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Es war bald fünf Monate her, dass seine Mom gestorben war. Die Welt hatte sich weitergedreht, aber irgendwie hatte sie ihn dabei zurückgelassen. Die letzten zwei Wochen hatte er sein Haus kein einziges Mal verlassen. Nicht einmal zum Einkaufen. Er hatte keinen Hunger, also brauchte er auch nicht einzukaufen. An den meisten Tagen aß er einen Apfel oder eine Schale Cornflakes und war den gesamten Tag gesättigt. Nein, gesättigt war nicht das richtige Wort, schließlich konnte man nicht satt werden, wenn man gar keinen Hunger verspürte. Er war bis spät in die Nacht wach und schlief bis zum Mittag. Er bewegte sich kaum von der Couch oder aus dem Bett weg. Die meiste Zeit klebte er an seinem Handy oder vor dem Computer- oder Fernsehbildschirm. Er flüchtete sich in Serien, Filme und Videos im Internet. Dadurch fühlte er sich nicht besser, aber auch nicht schlechter und das war wiederum besser als alles andere.
Seit zwei Wochen hatte er keinen anderen Menschen mehr gesehen. Er hatte auch mit niemandem mehr geredet, nicht einmal Selbstgespräche geführt. Ob eine Stimme einrosten konnte, wenn man sie lange nicht verwendete? So wie ein Fahrrad einrostete, wenn man lange nicht damit fuhr, es drei Winter im Freien stehen ließ und nie ölte.
Seinen Dad und John ließ er nicht mehr ins Haus und er drückte ihre Anrufe weg und ignorierte ihre Nachrichten. Bonnie hatte zweimal versucht so lange gegen die Türe zu hämmern, bis er ihr öffnete, aber er hatte nur auf seinem Bett gelegen und sie gute zwanzig Minuten ignoriert, bis sie gegangen war. Er war von dem Lärm nicht einmal genervt gewesen und das wer-gibt-zuerst-auf-Spiel gewann er seit einiger Zeit.
Er wusste, dass er in einem schrecklichen Loch saß, aus dem er nie und nimmer alleine wieder herauskommen würde, doch wenn er ehrlich mit sich selbst war, dann wollte er nicht herauskommen. Als er diese Tatsache vor einigen Tagen begriffen hatte, hatte er vor Verzweiflung zu weinen begonnen.
Er wollte sein Leben nicht auf die Reihe bekommen.
Er wollte nicht wieder zurück an die Uni können.
Er wollte nicht wieder unter Leute gehen wollen.
Er wollte einfach weiter absinken, bis er am Boden angekommen war. Er wollte sich einen dämlichen Film nach dem anderen reinziehen und die Außenwelt aussperren, welche Konsequenzen das auch haben würde.
Dabei war er sich nicht einmal sicher, woher dieses Gefühl kam. Wenn man Schmerzen hatte, weil man sich mit dem Messer beim Kochen in den Finger geschnitten hatte, wollte man doch auch, dass es aufhörte. Warum war es ihm egal, ob dieser Schmerz aufhörte?
*
Er wusste nicht, welcher Tag oder welche Woche, oder welcher Monat war, als eines Tages wieder jemand gegen seine Haustüre hämmerte. Er ging davon aus, dass es Bonnie oder sein Dad war. Aber das Klopfen war leise gewesen. Zaghaft.
Und als es ein zweites Mal genauso zaghaft klopfte, kämpfte er sich mühselig von der Couch hoch und schlurfte zur Türe. Er warf einen vorsichtigen Blick durch das Fenster und hoffte, dass wer auch immer vor der Türe stand, ihn nicht sehen konnte.
Zwischen dem Fensterrahmen und dem durchscheinenden Vorhang erkannte er Mias Gesicht. Er hätte sich nicht so bemüht verstecken müssen, sie hielt den Kopf gesenkt und betrachtete nur die Türe.
Vielleicht waren es ihre trüben, leeren Augen, die ihn dazu bewegten, die Türe zu öffnen. Sie sah überrascht auf, als hätte sie nie ernsthaft damit gerechnet, er würde sie ins Haus lassen und bewegte sich nicht. Etwas an ihr war anders. Es war immer noch Mia, mit demselben dunklen Schneewittchen Haar und der blassen Haut und den großen Unschuldsaugen (sie waren ganz glasig), aber etwas war anders. Wahrscheinlich spürte er es mehr, als er es ihr ansah.
„Alles okay?", fragte er vorsichtig. Seine Stimme funktionierte zu seiner Verwunderung noch. Endlich bewegte Mia sich in seine Richtung und er tat einen Schritt und ließ sie ins Haus. Er schloss die Türe hinter ihr.
Nun standen sie zu zweit in seinem Haus, aber er fand, dass er genauso gut alleine hätte hier stehen können, so leblos wirkte sie auf ihn. Da begriff er, warum sie gekommen war.
Jetzt konnte er es sehen.
„Scheiße", murmelte er und schlang seine Arme um sie, zog sie fest an sich und nach ein paar Sekunden begann Mia gegen seine Brust zu weinen. Sie drückte sich gegen ihn, als wolle sie sich vor der Welt verstecken. Er kannte dieses Gefühl nur zu gut und hielt sie, bis sie sich von selbst wieder von ihm löste und sich die Tränen vom Gesicht wischte.
Ihre Wimpern waren immer noch nass, als sie sagte: „Mein Dad hat sich umgebracht."
„Was?!", entfuhr es ihm fassungslos, weil er eher erwartet hatte, dass ihr Großvater an seiner Krankheit verstorben war. Das hatte er nicht kommen sehen. Ungläubig starrte er sie an. „Willst du drüber reden?"
„Ja, schon... Ich glaube, aber ich weiß nicht, was ich sagen soll..." Weitere Tränen liefen ihr über die Wangen, ohne, dass sie es überhaupt zu bemerken schien. „Ich hab es erst vor ein paar Stunden erfahren, ich weiß nicht- ich meine ich kann nicht-" Sie sah zu ihm auf. Verwirrung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Mehr als der Schmerz, der sie in ein paar Tagen oder Wochen zerreißen würde, so wie er ihn zerrissen hatte.
„Mein Dad hat sich umgebracht. Dazu gibt es nichts zu sagen, oder?"
Er nickte. „Wahrscheinlich hast du recht." Als seine Mom an dem Krebs gestorben war, hatte er auch nicht viel dazu zu sagen gehabt. Es war nicht ihr Tod gewesen, der sie belastet hatte und immer noch belastete. Der Tod war nur ein kurzer Augenblick. Es waren all die Momente, die vor ihrem Tod gewesen waren, sogar noch vor dem Krebs. Und es waren all die Momente, die nach ihrem Tod gekommen waren und kommen würden. Ohne sie.
Er führte Mia zur Couch, und wollte unauffällig Essenskrümel von den Kissen wischen, versuchte sie mit dem Fuß unter die Couch zu kehren, und beeilte sich, die vielen leeren Gläser und Tassen wegräumen, bis ihm bewusst wurde, dass Mia nicht einmal wahrnahm, in was für einem Chaos er lebte.
Sie ließ sich auf dem Sofa fallen wie ein Sack Kartoffeln, den Kopf gegen die Lehne gedrückt, und starrte eine Weile an die Decke. Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hand in seine.
„Es tut mir so leid", sagte er, obwohl er wusste, dass es zwecklos war.
„Das ist alles so unwirklich", sagte sie leise. „Ich kann es mir sagen, so oft ich will, ich begreife es nicht, es kommt einfach nicht ganz an."
„Du hast gesagt, es ist erst ein paar Stunden her. Gib dir etwas Zeit."
„Ich will aber gar nicht, dass es real wird..." Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Ich will nur... meinen Dad. Ich will, dass die Polizeistation anruft und meiner Mom sagt, dass es ein Missverständnis war und es gar nicht mein Dad war, den sie da gefunden haben, sondern irgendjemand anders. Unfassbar, dass ich mir wünsche, jemand anders wäre tot, damit mein Dad noch leben kann, oder?" Sie drehte ihr Gesicht zu ihm. „Ist es unpassend und egoistisch, dass ich damit gerade zu dir komme?"
Er schüttelte den Kopf, weil es sich für ihn jedenfalls nicht unpassend anfühlte.
„Ich wollte nur raus aus diesem Haus. Meine Mom ruft gerade wie eine Irre die ganze Verwandtschaft und alle Freunde an und bald wird das Haus voll mit Leuten sein, die ich gerade nicht sehen will, aber ich glaube, das braucht sie... Ich glaube, sie kann gerade nicht alleine sein", erzählte sie. Ihre Augen wurden wieder glasig und plötzlich schluchzte sie wieder auf. „Oh Gott, Kody weiß es noch gar nicht." Sie schlug sich eine Hand vor den Mund und er rutschte näher an sie heran und legte ihr einen Arm um die Schulter. Ihre Stirn fiel gegen seine und er hielt sie, bis auch diese Welle des Horrors abgeebbt war.
Sie schüttelte den Kopf. „Wie kann etwas so wehtun, das sich noch gar nicht echt anfühlt? Wie überlebt man sowas überhaupt?" Wieder trafen sich ihre Blicke und er wusste, dass Mia in Begriff war, ihm eine Frage zu stellen, vor der er Angst hatte. Sie holte zitternd Luft. „Wie hast du das überlebt?"
Langsam wandte er den Blick ab und dachte nach.
An vieles von diesem Tag erinnerte er sich gar nicht mehr. Er wusste zum Beispiel nicht, wie und wann er wieder nach Hause gekommen war, nachdem er und sein Dad das Krankenhaus verlassen hatten. Sein Dad hatte ihn bestimmt gefahren, aber daran erinnerte er sich nicht mehr.
Dafür war ihm noch viel zu deutlich im Gedächtnis, wie blass und reglos das Gesicht seiner Mom gewesen war. Er konnte sich nicht daran erinnern, wie lange sie noch geblieben waren, aber als er seiner Mom noch einen letzten Kuss auf die Stirn gegeben hatte, war ihre Haut kühl gewesen und hatte sich glatt angefühlt, wie Kerzenwachs.
„Hab ich nicht", seine Stimme war kratzig. „Noch nicht, jedenfalls..."
„Was mach ich denn jetzt bloß?", wisperte sie verzweifelt und rieb sich die Stirn. „Was mach ich denn jetzt bloß?"
Er bot ihr an, bei sich zu schlafen und sie nahm das Angebot dankbar an. Sie hatte ihm noch immer nicht genau erzählen können, was überhaupt passiert war, aber das machte nichts. Sie hatte lediglich gemeint, dass sie morgen mit ihrer Mom und ihren Brüdern auf die Polizeistation gehen und sie sich alles genau erklären lassen würden. Sie hätten auch sofort gehen können, aber ihre Mom wollte auf Mias Brüder warten und das verstand er. So eine Hürde schaffte man nicht alleine.
Beinahe fand er es faszinierend, jemand anderem beim Trauern zuzusehen. Er erkannte so viele Parallelen zu seiner eigenen Trauer, und fühlte sich so verstanden, wie noch nie.
Mia weinte, dann redete sie ganz normal, dann weinte sie wieder, dann erzählte sie neutral von etwas völlig anderem, als dem Tod ihres Dads.
Irgendwann gegen drei Uhr morgens schlug er vor, dass sie versuchen sollte zu schlafen, aber sie schüttelte den Kopf und meinte, dass sie wusste, dass es gegen jegliche Logik ging, sie sich aber schuldig fühlen würde, jetzt einfach so schlafen zu gehen. Ihr Dad hatte sich vor wenigen Stunden das Leben genommen und sie sollte einfach schlafen? Unmöglich! Das ging nicht! Nein, auf keinen Fall.
Aber wollte sie etwa die ganze Nacht wach bleiben? Den ganzen nächsten Tag? Irgendwann würde sie schlafen müssen.
Aber jetzt zu schlafen, hätte sich wie Betrug angefühlt. Als sei es ihr egal, dass er gestorben war. Wäre sie jetzt einfach so eingeschlafen, dann war sie ein furchtbarer Mensch.
Aber das stimmte doch gar nicht, sie musste schlafen, ihr Körper und ihr Geist mussten sich ausruhen und so hart es auch war, es würde ihren Dad nicht zurückbringen, wenn sie die ganze Nacht wach auf seinem Bett saß.
Nein. Sie würde nicht schlafen. Es ging nicht. Es war etwas so Großes, Grauenvolles passiert, wie konnte es sein, dass sich die Welt einfach so weiterdrehte?! Wieso war Schlaf immer noch wichtig? Warum funktionierte der Wasserhahn an seinem Waschbecken noch genauso wie vorhin? Warum war es so unbedeutend für die Welt, wo ihre Welt doch gerade aus den Angeln gehoben wurde?!
Er wusste es doch, er wusste doch, wie sie sich fühlte. Tränen, Wut, Unverständnis, Ertrinken, Ersticken, Ertragen.
Sie redete und redete, um nicht schlafen zu müssen.
Ihr fielen immer wieder die Augen zu.
Er redete und redete, damit sie nicht reden musste.
Irgendwann zog er ihr die Decke über die Schultern, bis unters Kinn, als er merkte, dass sie eingeschlafen war.
*
Katy saß ihm schweigend gegenüber und aß ihre Pizza. Weder sonderlich aufgeregt darüber, dass sie bei ihm war, noch besonders beleidigt. Sie sah ihn zwar nicht an und hatte noch nicht wirklich mit ihm geredet, aber sie sah so... normal aus. Es schien ihr gut zu gehen.
Wie konnte es ihr gut gehen?
Er nippte lustlos an der Cola, die Katy unbedingt hatte haben wollen, als er vorhin bei der Pizzeria etwas bestellt und schließlich selbst abgeholt hatte, und nun doch nicht trinken wollte.
Sein Dad hatte sie vor drei Stunden hier her gebracht, nur einmal geklopft, und durch geschlossene Türe gesagt, dass Katy wieder in ihrem Haus wohnen wollte, da, wo sie aufgewachsen war, in ihrem Zimmer und in ihrem Garten und in ihren Straßen.
Erst hatte er sich nicht bewegen wollen, aber dann hatte er gehört, wie sein Dad wieder weggefahren war und plötzlich hatte er Katy Stimme vernommen.
„Lässt du mich rein? Das ist auch mein Haus." Er war zur Türe geschlurft. „Wenn du mich hier draußen stehen lässt, dann bestell wenigstens was zu essen, ich hab nämlich-" Sie hatte zu reden aufgehört, als er den Schlüssel im Schloss gedreht und die Türe geöffnet hatte.
Er hatte sich umgesehen. „Ist Dad wirklich einfach gefahren und hat dich hier stehen lassen?"
Katy hatte mit den Schultern gezuckt. „Er hat dir wohl vertraut." Sie hatte sich mit ihrer prallen Tasche an ihm vorbeigezwängt. „Ich hab Hunger."
Und hier saß seine kleine Schwester nun.
Wie seltsam, dachte er, dass er vor ein paar Monaten im Stande gewesen war, sich um sie und seine krebskranke Mutter zu kümmern und nun schaffte er es nicht einmal, sich selbst die Zähne zu putzen oder die Haare zu kämmen, obwohl diese zwei Lasten von ihm abgefallen waren.
Katy rieb die Hände über dem Teller gegeneinander, um das Mehl von ihren Fingern abzuschütteln. „Ziemlich dunkel hier drinnen."
„Du weißt doch, wo der Lichtschalter ist."
Sie reckte sich zum Türrahmen. Er kniff die Augen zusammen, als das warme Licht den Raum flutete. Wann hatte er zuletzt in seiner Wohnung Licht gemacht und war nicht nur mit der Handytaschenlampe durch die Zimmer gestolpert?
„Du hast dein Versprechen schon zwei Mal gebrochen", bemerkte sie in einem Tonfall, der eher vermuten ließ, dass Katy sein Boss war, er bei der Arbeit Mist gebaut hatte und nun bei einem Mitarbeitergespräch zusammengestaucht wurde. „Du hast versprochen, dass ich nach Moms Tod hier bei dir bleiben kann. Du hast es zwei Mal versprochen, also zwei Mal nicht gehalten."
„Katy...", seufzte er.
„Ich werd auch ganz brav sein!", wehrte sie seine Einwände laut ab. „Wirklich! Ich schwöre! Ich werde immer aufstehen, wenn der Wecker klingelt und du musst nicht nochmal in mein Zimmer, um mich aufzuwecken und... und ich kann mir mein Frühstück selber machen und mein Mittagessen auch und wenn es sein muss, auch das Abendessen! Und meine Hausaufgaben schaff ich auch alleine! Und ich werde meine Wäsche selber waschen und ich bin auch immer ganz leise, versprochen!"
Er saß ihr stumm gegenüber und starrte sie ungläubig an. Es schockierte ihn, mit welcher Überzeugung, mit welcher Inbrunst, sie ihn zu überreden versuchte.
Katy wollte weiter machen. Ihre Mom war gestorben und sie wollte unbedingt weitermachen. Wahrscheinlich hatte sie das Schlimmste bei Dad und John überstanden und wollte nach vorne schauen, obwohl sie noch so jung war. Ein Kind.
Er war verblüfft.
Und wütend auf sich, weil er nicht glaubte, dass er sich in seinem Zustand um ein Kind kümmern konnte. Wie konnte sein Dad nur davon ausgehen, dass er das schaffte? Er hatte seine Freunde ausgeschlossen, Bonnie, seine Familie.
Wie hätte er für jemanden sorgen sollen, der ihn brauchte? Sicher, sie konnte auf sich selbst Acht geben; wenn sie gemusst hätte, hätte sie das gekonnte. Aber sie sollte es nicht können müssen und plötzlich musste er an Izzy denken und daran, was aus ihr geworden war, weil sie viel zu früh hatte erwachsen werden müssen. Weil ihr zu früh zu viele schreckliche Dinge widerfahren waren und sie keinen Erwachsenen in ihrem Leben gehabt hatte, der auf sie aufgepasst hatte.
Er war da. Er war der Erwachsene. Katy war das Kind. Und sie schien ihn und dieses Haus und ihr altes Leben jetzt zu brauchen.
„Bitte", flehte sie und sah ihn aus ihren großen Rehaugen an. Sie schien so erwachsen. Er zwang sie gerade dazu für etwas zu kämpfen, um das sie nie kämpfen müssen sollte!
Er würde das schon irgendwie schaffen, oder? Er musste es schaffen. Er hatte keine andere Wahl.
Schließlich merkte er, dass er langsam nickte. „Lass mich nur schnell dein Bett überziehen..."
Er stand im selben Augenblick auf, in dem Katy freudestrahlend von ihrem Stuhl sprang. „Oh, danke, danke, danke! Du bist der beste große Bruder der Welt!"
Sie warf sich gegen ihn und schloss ihre zarten Arme mit einer ungeahnten Stärke um seine Taille und drückte ihren Kopf gegen seinen Bauch.
„Schon gut", wehrte er halbherzig ab, unfähig, ihre Freude zu teilen. Er fühlte sich nicht wie der beste große Bruder der Welt. Er fühlte sich wie ein totaler Verräter.
*
Vielleicht war diese Art von Schmerz einfach heimtückisch. Vielleicht stimmte es und man konnte sich an alles gewöhnen, auch an den Schmerz. Vielleicht gewöhnte er sich bereits langsam daran und vielleicht spürte er ihn gar nicht mehr so wirklich. Wie ein Schnitt in seiner Hand.
Vielleicht würde dieser Schnitt von selbst heilen, ein Teil von ihm werden und vielleicht, nur ganz vielleicht, würde er ihn irgendwann ignorieren und damit leben können.
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