Kühle Vorwarnungen
„Unschuldig? Ich möchte nur daran erinnern wer, als ich damals noch kein Kardinal sondern ein normaler Bischof hier war, in meinem Büro wichtige Dokumente so oft zusammengetackert hatte, dass man sie neu machen musste weil es keine Möglichkeit gab sie auseinander zu bringen? Oder wer meinen PC-Bildschirm mit Fingerfarbe vollgeschmiert hatte? Oder-" „Onkel Richy... Bitte! Es reicht!" Vanja, die schon mit dem Mittagessen fertig ist, sinkt auf dem Stuhl zusammen, das Gesicht brennt vor lauter Scham. „Ich war ein Kind..." Der Kardinal nickt brummend. „Ein sehr aktives Kind. Wenn ich mit deinen Eltern in Ruhe reden wollte, hatte ich kaum eine andere Möglichkeit als dich auf den Gängen herumlaufen lassen und denk nur daran was der arme Papst Julius damals mit dir durchstehen musste!" Enrico runzelt die Stirn, ein gemeinsames Essen ist dann doch nicht so schlecht, man bekommt einiges mit. „Mit dem ehemaligen Papst? Was war denn los?" Mit einem dunkelroten Gesicht schüttelt Vanja den Kopf. „Das ist alles in der Vergangenheit! M-Muss man das wirklich wieder hochbringen?" Doch ihr Onkel zuckt nur mit den Schultern und sieht zum Erzbischof. „Rumgerannt wie eine Verrückte ist sie und hat lachend und quietschend natürlich nicht auf den Weg geachtet. Und RUMS ist sie in den Papst gerannt! Der arme Mann war erst einmal komplett verwirrt was ein Kind hier macht und sie? Ich weiß das nur, weil wir rausgegangen sind weil wir fertig mit unserem Gespräch waren. Sie starrt zu ihm hoch und hebt die Arme und gibt nur so ein breit gegrinstes: ‚Uppies!' von sich. Und was hat Papst Julius gemacht? Sie hochgehoben. Die beiden waren bis zu seinem Amtsende unzertrennlich, ich musste jedes Mal bescheid geben wenn sie kommen sollte, damit er vorbei kommt und mit ihr was machen kann. Sie hat ihm beigebracht wie man Zöpfe bei ihr flechtet, damit er das bei ihr machen kann!"
Anderson nickt, das klingt nach dem, Gott hab ihn selig, alten Papst Julius. Er war der bisher kinderfreundlichste Papst den sie hatten und hat sich auch extrem für das Waisenhaus interessiert, welches er selbst leitet. Er musste nur eine kleine Bitte an ihn stellen und schon bekam er alles für das Waisenhaus was er wollte, das hat sich mit dem aktuellen Papst so ein wenig geändert. „Naja, unser Sonnenschein hier kommt nicht so gut mit Änderungen klar und so war der Wechsel von Papst Julius auf Papst Paulus nicht gerade der einfachste." Vanja hat einfach aufgegeben noch sagen zu wollen dass es jetzt mit den persönlichen Dingen reicht und blickt nur auf ihr Glas runter. Richard war schon immer jemand der gern alles an Informationen herausgibt die er hat, nur um gewissen Situationen zu klären die eigentlich nicht einmal die Hälfte dieser Informationen benötigt. „Das erste Treffen war sehr... beschwerlich und auch wenn sie es probiert, so eine Beziehung wie zu Papst Julius wird sie wohl nie wieder haben." Die junge Frau lächelt zwar, aber selbst Anderson sieht, dass das einfach nur noch gezwungen ist und dass sie sich wirklich unwohl fühlt. „Nun ja, man kommt nicht mit jedem aus.", fängt er dann an und hebt sein Glas. „Vanja? Auf was soll ich mich heute gefasst machen? Ich weiß noch gar nicht was genau wir eigentlich backen, das ist nicht nur eine Überraschung für die Kinder, sondern auch für mich!"
Dankbar um diesen Themenwechsel wird das Lächeln nun echt und die Sommersprossenträgerin richtet sich ein wenig auf. „Also ich habe einige italienische Rezepte gegoogelt und auch ein bisschen was ausprobiert und wir machen ein paar verschiedene, damit für jeden was dabei ist! Wir versuchen Mini-Cannoli mit Schoko-Pistazienfüllung, Richi- Ricy..." Enrico räuspert sich. „Ricciarelli?" „Ja, danke! Also die und dann diese Sfo...glia...telle. Hoffentlich ist das wenigstens einigermaßen richtig ausgesprochen. Sie sind kompliziert! Aber das Endergebnis ist es wert und wir kriegen das mit den Kindern hin, da wette ich mit Euch!" Schmunzelnd nickt der Paladin, das ist die Vanja die sie brauchen. Gut gelaunt, super motiviert und bereit um jederzeit loszulegen. Die sieht dann aber noch zu Enrico und wirkt nervös. Was ist denn jetzt schon wieder los? „Uhm... Ihr habt beim Frühstück darüber geredet, dass Ihr Eure Mittagspause aufgeben würdet für eine Führung. Also... steht das Angebot noch?" Der Paladin versucht sich seine Überraschung nicht ansehen zu lassen, der würde seine Mittagsruhe aufgeben um ihr was zu zeigen? Wow, er meint das wirklich ernst damit, ihr nahe zu kommen ohne dass es zu auffällig für sie wird. Moment, hat er das von vornherein vorgehabt? Denn direkt besprochen haben sie es erst nach dem Frühstück und nachdem das mit ihrem Onkel rausgekommen ist. „Natürlich, Vanja. Wenn Sie noch wollen, dann kann ich Ihnen gerne eine kleine Führung geben." Maxwell beobachtet die junge Frau, die aber komplett zufrieden wirkt und sich bei ihm für die Zeit bedankt die er für sie aufbringt. „Kein Problem, bisher haben Sie ja noch nicht alles gesehen.", erwidert er nur ruhig und isst dann weiter, die schon fast bittenden Blicke Kardinal Jestners ignorierend, der wahrscheinlich auch alles sehen will.
Als die Führung beginnt, hält der Erzbischof Vanja etwas hin, die das ein wenig perplex entgegen nimmt. „Sie meinten doch dass Sie etwas brauchen um richtig zuzuhören. Das hier sollte in keiner Form meine Erklärungen in irgendwelcher Form stören und Sie können es nutzen um sich zu konzentrieren." Die junge Frau blickt auf den kleinen Stressball in Form einer blauen Ananas hinunter und dann wieder grinsend zu Enrico. „Danke! Es ist perfekt!" Es fühlt sich gut in der Hand an, es ist dehnbar und drücken lässt es sich auch sehr gut. Außerdem kann sie mit den gelben Blättern oben ganz gut herumspielen und während der kleinen Tour sieht Erzbischof Maxwell auch, dass sie es wirklich nutzt. Hatte er gedacht dass sie übertreibt? Ja. Ist er eines besseren belehrt worden? Auch ja. Man muss wohl einfach nur zuhören, um den besten Weg zu finden wie man die Aufmerksamkeit bestimmter Leute auf das richtige Ding lenkt. Er entspannt selbst ein wenig, als sie anfängt sich auch aktiv daran zu beteiligen und Fragen zu stellen, es ist gut zu wissen dass sie wirklich zuhört und sich dafür interessiert. Wenn er schon seine sonst so geheiligte Mittagsruhe dafür aufgibt, in der er normalerweise entspannt sein Buch lesen und in Ruhe verdauen würde. Die Führung endet dann auch in seinem Büro, in welchem es Tee für die beiden gibt und die letzten Minuten verbracht werden können bevor der Paladin sie für das Waisenhaus abholt. „Zugegebenermaßen hatte ich mich nie für die abgesperrten Bereiche in der Bibliothek interessiert, mir wurde von Anfang an gesagt dass ich das nicht darf und das habe ich nie hinterfragt- Aber zu wissen WAS sich hinter den Türen befindet ist so viel cooler!" Ah, sie meint die Abteilung für Dämonologie und den Werwolfraum.
Enrico hebt seine Tasse und nickt ihr leicht zu. „Und wie sonst alles andere, bitte ich Sie darüber Stillschweigen zu halten. Nur Hellsing und Iskariot ist es gestattet diese Informationen zu besitzen, Sie geben auch nichts an ihren Onkel weiter." Vanja nickt heftig und spielt ein wenig mit der Ananas herum, bevor sie diese mit einem dankbaren Lächeln auf den Tisch stellt. „Und... vielen Dank dafür." Sein Blick geht kurz zu dem Ding, bevor er jedoch abwinkt und den Kopf schüttelt. „Behalten Sie es, ich habe keine Verwendung hierfür." Überrascht sieht Vanja von ihm zu der Ananas und wieder zu ihm. „Ich... darf?" Nickend bestätigt er die Aussage, wobei sie die Ananas ganz langsam an sich nimmt und sie schon fast beschützerisch an sich drückt. Interessante Reaktion für die Übergabe eines, für ihn, komplett nutzlosen Geschenks. Na wenn sie meint... „Danke, Erzbischof Maxwell.", murmelt sie und sieht auf das Geschenk runter. Man schenkt ihr eigentlich relativ wenig, deswegen wird sie auf diesen kleinen Squishy definitiv aufpassen! „Darf ich Ihnen eine wahrscheinlich eher persönlichere Frage stellen? Zwei. Zwei Fragen." Die junge Frau erwidert seinen Blick und nickt lächelnd, natürlich kann er! „Ihr persönliches Umfeld... wie ist das aufgebaut? Ich möchte nur wissen ob wir irgendwelche Freunde oder... Partner oder Partnerinnen haben, auf die wir aufpassen sollten und bei denen es sein kann, dass sie öfters auftauchen." Vanja legt sich eine Hand auf den Hinterkopf und lacht unsicher. „A-Also... nichts bei Partnern! Ich... kann nicht so mit Emotionen umgehen und das hat bis jetzt jeden abgeschreckt und- Oh Gott, tut mir leid, ich könnte auch einfach 'nein' sagen!"
Tief holt sie Luft und stößt sie in einem langen Seufzen wieder aus. „Bei Freunden würde ich behaupten... Meine Arbeitskollegen! Besonders Raphaela, sie ist immer so nett und fürsorglich- Und sie hat mich eigentlich auch davor gewarnt in Vlads- Alucards Auto zu steigen! Ich mag sie echt gern. Und sonst... ist mein Freundeskreis eher klein! Nicht jeder kommt mit mir klar, was man auch nicht muss! Aber ich habe auch zwei weitere Freunde. Aber die leben nicht in London. Ich glaube nicht dass jemand die beiden persönlich antreffen wird!" Huh, ein wenig isoliert also, hm? Umso besser. „Und Frage Nummer zwei wäre die, wie die aktuelle Beziehung zu Papst Paulus ist. Scheinbar kennt man sich! Aber auf welcher Ebene? Als Ihr Onkel darüber geredet hat, klang es nicht so als ob es eine gute Beziehung wäre." Nachdenklich sieht die junge Frau auf die Seite, wie ist ihre Beziehung zu dem Kerl? „Nun ja... man kennt sich! Aber ich... würde ihn nicht meine Haare flechten lassen, wenn Ihr versteht." Sie vertraut ihm nicht, er hat eine sehr komische Ausstrahlung an sich die sie nicht mag. „Sie haben Angst vor ihm?" Abwehrend hebt sie die Hände und schüttelt heftig den Kopf. „N-Nein! Nicht Angst! Um Gottes Willen, das nicht! Ich..." Langsam gehen die Hände wieder runter und sie räuspert sich. Soll sie wirklich so jemanden wie den Papst vor einem seiner Leute so beschreiben wie sie es eigentlich möchte? „Seien Sie ehrlich, Vanja. Ehrlichkeit währt am längsten und keine Sorge, ich sage nichts zu ihm und meine Meinung über Sie wird sich auch nicht ändern." Meint er das wirklich ernst? Dennoch lässt sie die Schultern sinken und nickt. „Es- Er hat eine komische Ausstrahlung. Schon seit dem ersten Tag und ich... würde ihm nicht groß vertrauen."
Enrico fühlt sich zwar ein wenig zwiegespalten, bleibt aber ruhig und nickt nur leicht. „Wenn man die Umstellung von Papst Julius auf Papst Paulus betrachtet, dann ist das durchaus verständlich. Immerhin ist der Mann weg, mit dem man einen Großteil der eigenen Kindheit verbracht hat." Ihr ausweichender Blick sagt ihm mehr als ihr Mund es je könnte und sein Blick wird skeptisch. „Das war noch nicht alles." Leicht sinkt sie in sich zusammen, er hat recht. „Hat er etwas getan, um diese Meinung zu verdienen?" Ihr Kopfschütteln lässt ihn eine Hand an das Kinn legen. „Wären Sie so freundlich es mir zu erklären? Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz." Vanja sieht auf die Tasse vor sich, soll sie wirklich? Aber er hat gefragt. Auch wenn sie keine direkten Beweise hat? „Ihr... seid mir nicht sauer?" Irritiert runzelt Enrico die Stirn, schüttelt aber den Kopf. „Für eigene Meinungen sollte man keine Wut abbekommen. Besonders wenn man sie nicht in andere Gesichter brüllt, sondern danach gefragt wird, Vanja." Mit ein wenig mehr Mut nickt sie und richtet sich auf. „Ich habe oftmals... kalte Schauer. Im Nachhinein hat sich rausgestellt dass es Bhan ist, der mich vor irgendetwas warnen möchte! Das war auch bei dem Wagen und Alucard so und normalerweise höre ich auf diesen kalten Schauer..." Maxwell lehnt sich ein wenig nach hinten und nickt verstehend. „Und diesen kalten Schauer hatten Sie auch bei Papst Paulus." „Habe. Immer noch. Ich habe ihn heute gesehen und da war wieder dieser kalte Schauer. Ich möchte den Teufel nicht an die Wand malen! Aber... wenn selbst Bhan mich warnt? Da bleibe selbst ich auf Abstand. Ich möge gutgläubig sein, aber nicht dumm." Das sind schon fast alarmierende Neuigkeiten, denn dieser Drache scheint gewisse Absichten zu erkennen ohne eigentlich irgendwie mit dieser Person interagiert zu haben.
Ein Klopfen lässt keine Zeit für weitere Diskussionen darüber, denn Enrico bittet die Person rein. Pater Anderson ist sich der Stimmung bewusst in welche er hier tritt und bleibt auch erst einmal still um nicht direkt zu stören. Es drückt einen hier schon ein wenig runter, das muss er zugeben. „Ich wünsche Ihnen viel Spaß im Waisenhaus, Vanja. Und geben Sie den Kindern nicht zu viel Zucker, ich habe gehört das bekommt ihnen nicht ganz so gut." Die junge Frau versucht wieder in eine bessere Laune zu kommen und steht auf. „Werde ich versuchen, Erzbischof Maxwell! Auch wenn ich nicht versprechen kann dass sie sich nichts stibitzen, es sind und bleiben Kinder." Ihr Lächeln wird endlich wieder ehrlich und er nickt ihr zu, ehe Alexander übernehmen kann. „Der Wagen ist bereit, wollen Sie noch irgendetwas mitnehmen?" Wie ausgewechselt dreht sie sich zu dem großen Paladin um und nickt heftig. „Ich hab ein bisschen was mitgenommen! Ich weiß nicht ob das Waisenhaus ein bisschen was gebrauchen kann, aber ich habe ein wenig aussortiert was meine Backutensilien angeht und noch ein bisschen was anderes- Wir können es gleich mitnehmen!" Anderson hält ihr die Tür auf und deutet ihr an rauszugehen. „Dann holen Sie das was Sie holen wollen und wir treffen uns vor dem Gästehaus, ja?" Mit einem: „Bis gleich!", saust sie aus dem Büro, wobei der Pater die Tür schließt und Enrico nur fragend ansieht. Dieser schnaubt, hebt die Tasse und zieht die Augenbrauen hoch. „Wie sehr vertraut Ihr dem Drachen und seinem Urteilsvermögen?" Minimal irritiert verschränkt der Paladin die Arme und lehnt sich an die Tür. „Überraschenderweise sehr, obwohl ich ihn nicht lange kenne. Aber er hat einen guten Sinn für Gefahr und hat Vanja vor allem geschützt was ihr Schaden zufügen könnte. Wieso?" Sollte Maxwell ihn aufklären?
Naja, er ist irgendwie schon ein Teil davon, also seufzt Enrico und nickt leicht. „Vanja bekommt kalte Schauer sobald sie in irgendeine Gefahr geraten könnte. Die hatte sie anscheinend auch bei Alucard und dem Wagen, der Drache scheint als Frühwarnsystem zu fungieren. Normalerweise hört sie auf diesen Schauer und es geschieht nichts! Aber..." Neugierig und gespannt wartet Anderson auf das Weiterführen des Satzes, den sein Chef da einfach so unterbrochen hatte. „Vanja hat diesen kalten Schauer auch bei Papst Paulus. Seit dem ersten Aufeinandertreffen." Die grünen Augen werden skeptisch zusammengekniffen. „Kardinal Jestner meinte doch, dass sie sich schlecht an neue Situationen anpassen kann." Das würde als Grund vollkommen ausreichen, oder nicht? Doch der Weißhaarige steht auf und schüttelt leicht den Kopf. „Pater Anderson... denkt doch einmal darüber nach. Sie hat sich fast sofort auf uns eingestellt, ist sogar mit Alucard in telefonischen Kontakt und sie wirkt jetzt nicht so als ob sie mit neuen Situationen nicht zurecht käme. Die Fakten sprechen ein anderes Bild und ich fürchte auch eines, welches uns nicht gefallen könnte. Bhan hat heute, bei einer Sichtung des Papstes, erneut angeschlagen." Anderson legt sich eine Hand auf den Mund, irgendetwas ist also mit dem Papst? Das ist absurd. Enrico hingegen fährt einfach fort. „Das Problem war also nicht die Umstellung von Julius auf Paulus, sondern diese Warnung, die sie seit dem ersten Tag von Bhan bekommen hat. Sie weiß selbst nicht was genau es ist und wir sollten es auch unter uns drei belassen. Wir werden nichts tun was Papst Paulus angeht, vielleicht ein wenig aufmerksamer sein wenn er um uns herum ist! Aber sonst nichts." Einfach, weil sie auch nichts tun können was irgendwie unauffällig wäre. Für beide Männer steht aber eines fest, sie werden den Papst ein wenig genauer im Auge behalten. Wenn nichts sein sollte, super! Sollte er aber irgendwie auffällig werden, kann das gleich protokolliert werden um später darauf zurück zu greifen.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro