Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

48

Normalerweise war seine Arbeit eine tolle Ablenkung für alles, was in seinem Privatleben so vor sich ging. Bei der Arbeit musste er konzentriert sein. Wenn er nicht konzentriert war, dann machte er Fehler und im schlimmsten Fall führte das dazu, dass viele Menschen ihr Leben verlieren würden.

Doch auf diesem Nachtflug war er nicht mehr sonderlich abgelenkt, sobald ihn die Co-Pilotin ablöste, damit er schlafen konnte. Fast neun Stunden hatte er nun im Cockpit gesessen, acht Stunden lagen noch vor ihm.

Doch so müde er auch war, er konnte nicht schlafen. Und das lag ausnahmsweise einmal nicht an den engen Schlafkabinen.

Seit sein Dad ihm erzählt hatte, dass die Krankheit bei ihm schon so weit fortgeschritten war, dass er nicht mehr arbeiten konnte, fiel es ihm schwer, an etwas Anderes zu denken. Selbst, wenn er vorne im Cockpit saß, dachte er daran, dass er diesen Job vielleicht bald nicht mehr würde machen können. Und je aggressiver er diesen Gedanken von sich zu schieben versuchte, desto penetranter kam er wieder zurück.

Er war in den letzten Tagen viel leichter reizbar als sonst und bekam von den nebensächlichsten Dingen schlechte Laune. Unter der Dusche war das Wasser kurz zu heiß geworden, die Milch hatte nicht mehr für einen zweiten Kaffee gereicht und Basco hatte auf seine Hose gesabbert. Und mit einer Ex-Freundin im Leben, die in seiner Wohnung ein- und ausspazierte, wann es ihr passte, trug nicht zu seiner inneren Ruhe bei.

Bevor er weggeflogen war, waren sie wieder aneinander geraten. Das lag vermutlich auch daran, dass er keine Ahnung hatte, wie er Dana vor Hannah verstecken sollte, wenn sie in den Frühlingsferien nach New York kommen würde. Besonders, da er drei dieser sieben Tage arbeiten musste und Hannah gemeint hatte, dass es ihr nichts ausmachen würde, alleine in der Wohnung zu bleiben, zu lernen, auf den Hund aufzupassen oder sich die Stadt ein bisschen anzusehen. Er fand das nicht schlimm, wäre da nicht Dana gewesen. Und wenn er ehrlich war, dann wusste er auch nicht, wie er Hannah vor Dana verstecken sollte, was vielleicht das größere Problem darstellen würde, denn Dana war diejenige, die eher Gefahr lief, über diese Tatsache hinweg den Verstand zu verlieren.

„Es reicht", hatte er gestern Abend gesagt, als sie gerade erst die Türe geöffnet hatte. Sein Koffer war gepackt gewesen, er hatte gegessen und hatte die letzte freie Stunde in Ruhe verbringen wollen, als Dana unangekündigt aufgetaucht war. „Her mit dem Schlüssel."

„Was?" Sie hatte sich ihre knallrote Tasche von der Schulter in die Armbeuge gleiten lassen. Der Wohnungsschlüssel hatte ihr wie sein Gefängniszellenschlüssel in der Hand gelegen.

„Ich hab dir den Schlüssel für Notfälle gelassen!"

„Du findest, es ist kein Notfall, dass Basco jetzt wieder für fünf Tage alleine sein soll?"

„Gib mir den Schlüssel", hatte er beharrt, weil er unmöglich wieder auf eine Diskussion über Basco hatte einsteigen können, der Dana hechelnd und mit aufgeregtem Blick begrüßt hatte.

Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und ihn gemustert. „Warum bist du so schlecht drauf, ist was passiert?"

Er hatte eine Mischung aus Seufzen und Stöhnen unterdrückt.

Immer, jedes verdammte Mal, wenn Dana etwas getan hatte, das ihn sauer gemacht hatte, hatte sie die Situation umgedreht und es aussehen lassen, als müsste es einen anderen Grund für seine schlechte Laune geben. Sätze wie: „Normalerweise verhältst du dich nicht so komisch", oder „Wenn dir etwas nicht passt, dann kannst du ganz normal mit mir darüber reden, aber lade deine Wut für etwas Anderes nicht bei mir ab!", oder „Du benimmst dich wie ein Irrer. Ich komme wieder, wenn du dich beruhigt hast!", konnte er gar nicht mehr zählen. Und obwohl er sich am Anfang jedes Streits und jeder Diskussion so sicher gewesen war, dass er im Recht gelegen hatte, hatte er am Ende immer das Gefühl gehabt, überreagiert zu haben. Aber seit sie nicht mehr zusammen waren, musste er sich immerhin nicht mehr um einen Kompromiss oder eine gewaltfreie Kommunikation bemühen.

„Abgesehen davon, dass du immer noch ungeladen meine Wohnung betrittst?", hatte er scharf gefragt.

„Unsere Wohnung."

„Wer zahlt hier die Miete?"

„Muss ich Miete zahlen, um hier zu wohnen?"

„Wenn wir nicht zusammen sind, dann schon."

„Aber ist deine Schuld, dass wir nicht mehr zusammen sind!"

Er hatte sich mit den Händen übers Gesicht gerieben und ein wütendes Knurren ausgestoßen. „Gib mir jetzt den verdammten Schlüssel! Ich meine es Ernst, ich hab genug davon!"

„Wieso willst du mich plötzlich nicht mehr hier haben?", hatte sie gefragt und die Arme vor der Brust verschränkt. „Hast du eine Freundin? Versuchst du, sie vor mir zu verstecken?"

Er hatte sie ausdruckslos angesehen, sich beste Mühe gegeben, seine Miene nichts von dem verraten zu lassen, was in ihm vorging.

Dana hatte zurückgestarrt und plötzlich jegliche Emotionen im Gesicht verloren, hatte die Hand mit dem Schlüssel ausgestreckt, ihn auf den Boden fallen lassen und zu ihm gesagt: „Gut. Aber ich frage mich doch... wer für dich da sein wird, wenn du irgendwann genauso endest, wie dein Großvater."

Er hätte nie gedacht, dass Dana in der Lage war, etwas so Grausames zu sagen, aber sie hatte es getan, hatte sich umgedreht und hatte Basco die Türe vor der Nase zugeschlagen, der ihr hechelnd und schwanzwedelnd hatte nachlaufen wollen.

Eine Weile hatte er nur unbeweglich im Raum gestanden und hatte auf den Schlüssel gestarrt. Er wusste, dass Dana nicht aufgeben würde. Sie wollte ihn nur ein paar Tage lang mit den Gedanken quälen, irgendwann völlig hilflos und alleine zu enden. Er wusste, wie manipulativ sie sein konnte, das änderte aber nichts daran, dass es wirkte.

Er würde alleine enden.

Zumindest gab es niemanden in seinem Leben, der sich eine solche Last mit dieser Krankheit aufbürden würde. Und es war eine Last. Das konnte man nicht schön reden. Er liebte seinen Gramps und er liebte seinen Dad über alles, aber das änderte nichts daran, dass diese Krankheit für Familienmitglieder kaum tragbar war. Sie hatten alle Glück, dass sie wohlhabend genug waren, Gramps in eine -speziell für diese Krankheit ausgerichtete- Einrichtung zu bringen und dort versorgen zu lassen.

Aber es musste sehr einsam dort sein.

Vielleicht würde sein Dad auch dort landen, weil Mom es nicht schaffen würde, sich um ihn zu kümmern. Er erinnerte sich daran, wie er einmal, als die Diagnose seines Gramps schon festgestanden, sein Zustand sich zunehmend verschlimmert und die Frage im Raum gestanden hatte, was nun zu tun sei, die Treppen seines Elternhauses mitten in der Nacht leise hinuntergeschlichen war, und seinen Dad und seine Mom im Esszimmer hatte sitzen und reden sehen. Etwas hatte ihn in dieser Nacht geweckt. Vielleicht war es die Zeitumstellung gewesen. Vielleicht einfach nur Durst. Er hatte zu dem Zeitpunkt schon in New York gewohnt und hatte nur das Wochenende in Palmer verbracht, es musste also vor etwa drei Jahren gewesen sein. Und sein Dad hatte geweint. Es waren furchtbare, schuldbewusste Tränen gewesen und Mom hatte ihn zu trösten versucht, aber Dad hatte nicht zu weinen aufgehört. Am nächsten Tag hatten seine Eltern ihm und Mia (und vermutlich auch Kody, aber er konnte sich nicht daran erinnern, ob sein Bruder an dem Tag zu Hause gewesen war) gesagt, dass es das Beste war, Gramps von Fachkräften pflegen zu lassen. Mom hatte das verkündet, sein Dad hatte nur mit traurigen Augen, aber einem beruhigenden Lächeln auf den zitternden Lippen daneben gesessen.

Manchmal fragte er sich, ob sich seine Mom deshalb so sehr an ihm und sein Leben klammerte, weil sie nicht wusste, ob sie ihn auch eines Tages an eine Krankheit verlieren würde, an die sie bereits ihren Mann verlor. Sie sorgte sich auch immer sehr um Kody und Mia, aber seit er ausgezogen war, schien sie sich mehr um ihn zu sorgen. Ob es ihr besser ginge, wenn er den Test machen würde?

Er würde alleine enden.

So, wie auch sein Gramps alleine in einem Heim gelandet war, weil niemand die Zeit und die Kraft und die Kapazitäten hatte, sich um ihn zu kümmern. Er hatte seiner Familie -hatte ihm- immer so viel gegeben, soweit er auch zurückdachte. Er hatte ihn und Kody durch den Garten getragen, mit ihnen Basketball oder verstecken gespielt. Er hatte sogar mit Mia mit ihren Puppen und Barbies gespielt. Er hatte ihn und Kody immer zum Vögelbeobachten mitgenommen, was für ihn als Kind zwar sterbenslangweilig gewesen war, aber jetzt wünschte er sich diese Zeit zurück.

„Seht nur, Jungs!", hatte sein Gramps mit seinem Fernglas an den Augen und den Himmel beobachtend glücklich gerufen, während er und Kody fangen gespielt hatten. „Die allerersten Piloten!"

„Ich bin sicher, Dinosaurier waren die ersten Piloten", hatte Kody daraufhin immer gekontert, dem Saurier immer besser gefallen hatten, als langweilige Vögel.

Als er von seinen Reisen noch Fotos geschossen hatte, hatte er immer versucht, auch den ein oder anderen Vogel zu erwischen. Diese Fotos hatte er dann seinem Gramps mitgebracht.

Ja, sein Gramps war einer von vielen Gründen, warum er heute war, wer er nun einmal war. Und dennoch hatte sich niemand dazu bereit erklärt für ihn da zu sein.

Basco hatte den Schlüssel beschnuppert, während er dagestanden und still geweint hatte. Danas Worte hatten ein hohles Gefühl in ihm hinterlassen, eines, das er immer noch nicht abgeschüttelt hatte.

Irgendwann hatte er die Gedanken an seinen Gramps und die Krankheit doch beiseitegeschoben und den Schlüssel aufgehoben. Sofort war in ihm die Paranoia hochgestiegen, dass Dana sich bestimmt einen Ersatzschlüssel angefertigt hatte und wiederkommen würde, sobald er weg war. Dass sie den Schlüssel deshalb so leichtfertig aufgegeben hatte, weil es für sie nur ein Spiel war.

Vermutlich lag sie gerade mit Basco auf der Couch, dachte er, und wälzte sich auf dem kleinen, unbequemen Streifen Bett herum. Er hatte Kopfschmerzen. Dass er heute nicht genügend getrunken hatte, wusste er, aber er stand nicht auf, um sich einen Becher Wasser zu holen.

Dana war vielleicht tatsächlich die Einzige, die sich im schlimmsten Fall um ihn kümmern würde. Aber auch das würde sie nicht aus reiner Herzensgüte, sondern aus purem Eigennutzen tun, weil diese Krankheit ihn buchstäblich daran hindern würde, vor ihr davon zu laufen. Was für eine grauenvolle Vorstellung, irgendwann vielleicht im Rollstuhl zu landen und von Dana gefüttert und rasiert, gewaschen und umgezogen werden zu müssen. Alleine in einem Pflegeheim zu landen schien ihm daher plötzlich gar nicht mehr so schlimm.

Was sollte er nur tun? Wegen Dana und wegen der Krankheit, die wie das Schwert des Damokles über ihm zu hängen schien.

Er presste sich die Handballen gegen die Augen.

Was sollte er bloß tun?

*

Vielleicht war es Danas Kommentar über sein künftiges Alleinsein gewesen, oder aber sein immer Mal wieder aufflackerndes schlechtes Gewissen, das ihn an seinem nächsten freien Wochenende mit anschließendem Bereitschaftsdienst seinen Gramps besuchen ließ. Er wollte sich nicht vorstellen, seinen Dad irgendwann hier besuchen zu müssen.

Er würde niemals Kinder bekommen, schoss es ihm plötzlich durch den Kopf. Sollte er jemals erfahren, dass er das Gen in sich trug, dann würde er auf gar keinen Fall Kinder bekommen. Er würde diese Krankheit nicht an seine Kinder weitergeben und er würde nicht wollen, dass seine Kinder ihm bei seinem eigenen Verfall einer Krankheit zusehen mussten. Und wenn er nie erfahren würde, ob er das Gen nun geerbt hatte, dann würde er eben niemals Kinder bekommen. Vermutlich war das sogar besser für ihn, denn das bedeutete, dass er sich voll und ganz aufs Fliegen konzentrieren konnte.

Dass sich sein Gramps manchmal bei der Bewegungstherapie verletzte, weil er stürzte, wusste er, aber er hatte noch nie eine Verletzung im Gesicht seines Gramps gesehen und erschrak, als er ihn sah. Direkt unter dem Auge hatte er einen böse aussehenden rotblauen Fleck, der sich an manchen Stellen fast schwarz färbte. Sein Gramps nahm ihn wahr, als er in der Türe stand, aber obwohl sein Gramps nicht an Alzheimer litt, war er sich nicht sicher, ob diese Krankheit noch zuließ, dass er ihn erkannte.

„Gramps?", fragte er und betrat das Zimmer, obwohl er keine Antwort bekam. Er konnte auch nicht deuten, ob sein Gramps sich freute, ihn zu sehen oder nicht. Es musste sich grausam anfühlen, wenn die Menschen, die man liebte, einen so sahen. Wenn man so machtlos in seinem eigenen Körper und Kopf gefangen war.

Sein Gramps saß in seinem Rollstuhl am Fenster und er zog sich den Stuhl, der an dem kleinen Tisch stand, heran und setzte sich seinem Gramps gegenüber.

Obwohl die Augen seines Großvaters ihn fixierten, wusste er nicht, wie viel von dem, was er sagte, überhaupt bei ihm ankam. Jeder Krankheitsverlauf war anders und er hatte sich nie getraut mit dem behandelnden Arzt seines Gramps zu sprechen oder mit den Leuten, die sich hier um ihn kümmerten, oder mit seinem Dad, der als einziger aus der Familie detailliert wusste, wie es ihm ging. Es machte ihm zu viel Angst.

Mit seinen zitternden Händen um die zitternden Hände seines Gramps geschlossen, merkte er, wie etwas seine Kehle zudrückte.

Eigentlich wollte er ein bisschen was aus seinem Leben erzählen, wie er es immer tat, wenn er seinen Gramps besuchte. Normalerweise brachte er tolle, lustige Geschichten mit. Ob sie nun von seiner Familie, seinem Job oder Basco handelten, etwas war, das er nur auf der Straße beobachtet oder im Fernsehen gesehen hatte, war eigentlich egal. Wenn er hier herkam, wollte er gute Laune verbreiten, glücklich sein und seinen Gramps, der fast den ganzen Tag alleine in diesem Zimmer saß und auf fremde Hilfe angewiesen war, um überhaupt irgendetwas zu tun, ein bisschen unterhalten.

Aber ihm fiel nichts Lustiges ein.

„Ich hab dich lieb, Gramps", sagte er stattdessen, doch auch das klang nicht glücklich, sondern nur unendlich traurig und zum ersten Mal seit langen ließ er zu, zu fühlen wie sehr es ihn verletzte, seinen Gramps hier zu sehen. Dass er nicht mehr mit ihm sprechen konnte, obwohl er direkt vor ihm saß. Und sein Gramps war ein unfassbar kluger Mann gewesen, mit dem man sich stundenlang über alle möglichen Dinge hatte unterhalten können. Früher war sein Gramps dank seiner Grandma gut genährt gewesen, obwohl er sich noch viel bewegt hatte. Jetzt sah er krank und dünn und alt aus. Derselbe Mensch, der ihn noch vor zehn Jahren ohne Mühen beim Marathonlauf geschlagen hatte, hätte nun ohne Hilfe nicht einmal eine Schnecke überholen können.

Er merkte erst, dass er weinte, als er den Schmerz in den Augen seines Gramps wahrnahm, aber er ließ seine Hände nicht los, um sich das Gesicht zu trocknen.

„Was soll ich nur tun?", wisperte er mit zitternder Stimme. Natürlich konnte sein Gramps nicht antworten. Nicht mit Worten, das hatte er auch gar nicht erwartet. Er fragte sich, ob es ungerecht von ihm war, seinen Gramps das zu fragen. Hier zu sitzen und nur zu weinen, wo er ihn doch ohnehin nur so selten besuchte. Vielleicht verstand er ihn und vielleicht hätte er ihm gerne eine Antwort gegeben und vielleicht quälte es ihn, dass er es nicht konnte.

Doch er meinte zu spüren, dass die Hände seines Gramps seine ein wenig zu drücken versuchten. Ob das jedoch beabsichtigt oder nur ein weiterer Spasmus war, den sein Gramps nicht kontrollieren konnte, wusste er nicht.

„Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, Gramps."

Er begann zu erzählen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro