Strenge Erziehung
Noyans Mundwinkel gehen hoch, als er Vanja aus dem Schloss treten sieht und er winkt sie zu sich. Der Duft einer frischen Dusche weht ihm in die Nase und er schmunzelt. „Hast du extra wegen mir geduscht?" Die junge Frau schüttelt nur den Kopf. „Nein, ich dachte es wäre nur wirklich an der Zeit gewesen. Und wenn du entspannen willst, dann ist ein Eigengeruch nicht wirklich von Vorteil!" Der Mongole legt ihr eine Hand an die Wange und grinst, die weißen Zähne blitzen hervor. „Danke für deine Rücksicht, Vanja. Du weißt wie man jemanden ein wenig verwöhnt, kann das sein?" Sie erwidert sein Grinsen nur und nickt. „Nach einiger Zeit kann man gut einschätzen was jemand braucht und was nicht." Er streicht ihr mit dem Daumen über die Wange, lässt sie aber wieder los und fängt an zu gehen, das war ja der eigentliche Plan. „Wie geht's dir eigentlich mit all dem? Du weißt erst seit kurzem von allem bescheid und dann wirst du gleich in das Konklave gezogen..." Noyan dreht den Kopf zu ihr und schnaubt. „Das kann ich mir nicht einfach vorstellen." Schulterzuckend geht Vanja neben ihm her und verzieht nachdenklich das Gesicht. „Weißt du... Es gibt Dinge die sollte man einfach annehmen und damit arbeiten. Natürlich braucht es ein wenig um es richtig im Kopf zu haben, all die Namen und so- Ich hab deinen am Anfang mindestens drei Mal vergessen!" Gespielt entrüstet legt er sich eine Hand auf die Brust. „MEIN Name? Also jetzt bin ich enttäuscht, traurig bin ich!"
Kichernd stößt sie ihn leicht mit dem Ellenbogen an. „Krieg dich wieder ein, jetzt kenn ich ihn ja." Noyan schmunzelt und lässt die Hand wieder sinken, während sie fortfährt. „Aber was soll ich sagen? Man braucht nur die richtigen Leute mit viel Geduld die einem alles immer wieder erklären würden und mit genug Eigenengagement ist das irgendwie machbar. Auch wenn ich erst die Grunddinge kenne und ich daheim noch SO viel lernen muss!" Der Drache reibt sich nachdenklich das Kinn. „Meinst du... es sind Sachen bei denen ich helfen könnte?" Sofort schüttelt Vanja den Kopf und hebt die Hände. „Wahrscheinlich schon! Aber wir sind hier weil DU mal wieder runterkommen wolltest. Wir machen uns keinen Stress indem wir über Sachen reden die mich angehen, sondern du bist jetzt wichtig, in Ordnung?" Ein wenig perplex zieht er die Augenbrauen hoch, er ist wichtig? Er muss das irgendwie rumdrehen können, um seinen eigentlichen Plan am laufen zu halten. Aber irgendwie wäre es schon interessant was sie meint als sie sagte dass ER wichtig wäre. „Und... was willst du machen um MICH in den Mittelpunkt zu stellen?" Die junge Frau mustert ihn für ein paar Augenblicke und sieht sich dann kurz um. „Komm mit, ich habe eine Idee was dir helfen könnte." Überrascht sieht er nach unten, als sie sich seine Hand schnappt und ihn hinter sich herzieht. Bleibt ihm was anderes übrig als ihr zu folgen? Aber wo will sie hin? Und warum sieht es aus als würde sie zu diesen Steindünen gehen wollen? Das ist ungemütlich! „Was willst du da drüben?" Vanja dreht nur leicht ihren Kopf, dieses vertrauensvolle Lächeln auf den Lippen. „Ich weiß nicht ob du mir vertraust, dafür kennen wir uns noch nicht so lange! Aber... glaubst du mir wenn ich sage dass ich eine Idee habe um dich zu entspannen?"
Noyan seufzt und verzieht das Gesicht, als sie tatsächlich bei dem kleinen Abhang stehen bleiben. Skeptisch sieht er dabei zu wie sie ein paar Steine aus dem Weg räumt und sie sich hinsetzt, wobei sie ihm andeutet sich ebenfalls hinzusetzen. „Und... jetzt?" Mit einem ruhigen Lächeln bringt sie ihre Beine ein wenig auseinander, wobei der Drache die Augenbrauen hochzieht. „Du willst- Hier draußen? Wirklich? Also- Hier draußen Sex ist wirklich nicht angenehm. Ich meine... der Hang ist gut um Blickgeschützt vom Schloss zu sein, aber... Wir können reingehen und uns einen gemütlichen Platz suchen!" Man könnte schon fast meinen Schock in ihren Augen zu sehen, bevor sie rot wird und den Kopf schüttelt. „Nein, nein, nein! Leg dich her und entspann dich, das wollte ich damit andeuten!" Nun aber muss Noyan schmunzeln und kniet sich hin, bringt sein Gesicht zu ihrem. „Und ich dachte schon du wärst ein wenig... draufgängerisch." Er schnaubt leicht und deutet dann nach unten. „Einfach hinlegen?" Sie schluckt und nickt, das war verdammt nah und mit einem etwas kräftiger pumpenden Herz sieht sie nach unten und wartet ab, bis er sich richtig auf den Rücken gelegt hat. Mit einem verschmitzten Grinsen sieht er zu ihr hoch. „Dein rotes Gesicht hat durchaus etwas... und es kommt nicht von dem Mond." Sie bekommt nicht einmal ein Wort raus, sondern nur vereinzelte Laute. Der Drache muss lachen und legt sich eine Hand auf den Mund, das ist doch echt die Unschuld in Person. „Ach sei Still... und entspann dich...", murmelt Vanja irgendwann und legt ihm eine Hand auf den Kopf, bevor sie anfängt durch seine Haare zu streichen. Noyan macht seinen Zopf auf und schließt die Augen, wann wurde ihm das letzte Mal durch das Haar gefahren ohne Hintergedanken zu haben? Und wenn er sich schon so viel Mühe macht, dann kann er sich das auch genehmigen.
„Welches- Welches Jahrtausend haben wir?" Noyan dreht blinzelnd den Kopf herum, bevor er hoch zu Vanja sieht. Die fährt ihm weiter durch die Haare und holt mit einer Hand das Handy raus. „Wir haben es den gleichen Tag an dem du eingeschlafen bist um... kurz nach neun Uhr Abends. Guten Morgen." Der Drache atmet tief ein und gähnt, während er sich streckt und sich wieder entspannt. Er hatte ein verdammt gutes Nickerchen, das muss er zugeben. „Und du hast... die ganze Zeit mit deinen Fingern... durch meine Haare?" Die Hüterin nickt und lächelt. „Du hast es gebraucht, Noyan. Du warst so müde und angespannt, dass du eigentlich sofort weg warst als du dich hingelegt hast!" Mit beiden Händen streicht er sich durch das Gesicht, das war definitiv anders geplant. Aber da war so ein extremer Frieden, den konnte er nicht ignorieren. „Kannst du das... bitte niemals jemand anderem gegenüber erwähnen? Dass ich einfach so eingeschlafen bin?" Er spürt ihre Hand an seiner Stirn und wie sie langsam auf die Seite streicht. „Natürlich, kein Problem. Willst du noch liegen bleiben und in Ruhe wach werden?" Ein wenig umständlich dreht er sich erst auf den Bauch und setzt sich dann auf ihre Oberschenkel. „Warum gibst du so einen extremen Frieden ab? Warum fühlt man sich bei dir sowohl wohl? Ich verstehe es nicht." Vanja, die sich nicht ganz so wohl fühlt dass er auf ihr sitzt, zuckt nur mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Und außerdem- Nicht bei jedem Frieden. Ich hab auch Probleme mit manchen Leuten. Wie dem Blytch der mich umbringen wollte. Oder Mirabella." Von dem Blytch hatte er gehört, aber das mit wem? „Entschuldige mein dummes Fragen, aber... wer ist Mirabella?"
Die junge Frau deutet rechts neben sich. „Kannst du- Kannst du von mir runtergehen? Nicht dass du mir zu schwer wärst, um Himmels Willen! Aber... die Nähe ist im Moment nicht so meins." Also geht er von ihr runter und setzt sich neben sie, während Vanja ein wenig erzählt was mit Mirabella abging. „Ach das war DIE? Ich hab nur gehört dass du irgendjemanden eigentlich ziemlich fertig gemacht hast, zumindest verbal. Aber ich wusste nicht dass das die Kleine von Solideo war. Hab das nur über ein paar Ecken gehört." Nickend räuspert sie sich. „Auf jeden Fall ist sie hin und wieder bei mir und meinen Freunden und steht dann so gehässig am Tisch, weißt du? Versucht dumme Sprüche abzugeben. Aber ich bin so froh dass die anderen da sind, ich kann sowas sicherlich nicht ein zweites Mal!" Noyan schiebt sich die langen, schwarzen Haare auf die rechte Seite seines Halses, legt ihr einen Arm um die Schultern und drückt sie ein wenig an sich. Er fühlt sich schon fast ein wenig schuldig für das, was er vorhat. „Weißt du... manchmal ist es besser einfach ein für alle Mal klar zu stellen wo du stehst und wie du das machst, das ist deine Sache. Manche geben dem anderen einen Schlag mit, wiederum andere nehmen Rache und die nächsten teilen verbal aus. Ich feuere dich nicht an ihr vor allen Leuten eine auf die Schnauze zu geben, weder körperlich noch verbal! Aber einfach deinen Standpunkt klarstellen. Sagen dass es dich nervt wie sie dich behandelt und dass sie einfach die Klappe halten soll, wenn sie es schon nicht schafft sich gegen jemand anderen verbal zu behaupten. Denn... so wie ich mitbekommen habe, ist die Kleine eine Schlägerin. Pass also auf." Vanjas Blick wird ein wenig besorgt, eine Schlägerin?
„Aber keine Sorge." Eine Hand an ihrer Wange lässt sie aufschrecken und Noyan zwingt sie so ein wenig ihn anzusehen. „Ich bin mir sicher dass man auf dich aufpasst. Du hast Freunde um dich rum, du hast Bhan und du hast auch dich selbst. Du schaffst das." Sein Lächeln gibt ihr irgendwie schon so etwas aufmunterndes. Seine Stimme wird ein leiser, je näher er mit seinem Gesicht kommt. „Du bist stark, du weißt was du willst und was nicht, du bist zielstrebig..." Schlussendlich ist seine Stimme nicht mehr als ein Flüstern. „Du kannst dich verteidigen, Vanja." Ein paar Sekunden vergehen, wobei Noyan selbst die Augen erst ein wenig aufreißt, bevor er den Kuss erwidert. Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung. Doch Vanja zieht nach hinten, legt sich eine Hand auf den Mund. „Oh Gott- Tut mir leid! Die Stimmung war so- Und ich hab nicht mehr nachgedacht und- Es tut mir so, so leid!" Der Schwarzhaarige lächelt gelassen. „Beruhig dich Vanja, es ist nur ein Kuss. Es ist nichts festes, es ist nichts verbindliches, es ist alles gut. Siehst du?" Er lehnt sich vor und gibt ihr einen weiteren Kuss, bevor er sich wieder aufrichtet. Auch jetzt ist ihr Gesicht ein wenig rot und sie schüttelt den Kopf. „Küssen sollte man nur aus Liebe. Nur aus Liebe... nicht einfach so... Die Lippen sind für Partner bestimmt. Wir sind keine Partner- Es tut mir so leid!" Nun wird Noyan aber ernsthaft besorgt, legt ihr beide Hände auf die Schultern. „Vanja! Atmen! Einatmen, ausatmen!" Er macht es laut vor und sie folgt ihm mit einer leicht zitternden Atmung. „Beruhige dich, bitte. Das war eine halbe Panikattacke, was ist bitte los?" Die Hände der Hüterin zittern ein wenig, aber sie schafft es irgendwie wieder runterzukommen. „Tut mir leid, Noyan...", murmelt sie leise und lässt sich gegen ihn fallen.
Er wollte sie verführen um Rache an Bhan zu nehmen und jetzt beruhigt er sie gerade wegen einer halben Panikattacke. Die hatte ja nur noch Schnappatmung, als sie das gesagt hatte. „Lass mich raten, strenge Eltern?" Er hat wieder einen Arm um sie gelegt, während Vanja nach vorn sieht, ihre Stimme tonlos. „Ich kann nicht alles auf meine Eltern abschieben, sie sind... nett. Und liebevoll!" „Und können trotzdem Traumata verursacht haben. Offensichtlich.", brummt er und lässt sie mit ihrer Ananas herumspielen. Scheint sie zu beruhigen. „Noyan?" Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er zu ihr runter, wobei sie Tränen in den Augen hat. „Es tut mir so, so leid... wir sind hier her gekommen um für dich Ruhe und Abstand zu schaffen und es ist alles andere als ruhig und mit Abstand!" Bei allen Göttern- Sie fängt jetzt aber nicht gleich an zu weinen, oder?! Der Plan ging sowas von nach hinten los. „Alles gut, komm bitte wieder runter und mach dir keine Gedanken drum, okay? Ich meine... es ist vielleicht nicht die Ruhe die ich zwischen deinen Beinen hatte..." Dabei muss er einfach grinsen und sie schnieft, schmunzelt dennoch kurz. „Aber es ist auf jeden Fall Abstand zu dem was hinter uns abgeht. Danke, Vanja." Im Nachhinein hat er das dann doch vielleicht ein wenig gebraucht, wenn auch eigentlich nicht in der Form. „Wir bleiben noch ein wenig hier. Wenn Bhan sieht dass du geweint hast und er mitbekommt dass wir unterwegs waren- Er bringt mich um." Der Drache spürt wie sie sich wieder an ihn lehnt, vertrauen hat dieses kleine Menschlein wirklich. „Es ist nie passiert?" Noyan hingegen lächelt leicht und drückt seine Nasenspitze an ihre Stirn. „Ich habe keine Ahnung von was du redest." So sollte sie anfangen ihm zu vertrauen.
Als Vanja wieder zurückkehrt ist Bhan auch noch nicht da und sie kann sich an das Schreiben des letzten Buches machen, bevor sie an den passenden Zimmern klopft. Inara drückt sie fest an sich, sie hat überhaupt nicht damit gerechnet ein Geschenk zu bekommen, geschweige denn gleich die Zusammenfassung ihrer eigenen Meinung für die Wahl! Vanja lächelt dem Drachen hinter Inara kurz zu, bevor sie weitergeht und auch an Dennis ausliefert. Der starrt zwischen dem Buch und ihr immer wieder hin und her. „Das ist... wirklich für mich?" Die Hüterin nickt lächelnd. „Ich hab genug und... dann ist das für die Wahl morgen auch einfacher. UND du hast was wo du drin schreiben kannst!" Ihr wird die Luft aus der Lunge gepresst, einfach weil Dennis noch nie außer von Malvina ein Geschenk bekommen hatte. Zumindest von Leuten außerhalb seiner Ziehfamilie. „Danke, Vany." Maxim und Jekaterina sind nicht da, dafür aber Fjodor und Anfisa und sie übergibt die kleinen Büchlein an die jeweiligen Drachen, damit sie das dann weitergeben können. Während sie zurückgeht, sieht sie auf ihr Handgelenk und seufzt, ein Versprechen für die Ewigkeit? So sieht es nämlich aus, dieses Tattoo. Jeder von der Gruppe hat eins und auch wenn es vielleicht cool ist zu zeigen ‚hey, wir gehören zusammen' ist der Grund für dieses Mal wohl eher nicht so erfreulich wie gedacht. „Vanja?" Ruckartig zieht sie die Luft ein und reißt ihren Kopf herum, doch es ist nur Noyan der abwehrend seine Hände hebt. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken." Na dafür ist es aber auch schon zu spät. Dennoch lächelt sie leicht und schüttelt den Kopf. „Alles gut, was ist los?" Die braunen Augen gehen für einen Moment auf die Seite, bevor er ihren Blick erwidert. „Ich... wollte mich entschuldigen."
Stirnrunzelnd mustert sie ihn. „Für was?" Er zieht nur die Augenbrauen hoch und sie weiß was er meint. „Erstens war es meine Schuld, zweitens ist es Vergangenheit und drittens... ich muss darüber hinweg kommen. Das ist..." Sie lächelt unsicher. „Das ist einer der Gründe wieso es mit den Partnern immer schlecht aussieht und vielleicht sollte ich da wirklich mal dran arbeiten. Ich- Ich denke es hat nur der letzte Ruck gefehlt." Noyans Blick wird sanft. „Wenn du willst... kann ich dir damit helfen. Die nächsten Tage werden ein volles Programm, aber ich bin mir sicher wir können ein paar Traumata aufarbeiten. Wenn du willst, nur wenn du willst." Vanja schmunzelt leicht und sieht auf den Boden, es klingt gut! Aber ihr erster Instinkt ist zu sagen ‚nicht mit dir' und sie weiß nicht wie sie das Aussprechen soll. „Ich... werde darüber nachdenken. Danke Noyan." Vorsichtig nimmt er ihre Hand und platziert einen Kuss auf ihren Handrücken, ehe er sie loslässt. „Wir sehen uns morgen." Sie nickt lächelnd und hebt verabschiedend die Hand. „Gute Nacht, Noyan." Damit wendet sie sich ab und geht, sie hat wirklich das Gefühl ihrem Instinkt trauen zu sollen und der sagt ihr, dass es nicht er sein sollte mit dem sie das verarbeitet. Fühlt sie sich schlecht, weil sie Hilfe ausschlägt? Definitiv. Hoffentlich nimmt er das morgen nicht falsch auf, aber selbst in der kurzen Zeit mit Alucard, Erzbischof Maxwell und den anderen hat sie gelernt, dass ihr Instinkt das einzige ist, das sie möglicherweise vor der Gefahr noch warnen könnte. Aber erst einmal sollte sie schlafen gehen, sie muss morgen ja früh genug aufstehen um zu frühstücken und mit den anderen noch alles besprechen zu können.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro