Intermedium 3.1
Die graue Decke hing tief, ihre Falten – Wolken – wurden vom Wind unnachgiebig vorwärtsgetrieben.
Munin stand am Rand einer Klippe, die vier Kan neben ihm.
Im Tal reihten sich längliche Gebilde aneinander. In den gläsernen wuchsen Bäume, Sträucher und Pflanzen. Fein säuberliche Reihen oder ganze, goldene Felder. Er wusste, dass er in den steinernen Gebäuden mit angrenzenden Weiden Tiere vorfinden würde. Und überall wuselten Menschen herum. Wie Ameisen.
Beruhige dich.
Munin schluckte, hörte auf, an der Nagelhaut seines Daumens zu knibbeln.
Es ist notwendig. Munin. Wenn sie nicht herausfinden, wie man ein Portal nach Astraka öffnet, werden wir die Neda niemals los.
Die Kan regten sich kaum. Vielleicht runzelte sich Rohs Stirn leicht, vielleicht zuckten Sats Finger. War es Aufregung?
Eine Windböe riss an Munins Haaren, sein Blick glitt zurück ins Tal.
Alles erschien normal. Fast sah er sich selbst unter den Arbeitern. Sich, seinen Bruder, seine Mutter.
Dann brachen die Menschen zusammen, ohne Ausnahme und zeitgleich, als befolgten sie einen Befehl. Das Werk der Kan – verriet ihm sein Gehirn unverlangt – die den Sauerstoffgehalt der Luft auf unter fünf Prozent verringerten.
Ein paar Minuten geschah nichts. Er konnte den Blick nicht abwenden von den Körpern. Egal wie sehr er sich anstrengte, Einzelheiten, ob sich noch etwas regte, ließ sich nicht erkennen.
Ameisen.
Es sterben jetzt ein paar, damit wir die Zukunft der Menschheit sichern können.
Auf dem Plateau schlug ein Blitz ein und Munin fuhr herum. Sein rechter Fuß trat ins Leere und hätte Sat nicht nach seinem Arm gegriffen, wäre er gefallen.
Ein rundes Energiefeld, bunt glänzend wie eine Seifenblase, schwebte vor ihnen. Es zischte und knisterte, waberte an den Ecken und wies im Innern immer wieder Löcher auf. Der Geruch von verbranntem Plastik traf seine Nase und er bedeckte sie mit seinem Ärmel.
Dann wuchsen die Löcher. Das Feld zerfaserte, löste sich auf.
Stumm starrten sie auf die letzten, glänzenden Partikel, die dem Wind trotzend zum Himmel stiegen.
„Verdammt noch mal!" Roh ballte die Hände zu Fäusten und stapfte davon. „Eine einzige Zeitverschwendung."
„Die Energiefreisetzung war immer noch zu gering", murmelte Wan ohne eine Miene zu verziehen, „und sowieso ist es immer noch die falsche Formel."
Knurrend stürzte sich Roh von der Klippe, fiel wie ein Racheengel vom Himmel und fegte nach Süden.
Lem legte Munin eine Hand auf die Schulter und schenkte ihm ein müdes Lächeln. „Du wirst dich daran gewöhnen."
Erst jetzt fiel Munin auf, dass er alle paar Sekunden erzitterte. „Ja." Er straffte sich, nickte. „Ja."
Es muss sein. Für das größere Gute.
„Ja."
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