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Kapitel 1 Teil 2: Fallen

Munin folgte Jaleia, vorbei an kathedralenartigen Gebilden, schwarz und klobig. Mit Ornamenten verzierte Festungen, die trotz ihrer Größe keinen Schatten spendeten. Seine Augen glitten über mächtige Säulen, filigrane Pilaster, Türmchen, Giebel und Figuren, die Mensch-Tier-Mischwesen darstellten. Jede Statue war einzigartig, mal mehr Mensch, klauenbewehrt und flugfähig, mal mehr Tier. Über ihm fauchte eine Wildkatze mit menschlichem Gesicht, bereit zum Sprung. Alle starrten sie den Betrachter zornig an. Lebensecht. Und hungrig.

Munin leckte sich über die Lippen, trocknete abermals mit dem Ärmel seine Stirn.

Wenn er lebendige Gestalten sah, dann vermehrt welche in sommerlich kurze Kleidung und rote Kapuzenumhänge gehüllt, mit eiligen Schritten ihrem Ziel entgegenstrebend. Manche sahen aus wie Menschen, andere stellten die Hörner, Zähne und Klauen der Neda zur Schau. Ein paar Blicke hatte er auf sich gespürt, unauffällig wie sanfte Berührungen, aber präzise. Abschätzend. Schläfe, Kehle, Herz, Leiste, Knie. Müde wie er aussah, fiel er eher in die Kategorie ‚Beute'. Doch sollte ihn jemand angreifen, derjenige würde seine Fehleinschätzung zu spüren bekommen.

Gerade liefen sie noch langsam durch die labyrinthartigen Straßen, da schossen zwei Schatten an ihnen vorbei. Jaleia vor ihm packte Munin, zog ihn weiter, links, rechts, wieder links, zu einem großen runden Platz mit einem trockenen Brunnen, neben dem sich nun die beiden Figuren gegenüberstanden. Eine war zierlich, mit gebräunter Haut, kurzen schwarzen Haaren und einem schmalen, süffisanten Grinsen. Der andere Mann war kräftig, ebenso schwarzhaarig und im Gesicht rot vor Zorn. Er sah aus, als wollte er dem Zierlichen am liebsten den Schädel einschlagen. Was seine gewaltige Streitaxt definitiv bewerkstelligen konnte.

Der Zierliche kauerte zum Sprung bereit, mit einer langen, schwarz funkelnden Klinge in einer Hand.

„Therius", grüßte Jaleia, hob ihre Hand und wackelte mit den Fingern.

Beide Köpfe zuckten herum. Und Munin bemerkte die feurig rot glimmenden Augen des Kleineren. Die spitzen Zähne. Die klauenartigen schwarzen Nägel. Und dann veränderte sich seine Gestalt und er erschien durch und durch menschlich. Nur das Grinsen offenbarte weiterhin Raubtierfänge.

„Leia!", grüßte der Zierliche, Therius, zurück. „Was für eine Freude!" Überheblich wandte er sich an den Kräftigen. „Tja, ich schätze, wir müssen das irgendwann anders klären, Kel."

Kel warf einen mürrischen Blick auf Jaleia, dann stapfte er brummend davon.

„Wie lange ist das her?", fragte Therius, während er näher schlenderte, um ihr einen Handkuss zu geben. „Ein paar Jahre?"

Sie verschränkte die Arme, hob die Brauen und sah auf ihn herab. „Fünf Jahre. Glaube ich."

„Ah, wie doch die Zeit vergeht ... Was führt dich hierher, ins Herz der Stadt? Und wer ist das?" Jetzt lag seine geballte Aufmerksamkeit auf dem Ex-Champion.

Der deutete eine kleine Verbeugung an. „Munin. Frisch eingetroffen."

„Ah, Frischfleisch? Sehr gut. Ich meine: Mein Beileid." Seine Nasenflügel bebten, er leckte sich mit der Zunge über die Fangzähne. „Interessanter Geruch. Hat eine Note, die mir bekannt vorkommt."

Der kurze Sprint hatte seine Schweißproduktion noch einmal angekurbelt. „Verzeihung, ich kam ein Weilchen nicht zum Duschen", entgegnete er trocken.

„Oho, behalt dir deinen Witz." Kichernd wandte er sich ab. „Man sieht sich."

„Therius", rief Leia ihm hinterher und stemmte die Hände in die Hüften, „du hast es immer so eilig. Als gäbe es hier etwas zu verpassen!"

„Die Rattenkämpfe um Mitte, ich will noch ein paar Wetten platzieren", erklärte er über die Schulter.

Ihre Mundwinkel zuckten nach unten. „Ugh, das ist eine furchtbare Beschäftigung. Eine Nachricht für Perret. Sag ihm, er soll seinen Job machen."

Therius drehte sich im Kreis und verbeugte sich dabei. „Geht klar."

„Die Neda hier ... sind alle Kanre?", hakte Munin nach.

Sie kippte den Kopf zur Seite, um ihn aus dem Augenwinkel anzusehen, ohne sich von Therius abzuwenden. „Richtig, Kleiner. Zumindest 99%." Ihr Blick wanderte wieder in Therius' Richtung, bevor sie rief: „Und noch was: Nächstes Mal musst du nicht so ein großes Theater veranstalten, nur um meine Aufmerksamkeit zu erregen."

Therius zwinkerte ihr zu.

Bevor Munin weiterfragen konnte, war Leia schon an ihm vorbeigerauscht.

Seine Gastgeberin blieb erst einige Straßen später vor einer weitläufigen Villa wieder stehen. Ein rechteckiger Klotz mit links einem rechteckigen und rechts einem runden vorgelagerten Türmchen. Der schwarze Putz bröckelte an mehreren Stellen ab und offenbarte nur mehr Schwarz. Fensterläden, wenn noch vorhanden, hingen schief in den Angeln und die Fenster an sich waren blind vor Dreck. Verdorrtes Gestrüpp verwandelte den Garten in einen traurigen Dschungel.

„Hätte er gewusst, dass er einen Gast empfangen würde, hätte er bestimmt ... aufgeräumt." Mit leicht schief gelegtem Kopf betrachtete sie das Haus.

„Ich bezweifle, dass bloßes Aufräumen noch etwas bringen würde", erwiderte er.

„Vielleicht hast du recht ..." Mit den Schultern zuckend setzte sie ihren Weg über gesprungene Fliesen fort, öffnete die Haustür und winkte ihn ins Innere.

Beim Überschreiten der Schwelle breitete sich das warme Honiggefühl, das sich in Munins Geist festgesetzt hatte, über seinen ganzen Körper aus. Ein Gefühl der Sicherheit. Angenehm. Wenn es nicht so fremdartig wäre und gegen seine Erfahrungen der Jahrzehnte gehen würde. Ihm stellten sich die Nackenhaare auf.

„Wir sind dahaa", trällerte Leia, während sie ihre Jacke abstreifte und über eine Büste schmiss, die auf einem runden Tischchen die Tür im Blick behielt. „Quesa? Wo steckst du?"

„Hier!", kam die Antwort aus einem der Zimmer, die von der Eingangshalle abgingen.

Jaleia schob Munin weiter, in einen Raum mit drei Sofas, jeweils eines in Gelb, Grün und Lila, und diversen bunten Sitzkissen auf dem orangenen Teppich.
Ein Stirnrunzeln trat auf Munins Gesicht.

Ausgestreckt auf dem lila Sofa lag ein, offenbar farbenblinder, Mann, der sich bei ihrem Eintreten auf die Seite drehte und seinen Kopf auf die Hand abstützte. Grausilbrige Haare flossen ihm über die Schultern und bildeten einen See auf dem lila Stoff. Seine Lider hingen herab und dunkle Augenringe zeichneten die weiße Haut, aber die blauen Augen blitzten aufmerksam. Ein zu breites Lächeln teilte das Gesicht. „Guten Tag." Seine Iriden zuckten zu Jaleia. „Ich hatte heute nicht mit Gästen gerechnet."

„Ach tatsächlich? Na ja, er ist nicht einfach nur dein Gast, er ist dein neuer Mitbewohner." Sie strahlte auf ihn herab. Munin war sich nicht sicher, ob er etwas Gehässigkeit in ihrem Lächeln sah. „Herzlichen Glückwunsch!", schob sie hinterher.

Eine Weile lächelten sie sich stumm an. Mittlerweile war auch ein Lächeln auf Munins Lippen gelandet, wenngleich eines geboren aus Unwohlsein. Erschreckend leicht hatte er Leia sein Vertrauen geschenkt, war ihr bereitwillig gefolgt. Hatte nicht einmal versucht, sich den Weg einzuprägen. Dumm. Leichtsinnig. Wie ein unbeholfenes Kind. Wie Beute. Er war zu alt, so leicht auf Empfindungsmanipulation hereinzufallen.

„Ich glaube nicht, Leia."

„Ich glaube doch, Quesa. Er ist neu hier. Er braucht Schutz und ein Dach über dem Kopf. Ich kann bleiben und helfen, aber du wälzt das nicht einfach auf mich ab."

„Aber, meine Liebe, schau mal, ich bin kein Kindermädchen."

Munin räusperte sich. „Ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen. Ich brauche niemandes Schutz. Oder ein Kindermädchen. Ich werde ein Gasthaus aufsuchen – vielleicht könnten Sie mir eines empfehlen? Und dann zusehen, wie ich nach Rotfluss komme."

Sein Gegenüber auf der Couch blinzelte ein paarmal und seine Brauen schoben sich irritiert zusammen, dann erst ruckte sein Kopf zu ihm herum und sein Lächeln wurde breiter. „Weißt du, was das hier für ein Ort ist?"

„Myssavor?", gab Munin wieder, was er gelernt hatte.

„Und weiter? Sem und Kan sind dir ein Begriff, oder?"

„Natürlich. Ist das hier so etwas, wie eine Rebellenstadt oder –?"

Quesa wedelte ungeduldig mit einer Hand und grinste, als hätte Munin einen besonders derben Scherz gemacht. „Myssavor ist eine Taschendimension. Die Sem pferchen die Kanre hier zusammen. Erfreuen sich daran, wie sie sich aus Verzweiflung und Verbitterung gegenseitig aussaugen. Und bedienen sich selbst hin und wieder an dem reichhaltigen Aurenbuffet. Myssavor wurde von den Sem nur aus einem Grund errichtet." Er machte eine Pause und hob einen Zeigefinger. „Als Gefängnis und Strafe für ihre Feinde, um sie so lange zu quälen, bis sie den Verstand verlieren. Über die Jahrhunderte hat schon fast jeder versucht, zu fliehen. Und jeder einzelne ist gescheitert."

„Das kann man auch weitaus weniger theatralisch erklären", murmelte Leia.

Munin atmete geräuschvoll aus. Die falschen Götter wollten ihn nicht zur Ruhe kommen lassen, sie wollten ihn nur weiter verspotten. Deswegen war er hier. „Wundervoll. Natürlich. Klingt wie der krönende Abschluss meines Lebens."

„Was hast du getan, um diese Strafe zu verdienen?", fragte Quesa. „Warum schicken die Sem einen Menschen hierher, Schätzchen?"

Das Stirnrunzeln kehrte bei dem Kosewort zurück, aber Munin konzentrierte sich auf das wichtigere. „Ich bin kein Men..."

„Ich finde Lügen sehr ermüdend."

„Ist schon okay, Quesa weiß es sowieso", meinte Leia, als würde er ihre beruhigenden Worte brauchen.

Munin richtete sich zu seiner vollen Größe auf und fokussierte Quesa von oben herab. „Ich wurde von den vier auf der Welt noch existierenden Kan ausgebildet, sie machten mich zu einem schwächeren Kanre. Einem Kanrere, wie sie mich scherzhaft bezeichneten. Zu ihrer Klinge, geschmiedet, um die Sem zu stürzen. Reicht das als Erklärung?"

Für einen Wimpernschlag zuckten Quesas Mundwinkel. Unmut ausdrückend. In einer fließenden Bewegung war er auf den Beinen, sein Gesicht nur Zentimeter von Munins entfernt. Ein herber, leicht moderiger Geruch stieg in Munins Nase. Die blauen Augen Quesas schienen jedes Detail in ihren unergründlichen Tiefen aufnehmen zu wollen.
Leicht lehnte sich der Kanre zurück. In dem schlabberigen Hoodie, der ihm über die Oberschenkel reichte, und den schwarzen Stoffhosen gab er keine sehr beeindruckende Gestalt ab. „Na gut, Er kann bleiben. Fürs erste."

„Ich –"

„Dann wäre das ja geklärt." Quesa steuerte auf die Tür des Wohnzimmers zu.

Munin folgte ihm, in dem Willen, nicht nur das Wohnzimmer, sondern die ganze Villa zu verlassen „Es ist äußerst freundlich –"

Hinter dem Türrahmen hielt Quesa inne und sah über die Schulter. „Wenn du irgendetwas verändern willst: bitte. Fühl dich einfach wie zu Hause. Sieh dir alles an. Nimm dir irgendein Zimmer. Mach in diesem Haus, was du willst. Wenn ich zum Schlafen komme, tue ich das meistens auf der Couch im Musikzimmer."

Sein Rücken strich über den Rahmen, als er sich an Quesa vorbeischob und die Haustür ansteuerte. „Freundlich. Aber das Ganze geht mir doch –" Ein Zentimeter trennte seine Hand von der Klinke, da wurde er am linken Arm zurückgezogen und herumgewirbelt.

Perlweiße Zähne blitzten auf. „Ohne Leia oder mich setzt du keinen Fuß vor die Haustür. Du bleibst in unserer Nähe, Schätzchen. Immer. Verstanden?"

„Besteht die Chance –"

„Nein."

„ – dass ich auch einmal einen Satz –"

„Wozu?"

„ – zu Ende bringen darf?"

„Wozu?", wiederholte Quesa und schnaubte. „Solange deine Sätze sich um das Ablehnen meines Angebots drehen, besteht dafür keine Notwendigkeit. Entweder du bleibst und überlebst oder du gehst und wirst so lange ausgesaugt, bis nur noch eine schwache Hülle zurückbleibt."

„Wirklich äußerst reizend, dass Sie sich solche Gedanken um mich machen. Aber ich komme schon zurecht, ich bin nicht wehrlos."

Mit einem Schritt stand der Kanre dichter vor ihm und stieß ihm bei jedem Wort den Zeigefinger gegen den Brustkorb. „Ohne. Begleitung. Gehst. Du. Nirgendwohin."

Munin verengte die Augen und schlug die Hand weg. „Ich bin also ein Gefangener?"

„Nicht doch", entgegnete Quesa und blinzelte wiederholt, als hätte ihn die Frage überrascht. „Wir bieten dir lediglich Schutz. Nicht alle Leute hier haben ihren gesamten Anstand verloren."

Er verschränkte die Arme. „Okay. Wieso sollte ich euch beiden vertrauen? Ich kenne euch nicht. Ihr kennt mich nicht."

„Weil du längst tot wärst, wenn wir dir böses wollten, Schätzchen. Du solltest den Vertrauensvorschuss zu schätzen wissen."

Munin hielt eine Erwiderung zurück und auch die Magie, die sich in seinen Fäusten sammelte. Sobald sich eine Möglichkeit bot, würde er verschwinden. Und falls sie vorher etwas versuchen, sind sie tot. Er war keine Beute. Und er war nicht dumm: Er erkannte eine Falle, spätestens, wenn er in sie hineinlief. Ein tiefer Atemzug füllte seine Lunge, dann stieß er die Luft aus. „In Ordnung. Etwas Starthilfe sollte ich nicht ablehnen. Ich gebe dem ganzen hier eine Chance."

Quesa fixierte ihn weiter, Mimik durch das Dauerlächeln unlesbar. Dann fuhr er herum und stolzierte davon, eine Treppe nach oben.

„Tut mir leid", murmelte Leia und drückte ihm wie als zusätzliche Entschuldigung ein nicht ganz gefülltes Glas Wasser in die Hand, „Quesa hat nicht oft Gäste ... oder viele Freunde und scheint etwas eingerostet, was normale Interaktionen betrifft."

Brummend nippte er an dem Wasser und kippte es dann ganz herunter. 

Er bewegte sich durch die Vorhalle und spähte in die angrenzenden Räume. 

Eine Küche ohne Tür, aber mit gechecktem Steinquaderboden und gesprungener Marmortischtheke in der Mitte. Nicht für Menschen gemacht, sondern für Magienutzer, wenn man sich die Steinschale besah, die statt eines Herdes eingebaut worden war. Munin blickte nach oben: Anstelle elektrischer Lampen schwebten runde Kugeln in der Luft. Das Badezimmer bot eine hässliche, fleckige Tapete mit Rankenmuster, eine ebenerdige Dusche und eine große Wanne auf Goldfüßen. Dagegen war das weiße Musikzimmer mit verstaubtem Klavier, gelbstichiger Couch und Streichinstrumenten in Vitrinen eine Wohltat für die Augen. 

Die weiße Holztreppe nach oben fand sich eine Bibliothek mit riesigen Deckenfenstern. Sobald Munin sie betrat, verkrümelte sich Quesa wortlos, aber lächelnd. In den Kirschholzregalen sammelten nur vereinzelt Bücher Staub, dafür standen Gemälde und Porträts herum. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte einen leeren Pool. Es gab noch ein weiteres Badezimmer. Und ein großes und zwei kleine Schlafzimmer, jeweils mit einem alles dominierenden Himmelbett und einer Blumentapete in unterschiedlichem Stadium der Auflösung. Es war eine traurige Villa, vernachlässigt, gerade so am Leben gehalten. Im Laufe seiner Existenz hatte er allerdings schon weitaus schlechter gehaust.

Er entschied sich für das hinterste und kleinste Schlafzimmer, in dem sich die Tapete fast ganz von der Wand verabschiedet hatte. Munin ließ sich auf der Fensterbank nieder, wischte mit der Linken über die schmutzige Scheibe. Dahinter hatte man einen netten Ausblick auf die tiefer stehenden Steinbehausungen ringsherum, alle mit einer zweiten Etage und einem Dachboden mit schmalen Giebelfenstern, alle in verschiedenen Schwarztönen, alle mit viereckig oder rund gearteten Türmchenauswüchsen mit spitzen Dächschen. Neda drückten gerne allem ihren altertümlichen Stempel auf.

„Soweit alles zu deiner Zufriedenheit, Liebling?"

Innerhalb eines Sekundenbruchteils war Munin auf den Beinen, einen Dolch nur einen Millimeter vom Hals seines Gegenübers entfernt. Dieser hatte nicht einmal geblinzelt. Im Gegenteil breitete sich wieder dieses breite Grinsen in seinem Gesicht aus.

Die Klinge löste sich in einem türkisenen Lichtblitz auf. Der schmutzig blaue Touch ließ ihn die Stirn runzeln.

„Niedlich", kommentierte der Kanre. „Du hast gute Reflexe, aber du bist unaufmerksam. Unaufmerksamkeit ist hier ... nun, es fördert nicht dein Wohlergehen."

„Ich habe keine Angst vor dem Tod." Munin hob das Kinn. „Und hättest du mich angegriffen, hätte ich rechtzeitig reagiert, keine Sorge."

Quesas Blick bohrte sich in seine Augen. „Lügner. Aber es gibt sowieso schlimmere Dinge als den Tod. Vor allem in einer Stadt voller hungriger Neda."

„Das weiß ich. Auch davor habe ich keine Angst. Ich habe genug überstanden –"

„Lügner", säuselte er erneut. „Und, genug überstanden? Weißt du, das hat jeder hier. Einige hier haben so ihre Methoden, nun, deinem Leben noch etwas an Lebensqualität zu nehmen. Bewohner dieser Stadt zu sein ist eine Strafe. Und jeder hier ist die ausführende Gewalt, die diese vollstreckt."

Aufmerksam erwiderte er den amüsierten Blick. „Und du, Sonnenschein? Wie passt du in das Bild dieser Stadt? Oder bist du einfach der gute Samariter dieses Ortes?"

„Ich wüsste nicht, was dich das anginge, Liebling", gurrte er zurück. Für einen Moment verdüsterte sich sein Blick, dann fuhr er herum und verschwand aus der Tür.

„Quesa", rief er ihm hinterher, „wenn es genehm ist, würde ich mich hier einquartieren."

Seine Hand wedelte durch die Luft, zurückblicken tat er nicht. „Ja, ja, ich sagte doch, mach was du willst."

Erst im Nachhinein fiel ihm eine bessere Frage ein: Was hatte er hier überhaupt gewollt oder war es ihm nur darum gegangen, sich anzuschleichen?

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