Neue Vorstellung
„Du musst dich wirklich an das Geräusch einer Pistole gewöhnen, ansonsten verreißt du die gesamte Zeit den Schuss!" Heinkel hat normalerweise sehr viel Geduld, scheint sie aber bei Vanja so ein wenig zu verlieren. Eine Pistole ist laut, ja. Aber jedes Mal zuckt sie zusammen und es könnte wirklich gefährlich werden wenn sie weiterhin überall hinzielt, aber nicht dorthin wo der Schuss gehen soll! Yumiko legt ihr nur eine Hand auf den Oberarm, sie soll sich doch bitte beruhigen. War sie besser als es am Anfang gelernt hat? Auch Heinkel hatte anfangs Probleme mit der Lautstärke und musste mit Ohrstöpseln daran gewöhnt werden und es hat gut zwei Wochen täglichen Trainings gebraucht um ohne diese Stöpsel schießen zu können. Sie sind hier nicht in einer fiktionalen Welt in der jemand das innerhalb von wenigen Stunden perfekt erlernen kann, das ist die Realität und diese Realität ist eben auch etwas langsamer was den Fortschritt angeht. Die Schwarzhaarige stellt sich neben Vanja und lächelt ihr aufmunternd zu. „Ich weiß dass es schwierig ist, sehr schwierig sogar. Immerhin hast du bis jetzt noch nicht einmal eine direkte Waffe gehalten und hast eigentlich nie gedacht eine benutzen zu müssen, stimmts?" Vanja, die ein wenig in sich zusammengesunken ist weil sie es einfach nicht schafft sich nicht zu erschrecken, nickt unsicher. „Jetzt also etwas in der Hand zu halten das andere Personen potenziell töten könnte ist unheimlich, oder?" Wieder ein Nicken. Damit kann man ernsthaft verletzen und, wenn man es möchte oder muss, Leute umbringen. Das passt einfach nicht in ihr Weltbild! Und es jetzt zu lernen ist für sie innerlich doch irgendwie ein Zwang, auch wenn sie weiß dass es nicht nur nützlich, sondern wichtig ist.
„Aber diese Pistole, die du in der Hand hältst..." Yumiko legt ihr eine Hand auf die, mit der Vanja die Waffe hält. „Das ist die allerletzte Instanz, verstehst du? Du kannst alles ausprobieren was du möchtest. Reden, laufen, meinetwegen kannst du auch versuchen Witze zu reißen! Aber diese Waffe ist das letzte was du nutzen solltest und wenn du an diesem Punkt angelangt bist, musst du dir eins ins Gedächtnis rufen, ja?" Sie seufzt und lässt die Hand wieder sinken. „In dem Moment, in dem du das Gefühl hast dass du diese Pistole ziehen musst, geht es um dein Leben. Und es geht darum ob du die Sache überlebst oder nicht. Wenn du sie ziehen musst bedeutet das, dass du dich in einer Situation befindest in der Bhan dir nicht helfen kann weil du dich, wie vorhin zum Beispiel, in einer sehr bewohnten Umgebung befindest und doch so abgeschieden dass man dir nach dem Leben trachten könnte. Es bedeutet, dass du die Entscheidung treffen musst ob du Leben willst, oder ob du dich töten lässt. Wie gesagt kannst du alles ausloten was du vorher als notwendig empfindest, okay? Aber bevor du stirbst ist das hier-" Sie deutet wieder auf die Pistole. „Das einzige was helfen kann zu überleben. Du läufst nicht damit herum und erschießt Personen weil es dir Spaß macht, du hast sie bei dir um in dieser gefährlichen Welt als normaler Mensch ohne spezielle Ausbildung eine Chance zu haben." Die graublauen Augen gehen wieder zu der Waffe, Vanja kann verstehen worauf sie hinaus will. Yumiko nickt leicht und richtet sich auf. „Und was Heinkel sagen möchte ist folgendes. Wenn es um dein Leben geht, dann willst du nicht dass dieser eine Schuss, der dir das Leben retten könnte, nicht trifft."
Die junge Frau atmet tief durch, recht hat Yumi auf jeden Fall. Entschlossen nickend hebt sie wieder die Waffe und hält sie mit beiden Händen fest. Vor ihr, im unterirdischen Trainingsraum für Schusswaffen, steht immer noch das eigentlich relativ neues Stück Papier. Nur ein paar Streifschüsse an den Kanten sind zu erkennen, aber nichts was irgendwie aufgehalten hätte wenn es ein echter Feind wäre. Heinkel verschränkt die Arme, Vanjas Hände zittern immer noch so extrem wie vorher. Die Ansprache ihrer Freundin war vielleicht nett, aber ob sie wirklich etwas gebracht hat? Na sie weiß ja nicht. Yumiko sieht nach vorn als Vanja erneut abdrückt, nickt aber zufrieden. Nur ein klein wenig verzogen und diesmal sogar fast in dem Bereich, in welchem man eine Wertung aufgeben könnte. „Vany, du willst dein Leben verteidigen." Yumiko sieht sie diesmal ein wenig strenger an als sonst, während die Waffe nach unten sinkt. „Stell dir vor es wäre wie heute. Man läuft dir hinterher, man bedroht dich mit einem Messer, man trachtet dir nach deinem Leben! Willst du wirklich jemanden mit so etwas aufhalten können?" Vanja erwidert den Blick kurz, hebt aber wieder die Waffe und Yumiko nickt leicht. „Er ist dir hinterher gelaufen, wollte etwas mit dir anstellen das vielleicht schlimmer als der Tod wäre- Willst du das wirklich zulassen? Willst du wirklich jemanden am Leben lassen wenn du diese Waffe gezogen hast? Wenn du alles andere schon ausprobiert hast, um es nicht so weit kommen zu lassen? Er hat dich gezwungen diese letzte Instanz zu wählen!" Heinkel zieht die Augenbrauen hoch als sie im nächsten Moment Schuss für Schuss hört. Und auch wenn die Zielscheibe einen weitreichenden Radius an Löchern besitzt- Sie sind alle innerhalb des Wertungsbereichs. Gut gemacht, Yumi.
„Kann mir einer mal verraten wer ihr eine Pistole in die Hand gegeben hat und wieso sie auch noch trifft?" Die Stimme lässt jeden zum Eingang der Halle blicken, wobei Alucard vor allem aber Heinkel ansieht. Die ist doch die mit den Schusswaffen, also wird sie wohl auch am meisten damit zu tun haben. „Alucard!" Vanja drückt Yumiko die Pistole nur in die Hand und läuft zu dem Urvampir, wobei dieser nur die Augen verdreht und sie schon wieder an sich kleben hat. Schön und gut dass sie sich sorgen macht, aber sollte sie nicht langsam aber sicher wissen dass man ihn nicht so leicht umbringen kann. „Lass los, kleines. Mir geht's gut. Wie ich es dir auch sonst immer gesagt und prophezeit habe." Als sie ihn loslässt spürt er plötzlich ihre Hände an seinen Wangen und er wird runtergezogen, perplex folgt er diesem Zug und zieht die Augenbrauen hoch. „Mensch, Alu... du siehst blasser aus als vorher! Bist du sicher das wirklich alles in Ordnung ist?" Er kann blasser als sonst aussehen? Das wusste er selbst nicht einmal, aber gut zu wissen. „Fast. Aber bevor ich dich beißen muss weil du deine Finger nicht bei dir lassen kannst, solltest du mich loslassen. Zum zweiten Mal." Besorgt presst sie die Lippen aufeinander, lässt aber die Hände sinken und sieht dann auch Erzbischof Maxwell, Bischof Makube und Pater Anderson. Ihre Sorge wird nicht besser, auch sie sehen nicht gerade begeistert aus. „Habe- Habe ich irgendwas angestellt? Ist was passiert und ich bin schuld daran? Gibt's ein Problem mit irgendwelchen Wesen?" Anderson seufzt leise und nickt. „Durchaus gibt es ein Problem mit Wesen. Aber dafür brauchen wir Bhan. Denn er schuldet uns eine Erklärung für das, was passiert ist."
Vanja spürt die Unruhe des Drachen, so deutlich war es noch nie. Was geht hier vor sich? „Und diesen Drachen, auf den ich getroffen bin, gab es auch in Menschenform." Alucard verzieht das Gesicht, die Augen leuchten warnend auf. „Es wäre uns also allen geholfen wenn wir nicht noch mehr Mühe auf uns nehmen müssten als wir eh schon tun indem wir deinen Menschen schützen weil sich der werte Herr zu fein ist rauszukommen!" Die Aufmerksamkeit liegt auf Vanja, die aber überhaupt nicht weiß was sie mit den neuen Informationen anfangen soll. Drachen in Menschenform? „Wie willst du wissen... dass das ein Drache war?" „Weil sie mir den Fakt bestätigt hatte. Du hast jetzt aber kurz Sendepause, ich rede mit deiner lebendigen Handtasche!" Der Urvampir hat keine Geduld mehr um vorsichtig mit irgendjemandem umzugehen und so schnauzt er natürlich auch Vanja an, die überrascht einen Schritt nach hinten geht. So genervt hat sie ihn eigentlich noch nicht erlebt! Bhan ist immer bei ihr, also ist sie natürlich immer die erste Person über die alles geht. Es war jedes Mal so, wenn sie darüber nachdenkt! Immer wurde sie eigentlich angesprochen wenn es um den Drachen ging! Was eigentlich... fast jedes Mal der Fall war. Ihre Schultern gehen nach unten, natürlich geht es nur um Bhan. Wie hatte sie darüber nachdenken können dass sie selbst wirklich ein Teil von der Sache sein könnte? Als einfacher, unausgebildeter, schwacher Mensch. Es wurde ihr klargemacht dass diese Welt gefährlich ist und dass ein Drache durchaus die Macht besitzt um ein Zeichen zu setzen! Und da sie mit Bhan unterwegs ist, ist sie anscheinend nur das Anhängsel. Aber sie waren doch alle so nett zu ihr! Dennoch muss man in Betracht ziehen dass sie nett zu ihr waren, damit sie an Bhan herankommen. Oder?
Yumiko und Heinkel waren doch auch immer so nett zu ihr und haben ihr beigebracht wie die Grunddinge der Pistole funktionieren! Aber nur um sich allein verteidigen zu können. Wenn sie nicht mehr da ist, was hätte Bhan noch einen Grund um hierzubleiben? Aber der Pater- Der hat es wahrscheinlich genutzt um etwas gutes für die Kinder zu tun. Aber der Erzbischof! Aber auch hier ist sie sich unsicher, ob es nicht die Möglichkeit gibt, dass man sie an Iskariot binden möchte damit sie Zugriff auf Bhan haben. Nur langsam geht ihre Hand in die Hosentasche und umgreift die kleine Ananas, drückt sie immer wieder um etwas ruhiger zu werden. Sie überdenkt das alles einfach! Das sind nette Leute die sie gerettet haben, die ihr beibringen wollen wie sie sich im Ernstfall selbst verteidigen kann, die sie in ihre Mitte aufgenommen haben! Kein Grund solche Anschuldigungen auch nur zu denken. „Vanja? Alles in Ordnung bei Ihnen?" Ihr Blick geht zu Pater Anderson, wobei sie wieder lächelt. So schlimm kann es nicht sein, wenn man sich auch einfach so Sorgen um sie macht. „Nur ein paar... Gedanken zu viel die nichts mit dieser Sache zu tun haben." Leise kichernd legt sie sich die andere Hand auf den Hinterkopf und nickt. „Wisst Ihr- Manchmal kommen einfach Gedanken in meinen Kopf die ferner nicht sein könnten und ich brauche immer ein bisschen, bis ich sie verscheuchen kann um wieder voll da zu sein!" Alexander seufzt und mustert sie weiterhin besorgt, sie sah jetzt nicht wirklich aus als würde sie urplötzlich über brennende Öfen nachdenken. Aber gut, wenn sie es nicht sagen möchte, dann wird er sie auch nicht zwingen.
„Du verdammtes Echsenvieh- Jetzt ist nicht die Zeit um sich zu verkriechen und sie alles machen zu lassen!", faucht Alucard plötzlich und Heinkel zieht die Augenbrauen hoch als der Urvampir doch glatt die Zähne fletscht wie ein wildes Tier. „Dieses Drachenweib wollte sie mitnehmen, wieso auch immer und du meintest, dass es einiges gibt was zwischen dir und ihr bleiben soll. Aber der scheiß geht uns jetzt auch was an, wenn es SIE etwas angeht! Ich bin nicht extra in dem Lieferwagen mitgefahren in den sie geschleppt werden sollte und musste an einer Tankstelle warten bis die anderen aufgetaucht sind, um jetzt mit Stille abgespeist zu werden, ist das klar? Es war ein Drachenweib und ein verdammt arroganter Mensch, spucks aus!" Da der Urvampir nicht weiß wo er hinsehen soll, starrt er dabei Vanja an die immer weiter in sich zusammensinkt. Er muss sie nicht anschreien, okay? „Alu... vielleicht hat er keine menschliche Form?" Ihre Stimme ist vorsichtig, wobei sie ein wenig Mut bekommt und sich wieder aufrichtet. „Tch, was weißt du schon von Wesen und ihren Formen, das ist-" „Genug um zu wissen dass es bei manchen nur unter bestimmten Umständen passiert!", unterbricht sie und verschränkt die Arme. Das hat Bhan ihr wirklich noch erklärt und sie ist ein klein wenig stolz dass sie sich daran in so einer Stresssituation noch erinnern kann. „Normaler Werwölfe können sich nur bei Vollmond wandeln, normale Vampire können nur in der Nacht wach sein- Was ist, wenn das bei Drachen auch so ist? Dass ein bestimmter Umstand da sein muss um als Mensch herum zu laufen?" So sehr Alucard ihr gerade widersprechen möchte, leider gibt es nicht genug Beweise dagegen und somit ist das ein valider Punkt.
„Vanja, es reicht."
Die etwas rostige, dunkle Stimme kommt erst einmal von allen Seiten, bevor sie sich zentriert und ein Mann aus dem Nichts zu erscheinen scheint. Lange, weiße Haare fallen bis runter zu seiner Brust, der obere Teil ist, wie bei Geralt von Riva, zusammengebunden worden. Satte, blaue Augen scheinen hinter den weißen Wimpern hervorzustrahlen und starren vor allem die junge Frau an. Das Gesicht ist schmal, hohe Wangenknochen und die leichten Mandelaugen geben ihm schon fast einen asiatischen Touch. Ein schlichter, dunkelgrauer Anzug mit einem ebenfalls blauen Einstecktuch unterstreicht die von ihm ausgehende Kühle. Die schwarzen Lederschuhe wirken teuer und glänzen frisch poliert. Man kann an der linken Halsseite ein paar Ausläufer eines schwarzen Tattoos erkennen, die aber unter dem Anzug sofort verschwinden und nur erahnen lassen wie groß das eigentlich sein könnte. Die Haut ist makellos rein, die Lippen geben keine Emotion von sich. Es wirkt jetzt nicht so als würde dieser Mann viel Lächeln, geschweige denn im generellen Emotionen zeigen. Ruhig geht er auf die junge Frau zu und legt ihr eine Hand auf den Kopf. „So sehr wie ich es schätze dass du mich verteidigst, ich fürchte dass unser geschmackloser blutsaugender Bekannter leider recht hat was das Einbinden anderer angeht." Vanja starrt den Kerl an, der ungefähr so groß wie Alucard sein dürfte. Die Leere, die sich in ihr ausgebreitet hat weil Bhan nicht mehr direkt bei ihr war, füllt sich wieder als er direkt bei ihr steht. „B-Bhan... Bhan? Bist du das- Bist du das wirklich?!" Der Weißhaarige lächelt leicht und lehnt sich nach vorn. „Ich bin schon fast enttäuscht dass du mich für jemand anderen halten würdest, aber was soll ich von dir erwarten, wenn du diese Form noch nie gesehen hast?"
Sassy? Bringt seinen Kopf zu ihr runter? Gibt ein wenig Kälte ab? Definitiv Bhan. „Na geht doch! Meine Fresse, was war so schlimm daran das zu machen? Warum nicht früher!" Alucard würde den Drachen am liebsten dafür schlagen, hält sich aber noch zurück und lässt ihn sich aufrichten. „Weil ich diese menschliche Form nicht mag. Schwach. Anfällig. Keine Flügel. Und Kleidung ist hin und wieder doch einengend. Aber ich fürchte dass wir uns in einen ruhigen Raum zurückziehen sollten um das zu besprechen." Dabei sieht er zu Erzbischof Maxwell. „Ich gedenke zu wissen dass Ihr dafür sicherlich die Räumlichkeiten besitzt." Enrico nickt nur leicht und wendet sich ab, Bhan folgt sofort. Nicht aber ohne Vanjas Hand zu nehmen und sie so zu zwingen direkt hinter ihm zu gehen. Überrascht blickt sie zu Alucard und dann zum Pater, bevor sie sich darauf konzentrieren muss mit dem Drachen Schritt zu halten. Alexander zieht eine Augenbraue hoch und schnaubt. „Was für ein Tag." Der Urvampir nickt zustimmend. „Könnt Ihr laut sagen und ich denke... das wird noch schlimmer." Der Paladin mustert ihn skeptisch. „Meinst du? Was soll jetzt noch oben drauf kommen?" Die roten Augen gehen zu Vanja und Bhan, bevor auch Alucard losgeht. „Das, was auch immer uns die Echse weitergibt." Denn er hat es nie für nötig gehalten auch nur zu erwähnen dass es eine menschliche Form gibt und wenn man bedenkt was jetzt alles passiert ist, muss es etwas großes sein um Bhan nicht nur in diese Gestalt zu zwingen, sondern ihn auch noch dazu zu bringen das Ding preiszugeben was er eigentlich zwischen sich und seinem Menschen halten wollte.
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