Kapitel 2
You can't change someone who doesn't see an issue in their actions.
Tatooine
9 BBY
Wartend sah Luke den älteren Mann an. Er hatte einen Pause gemacht und war in ein nachdenkliches Schweigen gehüllt. Die Hand an seinem Kinn, strich er sich über den Bart und schien gar nicht mehr an den kleinen Jungen zu denken.
"Ben?", machte dieser also auf sich aufmerksam.
Shaji betrat gerade wieder den Wohnbereich, nachdem sie ein Leck im Wassertank ihres Hauses repariert hatte. Ben saß dort, zusammengesunken und mit einem verschleierten Blick, während der kleine Skywalker ihn besorgt ansah.
"Gib ihm einen Moment, Luke."
Sie reichte ihm eine Hand und zog ihn auf die Füße.
"Wir sollten etwas Essen und ihn einen Moment ausruhen lassen."
Luke sah sie mit seiner kindlichen Neugierde an.
"Was hat er denn?"
"Nun, wir sind nicht mehr die, die wir einmal waren, weißt du. Die Vergangenheit ist Geschichte, die uns an vieles erinnert, das wir vielleicht auch vergessen wollten. Ben hat vieles durchgemacht", erklärte sie, während sie ihm einen Teller auf den Tisch stellte.
"Erzählst du die Geschichte weiter? Ich will nicht, dass Ben traurig ist."
Luke stocherte schuldbewusst in seinem Essen.
"Es ist nicht deine Schuld, Kleiner." Shaji legte ihre Hand auf die Kleine des Jungen.
"Aber wenn du magst, dann erzähle ich weiter. Doch an manches erinnere ich mich nicht so gut. Wo habt ihr denn aufgehört?"
Ihre Worte zauberten sogleich wieder ein Lächeln auf das Gesicht des Kindes.
"Da wo die Frau verletzt wurde und Obi-Wan und Qui-Gon sie nach Coruscant bringen", berichtete er begeistert.
"Nun, ich weiß, dass der Flug nach dort kein langer ist. Ithor ist nur wenige Parseks von Ord Mantell entfernt. Ein Planet, der mit Coruscant eine Handelsroute pflegte, die in der alten Republik viel genutzt wurde und gut erforscht war. So konnten sie die Frau schnell in den Tempel des Ordens bringen, dem sie, wie Obi-Wan glaubte, auch angehörte. Doch bis sie den Stadtplaneten erreichten, wachte sie nicht auf und auch dort war sie eine ganze Weile nicht bei Bewusstsein...
Coruscant
33 BBY
Obi-Wan starrte reglos an die dunkle Wand des Krankenzimmers. Das Licht der aufgehenden Sonne schien durch das Fenster und hinterließ tanzende Schatten auf den braunen Wänden.
Der Raum war schmucklos und wirkte trotz der, für eine medizinische Einrichtung, warmen Farben, steril und uneinladend.
Auf einem der weißen Krankenbetten vor ihm lag die Frau, der er sein Leben verdankte und die nur seinetwegen so furchtbar verletzt worden war.
Seit ihrer Ankunft hier, war er ihr daher kaum von der Seite gewichen, ängstlich, dass sie vielleicht doch noch sterben könnte.
Wie er gelernt hatte, war ihre schwere Verwundung aber Glück im Unglück gewesen.
Die Krallen eines Molsum hinterließen zwar tiefe Wunden, doch ein Biss der Kreatur hätte sie innerhalb wenigen Stunden sterben lassen und es war kein Gegengift bekannt, dass sie hätte retten können.
Über ihrem reglosen Körper an der Wand hing ein Monitor, der ihre Werte anzeigte. Gleichmäßig schlug ihr Herz und auch ihre Brust hob und senkte sich regelmäßig.
Die Ärzte meinten es würde nur eine Frage der Zeit sein bis sie erwache.
Als die Tür sich öffnete, wusste er fast sofort, dass es sein Meister war. Er konnte seine Sorge spüren. Eine Sorge, die nicht der bewusstlosen Frau, sondern ihm galt.
"Wie geht es ihr?", drangen seine sanften Worte durch die Stille.
"Unverändert", war die knappe Antwort.
Noch immer lag sie reglos da. Die blasse Haut, von dünnen grauen Tatoos geziert und die leuchtend violetten Augen hinter ihren geschlossenen Lidern verborgen.
"Es ist nicht deine Schuld, Obi-Wan."
Qui-Gon sprach aus, was ihm schon seit dem Vorfall im Kopf herumspukte.
"Wie kann ich unschuldig sein? Ohne mein Eingreifen wäre sie jetzt nicht hier."
Seine Stimme war matt. Er war erschöpft, wollte sie aber nicht allein lassen.
"Es war ihre Entscheidung dir zu helfen. Sie hätte sich nicht zwischen dich und dieses Molsum stellen müssen, doch hat sie es getan."
Er löste seinen Blick von ihrem reglosen Körper und drehte sich zu seinem Meister.
"Ihr versteht nicht Meister."
Qui-Gon sah mit bewegungslosen Gesicht auf seinen Padawan herunter, während dessen Züge eine ganze Geschichte erzählten.
"Nein, ich war nicht dort. Dennoch darfst du dich nicht so von deinen Gefühlen beeinflussen lassen. Angst und Schuld sind ein erste Schritt zur dunklen Seite."
"Ich... ich...", stotterte Obi-Wan, unterbrach sich aber selbst. Ihm schien nun klar zu werden, dass er sich selbst in der Situation verloren hatte. "Ich sollte etwas Ruhe finden."
Sein Meister bestätigte ihn mit einem sanften Nicken.
"Ich werde den hohen Rat aufsuchen und ihnen von unserem Gast berichten. Vielleicht wissen sie ihren Namen."
Obi-Wan erhob sich von seinem Sitz, den er nun seit über zwei Rotationen nicht verlassen hatte und ließ sich von seinem Meister aus dem Zimmer schieben. Einen letzten Blick warf er ihr noch über seine Schulter zu, dann schloss sich die metallene Tür hinter ihnen.
Gemeinsam verließen sie den Krankenflügel des Tempels, wo sich ihre Wege dann trennten.
Während Obi-Wan auf den unteren Ebenen blieb, um in sein Quartier zu gelangen, nahm Qui-Gon einen der Aufzüge, der zum Saal des Jedirates führte.
Besorgt sah er seinem Padawan nach, der mit gesenkten Schultern und hängenden Kopf durch die hohen Gänge schlich und kaum Notiz von anderen Ordensmitgliedern nahm.
Schon lange kannte er den jungen Mann und noch nie hatte er ihn so erlebt. Auch wenn beide zunächst nicht sonderlich gut miteinander klar gekommen waren, hatte sich inzwischen ein starkes Band der Verbundenheit zwischen ihnen entwickelt. Für ihn war Obi-Wan der Sohn den er niemals haben würde und das war gut so.
Die aufschwingenden Türen des Aufzugs rissen ihn aus seinem Grübeln. Er trat die wenigen Schritte aus dem Aufzug und folgte dem schnurgerade Gang, der an sein Ziel führen würde.
Links und rechts waren große Fenster eingelassen, die einen atemberaubenden Blick auf das erwachende Courscant ermöglichten. In der Stadt die niemals schlief war doch jeder Sonnenaufgang ein Spektakel. Hunderte und abertausende Schiffe verließen nun ihre Hangar und füllten die Luftstraßen über der Stadt. Ein geschäftigen Trubel begann auf der Oberfläche, dem sich niemand entziehen konnte.
Er hatte die großen Flügeltüren erreicht, die links und rechts von zwei Wächter in weißen Umhänge flankiert wurden. Er nickte beiden zu, woraufhin sie die Tür für ihn öffneten.
Zu diesem Zeitpunkt waren einige der Ratsmitglieder auf wichtigen Missionen unterwegs, weshalb nicht alle zwölf Plätze besetzt waren.
Direkt zu seiner rechten, auf dem ersten der Stühle saß wie gewohnt Meister Plo, dessen Gesicht reglos wie immer den Neuankömmling betrachtete.
Neben ihm Meister Windu, der auf ein Datapad konzentriert war und daneben Meister Yoda. Mit geschlossenen Augen schien er über etwas zu meditieren.
Ebenfalls anwesend waren Meister Mundi, sowie Meisterin Gallia und Yaddle.
Even Piell war lediglich als Hologramm anwesend. Eath Koth war der letzte der anwesenden Runde und deutete ihm, ins Zentrum des Kreises zu treten.
"Meister", er verbeugte sich vor allen Meistern, "die Verhandlungen mit Ithor sind voll und ganz nach unseren Vorstellungen verlaufen. Eine friedliche Zusammenarbeit mit den Jedi ist auch in ihrem Interesse und sie hoffen auf unsere Unterstützung in schwierigen Zeiten."
Meister Yoda runzelte die Stirn.
"Von Erfolg, Ihr sprecht, doch Sorge, ich spüre."
"Sprecht Qui-Gon, was bewegt Euch?", griff Windu Yodas Bemerkung auf.
Er atmete einmal schwer ein und aus bevor er zu einer Antwort ansetzte.
"Mein Padawan hatte eine Begegnung auf Ithor. Er wäre beinahe gestorben. Er traf auf eine Frau, stark in der Macht, die ihn rettete, doch nun liegt sie ohne Bewusstsein auf der Krankenstation."
"Wer sie ist, Ihr wisst?"
"Nein, Meister. Ich habe sie nie hier gesehen, doch sie trug dies bei sich."
Von seinem Gürtel löste er das Lichtschwert, welches Obi-Wan ihm gegeben hatte. Er reichte es an Meister Yoda, der es kurz, aber eindringlich betrachtete.
"Das ist unmöglich", hauchte Ki-Adi-Mundi, als er den Schwertgriff erblickte.
"Kennen, Ihr den Besitzer tut", stellte Yoda fest.
"Ich spürte ihre Anwesenheit vor einer Rotation, doch ich dachte ich hätte es mir eingebildet. Dieses Lichtschwert gehört Veela Boreth. Meiner ehemaligen Padawan."
Meister Mundis Enthüllung brachte Schweigen über den Rat. Ein Schweigen, dass Qui-Gon nicht verstand. Er war schon lange in den Mauern des Tempels zu Hause und hatte viele Padawane kommen und gehen sehen, doch sie hatte er noch nie getroffen.
"Entschuldigt Meister, doch wieso habe ich noch nie von ihr gehört?", sprach er seine Frage also aus.
"Sie hat den Orden vor vielen Jahren verlassen. Sie war noch sehr jung und wir dachten, sie wäre schon vor langer Zeit verstorben. 30 Jahre ist es her", erläuterte Meister Windu.
Als Yoda das Lichtschwert der verschwundenen Jedi in diesem Moment entzündete wurde das Staunen der Ratsmitglieder nur noch größer.
Weißes Licht strahlte durch den, in orangenen Schein getauchten, Ratssaal.
"Was hat das zu bedeuten", mischte sich Adi Gallia zum ersten Mal in das Gespräch mit ein.
"Rein dieser Kristall ist. Weder der hellen, noch der dunklen Seite, Veela Boreth, sich verschrieben hat."
"Sie hat den Weg der grauen Jedi gefunden", bestätigte Meister Plo Yodas Worte, fasste sich aber dennoch nachdenklich ans Kinn.
Qui-Gons Komlink blinkte und konnte damit seine Aufmerksamkeit darauf lenken. Er betätigte den Knopf zum Annehmen und hörte die aufgeregte Stimme Obi-Wans.
"Meister, sie ist erwacht!"
Noch immer klang er erschöpft, doch die Schuld in seinen Worten war endlich verschwunden.
Meister Mundi sah ihn erwartend an.
"Ich bin gleich da."
"Ja, Meister."
"Wollt ihr mich begleiten?"
Der Cereaner sah erleichtert über die Frage aus und erhob sich sogleich.
"Es wäre mir eine Freude."
Schweigend liefen Ki-Adi-Mundi und Qui-Gon nebeneinander her. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt, doch beide kreisten sie um ihre Padawane.
"Sie war noch ein Kind, wisst Ihr?", in der Stimme des Jedi Meisters lag Reue, "Ich habe zu viel von ihr verlangt und sie hat den Druck nicht ertragen."
Mitleidig betrachtete Qui-Gon ihn. Er selbst war nicht der Meinung, dass der Kodex der Jedi über allen Entscheidungen stand. Das hatte ihm schon häufiger Probleme gebracht, auch mit seinem Padawan. Doch letztendlich war seine Art den Kodex zu leben der Grund für die innige Bindung zwischen Meister und Padawan.
Allerdings war es nicht die Art der Cereaner sich über die Logik hinwegzusetzten. Es würde kaum einen Jedi geben, der so regeltreu und beherrscht war wie Ki-Adi-Mundi, doch ein Padawan müsste ebensolche Eigenschaften besitzen, um von ihm lernen zu können.
"Woher stammte Veela?", versuchte er den Älteren auf andere Gedanken zu bringen.
"Ihre Mutter war von Dathomir, doch sie lebte zusammen mit ihrem Mann auf Alderaan, wo auch Veela geboren ist. Wir haben sie erst relativ spät gefunden."
Ein Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, als er an das kleine Mädchen von damals dachte.
"Ihre Gefühle waren schon immer stark und der Rat fürchtete, sie konnte der dunklen Seite verfallen. Daher haben wir uns entschlossen, sie zu meinem Padawan zu machen. Einer unserer ersten Fehler."
Nun wurden Mundis Gedanken wieder düsterer und auch seine Stimme immer leiser.
Sie hatten den Krankenflügel allerdings bereits erreicht und Qui-Gon wollte nicht noch mehr alte Erinnerungen aufwühlen, die den Cereaner verletzten.
Vor ihrem Zimmer warf er Ki-Adi-Mundi einen letzten Blick zu, um zu sehen, ob er bereit war.
Als er dessen gefassten Gesicht sah, betätigte er den Türschalter.
Diese schwang in ihrer Schiene zur Seite und gab den Blick in den Raum frei.
Am Bett der Patientin standen sein Padawan Obi-Wan, ein Medidroide und eine der Ärztinnen des Tempels.
Während der Medidroide einige Scans durchführte, betrachtete die nautolanische Ärztin ihr Datapad genau und fügte Informationen hinzu oder änderte sie.
Obi-Wan betrachtete beide nervös. Dabei schwankte sein Blick immer zwischen ihnen und Veela hin und her.
Diese saß nun aufrecht mit dem Kopf an die Wand gelehnt, um ihren Rücken zu schonen und hatte die Augen geschlossen.
Zumindest, bis die beiden Jedi den Raum betraten.
Sofort schlug sie die Augen auf und sah sich gehetzt um.
Ihr Ausdruck entspannte sich ein wenig, als sie beide entdeckte, doch wirkte sie noch immer defensiv.
"Alle Scans sehen gut aus, sie werden in wenigen Rotationen das Krankenzimmer verlassen und wieder normal weitermachen können. Die Narbe wird aber wohl noch sichtbar bleiben.", erläuterte die Nautolanerin und ließ ihr Datapad sinken.
"Wir werden euch jetzt allein lassen."
Sie bedeutete dem Droiden ihr zu folgen und gemeinsam verließen sie den Raum.
"Veela."
Zwar klang es wie eine Frage, doch Mundi war sich zu einhundert Prozent sicher, dass dies seine ehemaliger Padawan war.
"Meister", ihre Stimme klang sanft, hatte aber einen rauchigen Unterton, "Schön euch wiederzusehen."
Ein leichtes Lächeln zierte ihr Gesicht.
Jetzt wo Qui-Gon wusste, dass sie zum Teil Dathomiri war, erkannte er klar, die blasse Haut und die Tatoos. Zuvor hätte er diese Merkmale allerdings nie mit ihrem Volk in Verbindung gebracht.
"Ihr kennt euch?"
Obi-Wan sah verwirrt von Veela zu Meister Mundi.
"Nur seinetwegen bin ich noch am Leben."
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