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Kapitel 9

Das Bild vor meinen Augen verändert sich schlagartig. Zwar ist dort keine Finsternis mehr, die mich umfängt, doch alles verschwimmt, als würde ich das Bewusstsein verlieren. Dennoch sitze ich noch immer im Wald hinter unserem Haus, als meine Sicht sich wieder klärt. Dass ein wenig Zeit ins Land gegangen ist, ist trotzdem offensichtlich.

Das strahlende Sonnenlicht ist einer trüben, tiefgrauen Wolkenwand gewichen, die nun schwer auf die Erde niederdrückt und einem beinahe die Luft zum Atmen nimmt. Diese Farbenleere bewirkt, dass das Licht verschlungen und der Wald in einen beinahe trostlosen Mantel gehüllt wird, der jedoch alt und löchrig ist, womit der Boden unter mir durch das unregelmäßig durchdringende Licht gefleckt wirkt. Die beiden Jungen stehen dort wieder, die Hände auf die Knie gestützt, gebückt und nach Atem ringend. Sie sind ganz offensichtlich gerannt. Doch auf irgendeine Art wirken sie glücklich und erleichtert. Als hätten sie gerade irgendetwas Bedrohliches hinter sich gelassen.

Wieder ist es Finnlay, der das atemlose Schweigen bricht. »Denkst du, sie werden jemals aufhören deswegen zu streiten?«

Für einige Momente bricht wieder Stille an, ehe mein kleines Ich heftig mit dem Kopf schüttelt und sich allmählich wieder aufrichtet. »Nein«, beginnt meine Kopie, während sie sich streckt und ihren Blick dem blonden Jungen zuwendet, »Geld wird wohl immer eine große Sache für Mama und Papa bleiben.« Dieser bedrückte Unterton in meiner damals wirklich viel zu hohen Stimme stimmt mich traurig. Denn ich erinnere mich nun auch an diesen Tag. Und ich möchte ihn unter keinen Umständen noch einmal durchleben müssen.

Hätte der Tod mich nicht noch ein wenig in all den glücklichen Erinnerungen, die ich mit meinem kleinen Bruder geteilt habe, schwelgen lassen können, ehe er mich so sehr quält? Kann ich diesen Tag nicht einfach überspringen?

»Weißt du, was wir heute machen können?«, fragt Klein-Calin, vermutlich um von dem niederschmetternden Streit der Eltern abzulenken. Finn schüttelt jedoch mit dem Kopf und schaut fragend zu dem größeren Jungen auf, der ihn für einen Moment nachdenklich ins Gesicht blickt, ehe sich ein fast schon verschwörerisches Lächeln auf seinen Lippen ausbreitet.

»Du bist noch nie auf einen Baum geklettert, nicht wahr?«, fragt der Ältere schließlich, woraufhin der Kleinere die bereits großen Rehaugen weitet und wieder mit dem Kopf schüttelt.

»Gut. Dann holen wir das eben heute nach.«

Wie aufs Stichwort weicht Finn einen Schritt zurück und beginnt am ganzen Leib zu zittern. »Etwa jetzt sofort?«, bibbert er. Schon immer ist er ein kleiner Angsthase gewesen. Doch verübeln kann ich ihm ihm bis heute nicht. Schließlich ist seit diesem Tag auch mir die Lust aufs Bäume klettern gehörig vergangen.

Klein-Calin nimmt seinen Bruder lächelnd an der Hand und zieht ihn sanft in die Richtung eines alten, riesenhaften Baumes. »Komm schon, sei kein Schisser! Wir machen das zusammen. Verstanden? Ich lasse dich nicht fallen, Finn.«

Noch immer sind Zweifel in den Augen des Kleineren zu sehen. Ergeben seufzt mein so viel jüngeres Ich. »Wenn wir es da hoch schaffen«, er deutet auf einen äußerst stabil wirkenden Ast auf der Hälfte des Baumes, »gehe ich anschließend mit dir schwimmen.«

Diese Worte scheinen dem Blonden Mut zu machen, denn schon weicht die Angst aus seinem Gesicht und macht kindlicher Entschlossenheit Platz, die ihn auf alles vertrauen lassen würde. Selbst darauf, dass die Erde eine Scheibe ist, die sich bald wie ein fallendes Toast wenden und sie alle in den Abgrund stürzen lassen wird, wenn man es ihm halbwegs glaubhaft weismachen würde.

So klettern die Jungen gemeinsam und Schritt für Schritt diesen gigantisch wirkenden Baum hinauf. Immer wieder gibt der Ältere Anweisungen, während der Jüngere versucht, diese möglichst gut umzusetzen.

Wie unbeholfen doch Finn dabei wirkt. Er hat schon immer dieses hilflose und schutzbedürftige Etwas an sich gehabt, das alle in seinen Bann gezogen hat. Hätte ich ihm seine zweite Hand damals ebenfalls zum Festhalten gelassen, wäre das Klettern sicher etwas schneller gegangen. Ich frage mich sowieso, wie wir es dort hinauf geschafft haben, ohne dass einer von uns irgendwo abgerutscht ist, so ungelenk wie wir uns damals Ast für Ast vorgearbeitet haben. Gott ist eben mit den Naiven, wie es scheint.

Am Ziel angekommen, setzen sich die beiden Jungen dicht nebeneinander und schauen einen Moment lang verträumt in die Ferne, ehe Klein-Calin leise vor sich hin murmelt. »Ich habe Angst, dass Mama und Papa sich bald trennen werden.«

Finn nickt daraufhin bedächtig. »Vielleicht wäre das besser. Papa trinkt viel zu viel. Und Mama höre ich viel zu oft weinen. Ich will zwar nicht, dass wir dann nur noch einen von ihnen haben, doch am meisten habe ich Angst, dass sie mich von dir trennen. Dass wir dann bei verschiedenen Elternteilen aufwachsen und uns gar nicht mehr sehen können. Das will ich nicht! Ich hab dich doch lieb und will nicht weg von dir sein!«

Ein leises Schniefen ertönt, als der kleine Junge sich ein paar wenige Tränen von den weichen Wangen wischt. »Das wird niemals passieren«, beschwichtigt ihn Klein-Calin, »Wir hauen einfach ab, wenn wir etwas älter sind. Dann kann uns niemand trennen und ich kann immer auf dich aufpassen, egal was passiert. Ich hab dich auch lieb, Finn. Deshalb darf dir auch niemals etwas passieren.«

Ein leicht brüchiges Lächeln legt sich auf Finnlays Lippen. »Warum kann ich nur nicht auch so mutig und furchtlos sein wie du?«

Sein großer Bruder wuschelt ihm liebevoll lächelnd durchs goldblonde Haar. »Das ist gar nicht so schwierig, wenn man nur immer daran glaubt, dass am Ende alles gut wird.«

Der Blick meiner Kopie wendet sich dem grauen Himmelszelt über sich zu und sie scheint angestrengt über etwas nachzudenken. »Weißt du auch, wie du mir beweisen kannst, dass du genauso mutig wie ich bist?« Wieder weiten sich Finns Augen, diesmal jedoch zeigt sich in ihnen nur reinste Wissbegier. »Wie denn?«

»Ganz einfach. Du kletterst bis zur Spitze dieses Baumes und bleibst kurz da oben, um fühlen zu können, wie leicht man plötzlich ist, wenn man all seine Zweifel ablegt.« Doch der Kleinere schaut angespannt zu Boden, um nicht auf das spitzbübische Lächeln seines Bruders herein zu fallen.

»Und was ist, wenn ich falle? Das ist doch viel zu hoch! Allein schon auf dieser Höhe hier finde ich es gruselig. Noch höher geht nicht. Ich will das nicht machen, Calin!«

Das ängstliche Flehen seines besten Freundes lässt den größeren Jungen nun wieder ernst nicken. »Du musst das nicht jetzt sofort machen, wenn du zu viel Angst hast. Aber du wirst dich irgendwann überwinden müssen, um frei sein zu können. Mache das aber bitte nur, wenn du dir wirklich sicher bist und ich bei dir bin, okay?« Gehorsam nickt mein kleiner Bruder und schaut dann wieder zu Boden. »Können wir jetzt schwimmen gehen? Du hast es mir versprochen.« Kinder-Calin nickt und nimmt sanft die Hand des anderen Jungen. »Folge mir einfach.«

Wieder wird die Welt kurz stumm. Verwirrt blinzle ich. »Was? Das war alles? Fehlt da nicht noch etwas?«, frage ich leise ins Nichts hinein.

Ein leises Kichern erschallt in meinem Kopf. »Ganz ruhig, Calin«, flüstert das Leben aus einer unbestimmten Richtung heraus und in einer Tonlage, die wohl beruhigend klingen soll, doch mir eher einen kalten Schauer über den Rücken jagt, »Das war nur der Anfang. Mach dich bereit für den Rest der Geschichte. Schließlich weißt du ja schon was folgt, nicht wahr?« Ich schlucke schwer. Natürlich weiß ich das. Deshalb würde ich doch am liebsten davonlaufen. Um den Rest nicht noch einmal erleben zu müssen.

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