oh." Sie lehnte sich kichernd zurück und winkte ab. „Quesa wird dir nichts berechnen. Aber vielleicht freut er sich über das Kompliment."

Seinem Mund entwich ein sanfteres: „Oh." Er räusperte sich. „Wo ist er? Geht es ihm gut? Geht es dir gut?"

„Schön, dass du schlussendlich auch an mich denkst, Kleiner." Sie legte ihre Hände auf ihr Herz. „Uns geht es gut, dank dir. Quesa ist im Musikzimmer." Lächelnd klopfte sie ihm auf die Schulter, bevor sie den Raum verließ. „Wenn du etwas brauchst, sag Bescheid."

Munin drückte sich in die Höhe, packte die Sofalehne, atmete durch und wankte an den Wänden entlang in das Zimmer, das der Kanre für sich beanspruchte. Die Tür war offen, aber Munins Fingerknöchel klopften dennoch gegen den Türrahmen. Quesa stand ungerührt mit dem Rücken zu ihm am Fenster.

„Ich wollte mich b..."

„Das war unfassbar dumm von dir", zischte der Kanre.

Alle Zaghaftigkeit verschwand aus seinem Tonfall. „Das war nicht geplant! Und immerhin habe ich –"

Quesa fuhr herum. „Du hättest sterben können!" Seine Stimme brach beim letzten Wort und er sah zur Seite. Ein tiefer Atemzug erschütterte seine Schultern. „Du hättest sterben können", wisperte er. „Es sind schon so viele gestorben."

Der Schmerz des Kanre traf ihn unvorbereitet. Neda schätzten Stärke, Effizienz und den Fokus auf das Fortbestehen des höheren Volkes. Die Erfüllung der Pflicht stand ganz oben, der Tod von einzelnen, vor allem vom einfachen Volk, spielte keine Rolle. Er trat zu Quesa. „Ich weiß nicht, was schiefgelaufen ist." Auch seiner Stimme fehlte jetzt jegliche Kraft, aber er versuchte sich an einem kleinen Lächeln. „Danke, dass du meine Hände gerettet hast." Er hob sie und wackelte mit den Fingern. „Das ist eine Meisterleistung."

„Ich glaube, ich habe irgendetwas von ‚knien' gehört", sinnierte Quesa.

Munin lachte auf. „Na, wenn dich das aus dieser trübsinnigen Stimmung holt." Er machte Anstalten, sich hinzuknien, wurde aber von einem Griff um seinen Arm gestoppt.

Mit seinem speziellen Grinsen im Gesicht schüttelte der Kanre den Kopf. „Heilung ist eines meiner Fachgebiete. Nichts Beeindruckendes, Liebling. Geh und ruh dich noch etwas aus. Dann untersuchen wir, was ‚schiefgelaufen ist'. Bis morgen." Damit wandte er sich wieder dem Fenster zu. Dahinter nichts als rötliche Dunkelheit.

Der Herr des Hauses hatte ihn entlassen. Munin schnaubte. „Bis morgen, Sonnenschein."
Er versuchte erst gar nicht, die Treppe hochzukraxeln, sondern zog sich ins Sofazimmer auf eines der Sofas zurück. Das Liegemöbel war zum Fenster hin ausgerichtet und wie Quesa starrte er in das Zwielicht.

Immer noch trug er seine Schlafklamotten, ein graues T-Shirt und graue Stoffhosen, und einen Umhang. Dort, wo der fremde Kanre ihn auf der Flucht durch die Stadt angerempelt hatte, war ein dunkler Fleck auf dem Stoff. Blut.

Seine Gedanken wanderten zu Avas Angebot.

Früher oder später würde Myssavor zu seinem Grab werden. Und selbst wenn er Jahre überleben sollte, wäre es verschwendete Zeit. Hier würde er nichts ausrichten können. Er hatte viele Leben genommen, um sein Ziel zu erreichen. Sechs weitere Leben musste er zerstören, dann könnte er diesem Taschenuniversum entkommen und sich den Sem erneut entgegenstellen. Oder den Rest seines Lebens genießen. Er schloss die Augen. Doch die Gedanken zerrten in der Finsternis seines Geistes nur mehr an ihm, wirbelten ihn in einem Strudel nur immer weiter nach unten.

Das Schellen der Türglocke rettete ihn vor dem Ertrinken. Als er die Augen öffnete, verschwand etwas aus seinem Sichtfeld. Es ging so schnell, dass er nicht sagen konnte, ob es eine Spiegelung auf der Scheibe war oder etwas im Garten dahinter. Nur, dass etwas nicht mehr da war, dass vorher Platz eingenommen hatte.

Die Haustür wurde geöffnet.

„Oh, was für eine Über...", begann Quesa aufgesetzt fröhlich.

„Wo ist er?" Das war eine tiefe, raue Stimme, die das fragte. Irgendwo hatte Munin sie schon einmal gehört.

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