-18-
Pablo
„Setzt ein Kopfgeld aus!"
Acacio war so freundlich und übernahm das Gespräch an der Rezeption. Es war offensichtlich, dass er die Menschen mit seinem Charme um den Finger wickeln konnte, denn die Frau hing an seinen Lippen.
„Es ist grausam. Ihr Exfreund weiß einfach nicht, wann Schluss ist..." Acacio lehnte sich, als würde ihm die Situation zusetzen, auf den Pult, während er sich als fürsorglichen Familienmitglied ausgab. Die Empfangsdame strich behutsam über seinen Arm und sprach ihm alle Wünsche zu, die er so hatte. Es bedeutete nichts anderes, als dass unsere Daten, trotz Deckname, verschlossen blieben für das Personal und wir sogar eine Sicherheitskraft auf dem Flur bekamen.
Nachdem sie ihm endlich die Schlüssel überreicht hatte, fuhren wir samt Personenschutz in unsere Etage und suchten mitten in der Nacht unser Zimmer auf. Es war ein schlichtes. Ein Bett, einzelnes Badezimmer, eine Minibar und ein Fernseher. Kaum das Zimmer betretet, stürmte Acacio zu den Fenstern und schloss die Vorhänge. Ich blieb völlig verloren im Eingangsbereich stehen und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte.
„Ich wollte nicht riskieren, dich alleine zu lassen, falls wir doch auffliegen sollten. Mach dir keine Sorgen, ich werde auf dem Boden schlafen", er war meinem Blick gefolgt und glaubte, meinen Gedanken erraten zu können, obwohl ich an Schlaf dachte.
„Nein, ist schon okay. Ich kann genauso auf dem Boden schlafen", hatte ich meine Stimme wiedergefunden. Acacio lehnte diesen Vorschlag wie selbstverständlich ab und führte mich ins angrenzende Badezimmer, wo der ein Bad für mich einließ. Der Schaum bis zum Rand und ich entblößt, vollkommen alleine. Das war keine gute Idee, denn mich plagte bei dem Anblick vom Wasser ein Gedanke, welcher nicht verschwinden wollte. Dennoch stieß ich in das angenehm heiße Wasser und schloss meine Augen. Die Bilder der vergangenen Stunden tauchten auf, sowie ein schlechtes Gewissen. Pablo würde bestimmt schon nach mir suchen, was Acacio in enorme Schwierigkeiten bringen würde. Ich hatte versagt. Meine Familie, ehemaligen Freunde und einen Fremden in die Bredouille gebracht, weil ich nicht stark genug war für meinen Ehemann. Das Leben war nicht auf meiner Seite, weil ich es nicht verdient hatte. Der Tod und die damit verbundene Hölle, das war mein Ort. Also gab ich schließlich nach und ließ den Kopf unter das Wasser gleiten. Fest entschlossen mein Leben endlich ein Ende zu setzen. Mit aller Kraft hielt ich mich unter Wasser, spürte die Verschwommenheit aufgrund fehlendes Sauerstoffes und doch blieb ich an Ort und Stelle. Solange, bis ich das Bewusstsein verlieren und der Rest von alleine geschehen würde.
Ich öffnete meine Augen, ein letztes Mal. Helles Licht schien auf mich herab, unsicher, ob es die Deckenleuchte oder meine Erlösung war und doch streckte ich meine Hand danach aus. Ich wollte keine mögliche Chance verpassen, um doch in den Himmel zu kommen. Allerdings kam der Teufel dazwischen, denn seine Gestalt erschien vor mir. Seine Hände glitten unter das Wasser und zerrten an meinem Körper, mit in die Hölle. Ich wehrte mich mit meiner gesamten Kraft, denn der Himmel war vor mir. Mein Frieden. Ich müsste nur den Teufel loswerden, um das Licht zu berühren.
„Spinnst du?", hörte ich Acacio schreien, nachdem er es geschafft hatte über die Wasseroberfläche zu bringen.
„Entschuldige", murmelte ich und schüttelte seine Hände von meinem geschädigten Körper ab.
„Tue das nie wieder, ja?"
„Es ist meine Entscheidung, Acacio! Wenn ich nicht mehr leben will, werde ich es beenden. Daran kannst du und Gott nichts ändern", hysterisch fuchtelte ich mit meinen Händen herum. Stieg endgültig aus der Wanne und verdeckte meinen Körper mit dem ultra weichen Bademantel.
„Ich kann mir nur vorstellen, wie schlimm deine Ehe sein muss, aber bitte glaub mir, wenn ich dir sage, dass das Leben zu schön ist, um es zu beenden", hauchte er dicht an mir, obwohl er genug Abstand hielt, wie schon die gesamte Nacht. Das eben war die einzige Berührung, welche er sich erlaubt hatte.
„Ich kenne das Leben nicht in schön", antwortete ich. Er wollte gerade zu Antwort ansetzen, da unterbrach uns sein Handy. Genervt verließ er das Badezimmer, gefolgt von mir.
„Baba"
„Nein, ich komme nicht Heim oder werde zu meinem Onkel gehen"
„Ich werde mein eigenes Leben ab nun führen, versteh es endlich"
„Ja, alles wegen einer Frau. Aus Liebe, Baba", waren die wenigen Fetzen, welche ich zu hören bekam. Zwischendurch sprachen sie in ihrer Landessprache oder Acacio sprach sich so in Rage, dass ich ihm nicht folgen konnte. Etwas unbeholfen schlüpfte ich wieder in seinen Jogginganzug, ohne Unterwäsche. Ein wirklich merkwürdiges Gefühl. Und legte mich in das Bett.
Acacio telefonierte noch Weile, lief dabei auf und ab, bis er laut fluchte und dann sein Handy an die Wand schmiss. Erschrocken zuckte ich zusammen, was ihn nicht entging.
„Entschuldige, Baharim. Es war mein Vater. Wir haben aktuell eine Meinungsverschiedenheit, aber das erkläre ich dir ein anderes Mal. Du solltest jetzt Schlafen", seine Fürsorge war wirklich rührend, weshalb ich nickte und mich weiter in den Stoff kuschelte. Acacio klaubte sich ein Kopfkissen und die Tagesdecke, um es sich einigermaßen auf dem Boden gemütlich zu machen.
„Her şey iyi olacak, söz veriyorum", murmelte er, worauf ich nicht antwortete.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro