Epilog eines Helden
Auf der Hügelkuppe angekommen schwang sich der Held von seinem Schimmel und band die Zügel zu einem Knoten, sodass das Tier nicht darauf treten würde. Erst danach näherte er sich dem Rand der anderen Seite und blickte hinab ins Tal.
Die Sonne kam hinter den Bergen in der Ferne hervor und tastete mit ihren Strahlen den Nebel ab, der sich weit unten wie eine Decke über das Dorf gelegt hatte. Mittlerweile waren zehn Jahre verstrichen, seitdem er losgezogen war. Dennoch erschien die kleine Ansammlung steinerner Häuser und bunter Felder auf den ersten Blick kaum verändert. Ein bisschen war dazugekommen, das Dorf hatte sich nach Süden vergrößert. Dem alten futuristischen Stil entsprechende Metallwürfel-Farmen thronten dort zwischen goldenen Äckern, brannten orange im Morgenlicht.
Einzelne Punkte bewegten sich schon auf den Wegen und strebten einem Ziel entgegen. Arbeiter oder Eltern, die die ersten Besorgungen des Tages erledigten.
Sowie ein Schmunzeln auf seine Lippen zog, so benetzten Tränen seine Wangen. In seinem Bauch schlugen hunderte Schmetterlinge mit ihren Flügeln. Die Kehle war ihm eng und er schluckte gegen das Schluchzen an.
Katharina trat neben ihn und verschränkte ihre Finger mit den seinen, nahm den Anblick ebenso ergriffen in sich auf.
„Ich dachte niemals ...", begann er, räusperte sich, setzte erneut an. „Ich dachte niemals, dass ich noch einmal hier stehen würde. Zusammen mit dir."
Sie drückte seine Hand und grinste ihn an. „Und ich habe niemals an uns gezweifelt. Immerhin bist du der Erwählte der Götter. Und ich die beste Kriegerin ganz Avarias." Sie zuckte mit den Achseln. „Zumindest eine ziemlich gute."
Seine nächsten Worte waren kaum lauter als ein Windhauch. „Ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass es vorbei ist. Dass sie wirklich tot sind."
„Ja, furchtbar. Was sollen wir nur mit der ganzen Zeit anfangen, die wir jetzt haben?" Katharina verdrehte über ihre eigenen unsensiblen Worte die Augen.
Je länger er stumm blieb, desto mehr schwand ihr Lächeln.
Nach einer Weile räusperte sich der Held erneut. „Weißt du ... Am Ende hat er mir einfach nur leidgetan. Munin, meine ich. Er wurde so lange mit der Teufelsmagie und ihren Lügen gefüttert, kein Wunder, dass er zu so einem verrückten, grotesken ... Ding geworden ist. Ich hätte ihm gerne geholfen."
„Wir haben ihm doch geholfen. Wir haben ihn endlich erlöst." Sie klatschte einmal in die Hände, ergriff seine und drehte sich mit ihm ein paarmal im Kreis, so lange, bis seine Mundwinkel zuckten. „So, genug mit der trüben Stimmung. Wir haben uns Ferien redlich verdient. Den Ruhestand eigentlich, für die Rettung der Welt." Dann erstarrte sie, ihre Augen weiteten sich, ihr Grinsen bekam etwas Schelmisches. „Weißt du noch, wie wir von hier früher immer ein Wettrennen ins Dorf veranstaltet haben?"
Sie stand aufrecht da, fröhlich, sorgenfrei. Aber er spürte das Zittern in ihren Händen, hörte das Kratzen in ihrer Stimme und sah die Pein in ihren Augen.
Mit ihr würde er dieses Gespräch, über alles Geschehene, jetzt nicht führen können.
„Weißt du noch, wie wir uns dabei immer fast die Knochen gebrochen haben?", entgegnete er.
Doch da riss sie sich schon los und stürmte den Trampelpfad ins Tal hinab. Ihr Partner folgte ihr eine Sekunde später.
Das Gelächter wurde vom Wind in alle Richtungen getragen und kündete von einer vergoldeten Zukunft.
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